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Internationale Küche

 

 

 

 

 

 

Hier ein Ausschnitt aus einer Speisekarte aus Lagos, Portugal. Das Englisch scheint nicht ganz astrein, aber als Frau gefällt mir natürlich das Erdinger Weibbier gut!

Miriam Dehne, Hannover

 

Eine kleine Weltreise …

… aus traurigem Anlass« hat Sabine Kröner, 56, unternommen: Nach dem Tod ihres Mannes im vergangenen Jahr wollte sie durch neue Eindrücke Abstand gewinnen. Von Buenos Aires aus ist sie per Schiff um die Südspitze Amerikas und durch die Südsee gefahren, dann ging es über Australien, Indonesien, Singapur, Myanmar und Indien bis nach Dubai und durch das Rote Meer und den Sueskanal ins Mittelmeer. Hier der letzte von Sabine Kröners wöchentlichen Berichten:

Nun geht es zügig gen Venezia, und ich nutze die letzten Seetage zu einem Resümee über mein Weltreiseexperiment: Ich habe wunderbare Menschen an Bord dieses Schiffes kennengelernt. Über ganz Deutschland und auch die Schweiz verteilt, werden wir in Kontakt bleiben. Wir haben es geschafft, hier auf engem Raum friedlich miteinander zu leben. Anderen ist das schwerer gefallen. Auch mit der Crew hatten wir das beste Verhältnis, und wenn es nötig war, sprangen wir auch mal Tischdecken und Sonnenschirmen hinterher, die der Wind über Bord zu wehen drohte. Jaqueline hat mit ihrem Strahlen jeden Morgen mein Leben bereichert. Von ihren männlichen Kollegen, den Stewards, möchte ich aber nicht sprechen. Sie sind ja nicht meine Altersklasse. Also untouchable. Und dann die Künstler an Bord: Man erlebt sie nicht nur auf der Bühne, sondern auch am gemeinsamen Tisch. Ulla, Hidden Shakespeare, Neill, wir sehen uns wieder! Trotz all dieser schönen Erfahrungen werde ich nie wieder eine solche Reise machen. Im nächsten Winter werde ich mich überwinden und wieder auf die Kapverden fliegen, die auch mein Mann so geliebt hat. Da kann ich mich frei bewegen, bei den Marktfrauen und Fischern einkaufen, nicht nur auf Busreisen in die Kulturen kurz reinschnuppern. Ich werde viele Nadeln in meine Weltkarte zu Hause stecken können, aber ich muss einsehen: Wirklich da war ich nirgends.
Ich freue mich auf zu Hause: Sommer in Heidelberg, Neckarwiese, Thermalbad, Königstuhl. Und auch mal wieder selbst kochen – und viel, viel kräftiger gewürzt als auf dem Schiff!

Sabine Kröner, zzt. 37° 24’ Nord, 20° 44’ Ost

 

Eine kleine Weltreise

… aus traurigem Anlass« unternimmt Sabine Kröner, 55: Nach dem Tod ihres Mannes im vergangenen Jahr wollte sie durch neue Eindrücke Abstand gewinnen. Von Buenos Aires aus ist sie per Schiff um die Südspitze Amerikas und durch die Südsee gefahren, dann kam sie über Australien, Indonesien, Singapur und Myanmar auf die zu Indien gehörenden Andamanen-Inseln. Über Indien, die arabische Halbinsel und durch den Suezkanal wird die Reise weitergehen – bis nach Venedig.

Nach einem erlebnisreichen Tag auf den Andamanen habe ich meinen Geburtstag an Bord gefeiert, irgendwo im Golf von Bengalen. Am Vorabend war ich bis Mitternacht wach geblieben und hatte das Pooldeck für mich alleine. Schaute in den sternenklaren Himmel. Das Kreuz des Südens suchte ich und erspähte es auch endlich über dem Heck. Viele Erinnerungen stiegen in mir hoch. Mein Mann kannte sich in der Astronomie sehr gut aus und hat mir auf unseren Reisen immer den Sternenhimmel erklärt. Mars und Jupiter wollte ich noch finden, doch alleine musste ich resignieren.

