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Broschüre zur „Anatomie der Hamburger NPD und ihres Umfeldes“

 

„Die Reihen fest geschlossen“ – dies ist der Titel einer Broschüre vom „Arbeitskreis Rassismus“ bei Ver.di sowie von „Avanti – Projekt undogmatische Linke“ über die Hamburger NPD. In der umfassenden und gut recherchierten Broschüre finden sich auf über 100 Seiten Informationen zur Geschichte und zum Innenleben des Landesverbands, aber auch zu den Verbindungen der NPD bis ins konservative Lager.


Die Autoren und Autorinnen kommen in der Broschüre zur Erkenntnis, dass der Hamburger Landesverband der NPD zu den radikalsten Kräften innerhalb der Partei gehört. Durch die Wiederwahl des bekannten Nazi-Anwaltes und jahrzehntelangen Nazi-Aktivisten Jürgen Rieger zum stellvertretenden NPD-Bundesvorsitzenden sowie den Aufstieg von Thomas „Steiner“ Wulff in die NPD-Führungsriege komme den militanten, neonazistischen Kräften u.a. aus der Kameradschaftsszene eine besondere Bedeutung zu.

Der Landesverband sei „gemessen an der Größe sehr aktiv“. So habe sich mit über 60 öffentlichen Auftritten von NPD, DVU und Freien Kameradschaften die Zahl 2008 gegenüber den letzten Jahren nahezu verdoppelt. Die NPD setzte besonders darauf Infostände in Hamburgs Randgebieten durchzuführen. Im Wahlkampf 2009 ist sogar noch mit einem weiteren Anstieg der Aktivitäten zu rechnen.

Neben der Auseinandersetzung mit Ideologie und Programmatik sowie den Strategien der NPD werden in der Publikation auch Verbindungen innerhalb des extrem Rechten Lagers aufgezeigt, die in der Öffentlichkeit oftmals nicht thematisiert werden. Die Autoren hoben dabei beispielsweise zwei Burschenschaften in Hamburg hervor, die mit NPD-Mitgliedern zusammenarbeiteten – die Burschenschaft Germania und die Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg.

Zudem gehen die Verfasser auf die Extremismustheorie ein und kritisierten in einem sehr ausführlichen und aufschlussreichen Abschnitt die oft vorgenomme und in der Regel ideologisch motivierte Gleichsetzung von Links und Rechts scharf. Für den Verfassungsschutz, der in kürze seinen Jahresbericht vorlegt, dürfte die Broschüre wenig erfreulich sein: Die AutorInnen werfen dem Dienst vor, das bis in die Mitte der Gesellschaft reichende NPD-Umfeld kaum zu benennen. Der Verfassungsschutz betreibe „gelegentlich Desinformation, verschweigt häufig die Kooperationen konservativer und neofaschistischer Kreise“.

Des Weiteren werden in der Broschüre mögliche Strategien gegen die NPD und ihr Umfeld angeregt.

Alles in allem eine mehr als lohnenswerte Lektüre, die kostenlos unter folgender Adresse bestellt werden kann:

Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft
Landesbezirk Hamburg
Besenbinderhof 60
20097 Hamburg
ressort1.hamburg@verdi.de