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Kommt Zeit, kommt Dub

 

Fat Freddy’s Drop mischen Reggae und Soul so entspannt und erfolgreich, dass sie in Neuseeland sofort die Spitze der Charts erklommen.

Cover

 
Fat Freddy’s Drop
 
Von dem Album: Dr. Boondigga & The Big BW The Drop 2009
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Nach drei Minuten ist alles gesagt, alles gespielt. Genug, um glücklich zu sein. Wer jetzt aber die Anlage ausstellt, verpasst das Beste. Denn Fat Freddy’s Drop nehmen den Faden noch einmal auf und spinnen ihn weiter, weiter, weiter. Was eben noch Soul war, kehren sie jetzt in Reggae, gleich in Dub und zuletzt in Trance. Das geht nicht in drei Minuten, fünf müssen es mindestens sein.

Die sieben Neuseeländer lassen sich Zeit. Genug, um den Sänger, den Keyboarder, den Gitarristen, den DJ und drei Bläser zusammenzutrommeln. Genug Zeit, um vor dem Spielen ausgiebig zusammen zu essen. Genug, um anschließend in einer endlosen Session alle musikalischen Motive von vorn und von hinten zu beleuchten. Genug, um dann im Studio die besten Passagen weiter zu bearbeiten und zusammenzusetzen.

DJ Fitchie ist endlich zufrieden. Zwei Jahre lang hat er am neuen Album Dr Boondigga & The Big BW gebastelt. Jetzt ist es fertig und führt die heimatlichen Charts an. Kein Wunder, ist doch das Publikum vom Reggae à la Wellington begeistert, seit es 2005 das erste Studioalbum Based On A True Story gehört hat. Von Null auf Eins in Neuseeland, hieß es auch damals. Mittlerweile hat jeder der sieben Musiker eine Platinplatte im Schrank. Doch keine Eile. Fat Freddy’s Drop sind keine Kombo, die dann schnell ein neues Album auswirft, um auf der Erfolgswelle zu reiten, bis sie im Sand verläuft. Ihre Musik wächst stets mit der Zeit, die sie ihr gewähren. Und von einer Plattenfirma lassen sie sich schon gar nicht unter Druck setzen: Alles entsteht im Eigenverlag.

In den vergangenen Jahren sind die Sieben viel gereist, von ihrer Seite des Globus auf die gegenüberliegende. Nichts liegt ferner als Europa, und doch haben sie hier Freunde gefunden, neue Klänge aufgeschnappt, mit dem Berliner Sonar Kollektiv einige Lieder veröffentlicht. Dann zurück nach Hause. 33 Stunden Flug. Der Gitarrist hat sich den Spitznamen Jetlag Johnson gegeben. Er erholt sich spielend, denn Fat Freddy’s Musik bringt den Körper wieder in den richtigen Rhythmus.

Seelenruhe und Reggae – die zwei Freunde teilen sich einen Joint. Aber Jamaika und Ozeanien? Immerhin begeht man in Neuseeland den 6. Februar, Bob Marleys Geburtstag, als Nationalfeiertag. Doch das ist nur eine Ironie der Geschichte. Wenn Fat Freddy’s Drop sich dem Reggae widmen, klingt das nicht wie bekifftes Grün-Gelb-Rot, sondern nach einer zeitgemäßen Variante des Soul und Funk der Siebziger. Kompakte Bläsersätze durchstechen die dahinrollenden, elektronischen Beats. Die sanfte Stimme des Sängers Joe Dukie vermählt das Ganze mit ausgeruhtem R’n’B.

Im Lied The Camel gesellt sich die wunderbare Alice Russel hinzu. Sie ersang sich zuletzt ein großes Publikum mit dem Fußballhit Seven Nation Army in der Soul-Version von Nostalgia 77. Und das voranmarschierende Titelstück Boondigga ist Pop der besten Sorte. Es gibt diesem Sommer eine wohlige Kühle. Leider wird es nicht im Kofferradio am Baggersee laufen, denn sechs Minuten sind ja eigentlich drei zuviel. Oder eben gerade genug.

„Dr. Boondigga & The Big BW“ von Fat Freddy’s Drop ist auf CD und Download bei The Drop erschienen. Vinyl-LP können auf der Website vorbestellt werden.

Dieser Text wurde in kürzerer Fassung abgedruckt in ZEIT CAMPUS Nr. 5/2009.

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