Nazis lieben es, ungehindert und anonym ihre menschenverachtende Propaganda unter die Bevölkerung zu bringen. Das Problem ist, dass sie vielerorts überhaupt nicht mehr mit Protesten rechnen müssen, wenn sie öffentlich auftreten.
In Hamburg läuft seit Anfang August die antifaschistische Protestaktion „Brauner Sack“, durch die kontinuierlich die NPD-Infostände in der Hansestadt gestört werden. Offensichtlich werden die Nazis angesichts der anhaltenden, öffentlichen Proteste langsam nervös…
Das Hamburger Bündnis gegen Rechts mobilisiert über die Seite „Keine Stimme den Nazis“ an jedem Wochenende zu den „Info“tischen der NPD, verteilt „Braune Säcke“, in die der Nazi-Müll entsorgt werden kann (siehe Störungsmelder hier) und organisiert lautstarke Proteste, die scheinbar an Stärke gewinnen, wie auf der Homepage berichtet wird:
„Seit dem Start der „Aktion Brauner Sack“ hat die Hamburger NPD und ihr Neonazi-Anhang nur noch wenig zu lachen. An jedem Wochenende kann sie nur unter Protesten ihre Propaganda-Infostände in Hamburg durchführen. Die Aktion wird weitergehen bis zum Ende des Bundestagswahlkampfes.
Eidelstedt
Am Samstag dem 22. August begann sie ihre Leidenstour in Hamburg-Eidelstedt. Kaum hatten die Neonazis ihren Infostand vor dem Einkaufszentrum Eidelstedter Platz aufgebaut, verteilten auch schon AktivistInnen antifaschistische Flugblätter und forderten die PassantInnen auf die Nazi-Propaganda in den braunen Müllsack zu entsorgen. Aufgrund des neofaschistischen Übergriffes vom letzten Samstag in Barmbek, bei dem eine Passantin von Nazis brutal geschlagen wurde, war das Polizeiaufgebot in Eidelstedt noch größer als sonst. Trotzdem erteilte die Polizei wieder AntifaschistInnen Platzverweise, teilweise nur aufgrund deren schwarzer Kleidung. Auch eine spontane Kundgebung durfte nur weiter entfernt auf der gegenüberliegenden Seite einer stark befahrenen Straße angemeldet werden.
RednerInnen des „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ und der VVN-Eidelstedt protestierten sowohl gegen die menschenverachtende Propaganda der Nazis, als auch gegen das Verhalten der Polizei. Während die NPD ca. 15 Personen mobilisieren konnte, wuchs die Anzahl der AntifaschistInnen auf mehrere Dutzend an. Schließlich durften die Nazi wieder unter Geleit der Polizei in einen Linienbus des HVV gebracht, um nach Blankenese zu fahren. Leider folgte die Busfahrerin, trotz Aufforderung, nicht dem Beispiel ihres Barmbeker Kollegen, der die braunen Fahrgäste wieder aussteigen ließ. Schließlich hatten die Neonazis in der Vergangenheit schon bei einem solchen Bustransport Fahrgäste so bedroht, dass diese nur unter großer Angst im Bus mitfahren konnten.
Blankenese
Im gutbürgerlichen Blankenese, Wohnort von NPD-Bundesvize Jürgen Rieger, haben die Neonazis schon seit Längerem schlechte Karten. Hier gibt es eine Gruppe von AnwohnerInnen, die jedes Mal wen die NPD kommt auf die Straße geht. Diesmal gesellte sich eine bunte Mischung von AntifaschistInnen hinzu. Als die NPDler ankamen, wurden sie schon mit lauten „Nazis raus“-Rufen empfangen. Auch hier nahm, trotz Wochenmarkt und Einkaufsmeile, kaum jemand die braune Propaganda entgegen – wenn dann wurde sie zügig in Müllsäcke entsorgt.
Ein Mitglied der jüdischen Gemeinde brachte seine Empörung über die unerträgliche Nazi-Provokation zum Ausdruck und forderte Tucholsky zitierend: „Schlagt die Faschisten wo ihr sie trefft!“ Wie in Eidelstedt wurde auch hier darauf aufmerksam gemacht, dass sich in der Hamburger NPD vorbestrafte Nazischläger und Holocaust-Leugner befinden – allen voran der Hamburger NPD-Spitzendkandidat Jürgen Rieger, der auch in Blankenese mit am Stand war. Eine junge Frau, die aus Wut über Nazis NPD-Flugblätter zerriss, wurde sofort von den NPD-Schlägern angegriffen, die Polizei konnte wohl schlimmere Verletzungen verhindern. Frustriert packten Rieger und Kameraden schließlich eine Stunde früher als geplant ihren Stand ein und zogen ab.“
Offensichtlich werden die Nazis durch die öffentlichen Proteste so nervös, dass es ihnen schwerer fällt, sich als wählbare, seriöse Alternative darzustellen. Vielmehr zeigen sie immer häufiger ihr wahres Gesicht und agieren mit brutaler Gewalt gegen die politischen Gegner, wie das Beispiel Blankenese zeigt. Am selben Wochenende schlugen laut Hamburger Morgenpost drei NPD-Nazis zudem einen schwarzen Familienvater direkt vor dem vierjährigen Sohn zusammen, da dieser ihre Hetz-Flyer nicht haben wollte. Eine Woche vorher schon attakierten NPDler eine 43jährige gewalttätig vor den Augen der Polizei zusammen. „Wahlkampf“ nach NPD-Art eben.
Es bleibt zu hoffen, dass die Kampagne noch zusehends an Fahrt gewinnt und die Nazis es immer schwerer haben werden, öffentlich ihre Propaganda zu verteilen. Es zeigt sich in jedem Fall, dass die Nazis Probleme damit haben, wenn sie plötzlich nicht mehr ungestört agieren können.
Die „Aktion Brauner Sack“ ist eine Aktionsform, die bundesweit Schule machen sollte. Also, zumindest schon mal an alle aus Hamburg und Umgebung: Schnell bei „Keine Stimme den Nazis“ auf den SMS-Verteiler setzen lassen und am nächsten Wochenende den Nazis das Hetzen noch schwerer machen!