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Mitbringsel: Mein Wort-Schatz

Gerade ist es mir wieder eingefallen, als ich eine französische Freundin, die ich demnächst besuchen will, fragte, ob sie einen Wunsch habe. Meinen Wort-Schatz gibt es nicht in Frankreich, nicht in England, nicht in Spanien. Dort muss man sich begnügen mit blassen Umschreibungen wie »kleines Geschenk«, »Andenken«. Die Italiener haben wenigstens einen pensierino, ein kleines Drandenken. Aber nur wir haben das Mitbringsel. So gern ich das Wort habe, so gespalten stehe ich der Sache gegenüber. Wie schön war es, als Kind von Gästen etwas mitgebracht zu bekommen! Ich erinnere mich an unseren Sonntagnachmittagsbesuch, eine befreundete Lehrerin, die mir meine ersten Bücher mitbrachte, darunter mein langjähriges Lieblingsbuch Andschana von Käthe von Roeder-Gnadeberg. Andererseits: die mühsame Suche in kitschigen Souvenirläden! (»Was könnten wir denn für die Oma kaufen?« – »Für Anneliese haben wir auch noch nichts!«) Und eben kommt mir noch ein Gedanke. Soll ich den einer in Hamburg erscheinenden Zeitung mitteilen? Nur Mut: Könnte es sein, dass mir das Mitbringsel auch deshalb so gut gefällt, weil es in seiner Klangfarbe viel eher nach Bayern passt als nach Norddeutschland?

Gisela Dietrich, Planegg

 

Sehr geehrter Herr Wulff,

kürzlich hat Barack Obama den Dalai Lama empfangen und mit ihm über die Situation in Tibet und China im Hinblick auf Demokratie und Menschenrechte gesprochen. Sind Sie nicht auch der Meinung, dass es jetzt, nach den deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen Ende Juni, an Ihnen wäre, ebenfalls ein Zeichen zu setzten? Sie könnten eine offizielle Einladung an Ai Weiwei aussprechen, die Freilassung Liu Xiaobos öffentlich fordern oder den derzeit in Deutschland weilenden chinesischen Dissidenten Liao Yiwu empfangen. Sie als Bundespräsident haben diese Möglichkeit!

Franziska von Haaren, Heidelberg.

 

Was mein Leben reicher macht

Zu beobachten, wie eine mit Lernmaterial vollbepackte Studentin in der Universitätsbibliothek am Zeitungsständer
stehen bleibt, die Bücher und Ordner ablegt und sich drei Minuten Zeit nimmt, um stehend die letzte Seite der ZEIT zu lesen. Eine Oase der Entschleunigung in der stressigen Klausurenphase am Ende des Semesters. Auschecken aus der wissenschaftlichen Welt, eintauchen in das wirkliche Leben!

Teresa Maria Tropf, Düsseldorf

 

65 Jahre die ZEIT

Zahlreiche Fragen erwarteten Rainer Esser an der DEKRA Hochschule in Berlin. Die Medien-Studenten waren sehr gut vorbereitet und befragten den Geschäftsführer des ZEIT Verlags zu den unterschiedlichsten Themen: Wie kam es, dass Sie Geschäftsführer geworden sind? Wie ist Ihr Verhältnis zu den Chefredakteuren der ZEIT und der ZEIT Magazine? Und wie ist das Arbeitsklima im Pressehaus? Angeregt durch die aktuellen Ereignisse im Kachelmann-Prozess sorgte auch die gesellschaftliche Bedeutung der Medien, die Rolle des Internets und sozialer Netzwerke für Gesprächsstoff.

Rainer Esser diskutiert an der DEKRA Hochschule Berlin © Melinda Rachfahl

„Herr Dr. Esser war ein sehr sympathischer und humorvoller Interviewpartner. Das Gespräch war sehr kurzweilig und aufschlussreich für mich als angehenden Journalisten“, berichtet der Student Sebastian Roth im Anschluss.

V. l. : Rainer Esser, Max Zander, Marten Ronneburg © Melinda Rachfahl

Für Alice-Laurine Kliesch war besonders der Blick hinter die Kulissen spannend: „Dr. Esser war sehr aufgeschlossen, freundlich und ein guter Gesprächspartner. Jede Frage war für ihn eine nützliche, damit keine doofe Frage. Es freut mich, dass bei einer so einflussreichen Zeitung die Arbeit Spaß machen kann und dort eine gute Atmosphäre besteht.“

Einen Zusammenschnitt der Diskussion finden Sie hier.

