Samstag auf dem Wochenmarkt. Die Inhaberin des Käsestandes stellt fest, dass ich endlich entbunden habe. Sie gratuliert und schenkt mir spontan einen Blumenstrauß, den sie eigentlich für sich selbst gekauft hatte.
Unfall auf der A 3 im Westerwald. Über eine Stunde Stillstand. Vor uns ein älteres Paar. Nach einer Weile steigt der Mann aus, klettert über die Leitplanke und kommt mit einem Strauß Margeriten für seine Part- nerin zurück.
Diese Kritzelei entstand während der unsäglich langwierigen Chorproben zum Halleluja aus dem Messias von Georg Friedrich Händel. Unser kleiner Laienchor Benvenuto Franci aus Pienza in der Toskana hat sich redlich bemüht … Und dank unseres geduldigen Maestros haben wir es schließlich geschafft, den schönen Choral bei einem Chorfestival zu singen.
Neulich suchte ich vergeblich nach einem Begriff für das Bild eines neugeborenen Familienmitgliedes. Süß erschien mir zu abgegriffen und platt. Da kam ich auf das Wort herzallerliebst, ein Adjektiv, das ich früher als ziemlich schwülstig und gefühlsüberladen in Erinnerung hatte. In diesem Fall passte es aber haargenau.
Mein Sohn ist Asperger-Autist. Ich betrete das große weiße Schulgebäude und finde im ersten Stock den Schulleiter, der seit Herbst hier ein Gymnasium aufbaut. Für zwei Stunden tauchen wir in ein Gespräch. »Würden Sie ihn nehmen, meinen Sohn?«, lautet am Ende die bange Frage. »Ja«, sagt er, »ja, ich würde ihn nehmen.«
Auf Madeira fanden wir beim Studieren des deutschen Teils der Speisekarte die Rubrik »Nachspeisen« mit Wüste betitelt. Erst beim Vergleich mit der englischen Karte kamen wir auf die Ursache und lachten uns krumm: »Wüste« war die Übersetzung von »Des(s)ert«.
Meine zehnjährige Tochter bekommt abends – schon im Schlafanzug – überraschend Besuch. Der zwölfjährige Nachbarsjunge drückt ihr etwas verlegen ein Urlaubsmitbringsel in die Hand: Ohrstecker. Sie lässt sich beiläufig die zuvor hinter die Ohren geschobenen Haare ins Gesicht fallen, lächelt ihn an und bedankt sich freundlich.
Berlin ist groß, laut und berühmt für seine »Berliner Schnauze«. Auch für die hohe Dichte an Singlehaushalten ist die Hauptstadt bekannt. Stadt der einsamen Herzen? Immerhin scheint es Berliner zu geben, die ihre Liebe teilen wollen …
Vor einiger Zeit sah ich auf einer englischsprachigen Speisekarte in Wien folgende Speise: Imperial Nonsense. Auf der nächsten Seite fand ich dann das Originalgericht: »Kaiserschmarren«.
Mit 66 Jahren habe ich mit dem Klavierspielen begonnen. Ich spiele nun seit über zwei Jahren und kröne meine morgendliche Übungsstunde jedes Mal mit Beethovens Freude, schöner Götterfunken. Dann bin ich für den Tag gerüstet.