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Neonazi-Werbung bei MySpace?

 

Da müsst ihr mir jetzt mal helfen. Wie schaffen Rechte es immer wieder, auch auf nicht einschlägigen Seiten Werbung zu platzieren?

Ich habe das nur per Zufall entdeckt. Bei MySpace tauchte nach dem Einloggen in meinen Account am rechten Bildschirmrand in der Anzeigenleiste eine Werbung von ´Rock-O-Rama´ auf, einem Versandhandel bzw. Label mit äußerst zweifelhaftem Angebot. Das in Nordrhein-Westfalen ansässige Unternehmen vertickt nahezu alles, was der Freund rechter Subkultur braucht, darunter vor allem CDs und T-Shirts von Bands wie Skrewdriver, Kraftschlag, Störkraft, Hauptkampflinie oder Freikorps, daneben gibt es auch Mousepads mit dem Konterfei von Rudolf Heß und Feuerzeuge mit ´White Power´-Schriftzug. Alles Dinge also, bei denen sich Rock-O-Rama genötigt sieht, auf seiner Startseite in alarmrot festzustellen: „Alle im Programm befindlichen Artikel sind in der Bundesrepublik Deutschland legal und frei erhältlich.“

Schon länger gibt es seitens Antifaschistischer Organisationen Bestrebungen, Rock-O-Rama dicht machen zu lassen, doch offenbar ist dem Laden bis dato rechtlich nicht beizukommen. Verfahren wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Volksverhetzung oder Gewaltdarstellung wurden zwar von der Staatsanwaltschaft eingeleitet, später jedoch nach Zahlung von Geldbußen fallen gelassen.

Rock-O-Rama gibt es seit den 70er Jahren. Damals wurden noch vergleichsweise harmlose Psycho- und Rockabillyplatten vertrieben, in den frühen 80ern war das Unternehmen einige der wenigen Bezugsquellen für Punk und New Wave. Ins Geschäft mit Neonazi-Musik stieg Rock-O-Rama durch eine Kooperation mit dem britischen ´White Noise Club´ ein, zu dem zum Beispiel auch Skrewdriver gehörten. Später wechselten diese zusammen mit anderen britischen Rechtsrockern exklusiv zum Label Rock-O-Rama. In den letzten zehn Jahren wurde Rock-O-Rama zu einem der größten Vertriebe und Produzenten von Neonazimusik in Europa.

Wie kann es also sein, dass dieser Laden bei MySpace Werbung schaltet? Eine Nachricht, die ich diesbezüglich an MySpace schickte, ist seit 48 Stunden unbeantwortet. Eine Recherche hat ergeben, dass offenbar auch schon andere User die Werbung bemerkten und deswegen ebenfalls MySpace kontaktierten, augenscheinlich genauso erfolglos.

Klar ist, dass MySpace dieses Problem nicht exklusiv hat. Anscheinend ist es so, dass Seiten, die eine Fläche für Werbung ausweisen, keine direkte Kontrolle über deren Inhalte haben. Ein Dienstleister bzw. eine Fremdfirma nimmt die Buchungen entgegen und stellt sie dann ein. Ich verstehe dennoch nicht so ganz, wieso man, bevor die Links online erscheinen, nicht doch noch mal einen Blick darauf werfen kann, auf dass damit Fälle wie der beschriebene nicht mehr vorkommen. Man kann sich doch sehr wohl aussuchen, wer bei einem Werbung schalten darf, oder?