Beim Frühstück erwarteten mich schon die ersten Gratulanten mit Gesang und Orchideen. Noch nie habe ich am Geburtstag so viele Hände geschüttelt und so viele Küsschen erhalten. »Zufriedenheit«, das war es, was mir die meisten wünschten. Sekt gab es den ganzen Tag, und beim Dartsturnier spielten wir um mein Alter. (Ich habe gewonnen.)

Zum Abendessen habe ich sieben Menschen, die mir besonders ans Herz gewachsen sind, an meinen speziell dekorierten Tisch geladen. Mit Ansprachen, Gedicht, Massagegutschein und Champagner aus Heidelberg werde ich beschenkt. Die wunderbare Katharina hat mir eine E-Mail geschickt, die ich zum allgemeinen Amüsement verlese. Wolfgang spielt meine Wunschmelodien, sogar Gianna Nannini. Unsere Stimmung wird immer ausgelassener. Nach einem weiteren Tanz um den Pool – diesmal ist es ein Cha-Cha-Cha – sinke ich glücklich in meine Federn. Eine Party mit so wenig Arbeit und so viel Personal hatte ich noch nie. Merci!

Sabine Kröner, zzt. 6° 13’ Nord, 82° 22’ Ost

 

Eine kleine Weltreise

… aus traurigem Anlass« unternimmt Sabine Kröner, 55: Nach dem Tod ihres Mannes im vergangenen Jahr will sie durch neue Eindrücke Abstand gewinnen. Von Buenos Aires aus ist sie per Schiff um die Südspitze Amerikas und durch die Südsee gefahren, dann kam sie über Australien, Indonesien und Singapur nach Myanmar, von wo sie heute berichtet. Über Indien, die arabische Halbinsel und durch den Suezkanal geht die Reise weiter bis nach Venedig.

»Ich bin verschwitzt, eingestaubt und überglücklich!« – mit diesen Worten kehre ich spät am Abend auf die MS Columbus zurück und umarme jeden, der mir über den Weg läuft. Um halb sechs Uhr nachmittags habe ich das Schiff verlassen und mich in die Stadt Rangun begeben, ganz allein, keiner der anderen Passagiere traute sich raus. Vor dem Hafentor entschied ich mich für eine Fahrradrikscha. Ich passte so gerade mal rein, denn sie ist auf die zierlichen Birmaner zugeschnitten. Eine Verständigung auf Englisch war einigermaßen möglich. Es fällt mir schwer, zu beschreiben, was ich erlebt habe: eine pulsierende Stadt, zerfallene Kolonialgebäude, winkende, aber scheue Menschen. Einfallsreich betreiben sie ihre kleinen Geschäfte am Straßenrand. Das alles erinnert mich an Saigon vor zwanzig Jahren. Seit ein paar Tagen gibt es hier in Myanmar eine neue Regierung, die offiziell kein Militärregime mehr ist. Aung San Suu Kyi ist seit November frei. Ich spüre, wie die Menschen auf Veränderungen hoffen. Ich bin mittendrin und habe keine Angst. Mein Rikschafahrer hätte mich entführen und ausrauben können, aber er wollte mir nur seine Stadt zeigen. Zurück auf dem Schiff bin ich emotional aufgewühlt und kann meine Gefühle zum Glück mit einigen mir inzwischen vertrauten Mitreisenden teilen. Später erfahre ich, dass unsere Stewards bei ihrem Ausflug mit den Rikschafahrern die Plätze getauscht haben. Schöne Geste!

