Welcher Witzbold ist eigentlich auf die Idee gekommen, das schöne Wort nichtsdestoweniger mit dem Wort trotzdem zu kreuzen? Herausgekommen ist das Wortungetüm nichtsdestotrotz, und das hat so viel Anklang gefunden, dass es jetzt nicht nur im Duden, sondern auch in der ZEIT verewigt wird… Da hatte ich doch geglaubt, in Mein Wort-Schatz würden dem Vergessen anheimfallende, aber erhaltenswerte Bestandteile unserer Sprache gerettet. Aber in Ausgabe Nr. 40/12 sind Sie auf das Gegenteil hereingefallen und wirken selbst an der Verhunzung unserer Sprache mit!
»Wort- Schatz« heißt die Rubrik unten, und ein Schatz ist etwas, was man schätzt. Also sollen Sie uns in dieser Rubrik erzählen, welche Wörter Sie besonders mögen. Trotzdem sagen uns diesmal zwei Leser, was sie ganz unmöglich finden: »nichtsdestotrotz«. Eine »scherzhafte Mischbildung« nennt der Duden dieses Wort. Und ist Humor nicht ein guter Ratgeber, auch wenn es um unsere Sprache geht? Auf unserem Blog veröffentlichen wir die kritischen Beiträge am 28. und 29. Oktober.
Ich liebe das Wörtchen je, vor allem verbunden mit Aufzählungen. Das fällt mir immer wieder auf, besonders wenn ich am Wochenende Brötchen hole.
Der typische Dialog:
»Ich hätte gern je zwei Kraftprotz-, Rosinen- und Sechskornbrötchen.« Man hört hinterm Ladentisch die Gehirnwindungen arbeiten:
»Ein Kraftprotz?«
»Nein zwei!«
»Noch was?«
»Ja, Rosinen-Brötchen!«
»Eins?«
»Nein zwei!«
»Noch was?«
»Ja, Sechskornbrötchen!«
»Eins?«
»Neeein, zwei!!!«
Lengen. Ich musste ein Lexikon zu Hilfe nehmen, um dieses Wort und die wunderbare in Oldenburger Platt verfasste Erzählung von Edmund Wilkens zu verstehen. Ich erzähle das alles am Telefon meinem 16-jährigen Enkel. Bisher fand er das von mir so geliebte Plattdüütsch: »Na ja, Oma …« Nun überlegte er: »Vielleicht hat Lengen ja mit Verlangen zu tun.« Ick glöv, nun verstaht he mi, min Enkeljung.
Gongeln. Ich verwende den Ausdruck seit Kindertagen. Doch meine Frau kannte ihn nicht. Es handelt sich dabei um einen Zustand zwischen wachen und schlafen. Aber dösen ist es eigentlich auch nicht. Beispiel: Hast du heute Mittag gut geschlafen? Ach, ich hab nur ein bisschen gegongelt. Übrigens: Das Computer-Korrekturprogramm schlägt alternativ gondeln und gängeln vor, aber damit ist es völlig auf dem Holzweg!
Zur Kur im niederbayerischen Bad Birnbach. Da die Knochen ächzen und ich nichts mehr tragen soll, hab ich auf dem Weg zum Bade ein Rollwägelchen dabei. Das Pflaster allerdings zeigt seine Tücken, die Rädchen bleiben immer wieder in den Fugen hängen. Plötzlich eine Stimme hinter mir: »Däuen, nicht ziehen!« Der Mann lächelt freundlich und geht weiter. Danke! Lang nicht mehr gehört, dieses alte kölsche Wort für »schieben« und »stoßen«. Und jetzt hier, im tiefsten Bayernlande!
Es gibt viele Wörter für das, was wir mit den Augen tun: sehen, blicken, gucken, glotzen, äugen… Jedes hat seine Bedeutung und beschreibt eine besondere Situation. Am besten gefällt mir das sehnsuchtsvolle Sehen, das Liebäugeln. Wer hat noch nie mit etwas im Schaufenster geliebäugelt? Ob wir uns den Wunsch erfüllen oder nicht, schon das Liebäugeln war Freude. Ich liebäugele mit einer Reise zum Nordkap!
Ziemlich überrascht war ich, als mir neulich eine junge Fränkin erzählte: »Einmal im Jahr wallen wir nach Vierzehnheiligen.« Das Verb wallen war mir bisher nur aus Goethes Zauberlehrling geläufig, aber es klingt farbiger als wallfahren.
Dunkle Wolken am Himmel, der Wind nimmt zu, fernes Donnergrollen. Es scheint ein Gewitter aufzuziehen, mehr noch, zu dräuen. Für mich schwingt bei diesem Wort etwas Unheimliches mit, eine drohende Gefahr. Wenn sie dann doch nicht eintritt, ist Erleichterung angesagt.
Darben ist aus unserem Wortschatz fast verschwunden. Kein Wunder angesichts des Überflusses in unseren Läden. Zum Glück fehlt es hierzulande nicht an Essbarem! Vielmehr erleben viele Menschen einen Mangel an Wertschätzung, Zuwendung und Achtsamkeit. Angesichts der steigenden Zahl an Essstörungen hat für mich Darben eine andere Bedeutung erlangt.