Die Bar25 in Berlin ist ein Freizeitpark für Menschen ohne Zeitgefühl. In der Holzhütte an der Spree treffen sich an den Sommerwochenenden Tanzfreudige aus aller Welt und bleiben bis zum frühen Morgen. Es gibt viel zu erleben auf der Ranch: schaukeln in der großen Pappel, zu fünft im engen Fotoautomaten posieren, eine Schlacht mit 250 kg Konfetti in der Manege. Leicht vergisst man, dass der Montagmorgen naht. Wer es nicht nach Hause schafft, mietet sich einen kleinen Holzbungalow im Garten.
Die Musik zum vier Tage währenden Wochenende gibt es nun auf der Kompilation Ernte25 zu hören. Musiker aus dem Umfeld sangen der Betreibern der Bar 17 Stücke ins Poesiealbum. Martin Gretschmann alias Console alias DJ Acid Pauli ist einer von ihnen, er kam schon des Öfteren in den Genuss des Exklusiv-Urlaubs an der Spree. Ein anderer ist der Däne Raz Ohara, er nähme gerne mal einen Whiskey an der Bar, heißt es. Gravenhursts Nick Talbot ist mit seiner Zweitband Bronnt Industries Kapital vertreten. Daneben stehen viele unbekannte Künstler, Pilocka Krach, K-Chico und La Deutsche Vita aus Berlin, They Came From The Stars I Saw Them und John Callaghan aus Großbritannien.
Die Auswahl auf Ernte25 ist so vielseitig wie das Programm der Bar und ihr Publikum. Hier speisen Schlipsträger das beste Rinderfilet der Stadt, tänzeln Hippies barfuß über die Holzbohlen, schnurren Selbstdarstellerinnen in Kätzchenkostüm. In den frühen Morgenstunden wärmen sich alle am Lagerfeuer. Die Musik auf der CD reicht von experimentellem Elektrofunk über plingeligen Techno und eingängigen Computerpop bis hin zu groovendem Elektropunk. All das geht erstaunlich gut zusammen. Das verbindende Feuer schürt das Berliner DJ-Team Des Wahnsinns Fette Beute. Es ist für seine verspulte Auflegerei zwischen Indie und trippiger Tanzmusik auch außerhalb der Stadt bekannt und hat die Lieder hier ausgewählt und gemixt, ohne sie zu zerstückeln.
Erschienen ist die auf 1000 Stück limitierte Kompilation beim hauseigenen Bar25-Label, hier wurden bisher nur Technoplatten verlegt. In dem aufwändigen Pappkistchen stecken eine CD und eine Single. Die CD klingt wie ein Geschenk der Bar25 an sich selbst, es geht weniger um die Musiker als um das Lebensgefühl dort, an langen Wochenenden zwischen Ostbahnhof und Jannowitzbrücke an der Spree. Auf der Vorderseite des Vinylscheibchens singt Die Piratenbraut die Hymne zur Bar, 12345und20, ein Gitarrenstück, das beschreibt, weshalb man sich hier so gerne verliert.
Die Kompilation „Ernte25“ ist erschienen bei Bar25, sie ist erhältlich über die Website des Labels
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