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Frieden und Haschisch für alle Welt

Snoop Dogg kifft eindeutig zu viel. Jetzt nennt er sich Snoop Lion und glaubt, in seinem Körper lebe Bob Marley. Folglich heißt sein neues Album „Reincarnated“.

© Sony Music
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Wer 80 Joints am Tag verkraftet, der hat auch keine Probleme, an Seelenwanderung zu glauben. Den meisten Dauerkiffern würde es wohl allerdings genügen, diese Erkenntnis den anwesenden Ko-Cannabikanten zu verkünden, während gerade Joint Nummer 81 gebaut wird. Weiter„Frieden und Haschisch für alle Welt“

 

Da schunkelt der iPod

Thomas Wesley Pentz alias Major Lazer ist ein Jäger und Sammler von Unerhörtem. Sein neues Album „Free the Universe“ schwebt zwischen Electro und Dancehall.

© Warner Music Group
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Thomas Wesley Pentz hat längst jenen unheimlichen Bekanntheitsgrad erreicht, der Musikproduzenten für Werbetreibende interessant macht. Und so pries er bereits vor Jahren in einem TV-Spot die Vorzüge eines Smartphones Weiter„Da schunkelt der iPod“

 

Karl Dall auf Jamaika

Über die Jahre (42): Das Debütalbum von Wareika Hill Sounds bringt verschiedene Orte, Spielarten und Zeiten zusammen, ohne dass man ihm den Jetlag der Weltreise anmerkt

Ein Jazzclub, auf der Bühne stehen jamaikanische Rastafaris in Nadelstreifen. Ihre Filzlocken sind pomadig gescheitelt. Der Bass spielt Reggae, die Bläser swingen, als kämen sie aus den zwanziger Jahren, prägnant und aufregend. Tony Allen und die Africa 70 betreten die Bühne und spendieren Afrobeat.

Später verlässt die Band den Club, die Menschen folgen ihr nach draußen, und die Party geht auf der Straße weiter. Die Marching Band zieht um die Blöcke. Wo sind wir eigentlich? In Kingston, New Orleans, Lagos oder New York? Und in welchem Jahr noch gleich? Musik kann einen ganz schön durcheinander bringen.

Die Rastafaris nennen sich Wareika Hill Sounds, ihr Debütalbum aus dem Jahr 2007 bringt Orte, Spielarten und Zeiten zusammen, ohne dass man ihm den Jetlag der Weltreise anmerkt. Der Kopf der Band ist der jamaikanische Posaunist Calvin „Bubbles“ Cameron. Zugegeben, die Posaune ist kein typisches Instrument des Reggae. Doch dies ist auch kein gewöhnliches Album. Die Bässe drücken, die Bläser schweben, eine Orgel flimmert, das Schlagwerk spielt tanzbar. Das sind doch bewährte Muster? Wie entsteht daraus derart Originelles?

Den Wareika Hill Sounds ist selbst das Mischpult ein Instrument. Ihre Aufnahmen sind räumlich, die Techniken des Dub verschieben die Wahrnehmung, verzerren die Wände. In diesem expressionistischen Klangbild weiß auch der Hörer bald nicht mehr, wo er sich befindet.

Nur wenn die Herren aus Wareika singen, dann wird es erschreckend simpel: „Jamaica is Reggae-Land. We play music and have fun.“ Das klingt nach alten Urlaubsfilmen von Karl Dall. Aber Schwamm drüber – sie singen ja kaum.

Das unbetitelte Debütalbum von Wareika Hill Sounds ist im Jahr 2007 auf CD und LP bei Honest Jon’s/Indigo erschienen.

Weitere Beiträge aus der Serie ÜBER DIE JAHRE
(41) Dennis Wilson: „Pacific Ocean Blue“ (1977)
(40) Klaus Nomi: „Nomi“ (RCA/Sony 1981)
(39) GAS: „Nah und Fern“ (Kompakt/Rough Trade 2008)
(38) Liquid Liquid: „Slip In And Out Of Phenomenon“ (2008)
(37) Nick Drake: „Fruit Tree“ (1979)

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Jamaika aus Lyon

Nach etlichen Singles mit Reggae-Versionen bekannter Stücke haben The Dynamics nun ein ganzes Album aufgenommen: „Version Excursions“.

Dynamics Version Excursions

Seit Monaten drehen sie auf den Plattentellern vieler Bars und Clubs: Schlichte kleine Vinylscheiben mit gelbem Aufdruck und dem Schriftzug Big Single. Sie bringen die Menschen zum Lächeln, Zuhörer lassen die Hüften kreisen im Rhythmus, natürlich gaaanz langsam. Nachts im Radio – wenn nur noch arbeitslose Musikliebhaber und Brummifahrer lauschen – schillern sie wie Goldfische in der Klangsuppe.

The Dynamics aus Lyon spielen Coverversionen. Nach etlichen Singles haben sie nun ein ganzes Album gemacht, Version Excursions. Was ihnen in die Finger gerät, wird zu Reggae: Move On Up von Curtis Mayfield, Girls And Boys von Prince, Whole Lotta Love von Led Zeppelin. Und Seven Nation Army, gab es das wirklich vorher schon? Kaum zu glauben, dass es in der Rockversion der White Stripes zum Hit werden konnte. Welch simple und geniale Basslinie.

Der Name der Band bezieht sich auf ihre energetischen Konzerte. Auf Platte lehnen sie sich zurück, warmes Falsett statt Rockröhre. Coverversionen haben im Reggae Tradition, oft erscheinen sie als Single. Dass eine Band ein ganzes Album mit Neuinterpretationen aufnimmt, ist selten. Und es ist nicht einfach, auch auf Version Excursions gelingt nicht alles. Auf halber Strecke geht der Spaß verloren. Dann klingen die Lieder verkrampft, bemüht, stellenweise einfallslos. Land Of 1000 Dances, mit seinem ausgelutschten Nanananana-Nananana-Nananananana muss wirklich nicht neu interpretiert werden, Fever klingt nach alberner Urlaubsmusik. Vielleicht gibt die Idee einfach kein ganzes Album her. Vielleicht wurde nach dem überraschenden Erfolg der Singles zu hastig weiterproduziert.

Doch es gibt auch ausgefeilte Arrangements. Manchmal freut man sich richtig, wie die fünf Musiker die Schwierigkeit der Neuinterpretation meistern, wie verspielt sie sich die Stücke zu eigen machen. Bei genauem Hinhören fallen immer wieder feine Details auf.

Ob nun originell oder nicht, eingängig sind alle Stücke. So werden The Dynamics bald sicher überall zu hören sein, in Cafés, Kaufhäusern und Cabrios. Die DJs in den kleinen Clubs und Bars haben dann längst etwas Neues gefunden.

„Version Excursions“ der Dynamics ist als CD und Doppel-LP (mit dem Bonus-Stück „Green Onions“) erschienen bei Groove Attack.

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