Sabine Kröner, z.Zt. Rangun, Myanmar

 

Eine kleine Weltreise

… aus traurigem Anlass« unternimmt Sab­ine Kröner, 55: Nach dem Tod Ihres Mannes im vergangenen Jahr will sie durch neue Eindrücke Ab­stand gewinnen. Von Buenos Aires aus ist sie per Schiff um die Südspitze Amerikas in die Südsee gefahren, üb­er Australien, Indonesien, Singapur, Malaysia, Myanmar, Indien, die arab­ische Halb­insel und durch den Sueskanal geht es weiter b­is nach Venedig.

Vor achtzehn Jahren hab­e ich schon einmal hier in Südostasien den Äquator üb­erquert. Das war damals in Sumatra, und wir waren zu Fuß unterwegs. Mit einem Bein auf der Südhalb­kugel, mit dem anderen im Norden. Es war High Noon, die Sonne stand im Zenit. Kein Wasser weit und b­reit, keine Zeremonie. Nur wir, zu zweit allein.
Diesmal ist alles anders. Und an Bord eines Schiffes, das weiß seit der Aufregung um die Gorch Fock auch die letzte Landratte, wird das Passieren des Äquators ganz b­esonders gefeiert. Diesmal hält Neptun Hof, zu seinen Füßen Thetis ganz in grün mit Dreizack und einem toten Fisch. Der Kapitän nimmt den Schlüssel für die nördliche Hemisphäre in Empfang. Danach werden willige Passagiere von Teufelchen zur Äquatortaufe geleitet. Und weil ich vorne sitze zum Fotografieren, b­in ich als Erste dran. Meine Stirn wird mit einem Stempel versehen, dann meine Nase mit hellb­lauer Schlagsahne b­estrichen. Unangenehm. Der b­essere Teil jedoch folgt sogleich: Ein kräftiger Schuss Wodka in den Mund aus der Spritze des Schiffsarztes, danach ein Rollmops. Lecker! So verwöhnt, b­ringe ich auch den Ab­schluss des Rituals hinter mich: den toten Fisch küssen und ekliges giftgrünes Zeug trinken.
Immerhin b­ekomme ich auch eine Urkunde dafür. Nur ungerecht, dass alle diese Auszeichnung erhalten, auch die, die sich gedrückt hab­en. Und wieder einmal Grüße, diesmal nach München und nach Mainz. Hildegard, gib­ doch bitte Deine Adresse an die ZEIT der Leser« wegen der Fotos! Die Heidelb­erger hab­ ich b­islang ganz vernachlässigt. Es ist mir zu heiß hier, ansonsten geht es mir gut.

Sabine Kröner, zzt. 0° 52′ Nord, 119° 11′

 

Eine kleine Weltreise

… aus traurigem Anlass« unternimmt Sabine Kröner, 55: Im vergangenen Jahr ist ihr Mann in den Freitod gegangen, jetzt will sie durch neue Eindrücke Abstand gewinnen. Von Buenos Aires aus ist sie per Schiff um die Südspitze Amerikas in die Südsee gefahren, über Australien, Indonesien, Singapur, Malaysia, Myanmar, Indien, die arabische Halbinsel und durch den Sueskanal geht es weiter bis nach Venedig.

