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Wer bastelt mit?

Heute, liebe Kinder, falten wir uns einen Ständer. Klingt komisch, geht aber ganz einfach. Am Ende sieht er so aus. Also … theoretisch:

Da ist auch schon die Hand ganz steif geworden. (Höhö.)

Wie’s geht, seht Ihr hier:

Die Anleitungen stammen aus dem Buch „Origami für Erwachsene“ von Nick Robinson. Mit herzlichem Dank an den Verlag.

Gibt es bei zweitausendeins überAmazon.

 

Zwangsjacke für Paare

Wer dachte, Partnerlook wäre das Schlimmste, womit ein Paar seine Umwelt quälen kann, kennt dies noch nicht:

Das herzähnliche Ding ist übrigens ein „Tri-Heart“, wegen der Extraportion Liebe, natürlich.

Sieht der Typ nicht aus, als hätte er gerade große Schmerzen?

 

Was denn jetzt?

Vorige Woche hat sich die Bildzeitung noch im Chor mit Schirrmacher darüber erbost, dass die deutschen Frauen keine Kinder mehr kriegen, und dann heute dies hier:

Inzest-Mutter (21): 5. Baby!
Was treibt diese Frau an? Sex-Gier? Leichtsinn? Unerfüllte Sehnsucht nach Liebe?
Susan K. hat es wieder getan. Die Inzest-Mutter aus Zwenkau (Sachsen) ist zum fünften Mal schwanger. Dabei ist sie erst 21 Jahre alt!

Aber ich weiß: Über die Bildzeitung sollte man sich schon lang nicht mehr wundern.

 

TV-Tipp: „Im Bordell geboren“


Straßenszene: Aufgenommen von Avijit

Die Fotografin Zana Briski wollte eigentlich das Leben der Frauen im Rotlichtviertel von Kalkutta dokumentieren. Doch als sie dort war, lernte sie die Kinder kennen, die dort leben, viele Töchter und Söhne von Prostituierten, bei einigen war der Weg in die Prostitution damit so gut wie vorherbestimmt.

Briski entwickelte das Bedürfnis, ihnen zu helfen, kaufte ihnen einfache Kameras und brachte 12 von ihnen Fotografieren bei. Sie versucht, die Kinder in Schulen unterzubringen, am Ende arrangiert sie sogar Ausstellungen mit ihren Fotos in New York und Kalkutta.

Beeindruckend ist nicht nur, was die Kinder (zwischen 10 und 14 Jahre) mit der Kamera zustande bringen, welche Einblicke sie erst in das Viertel ermöglichen, wo Fotografieren üblicherweise nicht wirklich erwünscht ist. Beeindruckend ist auch, mit welcher Abgeklärtheit Gerade-mal-Teenager die Welt und ihr Leben blicken – und wie sehr man bei vielen von ihnen bereits in den Augen erkennen kann, wie lebenserfahren sie sind.

Ein Happy-End hat der Dokumentarfilm leider nicht für alle.

Heute, 3sat, 21.15 Uhr. (2005 wurde der Film mit dem Oscar in der Kategorie Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.)

 

Brasilien-Argentinien – aber sowas von 1:0!

Dies hier, sehr verehrte Damen und Herren, ist schlichtweg genial. Und wenn Sie das nächste Mal an einer einfallslosen Werbung vorbei kommen, merken Sie sich bitte die Agentur und schicken ihr das:

Dieses Plakat war die Reaktion auf ein Fußballmatch, das Argentinien gegen Brasilien verloren hatte. Der Text lautet übersetzt: „Wir planen bereits die Revanche!“

Die Antwort des brasilianischen Fußballverbandes?

Text: „Es war nicht das erste Mal, und es wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Brasilien 3 x 1 Argentinien.“

Gefunden hier via Sexblo.gs.

 

Der Handbetrieb – eine Analyse

Die Briten, ich sag`s Ihnen! Können wir uns ein anderes Volk vorstellen, das auf die Idee käme, eine Umfrage über die technischen Details männlicher Selbstbefriedigung durchzuführen? Im vorliegenden Fall war es ein Internet-Sexshop, der seine Kunden aufgerufen hat, beim nächsten Handbetrieb genau mitzuzählen, wieviele … tja, wie sagt man das auf Deutsch? … Streiche? Züge? Schrubbs? sie bis zum Finale gebraucht haben. Das ganze nannten sie dann auch noch „Shootout“ (Schießerei) und analysierten die eingelangten Fragebögen wahrlich bis zum letzten Tropfen.