Rainer Esser mit den beiden Interviewpartnern © Melinda Rachfahl

 

Zeitsprung

1940

2010

Viel hat sich beim Blick von der Bastei auf die Elbe in der Sächsischen Schweiz gar nicht verändert. Aber wer das aktuelle Bild genau betrachtet, entdeckt rechts am Felsen eine helle, glatte Fläche: Dort ereignete sich im November 2000 ein Felssturz; mehr als 300 Kubikmeter Gestein stürzten vom Wartturm-Felsen 60 Meter in die Tiefe. Knapp zehn Jahre danach
habe ich die Aussicht ins Elbtal mit dem beliebten Kletterfelsen aufgenommen. Als Vergleichsaufnahme diente das Schwarz- Weiß-Foto von 1940 aus dem alten Familienalbum.
Klaus Beuermann, Brilon

 

Was mein Leben reicher macht

Ich hatte Sommerurlaub und entschloss mich daher, trotz Sommerregens und ohne bestimmtes Vorhaben, nach Trier zu fahren. Dort angekommen entsschloss ich, mir im ersten Konfektionsgeschäft eine zusätzliche Jacke zu kaufen, um nicht weiter frieren zu müssen. Da ich auf die Schnelle nichts Passendes fand, entschloss ich mich für die günstigere Variante. Gut gerüstet bezog ich Platz auf der Terrasse der gegenüberliegenden Eisdiele. Die stabilen Sonnenschirme und Möbel schützten die Gäste vor Regen. Hier wollte ich mich von innen wärmen, mit einem Kaffee und einem heißen Apfelstrudel mit Vanillesoße. Ich studierte die Karte von oben nach unten und fand keinen Strudel auf der Karte. Trotzdem bestellte ich ihn bei der netten Bedienung, einer Italienerin im fortgeschrittenen Alter. Sie machte mich freundlich und in gebrochenem Deutsch darauf aufmerksam, dass jetzt die Sommerkarte aktuell sei, Strudel sei ein Angebot der Winterkarte – auch wenn man bei den momentanen Temperaturen durchaus annehmen könnte, dass Winter sei. Gut, ich bestellte Käsekuchen und Kaffee. Beim Bezahlen verabschiedete sie mich mit den Worten. „Wenn du dich noch an Apfelstrudel auf der Karte erinnerst, warst du lange nicht mehr da. Komme wieder, bevor die Winterkarte kommt.“, so als seien wir gute Bekannte und ich ein Stammgast. Diese herzlichen Worte haben mich berührt und den ganzen Tag gewärmt.

Beate Niewel, Saarburg

 

Was mein Leben reicher macht

Rushhour vor dem Frankfurter Hauptbahnhof. Ich helfe einem blinden Jungen, gerade mal ein paar Jahre jünger als ich (24), in die richtige Tram. Ich möchte ihm einen Sitzplatz suchen, doch er lächelt nur und meint, er steige gleich wieder aus. Er steigt aus, ich beobachte ihn und frage mich, ob er alleine mitten in diesem Getümmel klarkommt.
Mein Herz wird schwer. Die Tram fährt weiter, und ich sehe, dass er von einem Mädchen abgeholt und zu ein paar Jugendlichen geführt wird, die ihn herzlich begrüßen. Er sieht glücklich aus. Und ich bin es auch.

Akima Spatz-Safidine, Hanau

 

Kritzelei der Woche

Ich bin Schülerin des St.-Viti-Gymnasiums in Zeven und habe gerade die neunte Klasse abgeschlossen. Es gibt viele solcher Zettel in meinem Schreibtisch, denn sie helfen mir, den Stoff zu behalten, den ich lernen soll. So sind diese Bilder nicht aus Langeweile entstanden, sondern aus dem, was ich gerade gedacht oder gelesen habe. Irgendwie schaffe ich mir durch diese stichpunktartigen Merkzettel einen besseren Überblick, und in den Arbeiten erinnere ich mich dann besser an das, was ich aufgeschrieben und gelernt habe.
Agathe Borbe, Heeslingen, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Freund Jörg, der wie selbstverständlich zwei Wochen lang mit mir den Nachlass meines Vaters geregelt hat. Und meine Freundin Kirsten. Als sie die Nachricht vom Tode meines Vaters bekam, ließ sie spontan ihren Mann und drei kleine Jungs zu Hause und fuhr 150 Kilometer – nur, um bei mir sein zu können.

Elke Pelzer, Eelderwolde, Niederlande

 

Zwei Welten

Mein Straßenbild ist eigentlich eher ein Frauen-Bild. Es ist eine Momentaufnahme aus Moskau. Ich habe die letzten Jahre in Osteuropa gelebt und gearbeitet und war
fasziniert vom Nebeneinander typisch sowjetischer und moderner Dinge im Alltag der Menschen. Das Gestern und Morgen spiegelte sich auch im (äußeren) Frauenbild der Generationen wider. Mir gefällt das Foto, weil es dieses Zusammentreffen beider Welten zeigt: Hier die älteren Frauen bei ihrem landestypischen »bisness«-Kleinhandel aus einem Eimer oder umgedrehten Pappkarton am Straßenrand, dort das hochglanzgestylte und kaum bekleidete Model auf einer Werbetafel.
Und doch scheint sie etwas zu verbinden. Das Frauen-Bild ist eben vielfältig!

Ragna Beyé, London