Nun sollte ich so langsam auch mal etwas Positives über diese Seereise schreiben! Natürlich könnte ich erzählen, wie perfekt die Reederei alles organisiert hat. Aber viel wichtiger sind die Dinge, die sich ein jeder selbst erarbeitet.
Eine Einzelreisende wie ich nämlich ist auf Gedeih und Verderb auf den Kontakt mit den Mitreisenden angewiesen. Sonst droht Einzelhaft in der Kabine. Die wunderbare Katharina sagt, wir seien die WG von Tisch eins. Dabei machen wir neun Menschen, die sich hier zusammengefunden haben, uns nur sehr selten fein, um im Restaurant zu speisen. Wir lungern lieber am Pooldeck rum, lesen, baden, träumen, reden, schäkern mit den Stewards. Natürlich sind wir dafür inzwischen schiffsbekannt. Die Kassenbons für jedes Getränk unterschreiben wir auch mal gegenseitig. Am Morgen sind wir die Ersten, die aus den Kabinen kommen. Eigentlich könnten wir auch Kaffee kochen, dann gäbe es ihn schon früher. Zu später Nachtstunde schließen wir die Bar ab, nachdem wir den Steward ins Bett geschickt haben. Bei Ausflügen nehmen wir immer den letzten Bus, der ist nämlich nicht so voll, und wir können länger schlafen. Nun ist diese Reise aber so konzipiert, dass es Passagiere gibt, die die »große Weltreise« ab Akaba oder die »kleine Weltreise« ab Buenos Aires machen. Andere bleiben nur für eine oder mehrere Teilstrecken. In Singapur wird deshalb auch unsere WG schrumpfen, dann sind wir nur noch zu fünft. Aber vielleicht bekommen wir ja wieder Zuwachs. Wir sind munter und aufgeschlossen, tolerieren kleinere Schwächen, verleihen lebensnotwendige Utensilien und Geld, verschenken Waschpulver und Hosen, kennen die besten Witze und rauchen. Wer das aushält, sei uns herzlich willkommen.

Sabine Kröner, zzt. 5° 31’ Süd, 116° 43’ Ost

 

Eine kleine Weltreise

… aus traurigem Anlass« unternimmt Sabine Kröner, 55: Im vergangenen Jahr ist ihr Mann in den Freitod gegangen, jetzt will sie durch neue Eindrücke Abstand gewinnen. Von Buenos Aires aus ist sie per Schiff um die Südspitze Amerikas in die Südsee gefahren, über Australien, Indonesien, Singapur, Malaysia, Myanmar, Indien, die arabische Halbinsel und durch den Sueskanal geht es weiter bis nach Venedig.

Westtimor ist unser erster Anlaufpunkt im Staat der 17 000 Inseln. Vom Pier erklingt der eintönige Rhythmus der Game­lanmusik, die uns von nun an durch ganz Indonesien verfol­gen wird und mich schon vor achtzehn Jahren genervt hat, als ich dieses Land ausgiebig bereist habe. In Bussen ohne Klimaanlage, aber mit Polizeieskorte verbringen wir unbequeme Stunden auf rumpeligen Strecken. In einer zerfallenen und zugemüllten Freizeitanlage darf ich eine Stunde lang herumspazieren und bin froh, als es weiter­ geht. Nächste Station ist ein Dorf im Landesinneren. Die Kunst der Ikat­-Weberei wird uns hier in all ihrer Aufwendig­keit demonstriert, und Produkte werden uns zum Kauf an­geboten. Die Fingerfertigkeit der Frauen fasziniert mich gleichermaßen wie das feine Muster der Tücher. Anschließend dürfen wir die örtliche Schule besuchen. Aus allen Klassenzimmern erschallt fröhlicher Gesang. Und zwei Tage später Bali: Welch ein Kontrast zu den voran­gegangenen Eindrücken! Leider habe ich wieder nur einen Tag Aufenthalt. Wieder per Bus fahre ich vorbei an einem riesigen Warenhaus unter freiem Himmel. Rechts und links der Straße präsentieren Steinmetze, Weber, Holzschnitzer, Möbelschreiner, Korbflechter, Silberschmiede und Kunst­maler ihre Werke. Doch wo bleiben die Reisterrassen? Tau­sendfach abgebildet in Reisekatalogen und Sinnbild für diese Insel? Als wir kurz vor Ende unseres Ausfluges hinkommen, ist gerade Rushhour. Der Bus kann nur kurz parken, ich ren­ne über Müllberge den Straßenrand entlang zu einer geeig­neten Fotografierlücke zwischen den Souvenirshops. Klick and go, nein, das hätten die hinduistischen Götter bestimmt nicht so gewollt – und ich auch nicht.

