Im mittelfränkischen Fürth demonstrierten zwischen 1500 und 2000 Bürger und Antifaschisten gegen einen Neonaziaufmarsch. Dem Aufruf der Rechtsradikalen folgten dabei lediglich 70 Personen, darunter auch verurteilte Rechtsterroristen. In gewohnter Manier hetzten sie gegen Flüchtlinge.
Als bekannt wurde, dass Neonazis gegen Flüchtlinge in Fürth aufmarschieren wollten, setzte sich eine regelrechte Maschinerie in Gang. Sofort wurden von mehreren Organisationen und Parteien Gegendemonstrationen angemeldet. Auch Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) erteilte im Vorfeld „allen rassistischen und rechtsextremem Kräften“ eine klare Absage.
Die junge Neonazi-Partei „Der dritte Weg“ mobilisierte seit Tagen unter dem Motto „Asylflut stoppen“, zum Marsch durch Fürth. Dem Aufruf schlossen sich rund 70 Neonazis aus Bayern, Sachsen und Thüringen an. Darunter befanden sich die verurteilen Rechtsterroristen Karl-Heinz Statzberger und Thomas Schatt. Als Anmelder fungierten die bekannten mittelfränkischen Führungsaktivisten Norman Kempken und Kai-Andres Zimmermann. Beide gehörten dem 2014 verbotenen Kameradschaftsdachverband „Freies Netz Süd“ an. Auch der Großteil der rechten Demonstranten in Fürth war in dem verbotenen Kameradschaftsnetzwerk aktiv.
Die Neonazis zogen durch menschenleere Straßen im Fürther Stadtteil Ronhof. Das Stadtviertel ist nicht zufällig ausgewählt worden. Nur einige hundert Meter entfernt befindet sich eine Asylunterkunft für Flüchtlinge. Während der Demonstration brüllten die Neonazis Parolen wie „Nationaler Sozialismus jetzt“ und „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen“. Die Reden gingen dabei im Lärm der Gegendemonstranten schier unter. Ein Redner hetzte massiv gegen Flüchtlinge und bezeichnete die Gegendemonstranten als „dreckigen Pöbel“. Nach nur zwei Stunden beendeten die Rechten die Demonstration und zogen unter massiven „Haut ab“- Sprechchören davon.
Die Organisatoren des Gegenprotests zogen eine erfolgreiche Bilanz. „Dass wir es innerhalb von nur einer Woche geschafft haben, mehrere tausend Leute gegen Nazis zu mobilisieren, ist ein riesen Erfolg“, sagte Lena vom Fürther Bündnis gegen Rechts im Gespräch mit ZEIT ONLINE . Das Bündnis geht von gut 2000 Gegendemonstranten aus, die Polizei spricht von „mehr als 1500“. Für Diskussionen sorgte die Anreise der Neonazis zum Veranstaltungsort. Laut Aussagen mehrerer Gegendemonstranten wurde dazu ein Sonderbus vom teils städtischen Verkehrsunternehmen ‚Infra‘ eingesetzt. Robert Sandmann, Pressesprecher der Polizei sagte dazu „Es handelte sich um einen ganz normalen Linienbus“. Von Antifaschisten war zu hören: „Wenn es den Sonderbus der Infra nicht gegeben hätte, wären die Nazis nicht gelaufen“.
Auch die Polizei zieht nach Beenden der verschiedenen Kundgebungen ein erfolgreiches Fazit. Durch die Trennung der beiden Lager sei es zu keinen nennenswerten Zwischenfällen gekommen. Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung fand deutliche Worte und brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass der Tag ein deutliches Signal gegen rechtes Gedankengut setzt.
Alle Bilder © Jonas Miller