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Was mein Leben reicher macht

Mein täglicher Spaziergang im Wald. Seit geraumer Zeit jedoch ärgere ich mich über wilde Müllablagerungen. Heute war alles blitzblank aufgeräumt und in Müllsäcke verstaut. Daneben stand ein junger Mann in Arbeitskleidung. Kippe im Mund, Stöpsel im Ohr, Irokesenhaarschnitt. Spontan ging ich auf ihn zu und bedankte mich fürs Saubermachen. Zuerst schaute er mich abweisend an. Dann huschte ihm ein verlegenes Lächeln übers Gesicht, und wir verstanden uns.

Elisabeth Weber-Strobel, Heidenheim

 

Was mein Leben reicher macht

Die neuen Fahrradsitze für unsere beiden Söhne. Die Jungs vorn drauf, zwei Windeln in die Handtasche, mit Mann und Kindern durch die Sonne ans Wasser. Ein Eis schlecken.

Antje Neumann, Bremerhaven

 

Schöne Grüße

® Sean Gallup/Getty Images

Lieber Herr Sarrazin,

vor meiner Haustür im schönen Schwetzingen hängt ein Plakat der Republikaner. Auf dem steht: »Sarrazin hat Recht – wir schon längst.« Ich habe Ihr Buch nicht gelesen und kann mir also auch kein wirkliches Urteil dazu erlauben. Aber ich frage mich nun doch: Was denken Sie darüber, dass immer mehr rechte Parteien mit Ihrem Namen werben? Nehmen Sie das in Kauf? Fühlen Sie sich langsam wie Goethes Zauber-lehrling? Oder brauchen Sie vielleicht einfach Hilfe, weil diese Plakate immer so verflixt hoch hängen?

Judith Kirchner, Schwetzingen

 

Was mein Leben reicher macht

Am ersten lauen Frühlingsabend zwei Straßenmusikern zuzuhören. Ich gebe ihnen was, und sie spielen ein Lied nur für mich. Angels von Robbie Williams, und ich singe lauthals mit. Meinen Namen hab ich ihnen erst hinterher verraten, das Lied aber jetzt noch im Ohr.

Angela Cullik, Dettum

 

Kritzelei der Woche

Sueño ist das spanische Wort für »Traum«. Und während eines Tagtraums, mitten in einer Spanischstunde, ist diese Kritzelei entstanden. Thema des Unterrichts waren lateinamerikanische Kurzgeschichten und der magische Realismus, der ihnen stilistisch eigen ist. Eigentlich interessiert mich Spanisch, und für gewöhnlich schreibe und male ich nur so vor mich hin und höre zu dabei. Aber diesmal versank ich in meine Gedanken. Als mich mein Sitznachbar vorsichtig antippte, lag dieses Bild vor mir.

Max Poschmann, Bielefeld

 

Ein Gedicht! Klassische Lyrik

Das Ende vom Leid
(nach Mascha Kaleko, »Das Ende vom Lied«)

Ich schlemmte gern noch einmal wie vor Zeiten
So lustvoll leicht. – Jetzt darf ich es nicht mehr.
Ich ließe gern noch einmal mich verführn
von leckerem Gebäck, von Torten, Eis und Köstlichkeiten.

Ich hört mich gern noch einmal wieder sagen,
Ach, bitte ja! Das nehm ich auch noch mit.
Und später dann, mit neugebornem Appetit,
Nach Sahne, Cremes, kandierten Früchten fragen.

Ich würde mich so gerne wieder sehen
Vorm Fenster beim Konditor stehn, vergnügt –
Und schließlich reingehn, wenn das Wasser mir
vor Lust im Munde schier zusammenläuft.

– Das alles ist vorbei … Es ist zum Klagen!
Was kann denn nur die Schokocreme dafür?
Mein eisgekühlter, opulenter Traum?
Soll ichs trotz aller Warnung nochmals wagen?

Ich möchte wieder Schokolade essen,
Die Krümel, die man peu à peu verzehrt.
Jedoch, mir scheint, ich lass es lieber sein.
Sonst kann ich meine Schlankheitskur vergessen!

Jutta Walther, Ostfildern bei Stuttgart

 

Was mein Leben reicher macht

Nach so vielen glücklichen Jahren mit unserem Hund an dessen Lebensende zwei Freunde zu haben. Der eine war innerhalb weniger Minuten ganz selbstverständlich bei mir und begleitete mich zum Tierarzt. Der andere begrub den Hund ganz selbstverständlich am Sonntagmorgen an der schönsten Stelle in seinem Garten. Danke, Ihr Lieben!

Marcia Schneiderhan, Filderstadt