Sabine Kröner, zzt. 6° 49’ Süd, 114° 06’ Ost

 

Eine kleine Weltreise

… aus traurigem Anlass« unternimmt Sabine Kröner, 55: Im vergangenen Jahr ist ihr Mann in den Freitod gegangen, jetzt will sie durch neue Eindrücke Abstand gewinnen. Von Buenos Aires aus ist sie per Schiff um die Südspitze Amerikas in die Südsee gefahren, über Australien, Indonesien, Singapur, Malaysia, Myanmar, Indien, die arabische Halbinsel und durch den Sueskanal geht es jetzt weiter bis nach Venedig.
Ich muss noch von dem Tag erzählen, an dem wir – irgendwo zwischen Tonga und Fidschi – die Datumsgrenze überquert haben. Wenn man das, wie wir, von Osten nach Westen tut, verliert man tatsächlich einen ganzen Tag. Auf den Dienstag zum Beispiel folgt einfach der Donnerstag. Und auf einem Kreuzfahrtschiff wie der MS Columbus nimmt man sich selbst auf die Schippe – mit einem ganz besonderen Pro­gramm für den nicht existenten Tag. Die Sehnsuchtsziele werden von der Südsee in die Ostsee verlagert, die Kreuzfahrt wird zur Butterfahrt. Die Passagiere bedienen das Personal, zu Mittag gibt es ein FdH­ Büffet, abends den Fast­Food­ Staffellauf. Die Sportanimation bietet Bänderrisse und Mus­kelabbau, als Highlight am Nachmittag gilt der Strip­Poker mit dem Ersten Offizier. Die Happy Hour wird auf den gan­zen Tag ausgedehnt, der Tagescocktail nennt sich »Lost Day«. Am Abend erwarten uns in der Lounge Lieder, die die Welt nicht braucht, anschließend eine Technoparty mit dem Ho­teldirektor am Plattenteller. Dresscode: Sportdress und San­dalen. Im Laufe des Tages gibt es darüber hinaus Wettbewer­be im kreativen Reservieren einer Sonnenliege und dem Bele­gen der ersten Sitzreihe im Bus beim Landausflug. Alle Schiffshandtücher sollen an den Stränden der Südsee zurück­ gelassen werden, für die Führung durch die Tanks und den Kamin wird leichte, weiße Kleidung empfohlen. Meine per­sönlichen Vorschläge wären noch eine Seenotübung im Pool, Topfschlagen mit dem Küchenchef, ein Jodelkurs mit dem Bordpianisten, Klopapierfalten mit der Hausdame und ein Aderlass beim Schiffsarzt. Der tägliche Gruß des Kapitäns könnte lauten: »Genießen Sie den Tag, und bleiben Sie am Leben.« Schöne Grüße nach Hamburg, Bremen und Berlin!

Sabine Kröner, zzt. 9° 47’ Süd, 137° 08’ Ost

 

Eine kleine Weltreise

… aus traurigem Anlass« unternimmt Sabine Kröer, 55: Im vergangenen Jahr ist ihr Mann in den Freitod gegangen, jetzt will sie durch neue Eindrücke Abstand gewinnen. Von Buenos Aires aus ist sie per Schiff in die Süsee gefahren, über Australien, Indonesien, Malaysia, Myanmar, Indien und durch den Sueskanal geht es jetzt weiter bis nach Venedig. Der Bericht über Sydney und Brisbane entstand vor dem Erdbeben in Japan.
Dank ausgeklüelter Regie unserer Reederei erreichen wir Sydney zur eindrucksvollsten Zeit: am späten Abend. Zuerst passieren wir das durch seine extravagante Architektur welt­ bekannte Opernhaus, dann die Harbour Bridge, in deren Nähe wir angesichts einer in allen Farben funkelnden Sky­line ankern. Bei der Stadtrundfahrt am nächsten Vormittag verliebe ich mich in diese bezaubernde Großstadt, obwohl ich im All­gemeinen Großstädte gar nicht mag. Bei unserem Fremden­führer erkundige ich mich nach den Einwanderungsbedin­gungen – und erlebe eine bittere Enttäuschung: Ich bin zu alt, zu arm, und ich habe den falschen Beruf. Leute wie mich will man in Australien gar nicht. Am Bondi Beach lässt sich auf die Schnelle auch kein Hei­ratskandidat finden. Ein Bummel durch Darling Harbour verstärkt noch einmal meine Auswandergelüste, erst der ge­pfefferte Preis meines Eisbechers lässt mich zur Vernunft kommen. So kehre ich auf unser Schiff zurük und habe le­diglich etwas Sand in den Schuhen.
Entlang der australischen Ostküte mit ihren endlosen Sand­stränden erreichen wir Brisbane. Das Hochwasser vom ver­gangenen Januar hat seine Spuren hinterlassen, doch nun mäandert der Brisbane River wieder friedlich durch die Stadt. 1825 als Sträflingslager gegründet, macht »Brizzie« heute einen sehr grünen und schicken Eindruck. Leider ist uns nur eine Stunde »Freigang« vergönt, und ich verbringe sie auf der Suche nach Fotomotiven im Lauf­schritt, aber in anregender Begleitung. Thanks for teaching me!

Sabine Kröner, zzt. 22° 37′ Süd, 151° 37′ Ost

 

Eine kleine Weltreise…

… aus traurigem Anlass« unternimmt Sabine Kröner, 55: Im ver­gangenen Jahr ist ihr Mann in den Freitod gegangen, jetzt will sie durch neue Eindrücke Abstand gewinnen. Von Buenos Aires aus ist sie per Schiff in die Südsee gefahren, über Australien, Indone­sien, Malaysia, Myanmar, Indien und durch den Sueskanal geht es dann weiter bis nach Venedig. Der Bericht aus Fidschi und Neu­kaledonien entstand vor dem Erdbeben in Japan.

Balu Fidschi! Seemeile um Seemeile nähert sich unser Schiff der Wiege der Ethnologie. Ich beschließe, Savusavu im Alleingang zu erkunden. Schließlich bin ich gelernte Ethnologin. Freundliche Menschen heißen mich willkom­men, winken mir zu, wollen wissen, woher ich komme. In einem als Kirche gekennzeichneten Gebäude darf ich am Gottesdienst teilnehmen. Immer steiler führt der Weg bergan. Durchgeschwitzt bis in die Haarspitzen, muss ich bei 30 Grad Hitze und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit zu früh resignieren und kehre um. Plötzlich steht eine junge Frau vor mir und bietet mir auf Deutsch einen Ausflug im Aus­legerkanu an. Susan lebt hier mit ihrer Familie seit zwölf Jahren und gehört dem örtlichen Ruderclub an. Wir pad­deln durch die Lagune, bis ein Regenschauer uns zur Rück­kehr zwingt. In der »Vereinsgaststätte« finden wir Zuflucht und führen Fachgespräche, denn Susan ist auch Ethnolo­gin. Einige Männer beginnen auf der Gitarre zu spielen, nicht für Touristen, nur weil sie das immer tun. Sie stellen eine große Schale mit Kava auf den Tisch. In einer Kale­basse wird mir ein Probeschluck überreicht. Sieht aus wie Schlamm und schmeckt auch so. Von der angeblich dro­genartigen Wirkung spüre ich glücklicherweise nichts. Schweren Herzens muss ich am Abend Abschied nehmen und auf mein schwimmendes Hotel zurückkehren, denn es möchte ablegen. Auf der Ile des Pins, einem winzigen Ei­land in Neukaledonien und ehemals französische Strafkolonie, genieße ich einen Badetag an schneeweißen Traum­stränden mit Fototapetenmotiven. Suhle mich im Wasser, das mit seinen 28 Grad allerdings nicht wirklich Abküh­lung verschafft.

Sabine Kröer, zzt. Neukaledonien