Weil er einen als Taschenlampe getarnten Elektroschocker mit sich führte, wurde der frühere Sänger der verbotenen Naziband „Landser“ am Montag in Bayern festgenommen. Wie Merkur.de berichtet, war Michael Regener (Spitzname „Lunikoff“) für eine NPD-Veranstaltung aus Berlin nach Murnau gereist. Auch sein 38-jähriger Beifahrer wurde vorläufig festgenommen. Beide erwartet jetzt ein Verfahren wegen Waffenbesitzes nach dem Bayerischen Versammlungsgesetz.
Ziel der Reise war das Gelände von NPD-Politikers Matthias Polt. Er ist Betreiber des Neonaziladens „Versand der Bewegung“. Regelmäßig finden in seinen Räumen NPD-Veranstaltungen und „Sonderverkaufsaktionen“ statt, oft mit prominenten Gästen. Als „zentralen Anlaufpunkt der rechtsextremistischen Szene in der Region“ bezeichnet der Verfassungsschutz das Ladengeschäft. Am 6. Juli sollte dort Regener mit seinem Soloprojekt „Die Lunikoff Verschwörung“ auftreten. Nach Polizeiangaben nahmen 40 Personen an dem Treffen teil. Sieben Stunden bis Mitternacht konnten die Neonazis ungestört feiern.
Regener wurde unter dem Pseudonym „Lunikoff“ als Sänger der deutschen Rechtsrockband „Landser“ bekannt. 2003 wurde die Gruppe wegen ihrer volksverhetzenden Texte und Aufforderung zu Straftaten als kriminelle Vereinigung eingestuft und verboten. Anschließend gründete er sein Soloprojekt.
Regener war schon zu DDR-Zeiten in der rechtsextremen Szene Ost-Deutschlands aktiv. Er ist bis heute Mitglied der 1982 in Ost-Berlin gegründeten Nazi-Rockergruppe „Vandalen – Ariogermanische Kampfgemeinschaft“. Sein Spitzname „Lunikoff“ stammt von der gleichnamigen DDR-Wodkamarke.
Die Band Landser gründete er 1991 als Untergrundprojekt. Alle Tonträger wurden im Ausland produziert und über die Grenze geschmuggelt. Die ersten Aufnahmen von 1992 wurden ein Jahr später indiziert, auch alle weiteren Veröffentlichungen landeten auf dem Index. Im Verbotsverfahren stellte das Gericht fest, dass „die Gruppenmitglieder nicht nur das gemeinsame Interesse an der Musikproduktion verbunden“ habe. Vielmehr sei „die konspirativ organisierte Verbreitung ihrer Ideologie durch Musik mit strafbaren, insbesondere volksverhetzenden und die Bundesrepublik verleumdenden Inhalten der Zweck ihres gemeinsamen Wirkens gewesen.“
Regener wird in der rechtsextremen Szene als „Nazi-Rockstar“ geradezu kultisch verehrt. Im Gegensatz zu den übrigen Bandmitgliedern hatte er im Landser-Verbotsprozess keine Aussage gemacht und musste deshalb von 2005 bis 2008 wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung in Haft. Das brachte ihm den Ruf eines unbeugsamen Märtyrers ein.
Die NPD erkannte schnell die Anziehungskraft Regeners und brachte ihn dazu, öffentlichkeitswirksam in die Partei einzutreten. Im Anschluss an den Thüringer NPD-Landesparteitag 2005 in Pößneck gab er dort ein Abschiedskonzert vor dem Haftantritt. Ein Jahr später organisierte die NPD unter dem Motto „Freiheit für Lunikoff“ einen Aufmarsch mit rund 1000 Teilnehmern vor dem Gefängnis in Berlin-Tegel. Der Sänger schrieb später Texte für das NPD-Parteiorgan „Deutsche Stimme“ und steuerte ein Lied für eine Schulhof-CD der NPD bei. Anders als bei Landser werden die rassistischen und antisemitischen Texte vor der Veröffentlichung von Anwälten geprüft, um einer späteren Strafverfolgung zu entgehen.
Seit Regeners Haftentlassung 2008 spielt die Lunikoff Verschwörung regelmäßig auf großen Rechtsrock- und NPD-Veranstaltungen mit zum Teil mehreren tausend Besuchern. 2014 trat Regener überraschend bei einem Konzert der NPD-Konkurrenz-Partei „Die Rechte“ auf.