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Die Cayman Islands mal wieder

Ja, zu diesem Parteitag gehört auch das Feiern. Und die offizielle Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Republikaner ist kein geringer Anlass. Zudem wollen die größten Spender bei Laune gehalten werden. Also muss eine standesgemäße Party her. Auf einer Luxusjacht.

Das dürfte an sich schon all jenen die Zornesröte ins Gesicht treiben, die den Multimillionär Romney für einen abgehobenen, elitären Geldsack halten, der die Sorgen des einfachen Mannes nicht versteht. Sei’s drum, man muss ja nicht gleich Dinge von sich geben wie der Leiter des Washingtoner Büros von Yahoo News. David Chalian verlor am Mittwoch umgehend seinen Job, weil er gesagt hatte, Ann und Mitt Romney sorgten sich überhaupt nicht darum, wie es den Menschen gehe, die vom Hurrikan „Isaac“ betroffen sind. „Sie freuen sich über ihre Party, während Schwarze ertrinken“ – zu seinem Unglück war er damit auf Sendung.

Aber wie gesagt: So eine Party muss schon sein. Aber auf einer Jacht, die unter der Flagge der Cayman Islands fährt? Jenem Steuerparadies, in dem der frühere Finanzinvestor Romney zumindest einen Teil seines kaum überschaubaren Vermögens „parkiert“ (würde man in der Schweiz sagen, wo Romney ebenfalls früher ein Konto besaß)? Die lästige Debatte über seine Steuerlast wird Romney so jedenfalls nicht los.

Im Übrigen rufen die Republikaner auf der Website zum Parteitag inzwischen zu Spenden an das amerikanische Rote Kreuz auf, um die Hilfe für die Hurrikan-Betroffenen zu unterstützen.

 

Rassismus am Rande

Immerhin hat man ihn dafür offenbar rausgeworfen: Ein Teilnehmer des Republikanerparteitags in Tampa, Florida, soll einer schwarzen Kamerafrau von CNN Nüsse hingeworfen haben – mit der Bemerkung: „So füttern wir Tiere!“ Man arbeite mit den Organisatoren zusammen, um den Vorfall aufzuklären, hieß es nur von dem Sender. Es wurde nicht bekannt, ob es sich bei dem Mann um einen Delegierten der Partei handelte, oder um jemanden, der in einer anderen Funktion auf dem Parteitag war.

 

Stürmisch

Die Republikaner wollen in Tampa, Florida, ihre Krönungsmesse für Mitt Romney zelebrieren, und ein Sturm hat die Tagesordnung bereits mächtig durcheinandergewirbelt. Von Süden naht Hurrikan Isaac, deshalb soll das Programm nun mit einem Tag Verspätung am Dienstag beginnen.

Doch diese Winde könnten geradezu harmlos sein im Vergleich zu den politischen Stürmen, die den Republikanern derzeit zusetzen. Und die sie selber losgetreten haben.

Vor ein paar Tagen noch sorgte ein republikanischer Politiker aus Missouri mit fatalen biologistischen Äußerungen über „wirkliche“ Vergewaltigungen, Schwangerschaften und das Recht auf Abtreibung für Aufruhr. Jetzt sorgt Barack Obamas Herausforderer Mitt Romney selber für einen Sturm der Entrüstung.

An diesem Freitag wahlkämpfte er in seinem Geburtsstaat Michigan. Vor einer johlenden Menge tat er kund, dass in seinem Fall noch niemand auf die Idee gekommen sei, ihn nach seiner Geburtsurkunde zu fragen. Denn alle Welt wisse ja, woher er stamme…

Tiefer kann man kaum sinken. Bewusst und gewollt umgarnte Romney mit dieser Bemerkung die extreme Rechte in seiner Partei. Die sogenannten Birther behaupten seit Jahr und Tag wider besseres Wissen, dass Präsident Barack Obama nicht in Hawaii, also nicht in den Vereinigten Staaten zur Welt gekommen und darum kein Amerikaner sei. Selbst die Vorlage einer amtlichen Geburtsurkunde des Krankenhauses konnte das fatale Gerücht nicht aus der Welt schaffen.

Zudem: Die Birther verfolgen mit ihrer Hetze sowieso ein weiteres, klar rassistisches Ziel. Indem sie in Zweifel ziehen, dass Obama in Amerika geboren wurde, wollen sie deutlich machen, dass dieser erste schwarze Präsident sowieso völlig unamerikanisch sei. Dass er kulturell und sozial nicht dazugehöre und seine Präsidentschaft ein Betriebsunfall sei.

Zwar hat sich Mitt Romney die Birther-Zweifel nie selber zueigen gemacht und sich von ihnen sogar öffentlich distanziert. Doch dass er jetzt mit ihnen spielt, ist charakterlos. Da war der Republikaner John McCain vor vier Jahren von anderem Kaliber.

Obama reagierte im Übrigen mit Humor auf die Anspielungen Romneys: