Statue vor dem Mahnmal der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Am Ostermontag wurde das Mahnmal der KZ-Gedenkstätte Neuengamme bei Hamburg mit Nazi-Sprüchen, Hakenkreuzen und SS-Runen von Nazis offenbar am hellichten Tag beschmiert. Die Tat hat in Hamburg und bundesweit Entsetzen ausgelöst. Kripo und Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen übernommen.
Die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR), ein Dachverband mit 60 Mitgliedsorganisationen, sprach ihre Erschütterung aus. Der SPD-Fraktionschef in der Hamburger Bürgerschaft, Michael Neumann, sagte, dass die Tat ein Beweis geistiger Armut bei ihren Urhebern sei. Auch die Linke zeigte sich entsetzt. Sprecher Martin Bialluch: „Es ist alarmierend, dass Neofaschisten sich mit ihren Parolen immer weiter vorwagen.“
Die Arbeitsgemeinschaft Neuengamme, in der sich viele Überlebende des KZ Neuengamme und andere Antifaschisten und Antifaschistinnen organisiert haben, äußerte sich zu den Nazi-Schmiereien folgendermaßen:
Die Arbeitsgemeinschaft Neuengamme ist entsetzt und schockiert über die Unverschämtheit und Geschmacklosigkeit dieses Aktes. Im Gegensatz zu KZ-Gedenkstätten in anderen Regionen war Neuengamme bisher von derlei Übergriffen weitgehend verschont geblieben, Schmierereien waren eher eine Seltenheit. Wir sind besorgt über diese neue Dimension der Aggression und fordern den Bezirk Bergedorf auf, künftig dafür Sorge zu tragen, dass eine solche Schändung nicht wieder möglich ist.
Über 100.000 Menschen aus weit über 20 Ländern wurden zwischen 1938 und 1945 ins KZ Neuengamme und seine 87 Außenlager deportiert, zwischen 42.000 und 50.000 überlebten ihre Haftzeit nicht. Der Ort, an dem das Mahnmal sich befindet, ist symbolischer Friedhof des ehemaligen Konzentrationslagers – an dieser Stelle verstreute die SS damals die Asche von tausenden Ermordeten. Die Fläche diente der SS als Gemüsegarten. Allein dies ist ein Zeichen für die sadistische, barbarische Menschenverachtung der SS-Täter, die von heutigen Nazis mit solchen Aktionen immer wieder gehuldigt wird und zeigt, wes Geistes Kind sie sind.
Heute ist das Mahnmal und die Umgebung im Rahmen der umfangreichen Gedenkstätte ein Ort, der häufig von Überlebenden und ihren Angehörigen und Hinterbliebenen besucht wird, um ihrer Toten zu gedenken.
Am Besten sollte man auf die Tat in der Form reagieren, dass man sich mit Freunden und Freundinnen aufmacht und sich vor Ort über die Geschichte des KZ und die dort stattgefundenen Grausamkeiten informiert. Ein Besuch der Gedenkstätte mit viel Zeit für das Gelände, für eine Führung und die umfangreiche Ausstellung ist jedem von Herzen angeraten.