Als Ursula Dauth am Montagmorgen ihr Emailpostfach aufmachte, traute sie ihren Augen kaum. Ein aufgebrachter Dresdner Bürger hatte der Hornbach-Pressesprecherin Fotos vom Naziaufmarsch am Sonntag geschickt. Zwischen „Bombenholocaust“-Transparenten und Fahnenschwenkenden Neonazis im Skelettkostüm ist dort deutlich das orange Logo der Baumarktkette zu erkennen. Die Rechtsextremen hatten ausgerechnet einen Hornbach Mietlaster zum Lautsprecher- und Bühnenwagen umfunktioniert. In einem Spiegel-Online-Video ist zu erkennen, dass sogar noch ein Anhänger mit Lautsprechern an den Laster gehängt wurde. Wo sonst Hobbytüftler ihre Holzplatten verladen, standen jetzt Neonazis und sangen mit ihren 1300 „Kameraden“ die erste Strophe des Deutschlandliedes „Deutschland, Deutschland, über alles“.
„Wir waren überrascht und empört darüber, dass die Rechten unser Fahrzeug für ihren Aufmarsch missbraucht haben “, sagte Dauth dem Störungsmelder. Seither seien dutzende Emails und Anrufe von verstörten Kunden eingegangen, die glaubten der Baumarkt hätte den rechten Aufzug bewusst unterstützt.
Hornbach reagierte schnell. „Das Unternehmen wehrt sich in aller Schärfe gegen Anschuldigungen, die es in Verbindung mit Rechtsextremisten bringen,“ stellte der Vorstandsvorsitzende Steffen Hornbach in einer Presseerklärung klar. Gleichzeitig wurde die juristische Abteilung des Marktes beauftragt die Mietverträge für die Zukunft so zu ändern, dass die Nutzung für rechtsextreme Veranstaltungen ausgeschlossen wird.
Angemietet wurde der Laster von Kai Pfürstinger, dem Landeschef der Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland, die seit Jahren Europas größten Neonaziaufmarsch organisiert. Für kommenden Samstag, wenn erneut rund 6000 Rechte in Dresden aufmarschieren wollen, muss er sich nun einen anderen Vermieter suchen.
Eine gewisse Komik birgt die ganze Geschichte trotzdem. Denn mit der Lastwagenmiete haben die Neonazis ohne es zu wissen indirekt Projekte gegen Rechtsextremismus unterstützt.
Hornbach wies am Dienstag ausdrücklich darauf hin, dass das Unternehmen sich bewusst an der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft zur Entschädigung der Zwangsarbeiter aus der NS-Zeit beteiligt hat. „Hornbach selbst beschäftigte während des Dritten Reichs keine Zwangsarbeiter, sondern stellte sich mit der freiwilligen Spende der Verantwortung gegenüber der Vergangenheit aller Deutschen.“ Zudem wurde Hornbach 2007 Mitglied im Verein „Gesicht Zeigen! Aktion Weltoffenes Deutschland e.V.“ und fördert dort immer wieder Aktionen gegen den Rechtsextremismus und Rassismus. Außerdem unterstützt Hornbach als Mitglied im Förderverein „Gedenkstätte für NS- Opfer in Neustadt“ die Umwandlung des ehemaligen Gefängnisses im Quartier Hornbach in Neustadt in eine Gedenkstätte. Sie soll an die über 300 Inhaftierten aus 60 Gemeinden der Pfalz erinnern. In der ehemaligen Nachrichtenkaserne befand sich im Frühjahr 1933 eines der ersten Schutzhaftlager, beziehungsweise „wilden Konzentrationslager“ für Gegner des Nazi-Regimes Das wird noch für Diskussionsstoff in der rechtsextremen Szene sorgen.