In Sachsen hat das Verbot einer Neonazi-Demonstration für heftigen Streit zwischen der rechtsextremen NPD und den sogenannten „Freien Kameradschaften“ geführt. Am 15. März 2008 wollten mehrere hundert Neonazis durch Leipzig marschieren und gegen „Ausländergewalt“ demonstrieren. Der Aufzug wurde verboten, da wegen mehrerer Veranstaltungen in der Messestadt die Polizei nicht mehr ausreichend Einsatzkräfte zur Verfügung habe. Die NPD – als Anmelderin der Demonstration – verzichtete darauf, gegen diese Entscheidung Rechtsmittel einzulegen. Dies führte zu wütenden Protesten der „Freien Nationalisten“.
„Bonzen in ihren warmen Wohnungen“
Das „Freie Netz Delitzsch“ veröffentlichte ein Bild von NPD-Frakionschef Holger Apfel mit dem Kommentar „versagt!!“. Die Neonazis schreiben: Es war „für uns bis heute sehr gut denkbar, dass Paket NPD und Freies Netz künftig etwas enger zu schnüren. War – Nach der heutigen Schlappe der NPD auf Landesebene dürfte hier wohl eher der Wunsch, Vater des Gedanken gewesen sein. […] Es ist uns bekannt, dass sehr viele parteiabhängige sowie freie Kräfte unserem Aufruf gefolgt wären und ein deutliches Zeichen in Leipzig gesetzt worden wäre. […] Diese Entschlossenheit bedarf wohl in der Zentrale der NPD noch so mancher Lehrstunde.“ Ein Kommentator, der sich als Mitglied der Jungen Nationaldemokraten bezeichnet, meint: „Diese verdammten Versager der Partei!!Langsam reicht es! Es ist ja bekannt das diese Bonzen lieber in ihren warmen Wohnungen hocken anstatt mit uns zu demonstrieren!!“
„Totalversagen der Parteiführer“
Auf der Seite „Altenburg Freies-Netz“ wurde die rechtsextreme Partei als „zahnloser Tiger“ bezeichnet. Weiter heißt es: „Es hätte ein Zeichen von Einigkeit im nationalen Lager sein können! […] Die Mobilisierung lief gut und mit großer Wahrscheinlichkeit hätte man auch die selbstgesetzte Marke von 400 Teilnehmern locker durchbrechen können. HÄTTE, denn die Landespartei hat gegen das -erwartungsgemäß eingetretene- Verbot durch die Stadt keine Rechtsmittel eingelegt und damit einmal mehr bewiesen, dass sie nicht in der Lage ist, den Kampf um die Straße zu führen -ja noch nicht einmal in gebührenden Maße zu unterstützen! Das Totalversagen der Parteiführer dürfte sicherlich dazu führen, dass parteifreie Kräfte in Zukunft den Abstand zu den betreffenden Verbänden wieder erhöhen und somit eine weiterführende Zusammenarbeit auf absehbare Zeit nicht möglich wird! […] Wir solidarisieren uns ausdrücklich mit der Basis -den einfachen Aktivisten der NPD- doch die Parteispitze in Sachsen hat sich mit diesem feigen Verhalten einmal mehr disqualifiziert!“
Ein „Andre“ meint: „Das feige Dreckspack da platzt mir als NPD Mitglied ja sogar der Kragen […] die Herren NPD Bonzen ziehen den Schwanz ein ich kann gar nicht so viel essen wie ich kotzen möchte.“ Ein „Ace“ – unter diesem Namen meldet sich laut Indymedia, Wikipedia und anderen Quellen angeblich auch Thomas Gerlach aus Thüringen in Neonazi-Foren regelmäßig zu Wort – schreibt: „Tja, Politik lässt sich nunmal nicht nur vom warmen Landtagssessel aus betreiben, sondern bedarf auch des politischen Kampfes um die Straße!“
Streit in der Fraktion?
Den Angaben zufolge gibt es auch in der NPD-Fraktion Streit über das Vorgehen. So sei der NPD-Abgeordnete Peter Klose nicht mit dem Kurs einverstanden. Klose scheint eine besonders enge Kooperation mit den „Freien Kameradschaften“ zu betreiben.
Wahlantritt der DVU sorgt für weiteren Unmut
Auch der angekündigte Antritt der DVU bei der Landtagswahl in Thüringen bringt der NPD-Führung Beschimpfungen und Unterstellungen ein. Auf dem Nazi-Portal Altermedia wird die Frage aufgeworfen, warum NPD und DVU nicht zu dem Landesparteitag der Frey-Partei mobilisiert hätten, es ist sogar von „Geheimniskrämerei“ die Rede. Und weiter: „So sollen es laut DVU-Meldung 400 Gäste gewesen sein, die dem Spektakel am Sonntag beiwohnten. Dass dann nicht wenigstens ein ranghoher NPD-Funktionär davon etwas gewusst haben will, ist doch mehr als unwahrscheinlich. Offenbar hatte man ein gesteigertes Interesse daran, es sich nicht mit dem alten Herrn Dr. Frey zu verscherzen, wenn plötzlich weniger linientreue Nationaldemokraten aufgetaucht wären um unangenehme Fragen zu stellen. Eine davon hätte nämlich lauten können, warum ein Verband zur Landtagswahl antreten möchte, obwohl dieser bestenfalls auf dem Papier existiert und dadurch nationale Kräfte am Einzug hindert! Ein Landesverband der im Kommunikationszeitalter noch nicht einmal über eine Internetseite verfügt, geschweige denn überhaupt namhaft bekannte Persönlichkeiten!“
Punktsieg für die „Freien Nationalisten“
Zuletzt hatten sich NPD und „Freie Nationalisten“ über den Umgang mit den „Autonomen Nationalisten“ gezofft. Punktsieger waren eindeutig die „Freien Nationalisten“. Aber wie schreiben die Neonazis immer wieder auf ihren Seiten und Flugblättern noch? „Der Kampf geht weiter!“ Man darf gespannt sein.
NPD-BLOG.INFO über den Streit um die “Autonomen Nationalisten”.