Lesezeichen
 

Wiedergefunden: Studentenliebe

Nachdem wir vor fast 65 Jahren vor dem Göttinger Gänselieselbrunnen Abschied genommen hatten, verloren wir uns total aus den Augen. Nur meinen Kindern erzählte ich manchmal von meiner Studentenliebe. Heimlich und auf verschlungenen Wegen suchten meine Töchter nach der dem Vater einst so eng verbundenen Dame. Sie lebt noch, in Toronto, in Kanada! Zwei über 80-Jährige telefonierten – und konnten es einfach nicht fassen.

Heiner Schütze, Hittfeld bei Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Sohn, 42 Jahre alt, lebt seit 20 Jahren in der Schweiz, und wir sehen uns leider nur ab und zu. Als er gerade bei mir zu Besuch in Münster war, erwischte ihn eine unangenehme Grippe. Mit Fieber lag er auf der Couch, und ich pflegte ihn – wie früher. »Wenn man schon unbedingt krank werden muss, was kann einem da Besseres passieren, als dass man zu Hause bei Mama krank wird«, flüsterte er mir mit heiserer Stimme zu.

Beate Mielke, Münster

 

Hungerharke: Mein Wort-Schatz

Hungerharke, diesen Ausdruck kennen wohl nur noch die etwas älteren Semester. Bei großen, etwas dürren Frauen war dieser Ausdruck in unserer Kinderzeit ein weit verbreiteter Begriff. Wurde er auch bei Männern angewendet? Ich kann mich nicht erinnern!

Werner Müller, Berlin

 

Fernsehen ist dumpf

(nach Georg Kreislers Parodie »Musik ist Trumpf«)

Musik ist Trumpf.
Das klingt so dumpf,
wie Sauerkohl und braune Bohnen,
Fernseh schaun tut sich nicht lohnen.
Musik ist Trumpf
klingt stumpf.
Die Zeit verstreicht.
Ein Tatort schleicht
vorbei. Ich hab ihn nicht verstanden.
Wo mag jetzt grad das Traumschiff landen?
In welchem Sumpf?
Musik ist Trumpf.
Ich möchte so gern den Raab mal schlagen
mit einer der Bohlen vor Gottschalks Kopf
Verzweifelte Hausfraun lassen sich von Jauch was fragen.
Und wetten, der Lanz spuckt dem Lafer in den Topf?
Ich schweig und zahl
GEZ-Gebühren ein ums ander Mal.
Ins Dschungelcamp gehn Wollnys Geschwister
und Zwegat wird Finanzminister
mit Geld im Strumpf.
Musik ist Trumpf.
Der Beckmann kriegt nicht genug zu essen.
Der Buhrow blickt so geistreich, wie er kann.
Eisbär, Tiger und Co sollen ihn fressen!
Doch leider fressen die nicht mal den Kameramann.
Ich senk den Blick
und denk an Strick
und Nagel. Sämtliche Pressekonferenzen
will ich schwänzen und lieber mit den Geissens glänzen
mit deutschem Rumpf.
Musik ist Trumpf.
Musik ist Trumpf.
Musik ist Trumpf.

Holger App, Frankfurt am Main

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn die Sonne jenes mysteriöse Kreuz auf Berlins Fernsehturm reflektiert – wie ein augenzwinkernder Gruß Gottes an seine Berliner und alle, die auf diese Stadt schauen!

Angelika Krieser, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

An der Wursttheke eines Supermarktes erhält ein kleiner Bub die obligatorische Wurstscheibe. »Genieße diese Nettigkeit«, rate ich, »für Erwachsene gibt es das nicht mehr!« Spontan reicht der Verkäufer auch mir eine Scheibe.

Helmut Bode, Oberhausen

 

Das ist mein Ding

s76-mein-ding

Kennen Sie das? Der Rücken juckt, man hat das Mittel zum Auftragen, aber – wie stelle ich’s nur an? – die Arme sind zu kurz. Es wird kein Hilfsmittel angeboten – jedenfalls nicht für diesen Zweck. Ich habe es trotzdem gefunden, und zwar im Baumarkt: eine MALERROLLE! So simpel, so effektiv, so praktisch! Auch die Hygiene kommt nicht zu kurz: Man kann die Rolle auskochen oder in der Waschmaschine mitwaschen. Das ist mein Ding, gerne auch Ihr Ding!

Eva Roth, Berne, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Erster Ausflug mit meiner neugeborenen Tochter in die Stadt. Ich habe sie im Tragetuch, nur ihr Köpfchen lugt aus meiner Jacke hervor. Wir warten auf den Bus, zwei junge Männer stellen sich rauchend dazu. Der eine guckt mich an, zieht seinen Kumpel am Ärmel ein paar Meter zurück: »Ey, da is’ n Baby bei der Frau vor’m Bauch, lass das mal nich’ vollpesten«. Danke Jungs!

Cathrin Büscher, Hamburg

 

Hagestolz: Mein Wort-Schatz

In meiner Kindheit nannte man einen unverheirateten Mann Hagestolz. Ich kann mich an einen erinnern, der mein Lehrer in der Volksschule war. Er war alt, (also vielleicht um die 50 Jahre!), alleinstehend und ärmlich gekleidet und strafte gerne mit Linealschlägen. Als ich 20 Jahre später in der großen Kreisstadt bei einer Bank arbeitete, sah ich ihn wieder. Er hatte dort ein Aktiendepot, war aber immer noch mit dem ärmlichen grauen Mantel bekleidet. Beim Nachschlagen findet man unter Hagestolz: »Ein älterer Junggeselle, ein Mann, der die Ehe verabscheut, Sonderling«. Auch wird das Wort »Geiz« erwähnt. Gibt es heute noch Hagestolze? oder sind sie im weiten Feld der »Singles« untergetaucht?

Monika Schanz, Nagold, Schwarzwald