Wird in den Verkehrsnachrichten von einem Unfall berichtet, entsteht in meinem Kopf das Bild von verletzten Menschen, womöglich weit entfernt vom Heimatort, hilflos und verzweifelt. Wie viel besser klingt da doch »Stau wegen Bergungsarbeiten«: Wenn ich das höre, bin ich beruhigt: Da sind kompetente Menschen, die sich um die Opfer kümmern, und diese dürfen sich nun – hoffentlich – geborgen fühlen.
Ich, mollige Frau, muss vor dem Gotthard- Tunnel den Zug wechseln. Während ich noch nach einem Sitzplatz suche, durchfährt den Waggon ein gewaltiger Ruck. Ich verliere das Gleichgewicht und lande auf einem älteren, bereits sitzenden Fahrgast. Worauf dieser ebenso schlagfertig wie entzückt ruft: »Habe schon lange nichts mehr so Weiches gespürt!«
Redpearl (Spitzname der schönen rothaarigen Unbekannten – die mir nach anfänglichen Irrungen und Wirrungen inzwischen seit vier Jahren das Gefühl gibt, in einer harmonischen Beziehung angekommen zu sein).
Man glaubt es kaum, aber zwischen diesen beiden Fotos liegt nur eine Viertelstunde. Ich hatte gerade das Waschbecken einer Generalreinigung unterzogen, als meine Kinder mich fragten, ob sie sich schminken dürften. Kurz darauf sah unser Becken dann so aus, als wäre ein ganzer Karnevalszug hindurchmarschiert. Aber, was soll’s. Und so ist’s ja eigentlich auch viel bunter, schöner, und irgendwie lebendiger… !
Dieses Bild entstand eines Abends so nebenbei, was man halt so kritzelt, wenn man sich beim Fernsehen langweilt! Welche Sendung? Ging es dabei um ein Dorf in der Schweiz, umgeben von Bergen und Wald, war es vielleicht ein Krimi, der sich in dieser Dorfidylle abspielte…? Genaueres wollte mir partout nicht mehr einfallen, als ich das Dörflein kürzlich beim Aufräumen in der Schublade wiederfand.
Nach längerem beruflichem Aufenthalt in arabischen Ländern kehrt unsere Familie nach Bonn zurück. Meine siebenjährige Tochter tritt – ausgerüstet mit rot-weißem Kostüm, Dreispitz und Stiefelchen – einer örtlichen Tanzmariechen-Gruppe bei. Dann kommt der Tag, an dem die Eltern des Karnevalsnachwuchses in den Genuss der einstudierten Polka-, Hüpf- und Grätschschritte kommen sollen. Gespannt wartet das Publikum auf den Beginn des Spektakels, da eilt Dana noch mal zu uns und flüstert mit wissender Miene hinter vorgehaltenem Händchen: »Mama, Papa, das sind alles Muslims hier!« Wir erstaunt: »Wie das?« Dana: »Na ja, sie rufen immerzu ›Allah! Allah! Allah‹!«
Nachdem sich ein junger Mann am Kiosk vorzudrängeln versuchte, mahnte ihn eine Berliner Omi, er benehme sich wie der letzte »Heiopei«. Ob der Gescholtene das Wort verstand, wage ich nicht abschließend zu bewerten. Aber Omis Blick hat auch greicht.
Venedig, Insel Giudecca, das Klappern meines Rollkoffers in den verwinkelten Gassen auf der Suche nach der einzigen Pension in diesem Viertel. Dreimal öffnen sich mir Türen und Fenster, und die Bewohner weisen mir den Weg.
Neulich beim Spaziergang ist uns dieser Matschmann begegnet. Wozu brauchen wir noch den Winter? Und sollte der Frühling tatsächlich bald sein blaues Band flattern lassen – unser Freund hier hätte nichts dagegen.
Als ich ein kleines Mädchen war (es ist inzwischen gut acht Jahrzehnte her) pflegte meine Mutter, wenn ich etwas Dummes angestellt hatte, halb spöttisch, halb liebevoll zu sagen: »Du bist mir eine schöne Thusnelda!« (Thusnelda, Sie erinnern sich, war die Gattin von Armin, dem Cherusker). Ich aber hörte nur die Liebe, nicht den Spott heraus, daher bekam meine erste, heiß geliebte Puppe den Namen Tunella. Und was ist uns heute von der schönen Thusnelda geblieben? Die Tussi!