Jetzt wissen wir also, dass Hetero-Männer im Durchschnitt 8 Schrubbs mehr brauchen als Schwule.

73 der 1007 Einsender gaben übrigens an, in einen alten Socken zu … schießen.

 

Geile Kunst

Ich schwöre, es hat nichts mit Nationalsolidarität zu tun, wenn ich das Werk „Männergespräch“ von Karin Frank einfach grandios finde.

Viele ihrer anderen Arbeiten übrigens auch.

 

Sind wir also alle nymphoman?

Gerade bei Spiegel Online diesen Satz gefunden:

In der Fernsehserie „Desperate Housewives“ spielt Sheridan die Nymphomanin Edie Britt.

Für diejenigen, die die Serie nicht kennen (1. Staffel übrigens sehr super, 2. Staffel qualitativ ein wenig abgesackt): „Edie Britt“ ist eine Frau mit einem gesunden sexuellen Appetit, die in der ersten Staffel durchaus wechselnde Liebhaber und (huch!) One Night Stands hatte.

Im Vergleich dazu ein Auszug aus dem entsprechenden Eintrag bei Wikipedia:

Nymphomanie ist die Bezeichnung für ein krankhaftes Verlangen von Frauen nach möglichst viel Sex.

In der gestern beschriebenen Pressekonferenz zu „female affairs“ sagte Ulrike Brandenburg unter anderem, dass Frauen inzwischen gelernt hätten, Nein zu sagen. Dass sie sich jetzt aber auch endlich trauen müssten, Ja zu sagen und sich als Frauen, die Lust haben, zu akzeptieren, anstatt sofort von Scham über ihr eigenes Verlangen geplagt zu werden.

Wenn wir für dieses Verhalten gleich wieder/nach wie vor als „Nymphomaninnen“ bezeichnet werden, kann das noch lange dauern.

 

„female affairs“: außen pfui, innen hui

Gestern Abend wurde in Hamburg eine neue Initiative von einigen Expertinnen vorgestellt, die Frauen „mehr sexuelle Kompetenz“ vermitteln wollen. Wie wird sowas heutzutage getauft? female affairs.

Was ist das erste Anliegen, das die Initiative auf ihrer Webseite behandeln will? „Stressless Sex“.

Ich bin gerade sehr zwiegespalten, ob ich damit anfangen soll, was ich daran alles gut finde oder damit, was mich jetzt schon nervt.

Ok, gut:
Die Expertinnen sind wirklich welche. Angefangen von der ganz wunderbaren Dr. Ulrike Brandenburg, Psycho- und Sexualtherapeutin, die wie kaum eine andere locker, kompetent, anregend und unterhaltsam über Sex, sexuelle Probleme und deren Auswirkung auf Frauen erzählen kann, über Dr. Anneliese Schwenkhagen, gynäkologische Endokrinologin in Hamburg bis zur allseits bekannten Dr. Edit Schlaffer. Sechs Frauen sind es insgesamt, die alle Bereiche abdecken, wenn es um das erweiterte Spielfeld „sexuelle Frauenprobleme“ geht.

Zweitens:
Das Traurige ist, dass solche Informationsplattformen immer noch notwendig sind. Die Damen erzählten gestern Abend ein wenig aus ihrer Praxis, und da kamen teilweise erschütternde Dinge zutage.

Die Stuttgarter Gynäkologin Dr. Elisabeth Merkle erzählte, dass 80 % der jungen Frauen, die montags akut zu ihr kommen (sie hat sogar zwei Praxen), nicht wissen, wann ihre fruchtbaren Tage sind. Noch schlimmer: 60 % der Frauen, die sogar schon Kinder haben, wissen das auch nicht! (Merkle hält montags immer Termine frei für alle Kondom- und sonstigen Wochenendunfälle.)

Anneliese Schwenkhagen erzählte, dass 12-20 % ihrer Patientinnen, auch die jungen, über regelmäßige Schmerzen beim Verkehr berichten. Regelmäßige!

Wir schreiben das Jahr 2006 und noch immer laufen hier massenhaft junge Mädchen und Frauen herum, die keine Ahnung von ihrem Körper haben! Die kennen wahrscheinlich schon mit 12 alle Positionen aus dem Kamasutra und pushen sich mit 13 die Möpse nach oben, wie sie es aus dem Fernsehen und von Cora Schumacher kennen – aber sie haben keine Ahnung von den grundlegendsten biologischen Vorgängen, die sie selbst am direktesten betreffen!

Und bei den Mittelalterlichen ist es vermutlich auch nicht so viel besser.

(Vielleicht sollte man einmal eine kurze Pause beim Beklagen der „Pornographisierung der Gesellschaft“ machen und ausnahmsweise unverkrampft über Sex sprechen.)

Also: Mehr Information für Frauen über Sex und alle verwandten Themen? Super, jederzeit!

ABER.

Wieso muss so etwas „female affairs“ heißen? (Wie wärs mit „FrauenSachen“?) Wieso muss man das erste Thema „Stressless Sex“ nennen? (What´s wrong with „Sex ohne Stress“?) Nicht mich falsch verstehen, ja? Das hat nichts mit „Ess muss merr Toitsch gesprochenn werrdenn!“ zu tun, sondern damit, wen solche Bezeichnungen ansprechen: Die (ältere) nicht ganz so weltgewandte Frau, die so eine Plattform wirklich braucht, weil sie a) sich nicht traut, sich mit ihrem/ihrer Gynäkologen/in zu besprechen und b) eben keine ausreichende Medienkompetenz hat, um sich ihre Antworten im Netz selbst zusammenzusuchen? Hm.

Ganz abgesehen davon, dass wahrscheinlich jeder 2. Passant hier auf der Mönckebergstraße unter „female affairs“ „irgendwas mit Seitensprung“ verstehen würde.

Zweitens:
Wieso muss bei der Präsentation und hier auf der Website (funktioniert noch nicht mit Safari) ein „Mood Video“ gezeigt werden, in dem erst recht wieder nur lauter super attraktive, schlanke, realitätsfremde Frauen in ihrem „alltäglichen Leben“ gezeigt werden? (Ich vermute hiermit, dass z.B. die „Mutter“ gar keine Mutter ist – so wie die das Baby hält.) Wieso nimmt einen (gefühlten) Großteil des Videos die Szene „2 Freundinnen gehen shoppen“ ein? Weil wir schon langsam selbst davon überzeugt sind, nichts anderes zu tun?

Auf der Foto-CD, die gestern verteilt wurde, sind ebenfalls nur lauter Models zu sehen.

Die Initiative wird vom Pharmaunternehmen Organon finanziell unterstützt, was an sich ja nichts Verwerfliches ist. Wenn Frauen dadurch wieder mehr Lust am und weniger Probleme beim Sex haben und deshalb mehr Organon-Pillen schlucken müssen, soll’s mir recht sein. Aber hatte da die Organon-PR-Abteilung ihre Hände zu stark im Spiel? Kriegen die es nicht übers Herz, echte Frauen zu zeigen? Sind deren Kundinnen nur schön und aseptisch?

Und – gähn! – kommt man beim Thema Frauensexualität wirklich noch immer nicht ohne den obligaten Zusammenschnitt passender Szenen aus „Sex and The City“ aus? In der ganzen Serie geht es um Frauenprobleme, Susann Atwell! Da muss man als Moderatorin am Schluss nicht sagen: „Auch in Sex and The City ist nicht alles Gold, was glänzt.“ Das weiß nämlich jeder, der auch nur eine Folge gesehen hat.

Ach ja: Und ob, wenn die Expertenrunde ausschließlich männlich gewesen wäre, bei der Einzelvorstellung ebenfalls Sätze wie „In seiner freien Zeit spielt er gern Klavier“ oder „Nichts ist schöner als ein gemeinsamer Koch-Lese-Abend mit seiner Partnerin: Die eine liest, der andere kocht“ gefallen wären?

Die Psychologin des Teams, Dr. Eva Wlodarek, warnte davor, in die üblichen weiblichen Verhaltensschemata des Verzärtelns und Verharmlosens abzurutschen. Ob sie vorher die Vorstellungsfilmchen gesehen hat?

Sagen wir einfach: Der Inhalt wird dank wirklich toller, kompetenter Frauen sicher gut und nützlich. Wenn sich die wahre Zielgruppe erst einmal durch die abschreckende Verpackung gekämpft hat.
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PS: Die Präsentation fand im Studio von Spiegel-TV statt. Und es war sehr nett anzusehen, wie vor allem männliche Spiegel-TV-Mitarbeiter immer wieder vorbei kamen und nicht einmal besonders unverhohlen die rund 20 Frauen (und ca. 5 Männer) begafften. Zum Glück war eine Glasscheibe dazwischen, sonst hätte vor allem dieses eine kleinere Kerlchen vermutlich begonnen, uns Erdnüsse zuzuwerfen.