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Wo geht’s lang?

 

Einer der bekanntesten jungen Pianisten in Südafrika ist Andile Yenana. Durch die Stücke auf „Who’s Got The Map?“ klingt die Zuversicht der Menschen in seinem Land

Yenana Map

Auch 13 Jahre nach dem Ende der Apartheid steht Südafrika vor großen Problemen. Arbeitslosigkeit, Armut und Aids sind schwer in den Griff zubekommen, akzeptabler Wohnraum fehlt für die Mehrheit der Bevölkerung, das Ausbildungssystem entwickelt sich nur schleppend. Doch die jungen Menschen im Land verbreiten Zuversicht. Ob in den Stadtzentren von Johannesburg und Kapstadt oder in den Townships Soweto und Langa – viele Südafrikaner sind optimistisch.

Auch der Pianist Andile Yenana ist zuversichtlich, die mangelnde Orientierung der Menschen und fehlende Transparenz in der Politik geben ihm jedoch zu denken. Who’s Got The Map? fragt er auf seiner aktuellen Platte, die in Südafrika schon vor zwei Jahren erschien und jetzt endlich auch in Deutschland erhältlich ist. Der Vertrieb Rough Trade hat sich der Platten des südafrikanischen Labels Sheer Sound angenommen.

Es wird auch Zeit. Seit Abdullah Ibrahim hat die südafrikanische Jazzszene keine großen Namen mehr exportiert. Dabei sei Südafrika ein Land, in dem Jazz das ganze Jahr über ein Thema ist, berichtet der 1968 geborene Andile Yenana. Die Zeitungen seien voll davon, die Leute hören sich zusammen mit Nachbarn und Freunden Jazzplatten an, meist altes Blue-Note-Zeug aus den sechziger Jahren. Das hätten schon seine Eltern so gemacht, sagt er.

Noch habe der südafrikanische Jazz keine eigene Ästhetik gefunden, die dem Leben nach der Apartheid entspricht, sagt Yenana. Doch die Musiker seien inspiriert, und es gebe viele Festivals. Nun müsse man sich auf die Entwicklung kleiner Clubs konzentrieren.

Andile Yenana möchte die Menschen ermutigen. Die Aktivisten der sechziger Jahre, die Kämpfer für schwarzes Selbstbewusstsein um Steve Biko, sind tot. Die erste Generation nach der Apartheid sei ein Phänomen, findet Yenana. Zum ersten Mal gebe es in seinem Land nun Musik, die von jungen Leuten dominiert wird. Doch ihre Strukturen sind unterentwickelt, bemängelt er. Die Mehrheit der Südafrikaner lebt außerhalb der großen Städte, die Apartheid hat die Leute davon abgehalten, sich öffentlich zu treffen.

Yenana studierte Klavier bei Dave Brubecks Sohn Darius, der schon lange Professor in Durban ist. Zwölf Jahre lang spielte er in der Band des virtuosen südafrikanischen Saxofonisten Zim Ngqawana. Dass Yenanas eigene Musik sich nicht ausdrücklich von den amerikanischen Vorbildern entfernt, verwundert nicht. Er hat auch gar nicht das Problem, sich davon befreien zu wollen. Denn selbst wenn er die Nervosität des New Yorker Bop mit Township-Klängen mischt, bleibt das für Yenana doch afrikanische Musik. Sein Kontinent ist für ihn der Ursprung guter Musik, Mutter Afrika gibt ihm Halt.

„Who's Got The Map?“ von Andile Yenana ist erschienen bei Sheer Sound/Rough Trade

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