Drei Edelmänner aus Mannheim und Oldenburg spielen gekränkte Franzosen und besingen ihren Herzschmerz als The Knights Of Love
Eines Tages hat Sir Dance-A-Lot die Dame seines Herzens satt, sie kann sein Herz nicht mehr wärmen. Dem Edelmann graut vor den Berührungen ihrer zarten Hände, die Gespräche langweilen ihn. Überhaupt, die Sache mit den Damen, das weiß Dance-A-Lot nun, hat keine Zukunft. Weder mit den feinen, noch mit den verruchten.
„Make love, not words, get rid of whatever hurts!“ Ein Schrei ächzt sich an diesem Morgen über seine von süßer Weinschorle beschwerte Zunge. Seine Worte hallen durch die Gassen des sechsten Pariser Arrondissements und verfolgen die eben noch Geliebte auf ihrem Weg in die Seine. Der majestätische Strom umfängt ihren blassen Körper und schleppt ihn fort Richtung Le Havre. Der Verlassene streicht um die Häuser und ertränkt auch seinen Frust – im Absinth.
Nur noch halb bei Sinnen wird sein Klagen erhört. In der zwielichtigen Auberge au Mont Moisi trifft er in den Morgenstunden Ritter Orgas und Don Qui? Hots, beide durchleiden ähnliche Schicksale. Bei schwarzem Kaffee berichten sie sich von den Gräueltaten ihrer ehemaligen Herzensdamen und werden Freunde. Es ist kaum Mittag, da donnern sie in einer Droschke in die Avenue Henri-Martin. „Destination: Planet Love“, singen sie im Chor und im Kanon, als sie die Stufen zu Qui? Hots‘ düsteren Gemächern erklimmen.
Nie mehr wollen sie alleine sein, nie mehr zu zweit. Und die Damen sollen von nun an passé sein. Die Vorhänge der Wohnung bleiben eine ganze Woche lang geschlossen, Dance-A-Lot, Orgas und Qui? Hots leben von Luft, Liebe und Crêpes Suzettes. Es rummst und wummert, quietscht und knarrt im vierten Stock. Dann spitze Schreie: „Die Liebe zerreißt uns!“ und „Ich liebe die Liebe!“ und „Liebe! Liebe! Gib mir doch ein kleines Stückchen!“ Das hat man selbst in Paris so zuvor nicht vernommen. Die erstaunlichen Geräusche erregen die Mieter, das Klopfen des Concierge ignorieren die drei ins Liebesspiel vertieften Edelmänner.
Völlig erschöpft taumeln schließlich drei verschwitzte Herren in hautengen goldenen Kostümen aus der Wohnung und strecken der versammelten Schar ein Tonband entgegen. „We are the knights“, keucht Dance-A-Lot, „the knights of love.“ Totenstille. Dann setzt wie von Geisterhand berührt die unscheinbare orangefarbene Rhythmusmaschine zum brachialen Wummern an. Orgas hackt in die Tasten seines Stylophones, Qui? Hots zupft einen dräuenden Takt in die dicke Basssaite. Dance-A-Lot: „We fight the fights, the fights of love!“ Fragezeichen in den Gesichtern, Dance-A-Lots Stimme überschlägt sich, „and it was such a heavy, it was such a heavy, it was such a heavy…“ Wie in Zeitlupe kippt er nach vorne und haucht „… fight!“
Dance-A-Lot ist tot. „Unsere nouvelle record,“ stammelt Qui? Hots, „c’est gratis dans le Net d’Inter.“ Und Orgas ergänzt, „Oui, oui, c’est notre destination, das planète d’amour, the planet of love. Wir sehen uns dort!“ Die beiden sterben neben ihrem verehrten Freund, zuviel der Liebe bringt drei Herzen schließlich zum Stehen. Der unwiderstehliche Beat der Liebesritter aber läuft unendlich weiter.
„Destination: Planet Love“ von den Knights Of Love ist bei Komakino erschienen und auf der Website des Labels kostenlos als Download erhältlich.
Die Band ist im Juni mit den Labelkollegen Mikrofisch auf Tour: 09.06.2009 Oldenburg, 10.06.2009 Hamburg, 11.06.2009 Nürnberg, 12.06.2009 München, 13.06.2009 Regensburg.
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