In Deutschland sind auch in der Mitte der Gesellschaft rassistische Einstellungen zu verzeichnen. Das ergibt eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Ein Drittel der Befragten stimmt der Aussage zu, „die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen“.
Von Tagesspiegel-Autor Frank Jansen
Rechtsextreme Einstellungen sind in Deutschland weiterhin verbreitet. Das gilt vor allem für die Ausländerfeindlichkeit. Dies ergibt sich aus einer aktuellen Untersuchung im Rahmen einer Langzeitstudie, die ein Team von Wissenschaftlern der Universität Leipzig im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung erstellt. So stimmten bei einer Umfrage im Rahmen der Studie 34,3 Prozent ganz oder überwiegend der Aussage zu, „die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen“. Weitere 31,4 Prozent sagten „teils, teils“. Nur etwas mehr als 34 Prozent lehnten die Parole ab. Im Osten lag die Zustimmung sogar bei 47,6 Prozent der Befragten, im Westen waren es 30,8. Im Jahr 2006 hatten 44 Prozent der befragten Ostdeutschen und 35 Prozent der im Westen interviewten Personen die Parole bejaht.
Die neue Ausgabe der Studie, die am Mittwoch von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin präsentiert wurde, trägt den Titel „Die Mitte in der Krise“. Das Team um den Psychologieprofessor Elmar Brähler hatte im Frühjahr über das Berliner Meinungsforschungsinstitut Usuma 2411 Personen befragen lassen, davon 1907 im Westen und 504 in Ostdeutschland. Nach Ansicht der Autoren zeigt das Ergebnis sogar, aufgrund der nachwirkenden Wirtschaftskrise, „einen Anstieg von dezidiert antidemokratischen und rassistischen Einstellungen“, wie es in dem 176 Seiten umfassenden Papier heißt. Gegenüber dem Tagesspiegel betonte Brähler, die Sarrazin-Debatte bestätige, dass sich Ressentiments in der Mitte der Gesellschaft verstärken „und nicht nur bei den NPD-Leuten im Osten“. Die Wissenschaftler arbeiten seit 2002 an der Studie, die von erheblichen Stimmungsschwankungen im deutschen Teil der Bevölkerung kündet, aber auch einen Sockel rechtsextremer Einstellungen sichtbar macht.
So stimmten 23,6 Prozent aller Befragten der Aussage zu, „was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert“. Vor vier Jahren waren es 26 Prozent. Auch diesmal übertraf die Zustimmung in Ostdeutschland mit 27,4 Prozent (2006: 29 Prozent) deutlich die im Westen, dort lag sie bei 22,6 Prozent (2006: 25 Prozent).
Beim Antisemitismus zeigt sich, dass in Ostdeutschland offenbar dem Westen nachgeeifert wird. Die Aussage „Die Juden arbeiten mehr als andere Menschen mit üblen Tricks, um das zu erreichen, was sie wollen“, traf bei 11,9 Prozent der befragten Ostdeutschen auf Zustimmung. Im Jahr 2006 waren es lediglich sechs Prozent. Von den befragten Westdeutschen identifizierten sich jetzt 15,6 Prozent mit der Parole, 2006 taten das auch fast 16 Prozent.