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Zu alt für Prügeleien

 

Das Globe Unity Orchestra feiert seinen Geburtstag: Seit 40 Jahren machen die Musiker um Alexander von Schlippenbach Free Jazz in Bigband-Besetzung.

Das Jubiläum wurde dort gefeiert, wo alles begonnen hatte. Im Jahr 1966 war das Globe Unity Orchestra als erste deutsche Free-Jazz-Formation in Bigband-Besetzung für einen Auftritt beim Berliner JazzFest entstanden, 40 Jahre später stand die Gruppe um den Pianisten und Komponisten Alexander von Schlippenbach dort wieder auf der Bühne. Die CD Globe Unity – 40 Years fasst das Wirken des Orchesters zusammen und präsentiert neues Material. Aufgenommen wurde sie bei Konzerten in Berlin und Baden-Baden.

Als er mit dem Free Jazz angefangen habe, seien traditionelle Formen verboten gewesen, erzählt Alexander von Schlippenbach. Das habe sich geändert, das Genre sei ein bisschen ausgefranst in letzter Zeit. So konzentriere er sich auf das, was ihm wichtig sei: die Improvisation. Derzeit spielt er mit zwei Schlagzeugern und einem guten Dutzend Bläser zusammen, erst kürzlich stießen der Bassklarinettist Rudi Mahall, der Posaunist Jeb Bishop und der Trompeter Axel Dörner zur Formation. Viele seiner Musiker haben die 60 überschritten, ihre Soli klingen stolz. Von Schlippenbachs Arrangements profitieren vor allem jene der 15 Solisten, die sich nicht gegen die Klangstürme des Orchesters behaupten müssen, sondern Entwicklungsraum für den eigenen Ton bekommen. Der durch einen Schlaganfall geschwächte Trompeter Kenny Wheeler nutzt diese Gelegenheit in Nodago mit nach wie vor zauberhaftem Ton, ebenso Axel Dörner in Steve Lacys The Dumps.

Nicht alle bekommen so viel Raum. Der schwarze Posaunisten George Lewis erläutert, dass der Free Jazz Disziplin fordere. Schlippenbach habe ihm untersagt, bei den neuen Aufnahmen seine „little instruments“, kleine Flöten und Ähnliches, zu benutzen. Es sei aber kein Problem gewesen, diesen Wunsch zu respektieren. Überhaupt scheint Harmonie eingekehrt zu sein, früher ging es schon mal hoch her beim Globe Unity Orchestra. Im Büchlein zur Platte 20th Anniversary hatte Schlippenbach 1988 noch von handgreiflichen Auseinandersetzungen berichtet, der Saxofonist Peter Brötzmann und der Bassist Peter Kowald seien danach eigene Wege gegangen.

Ein letztes Mal zu hören ist der im vergangenen Jahr verstorbene Posaunist Paul Rutherford. In jüngster Zeit hatte er sich noch beklagt, dass er in London keine Auftritte mehr bekäme und in einem Nachtclub als Türsteher jobben müsse. George Lewis erweist Rutherford in den Erläuterungen zur CD die letzte Ehre und berichtet, wie sein Spiel vor gut 30 Jahren Lewis’ Ansichten über die Klangerzeugung mit der Posaune nachhaltig verändert habe.


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„Globe Unity – 40 Years“ vom Globe Unity Orchestra ist bei Intakt erschienen.

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