Jeden Morgen kochten die lieben Kolleginnen Kaffee für alle. Mit der Zeit war das Routine. Und es herrschte Disziplin: Wer zu spät kam, musste den Kaffee kalt trinken, die beschrifteten Tassen hatten abends sauber abgewaschen im Schrank zu stehen. Das war nicht mein Ding. Ich emanzipierte mich, machte mir eine eigene Tasse, scheußlich anzusehen, aber praktisch: Man konnte ganz waagerecht einen Tassenfilter aufsetzen, sie am »Ohr« fest anpacken, und es gab keine Kaffeeränder (Dreipunktauflage!). Die Kolleginnen straften mich mit Verachtung. Die Tasse verwende ich fast 20 Jahre später noch heute.
Jeder besitzt einen Schneebesen und darüber hinaus meist noch verschiedenste elektrische Rührgeräte. Aber einen Quirl? Ich habe einen, und zwar einen selbst gebastelten! Meine Großmutter, die zwei Weltkriege durchlitt und ihr Leben lang sparen musste, machte mir vor, wie das geht. Wenn der Weihnachtsbaum ausgedient hatte, schnitt sie seine Spitze ab, kürzte den obersten Astkranz und entfernte vom Rest fein säuberlich die Rinde. Übrig blieb glattes, hartes Holz – perfekt geeignet zum Eierquirlen. Das selbst gebaute Kochwerkzeug ist zwar selten im Einsatz, aber als Erinnerung an meine kreative Oma aus meiner Küche nicht wegzudenken.
Ingetraut Seidler, Weil am Rhein, Baden-Württemberg
Vor 40 Jahren baute ich für meine Kinder ein Puppenhaus mit Beleuchtung. Die Verkabelung auf der Rückseite entspricht zwar nicht ganz der Ästhetik einer modernen Platine – so ersetzt Paketklebeband die Lötpunkte –, sie ist aber bis zum heutigen Tag voll funktionsfähig. Alle Räume sind mit Lichtschaltern, Lampen und Steckdosen aus- gestattet, beleuchteter Fernseher inklusive. Boden, Decke und Außenwände der beiden unteren Stockwerke sind das ehemalige (Holz-!)Chassis eines ausrangierten Fernsehers. Man erkennt noch die Aussparungen für die Bedienknöpfe, denn die Vorderfront des Fernsehers wurde beim Puppenhaus zur Rückseite. Und was mich als Erbauer besonders freut: Bei meinen Enkeln kommt das Haus seit Jahren wieder zu hoher Ehre!
Ich bin schwerst schokophil – aber viel zu ungeduldig, um richtige Trüffelchen zu basteln. Doch mein Freund liebt Marzipan – und damit lässt sich’s so herrlich wie schnell spielen. Einfach alles verkneten, wälzen und kleben, was von der Weihnachtsbäckerei übrig bleibt: Feinstes italienisches Marzipan verbindet sich mit getrockneten Sauerkirschen und Kirschwasser und wird garniert mit Pistazie und Chili. Oder ich vermische das Marzipan mit Trockenpflaume und lasse sie mit Balsamico, Zimt und Pekannuss tanzen. Espresso passt zu Cognac oder Orangenbitter, plumpst nach dem Schokoladenbad in Kakao und bekommt – naheliegend! – eine Mokkabohne auf den Kopf. Ingwer und Calvados sind gut mit Currystaub. Tamarinde, Pernod und Kakaosplitter gehen auch. Die säuerlichen wilden Aprikosen mögen Bittermandel oder Marillenbrand und Aprikosenkerne. Rumrosine mit Haselnusssplitter oder Krokant ist eigentlich langweilig – und trotzdem lecker. Und dann ganz schnell knipsen und essen, bevor die Kuvertüre grau wird – die Temperierung haut bei Kleinstmengen und Geduldinsuffizienz nie hin!
Als Studentin sind eher meine geistigen Fähigkeiten gefordert. Umso wichtiger ist es mir, mich daneben auch kreativ auszuleben. Besonders in der kalten Jahreszeit verschafft mir Basteln Glücksgefühle. Und was können wir bei trübem Wetter besser gebrauchen als eine heiße Tasse Kaffee? Die meisten Menschen schätzen Kaffee eher wegen seines Geschmacks und wegen seiner positiven Auswirkungen auf den Gemütszustand. Doch die Kaffeebohne ist auch von ästhetischem Wert. So sind meine Ohrstecker bisher nicht nur bei Kaffeeliebhabern gut angekommen. Mehr Beispiele gibt es auf meinem Blog stilverzueckt.blogspot.de zu sehen.
Ich mache meine Salzzitronen selbst: Biozitronen über Kreuz ein-, aber nicht durchschneiden und in die Schnitte reichlich grobes Meersalz drücken. Die Zitronen in ein Einmachglas quetschen, dazwischen weiteres Salz geben, am Schluss den Saft einer ausgepressten Zitrone dazu. Das Glas verschließen, drei Wochen stehen lassen, dabei immer wieder schütteln. Nach den drei Wochen das Glas mit kochendem Wasser auffüllen, fest verschließen und weitere zwei bis drei Wochen stehen lassen. Die mitsamt der Schale fein geschnittenen Zitronen passen zur Verfeinerung in fast jedes Gericht. Die Lorbeerblätter im Glas kommen übrigens auch vom eigenen Bäumchen …
Hier in Hessen, aber auch in anderen Gegenden Deutschlands, werden zurzeit Äpfel zu einem hochwertigen Flüssigprodukt veredelt. Ob dies nun Most, Äppler, Vietz oder Stöffche genannt wird: der Herstellungsprozess ist immer ähnlich. Die Äpfel – möglichst viele verschiedene Sorten – waschen, mahlen, pressen und den Saft behutsam vergären. Während der Gärung ist er durch die Hefe trüb. Unser Wein wird üblicherweise bis Weihnachten gelagert (bis dahin hat er sich geklärt) und am Heiligabend erstmals verkostet. Auch wenn man sich, wie ich als Zugereister, an den Geschmack erst gewöhnen muss, an heißen Abenden im Sommer gibt es nichts Besseres als hausgemachten Apfelwein – wenn er denn nicht vorher weggetrunken wurde.
Dieses Siebenbrett – ein chinesisches Legespiel – habe ich aus Holz nachgebaut. Die Anregung dazu gab mir der Roman Nagelprobe in Peitscho von Robert van Gulik, der durch eine ZEIT-Edition historischer Kriminalromane den Weg in mein Bücherregal gefunden hat. Motive aus dem Buch klebte ich zur Anregung auf die Rückseite. Ich habe sieben Exemplare hergestellt und in der Farbe meines Holzhauses lackiert. Nur wirklich gute Freunde erhalten es als Geschenk.
Im Winter werden die Vitamine ja schon mal knapp. So kam mir – Häkeln ist zufällig mein Hobby – die Idee, meine Freundin und ihre Familie mit ein paar unverderblichen Reserven auszustatten…