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Stadtranderholung: Mein Wort-Schatz

Während der Ferien erfreuten mich täglich Zeitungsberichte über Aktionen für Schulkinder, deren Familien sich keinen Urlaub leisten können. In den fünfziger Jahren nannte man das Stadtranderholung. Als Bewohner der Dortmunder Nordstadt hatten wir lediglich Blickkontakt mit der Natur: Vom Küchenfenster unserer Zweieinhalbzimmerwohnung aus konnten wir die Kastanien der benachbarten Gartenwirtschaft sehen. Pflanzen zum Anfassen gab es nur, wenn wir, mit dem Matchbeutel bepackt, Fußmärsche zum Fredenbaum oder in den Hoeschpark unternahmen. In den Sommerferien aber durften wir uns bei der Stadtranderholung anmelden. Jeden Morgen startete am Hauptbahnhof ein Sonderwagen der Straßenbahn, der lärmende Schulkinder dahin brachte, wo es Wald, Wiesen und Felder gab. Meine Schwester und ich stiegen an der dritten Haltestelle zu, bekamen also immer Sitzplätze. Unser Ziel war das »Hexenhäuschen«, das Waldheim einer kirchlichen Einrichtung. Hier spielten, bastelten und sportelten wir den liegen langen Tag. Wir durchstreiften den Wald, wanderten zu den Getreidefeldern und lernten, verschiedene Pflanzen und Getreidesorten zu unterscheiden. Es gab auch einen Schlafraum mit Feldbetten, wo wir nach dem Mittagessen eine Ruhestunde halten mussten, auf die wir durch Märchen oder Gruselgeschichten eingestimmt wurden. Am meisten liebte ich den abendlichen Singkreis vor der Heimfahrt. Wie schön, dass es die Stadtranderholung immer noch gibt: Bei der Google-Suche fand ich unter diesem Stichwort 27.900 Treffer aus Städten von Augsburg bis Zülpich!

Helga Bothe, Kierspe, Nordrhein-Westfalen

 

Balkon II

In der ZEIT Nr. 35/2012 fand sich ein Strassenbild mit dem Titel »Mietminderung?« von einer Leserin aus Hamburg. Es zeigte einen Balkon ohne Balkontür. Das gibt es leider häufiger (siehe Photo). Die Frage nach Mietminderung ist jedoch nicht wirklich berechtigt. Das Problem entsteht eher umgekehrt, wenn Mieter bei einem Balkonanbau nicht bereit sind, die dadurch bedingte Mieterhöhung zu zahlen. Entsprechend stellt dann der Vermieter keinen Zugang zum Balkon her.

Hans Albers, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Ferien, ein Tag mit den Kindern in Berlin, meiner alten Liebe. Wir gehen durch das Brandenburger Tor, reden über die Mauer, sehen auf Bildern, wie es damals aussah. Ich erzähle stolz, dass ich damals, als Student, am 9. 11. 1989 auch auf der Mauer stand. Da sagt unsere neunjährige Tochter: »Manchmal hat es auch Vorteile, alt zu sein!«

Tobias Hüfner, Hannover

 

Zeitsprung

Nach dem Krieg waren meine Eltern nach Lörrach an die Schweizer Grenze gezogen. Die ersten Jahre waren schwer, aber im Jahre 1954 konnten wir zum ersten Mal einen Sommerurlaub planen. Freunde meiner Eltern hatten einen VW Käfer , einen sogenannten Brezelkäfer. Mit diesem Gefährt fuhren wir im August 1954 zu sechst (vier Erwachsene, mein 15-jähriger Bruder und ich mit meinen acht Jahren) samt Gepäck ins zirka 160 Kilometer entfernte Adelboden im Berner Oberland. In einem gemieteten Chalet verbrachten wir zwei Wochen. Auf dem Foto von 1954 ist dieses Chalet zu sehen mit meiner Mutter links davor auf der Wiese. 54 Jahre später war ich erneut in Adelboden, und meine Frau machte ein Foto mit mir an der Stelle, an der damals meine Mutter saß. Wie wunderschön ist es, dass es noch Plätze in unseren Breiten gibt, die sich in einem halben Jahrhundert so gut wie nicht verändert haben!

Winfried Burgert, Ingolstadt

 

Internationale Küche

In unserem Sommerurlaub in Spanien fanden wir neulich auf einer Speisekarte unter der Rubrik »Fisches und Reises« ein Gericht, das »Kajobsmuscheeln mit Entenkrümmeln uns Ananas« hieß. Es war aber trotzdem sehr lecker!

Anja und Jörg Zunft, Hannover

 

Was mein Leben reicher macht

Hier in Ostwestfalen ist momentan die Ernte in vollem Gange. Ich muss oft mit dem Auto an den Feldern anhalten, weil meine vierjährigen Drillingsjungs sich nicht an den Mähdreschern und Traktoren sattsehen können. Vorgestern ging für sie ein Traum in Erfüllung: Ein uns völlig unbekannter Landwirt trat ans Auto und lud die Kinder ein, eine Weile auf seinem Mähdrescher mitzufahren! Und um das Glück perfekt zu machen, führte er uns dann noch in seinen Schweinestall, wo eine Muttersau gerade klitzekleine Ferkel bekam.

Katrin Schnake, Horn-Bad Meinberg

 

Was mein Leben reicher macht

Der Anruf unserer Nachbarin: Sie könne dieses Jahr leider nicht zum Gartenfest kommen, sie sei im Augenblick nicht gut zu Fuß. Sie werde dann aber im nächsten Jahr kommen. Sie wird demnächst 102.

Achim Ferrari, Aachen

 

Ätschegäbele: Mein Wort-Schatz

Nur ein knitzer Schwabe weiß wahrscheinlich, unter welchen Bedingungen er das Missgeschick eines anderen mit »Ätschegäbele«. Eine Übersetzung in verständliches Deutsch, etwa »Geschieht dir gerade recht!«, deckt ja den liebenswürdigen Charme dieses Wortes genauso wenig ab wie »frech« die Bedeutung von »knitz«. Ich freue mich jedenfalls, diese beiden Wörter bei passender Gelegenheit einsetzen zu können. Hallo, gell, ihr Schwaben?!

Gerhard Evers, Göppingen

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn mein Mann mir beim Motorradfahren plötzlich über unser Helm-Kommunikationssystem I’ve got you under my skin vorsingt – stimm- und tonsicher und a cappella. Ich liebe ihn einfach!

Manuela Barneveld Binkhuijsen, Syke