Immer wieder werden Jahrestage von Alliierten Bombenangriffen von Nazis dazu genutzt, die Geschichte zu verdrehen und aus Tätern Opfer zu konstruieren – egal ob in Dresden, Lübeck oder Hamburg. Erfreulicherweise konnten in diesem Jahr einige der Krokodilstränen-Events der Nazis durch große antifaschistische Blockade-Aktionen verhindert werden.
In Hamburg haben sich nun zum zweiten Mal Vereine und Verbände zusammengetan, um ein alljährliches Nazi-„Gedenk“-Spektakel auf dem Ohlsdorfer Friedhof zu verhindern – mit einem vielversprechendem Konzept.
Seit ca. 2004 kamen jährlich Ende Juli am Mahnmal für die Hamburger Bombenopfer auf dem Ohlsdorfer Friedhof junge und alte Nazis zusammen, um den „deutschen Opfern des alliierten Bombenterrors“ zu „gedenken“. Wie üblich handelte es sich um Propagandaevents und reine Geschichtsverdrehung mit dem Ziel, auch in Hamburg einen attraktiven Aufmarschtag zu installieren.
Erfreulicherweise macht diesen Versuchen seit dem vergangenen Jahr ein sehr gemischtes Bündnis aus Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge , den Hamburger Friedhöfen , der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), dem Hamburger Bündnis gegen Rechts u.a. einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Mittels eines zwei Wochen dauernden Friedensfestes mit einer Fülle an Veranstaltungen, Lesungen und Zeitzeugengesprächen u.v.m, wird der Ort sozusagen dauerblockiert, so dass die Nazis keine rechtliche Handhabe dafür haben, ihren Aufmarsch auf dem Friedhof durchzuführen.
Auf „Keine Stimme den Nazis“ wird aus dem Aufruf der Veranstalter zitiert:
„Unter dem Titel „Ohlsdorfer Friedensfest“ finden vom 24. Juli bis 8. August zahlreiche kulturelle Veranstaltungen an den Sammelgräbern der Bombenopfer auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, um der Opfer des Zweiten Weltkrieges und des Nationalsozialismus zu gedenken.
Der Hamburger Feuersturm im Juli und August 1943 hat zahlreiche Opfer unter den Hamburgerinnen und Hamburgern verursacht, viele Überlebende traumatisiert und tiefe Spuren im Stadtbild hinterlassen. Diese Katastrophe war kein Naturereignis, sondern ein Ergebnis der nationalsozialistischen Herrschaft.
Die Opfer des Bombenkrieges dürfen nicht dazu missbraucht werden, die Ursachen des Zweiten Weltkrieges umzudeuten und die Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren. Neonazis haben dies in der Vergangenheit durch Kundgebungen auf dem Friedhof immer wieder versucht. Mit dem Ohlsdorfer Friedensfest treten wir auch diesen Versuchen entgegen.
Die Botschaft dieses Geschichtsabschnitts lautet „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ – für die heutigen und die kommenden Generationen geht es darum, sie unmissverständlich auszusprechen. Mit dem Ende der Generation, die Bombenkrieg und Nationalsozialismus erlebt hat, hört die Tradition der mündlichen Überlieferung auf. Deshalb müssen neue Formen der Erinnerung gefunden werden.
Die Trauer um die Opfer braucht einen Raum. Im Nachkriegsdeutschland verhinderte die Verdrängung deutscher Kriegsverbrechen, ungeklärte Schuldfragen und der Alltag im aufkommenden Wirtschaftswunder ein angemessenes Gedenken.
Wir fragen heute: Wer waren die Opfer des Bombenkrieges? Wie konnte es so weit kommen? Mitten im Krieg gab es Verfolgung und Widerstand. Welche Opfer waren hier zu beklagen? In welchem Zusammenhang stehen Nazidiktatur, Verfolgung und Krieg?
Das Ohlsdorfer Friedensfest setzt sich in vielen verschiedenen Teilveranstaltungen mit diesen Fragen auseinander.“
Eine genaue Auflistung des Programmes findet sich hier.