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Lieber Herr Schmidt,

© Marcus Brandt/dpa

als Sie Kanzler wurden, habe ich schon lange nicht mehr in Deutschland gewohnt und gewählt. Trotzdem waren Sie mir nahe, Sie und Loki. Sie waren mein Kanzler in meinem Deutschland. Jetzt werden Sie sicher Wochen oder Monate brauchen, um all die Post zu lesen von den Menschen, die zusammen mit Ihnen von Loki Abschied genommen haben. Ich habe die Trauerfreier im Fernsehen miterlebt und es tat mir gut. Ich habe mich in Gedanken vorgedrängelt und saß mit Ihnen und Ihrer Familie in der ersten Reihe. Am Freitag erscheint hier in Bergamo die ZEIT, aber diesmal war sie schon vergriffen, als ich kam. Die ZEIT-Leser von Bergamo hatten sie wohl alle schon gekauft: unsere ohnmächtige Art, mit Ihnen zu trauern.

Marianne Broszio, Bergamo, Italien

 

Lieber Joachim Gauck,

© Boris Roessler/dpa

es war ein verregneter, stürmischer Sonntag im Herbst. Aber zum Glück kamen Sie in unsere kleine Stadt. Auf Einladung der CDU sollten Sie einen Vortrag halten zum Thema 20 Jahre Deutsche Einheit. Besser, als Sie es gemacht haben, kann man geschichtliche Zusammenhänge nicht vermitteln. Wir Zuhörer haben Sie mit stehendem Applaus verabschiedet. Was wären Sie für ein Präsident geworden!

Schöne Grüße, Eberhard Haugner, Bad Salzuflen

 

Liebe Tante Ilse Victoria,

Du bist ein echtes Vorbild für mich! Als Dein zweiter Mann vor ein paar Jahren starb, hast Du Deine neue Lebensphase beherzt angepackt. Mit Deinen 84 Jahren fährst Du noch Fahrrad – in Ermangelung eines Führerscheins, aber auch zur sportlichen Ertüchtigung. Du gehst zum Spanischkurs, Du spielst – erst seit einem Jahr – regelmäßig Doppelkopf. Jetzt lernst Du gerade, mit einem Laptop umzugehen. Und Deine treffenden Gedichte haben schon manches Fest bereichert!

Schöne Grüße,
Ursula McKee, Waiblingen

 

Grüezi, Josef Ackermann,

© Andreas Rentz/Getty Images

haben Sie auch gelesen, was der griechische Ministerpräsident kürzlich in einem ZEIT-Interview sagte? „Steueroasen helfen bestimmten Menschen dabei, ihre Staaten auszurauben.“ Die Deutsche Bank aber hat 499 Tochtergesellschaften in Steueroasen wie den Cayman-Inseln und Jersey. Schade, dass Sie uns nicht mitteilen werden, wie viele deutsche Staatsbürger Sie dort als Kunden haben und um welche Milliardenbeträge der deutsche Fiskus dadurch gebracht wird.

Schöne Grüße, Frank Zahlmann, Duisburg

 

Lieber Herr Westerwelle,

© Brendan
Hoffman/Getty Images

Sie haben, wie man das vom Außenminister eines demokratischen Staates erwarten kann, die Verleihung des Friedensnobelpreises an Liu Xiaobo begrüßt und den Mut des norwegischen Komitees betont. Zwei Tage später aber, als Frau Liu verschwunden war und unter Hausarrest gestellt wurde, kam keine Reaktion mehr von Ihnen. Der Preis rückte – wie so oft – den jahrelangen, lebensgefährlichen Einsatz eines Menschen für Bürgerrechte und Demokratie in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit – für 24 Stunden. 48 Stunden später zeigt die Bundesregierung kein Interesse mehr daran. Wo ist die Nachhaltigkeit in der Politik geblieben?

Schöne Grüße,
Franziska von Haaren, Heidelberg

 

Lieber Joachim Löw,

© Ralph Orlowski/Bongarts/Getty Images

wenn ich Sie im Fernsehen sehe – am Spielfeldrand, bei einer Pressekonferenz, beim Training – muss ich immer an ein Playmobil-Männchen denken. Warum bloß?

Schöne Grüße,
Ignacio de Martin, Ostrohe, Dithmarschen

 

Liebe Angela Merkel,

© Sean Gallup/Getty Images

in der Regierung gibt es viele fachfremde Minister, die in ihren Ressorts auf Experten angewiesen sind. Sie jedoch sind Physikerin. Wie können Sie da einer Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken zustimmen, wenn es für die derzeit 126 000 Atommüllfässer keine sichere Lagerung gibt? Schon die bisherige Laufzeitvereinbarung bedeutet weitere 17 200 Tonnen Atommüll, und jetzt werden mindestens 22 200 Tonnen anfallen. Gibt es vielleicht eine mir unbekannte physikalische Formel „Keine Lösung für Problem x => Problem 2x wird sich von allein lösen“? Hätten Sie eine Großfamilie: Wären Asse oder Gorleben wünschenswerte Wohn- und Arbeitsorte für Sie und die Ihren?

Schöne Grüße,
Gaby Rottler, Weißenburg, Mittelfranken

 

Lieber Jürgen Heins,

wir wissen, dass Dich viele Nachbarn gefragt haben, wie Du Dich nur mit diesen Türken abgeben kannst. Und trotzdem hast Du immer an uns geglaubt. Wir sind sehr glücklich, dass Du in unsere Nähe gezogen bist. Durch das Geschäftskonzept, das Du für uns geschrieben hast, sind wir bald keine Hartz-IV-Empfänger mehr, sondern wieder Menschen, die arbeiten und in ihrem eigenen Tante-Emma-Laden stehen. Schön, dass es Dich gibt, Opa Jürgen. Danke für alles!

Schöne Grüße,
Sezen, Ayse und Osman Kayaaslan, Glückstadt

 

Lieber Michael Ballack,

© Thorsten Wagner/Bongarts/Getty Images

schön, dass wir nun wieder öfter Deinen gepflegten sächsischen Tonfall hören werden. Für uns alte – ehemalige – Dresdner sind das immer noch heimatliche Klänge!

Schöne Grüße,
Gundis und Heinz Frigge, Remscheid

 

Lieber Rocky, Du Esel,

vor einiger Zeit haben wir uns auf einem Bauernhof in Österreich getroffen, und gerade muss ich an Dich denken: Im Internetradio höre ich das Lied Mein Freund, der Esel von Barış Manço, dem beliebten türkischen Musiker. Es ist ein Lied aus meiner Kindheit; Manço ist ja schon tot. In dem Lied singt er über die Sehnsucht nach Deinen langen Ohren und Deinen schönen Augen. In diesem Lied seid Ihr Esel die treuesten Freunde des Menschen. Ich kenne es nicht anders, seitdem ich denken kann. Nur hierzulande geltet Ihr als stur und dumm. Aber Ihr habt eben Euren eigenen Willen. Bleib so, wie Du bist!

Schöne Grüße,
Mahmut Kaymaz, Bielefeld