Die Soulband The Bamboos hat ein untrügliches Gespür für die richtige Mischung aus Gestern und Heute. Sie macht Partymusik mit Niveau und Verkaufswert.
Festland fügen aus Minimalhouse und Rock wunderbar entspannte Musik zusammen. Keinen oberflächlichen Lounge-Kram, nein, die Essener lösen tiefste Blockaden.
Ausgerechnet im Zeitalter der Einzel-Downloads liefern Nom de Guerre aus Schweden ein Konzeptalbum. Ihr stilbewusster Pop verbindet Musik, Kunst und Mode.
Holly Miranda aus New York hat den Soundtrack zur Krise geschrieben: Entspannt, blumig und selbstbewusst nimmt ihre Musik den Druck dieser Tage von uns.
Yeasayer lassen das Gute der totgesagten „World Music“ wieder aufleben: Ihr neues Album „Odd Blood“ klingt distinktiv und weltoffen, multikulturell und lässig.
Weltmusik ist ein zwiespältiges Genre, wenn es überhaupt noch eines ist. Die einen verstehen es als Inbegriff weltoffener Völkerverständigung ohne Ansehen von Herkunft und Hautfarbe, die anderen als Panflötenmultikulti jenseits von Distinktion und Lässigkeit. Versuche, sich in der Mitte zu treffen, enden bestenfalls bei Johnny Cash, meistens aber in unterschiedlichen Plattenläden, ja: Universen. Weltmusik vereinigt nicht, sie spaltet. Doch dann kamen die Yeasayer.
Vor vier Jahren haben sich Chris Keating und Anand Wilder dieses so merkwürdige wie bemerkenswerte Konglomerat verschiedenster Einflüsse ausgedacht und eine Musik geschaffen, die sie als „Middle-Eastern-Psych-Pop-Snap-Gospel“ bezeichnen. Mal abgesehen davon, dass Selbstetikettierungen wie diese eher getarnte PR-Schlagworte als kreative Zustandsbeschreibungen sind, ist das, was die Yeasayer machen, aber auch wirklich kaum in griffige Worte zu fassen. World Music trifft ihr zweites Album Odd Blood da noch am besten.
Denn ohne besonders auf Image und Optik zu achten, greifen die (mittlerweile) vier verschrobenen New Yorker nach jedem den abseitigsten Klangfragmenten. Und sie holen sie eben nicht in den selbstreferenziellen Gemischtwarenladen Pop, sondern in ein proppevolles Labor, eine kreative Wabe, einen musikalischen Hexenkessel. Die Yeasayer verrühren darin Töne von Naturholzinstrumenten und gewöhnlichen Gitarren, von karibischen Steeldrums und gewöhnlichem Schlagzeug, hinzu kommen afrikanische Stammesrhythmen und gewöhnliche Bassläufe, technoide Soundgewitter und Keatings – nun ja – vergleichsweise gewöhnlicher Gesang im Gestus der Achtzigerjahre.
All das durchdringt jedes der elf Lieder, ohne sie nostalgisch klingen lassen. Effekte werden noch auf Synthie-Orgel gespielt und Rockinstrumente klassisch, in jedem erdenklichen Tempo: vom hingebungsvoll überdrehten Rome bis zum gemächlich mäandernden I Remember. Tierstimmen überlagern stilisierte Bläser, Regentanzchöre Digitalflächen, alles flirrt ineinander, eine vielschichtige, haltlose Kakofonie. Doch sie ordnet sich stets aufs Neue, nach dem dritten Hören mehr als nach dem ersten, nach dem eingängigen Mondegreen gen Ende eher als nach dem sperrigen The Children zum Auftakt. Es sind Trippelschritte auf dem Weg zur Schlüssigkeit.
Mehr noch als auf ihrem Debütalbum All Hour Cymbals (2007) erwecken die Yeasayer nicht bloß Neugier auf Unerhörtes, sondern machen uns der Langeweile ringsum bewusst. Selbst der alternativ gedachte Independent klingt ja nicht selten nach Formatradio. Da landet jedes Stück von Odd Blood wie ein Stein im Trog unserer Hörgewohnheiten, spült Klangkonventionen über den Rand, und siehe da: Es löst sich manche Blockade im Ohr. Befreiung!
Da macht die Suche nach Referenzen sogar Spaß. Schwingt hier Human League mit? Etwas David Byrne? Paul Simon gar, der späte. Und da hinten – Mori Kante? Egal, am Ende diffundieren die Zitate, Noten, Samples im Zaubertrank der Yeasayer. So distinktiv und weltoffen, so multikulturell und lässig war Weltmusik seit ihrem Abgesang selten.
„Odd Blood“ von Yeasayer ist erschienen bei Mute/GoodToGo.
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