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Was mein Leben reicher macht

Als Jungverliebte haben meine Frau und ich eine Tradition begründet, die unser Leben bis heute (wir sind in den Sechzigern) reicher macht: Abend für Abend bin ich ihr Vorleser, während sie strickt oder häkelt. Hunderte von Büchern haben wir so schon gemeinsam gelesen. In ungezählte Pullover sind unsere Geschichten mit hineingearbeitet.

Werner Specht, Graz, Österreich

 

Was mein Leben reicher macht

Ich habe Wochenenddienst in der ambulanten Pflege. Alle schlafen noch. Durch das Badezimmerfenster fließt die Stille. Auf einmal das Rauschen von Gasbrennern am Himmel. Ein wunderschöner Ballon schwebt dicht an meinem Fenster vorbei.

Jutta Noka, Langenbrettach, Baden-Württemberg

 

Fachsimpeln: Mein Wort-Schatz

Was gibt es im Rentenalter Schöneres, als genüsslich seine Hobbys zu pflegen und darüber mit anderen zu diskutieren – oder wie man früher auch sagte: zu fachsimpeln.

Werner Müller, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Ein Straßenverkäufer bietet ein Straßenmagazin für Obdachlose an. Zwei Teenager meinen kichernd: »Was sollen wir denn damit?« Darauf der Verkäufer: »Lesen! Buchstaben beißen nicht!« Das werde ich mir für meine Schüler merken!

Birgitt Velmer, Dortmund

 

Ein Gedicht!

Frühlingssehnsucht
(nach Rainer Maria Rilke, »Herbsttag«)

Herr, es ist Zeit. Der Winter war sehr lang.
Leg deine Sonne auf die Schattenseiten,
und auf den Fluren halt die Winde an.

Befiehl den Bäumen, endlich auszutreiben;
schenk ihnen sonnig warme Tage,
dränge sie zum Blühen hin und jage
die eis’gen Schauer endlich fort.

Wer dann im Haus noch ist,
den wird’s nach draußen treiben,
wer dann allein noch ist, wird es nicht lange bleiben,
wird in den Alleen hin und her schlendern
und keine Briefe schreiben.

Georgette Hagedorn, Römhild, Thüringen

 

Was mein Leben reicher macht

Dass mein gerade in den USA als Au-pair arbeitender Sohn – von Natur aus eigentlich eher lesefaul – wegen Blizzard mit Fahrverbot und Internetausfall einen 450-Seiten-Roman liest und mich später per Skype wissen lässt: »Total cooles Buch, das du mir da geschickt hast.«

Gabriele Stengelin, Oberrot, Baden-Württemberg

 

Leerschwätzer: Mein Wort-Schatz

Jeder kennt sie. Politiker, die uns salbungsvoll Dinge erklären, die sie selbst nicht verstehen, sogenannte Experten, die höchst wissenschaftlich verpackt Banalitäten verbreiten, oder Kollegen, die meinen, zu jedem Thema den ultimativen Beitrag leisten zu können. Ich habe schon viele Bezeichnungen für diese Spezies gehört und gelesen. Heute ist mir in einer Diskussion zu diesem Thema ein Wort rausgerutscht, das im Duden wohl nicht vorkommt. Ich sagte: »Ich kann diese Leerschwätzer nicht mehr hören.« Und je mehr ich dann darüber nachdenke, umso besser gefällt es mir. Es trifft die Sache zumindest besser als »Schwätzer« (zu allgemein) oder »Dummschwätzer« (dumm sind diese Leute ja meist gar nicht). Vielleicht können Sie die Begeisterung für die Neuschöpfung ja teilen.

Norbert Sachs-Paulus, Gießen

 

Was mein Leben reicher macht

Am letzten Tag des Auslandssemesters in Florenz warte ich auf den Zug. Plötzlich kommt eine Mail: Ich bin zum Praktikum in Venedig angenommen. In einem Monat werde ich wieder in italien sein!

Maria Aresin, Leipzig