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Nazikonzert-Konzert unter den Augen der Polizei

 

Lediglich die Vorkontrollen der Polizei mussten die Nazis über sich ergehen lassen

Am vergangen Samstag fanden sich rund. 600 Neonazis zu einem Rechtsrockkonzert mit sieben Skinheadbands in Eschede ein. Die Konzertbesucher kamen aus dem gesamten Bundesgebiet und vereinzelt auch aus dem europäischen Ausland. Die Polizei schritt nicht ein, sondern beobachtete lediglich das Geschehen.

Lauter Rechtsrock dröhnte bis in ein anliegendes Wohngebiet hinein, so dass die Anwohner nicht nur die Polizeikontrollen und anreisende Neoanzis sondern auch den Krach und die Parolen der Nazibands erdulden mussten. Organisiert wurde das Konzert auf dem Hof Nahtz von Marcus Winter, dem Mindener Nazikader und Anmelder der Aufmärsche in Bad Nenndorf. Winter hatte bereits Mitte Juli ein Konzert nahe Paderborn mit der rechten Hooliganband Kategorie C organsiert, zu dem sich über 350 Neoanzis und Hooligans einfanden. Angekündigt wurde das rechte Spektakel auf dem Bauernhof in Eschde als Verlobungsfeier zu der laut Ankündigungsflyer nur persönlich eingeladene Gäste samt Anhang eingeladen waren. Angesichts der hohen Besucherzahl und der bundesweiten Anreise wurde das Konzert von den Behörden aber zurecht als eine öffentliche Veranstaltung gewertet, einen Bezug zur sogenannten „Hess-Aktionswoche“ der Naziszene vermochte die Polizei jedoch nicht zu erkennen.

Straftaten, Ordnungswidrigkeiten und ein offener Bezug zum Nationalsozialismus

Unter den anreisenden Gästen waren neben bulligen und tätowierten Nazi-Skinheads auch zahlreiche organisierte Mitglieder militanter Nazi-Kameradschaften. Bei den Vorkontrollen stellte die Polizei Verstöße gegen das Waffengesetz fest, auch wurden Ermittlungsverfahren wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet. Diverse Tattoovierungen wurden abgeklebt und eine Kiste mit CDs versiegelt um einen Verkauf zu verhindern. Ferner wurden durch den Landkreis Celle diverse Ordnungswidrigkeiten festgestellt, so wurden Verstöße gegen Hygienevorschriften sowie eine fehlende Schankerlaubnis bemängelt. Unterbunden wurde der Bierverkauf jedoch nicht, wohl aus dem Kalkül heraus, dass es polizeilich kaum durchsetzbar gewesen wäre, aus solch einem Konzert mit teils stark alkoholisierten und gewaltbereiten Neoanzis den Schankwagen sicherzustellen. Den 600 Neonazis hätten im Konfliktfall lediglich etwas mehr als zwei Hundertschaften an Polizei gegenübergestanden.

Der in der Szene sonst kaum noch präsente Skinhead-Look dominierte bei den Anreisenden Rechten

Auch der Veranstalter Marcus Winter und die Bands sind einschlägig bekannt. Winter saß bereits wegen diverser Delikte mehrjährige Haftstrafen ab und wurde erst im Frühjahr diesen Jahres aus dem Gefängnis entlassen. Offen nationalsozialistisch treten auch die Bands auf. Die Dortmunder Combo Oidoxie beispielsweise huldigt in ihren Texten der englischen Terrororganisation Combat 18 und die Band 12 Golden Years aus Thüringen lässt keinen Zweifel daran, welche zwölf Jahre der deutschen Geschichte sie „golden“ findet.

Gegenproteste eingeschränkt

Eine angemeldete antifaschistische Demonstration wurde hingegen aus Angst vor einer Konfrontation mit den Neoanzis nur unter massiven Auflagen und an einem anderem Ort gestattet. Die Organisatoren zogen darauf hin die Anmeldung zurück, da die Proteste nicht mehr in Hör- und Sichtweise an die rechten Adressaten hätten gerichtet werden können. Die Gegendemonstranten werfen dem Landkreis vor, dass hier die regelmäßigen auf dem Hof Nahtz stattfinden Verantaltungen der rechten Szene von jeglichem Protest abgeschirmt würden und sich dadurch die Neonazis ungestört treffen könnten. Bereits die Proteste gegen die Sonnenwendfeier auf dem Bauernhof im Juli diesen Jahres wurden weit ab vom Ort des Geschehens verbannt. So demonstrierten gegen das Konzert auch nur knapp 30 Escheder Bürger. Die nächste rechtsextreme Veranstaltung auf dem Hof Nahtz ist bereits angekündigt: am 25. September plant die regionale Kameradschaftsszene eine völkische Erntedankfeier.