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Was mein Leben reicher macht

Das weiche Fell unserer beiden Castor-Rex-Kaninchen. Jeder will sie streicheln, und selbst an Kaninchen normalerweise uninteressierte Menschen geben begeisterte Kommentare ab. Lustig war auch die Bemerkung meines Sohnes dazu: »Ich finde, die Kaninchen werden doch sehr auf ihr Fell reduziert.«

Bettina Briesemeister, Rosdorf, Niedersachsen

 

Schwant: Mein Wort-Schatz

An einem wundervollen August-Tag saß ich mit meinem Mann auf einer Bank am Würzburger Schenkenturm, und wir blickten in das abendliche Maintal. Mein Mann sagte auf einmal: »Mir schwant da was, ich glaube, es braut sich ein ordentliches Gewitter zusammen. Komm, lass uns gehen.«
Nun kann man ja im Duden lesen, dass der Ausdruck »schwanen« durch eine Scherzübersetzung entstand, bei der lateinisch olere = riechen mit lateinisch olor = Schwan verknüpft wurde. Dazu kann ich nur sagen, dass es nicht Mainschwäne sondern eher Gewitterwolken waren, die meinen Mann zu dem Ausspruch veranlassten.
Mich selbst erinnert diese Redewendung an meine Kindheit: Meine Oma verwendete den Ausdruck nur allzu gern, wenn sie Unangenehmes befürchtete.

Beate Ziegler, Würzburg

 

Was mein Leben reicher macht

Nach einem verregneten Sommer unerwartet schönes Wetter im Herbst: Die Sonne wärmt meine Haut, während ich auf meinem Fahrrad über die Brücken der Amsterdamer Grachten flitze.

Olivia Ekerot, Amsterdam

 

Neue Triebe

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Dieser Baum ist eher eine Wurzel, der neue Triebe gewachsen sind. Die Aufnahme entstand am Edersee (einem Stausee in Nordhessen) auf dem Weg zu der Stelle, an der sich einst das Dorf Berich befand. Die Ruinen des vor 100 Jahren gefluteten Ortes kommen immer mal wieder zum Vorschein, wenn der Wasserstand des Sees witterungsbedingt fällt. Ich vermute, dass die Wurzel noch aus dem Baumbestand des alten Dorfes stammt, bei Vollstau ist sie jedenfalls unter Wasser. Mir gefällt dieses Foto besonders gut, weil es die freigelegte Wurzel ebenso zeigt wie das neue Bäumchen und gleichzeitig noch einen schönen Ausblick über den See bietet.

Sabine Degenhardt, Edertal, Hessen

 

Was mein Leben reicher macht

Ein kleines Café in München am späten Samstagnachmittag. Alle Tische besetzt. Es wird Kaffee getrunken, Kuchen gegessen, Zeitung gelesen und gequatscht. Plötzlich ein lauter Knall, dann allseits erschrockene Stille – bis ein Junge frech grinsend die Papiertüte hochhält, die er soeben hat zerplatzen lassen. Ein ganzes Café lacht.

Thea Weder, München

 

Eilung: Mein Wort-Schatz

Ich gehe mit meinem Sohn und seiner hochschwangeren Partnerin spazieren. Ein Windstoß kündigt das nahende Gewitter an. Heike erinnert an das vergessene Wort dafür: Eilung. Wir beeilen uns, um nicht nass zu werden, und wissen nun, dass der Wind es uns gleichtut. Danke, Heike!

Uwe-Jens Walther, Berlin

 

Modellwechsel

Parodie auf »Herbsttag« von Rainer Maria Rilke

Lasst’s gut sein, Leut’! Lasst endlich Rilke ruhn!
Es war — gefühlt — zwei Dutzend Male »Herbsttag«.
… und vor den Fenstern ist doch Sommer nun.

Es freut ja sehr, dass rings in deutschen Landen
RMRs Rhythmik, Poesie und Metrik
so weit verinnerlicht, gelebt und auch »daheim« ist.
Doch macht zu viel Zitat das Original zuschanden.

Wer jetzt zu Hause lebt, ist donnerstags gespannt,
wenn raschelnd sich die ZEITenblätter schichten;
denn viele gibt’s, so scheint’s, die gerne dichten.
Ach! Nehmt Conrady* mutig nur zur Hand
und sucht nach andern reizenden Gedichten!

Peter Dittler, Perleberg, Brandenburg

* Lyriksammlung: »Der Große Conrady. Das Buch deutscher Gedichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart«