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André Eminger: NSU-Unterstützer besucht Szenekonzert

 

Kurz nach dem Urteil im NSU-Prozess ließ sich Terrorhelfer André Eminger wieder unter Rechtsextremen blicken: Er ging auf ein Szenekonzert in Thüringen. Unter Gleichgesinnten gilt er als „Heldenfigur“.

André Eminger: NSU-Unterstützer besucht Szene-Konzert
André Eminger betritt im Mai 2018 den Gerichtssaal des NSU-Prozesses in München © Tobias Hase/dpa

Der verurteilte NSU-Unterstützer André Eminger ist nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft offenbar wieder in der Neonaziszene unterwegs. Wie MDR Thüringen am Montag berichtete, besuchte er Anfang August ein rechtes Konzert in Kirchheim bei Erfurt. Bei der Veranstaltung handelte es sich demnach um ein “Abschiedskonzert” für zwei Neonazimusiker, die demnächst wegen eines Angriffs auf eine Kirmesfeier in Thüringen im Jahr 2014 mehrjährige Haftstrafen antreten mussten.

Das Konzert wurde dem MDR zufolge von einer Thüringer Rechtsrock-Gruppe namens Turonen organisierte, die vom Verfassungsschutz beobachtet werde. Eminger dürfte dort sehr willkommen gewesen sein: Neonazis wie er seien „Heldenfiguren“ der rechtsextremen Szene, sagte Stefan Heerdegen von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Thüringen (Mobit) dem Rundfunksender. Bei verurteilten Rechtsextremisten handle es sich um „‚authentische‘ Personen, die den oft angedrohten, oft gesungenen und beschriebenen ‚Schritt weiter‘ gegangen sind“.

Neonazis bejubelten sein Urteil

Eminger war am 11. Juli im NSU-Prozess zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Oberlandesgericht München hob zugleich den Haftbefehl gegen den Neonazi auf. Eine Gruppe anwesender Rechtsextremer reagierte mit Applaus und Jubel auf die Entscheidung des Gerichts, es kam zu kurzzeitigen Tumulten. Die Bundesanwaltschaft hatte für Eminger zwölf Jahre Haft gefordert. Das Gericht wertete seine Rolle als NSU-Helfer allerdings deutlich unwichtiger.

Der MDR veröffentlichte auf einer Webseite ein Foto, das nach Angaben des Senders André Eminger auf dem Weg zu der Neonaziveranstaltung in Kirchheim zeigt. Das “konspirative Konzert” sei nicht öffentlich beworben worden.

Bei dem Überfall von Rechtsextremen auf eine Kirmesfeier im thüringischen Ballstädt im Februar 2014 waren zehn Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Die Angreifer hatten eine Feier des ortsansässigen Kirmesvereins gestürmt. Das Landgericht Erfurt verhängte im Mai 2017 gegen zehn Täter Haftstrafen zwischen zwei Jahren und zwei Monaten bis zu dreieinhalb Jahren, wogegen die Verurteilten Revision einlegten.

(Mit AFP)