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„Nazis? Gibt es hier nicht.“

 

Frage: Kann nicht endlich mal ein Bürgermeister, wirklich nur einer, nach einer von Rechten verübten Gewalttat zugeben, dass man in der betreffenden Stadt zumindest ein kleines Naziproblem hat?

Ich kann das Gerede von „Einzeltätern“, „nicht politisch motivierten Straftaten“ oder „bei uns gibt es keine rechtsextreme Szene“ nicht mehr hören.

Ulrich Schoeneich, der (parteilose) Bürgermeister von Templin in Brandenburg, ist der nächste, der sich nach seinen Amtskollegen aus Halberstadt, Mügeln, Sebnitz, Gräfenberg und vielen anderen Gemeinden in die umrühmliche Bagatellisierungskette einreiht.

In seinem Fall mutet das besonders befremdlich an, denn nach Aussagen von Polizei, Verfassungsschutz sowie Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm ist Templin sogar eine Hochburg der rechtsextremen Szene. In der Stadt gibt es gleich mehrere bekannte Treffpunkte und man muss noch gar nicht mal mit extra geschärftem Blick durch den Ort gehen, um die Präsenz der Rechten dort wahrzunehmen. Nicht zuletzt deswegen waren in Templin seit November 2007 Spezialkräfte im Einsatz, die allerdings das, was geschehen ist, auch nicht verhindern konnten.

Zwei mutmaßliche Angehörige der rechten Szene haben nämlich vor einer Woche einen obdachlosen 55jährigen Mann brutal ermordet. Der 18jährige und der 21jährige töteten ihr Opfer vermutlich durch Tritte gegen den Kopf, anschließend versuchten sie, die Leiche zu verbrennen, scheiterten allerdings. Beide Männer waren mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen schwerer Körperverletzung, Brandstiftung und Volksverhetzung. Wie die Staatsanwaltschaft bestätigte, trug der eine Täter bei der Tat ein T-Shirt mit dem Konterfei von Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß, der andere eines mit dem Aufdruck „Frontkämpfer“. Auch wenn man daraus (noch) keine unmittelbaren Rückschlüsse auf das Tatmotiv ziehen kann, so zeigt dies doch, woher der Wind weht.

Mittlerweile hat Bürgermeister Schoeneich nach der massiven öffentlichen Kritik auf seine ersten Verharmlosungsaussagen hin wenigstens eingeräumt, dass es in Templin „Probleme mit Jugendlichen gibt, die keine Perspektive sehen“. Er regt in diesem Zuge andere Strategien bei der Jugendarbeit an. Ich würde mir sehr wünschen, dass er seinen Worten auch Taten folgen lässt, denn es gibt genug andere Fälle, bei denen es nach einem kurzen Rauschen im Blätterwald schon recht schnell wieder zur Tagesordnung überging, schließlich sind Nazis ja schlecht fürs Image der Stadt und somit für den Tourismus, also schweigt man sie lieber tot als sie zu bekämpfen. Diese Vorgehensweise wird sich allerdings garantiert als Bumerang erweisen, denn durch Wegschauen und Verharmlosung stärkt man die Rechten noch zusätzlich. Irgendwann wird es dann zu spät sein, um gegen sie noch etwas unternehmen zu können.