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Was mein Leben reicher macht

Wenn mein erwachsener Sohn, der sich in den Semesterferien gerne die Welt ansieht, im Flugzeug entspannt wegdösen will, sich dann plötzlich der Flugängste seiner neben ihm sitzenden Mutter bewusst wird und beruhigend meine Hand ergreift, bis wir es gemeinsam nach oben in den Himmel geschafft haben.

Sabine Haupt, Luxemburg

 

Was mein Leben reicher macht

Die Busverbindungen zum Flughafen am Morgen meiner Abreise nach Mallorca waren alles andere als optimal. Also ging ich die drei Stationen zum Terminal zu Fuß. Ein angemessener Beginn für meinen Wanderurlaub: Ich hörte eine Nachtigall in einem Baum zwischen Autobahn und Flugfeld singen.

Barbara Schirmer, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Samstagmorgen, acht Uhr. Ein weiteres Wochenende in der Bibliothek steht mir bevor. Es ist grau und kalt, bei dem Blick nach draußen vergeht mir jede Lust, das Fahrrad hervorzuholen. Da sehe ich den kleinen, dick aufgeplusterten Spatz auf dem Balkon. »Dir ist es auch zu ungemütlich«, denke ich. Da quäkt er fröhlich los und besingt die ganze Straße. Und ich steige wenig später hoch motiviert auf mein Rad.

Laura Jaspers, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Der Klassenlehrer meines 13-jährigen Sohnes. Dem Bewegungsdrang seiner energiegeladenen, in viel zu kleine Räume gezwängten Schüler begegnet er mit humorvoller Gelassenheit: Den Mädchen gönnt er in der großen Pause ungestörtes Quatschen, und die Jungs begleitet er auf den Spielplatz gegenüber dem Schulgelände. Eine Viertelstunde Toben – und die nächste Unterrichtsstunde läuft gleich viel besser.

Christiane Wenz, Köln

 

Was mein Leben reicher macht

Nach mehr als vier Monaten Aufenthalt in Asien und Ozeanien zum ersten Mal wieder eine gedruckte ZEIT in den Händen zu halten. Auch wenn sie schon fast drei Wochen alt ist. Gespendet von einem deutschen Pärchen auf dem kleinen Flughafen von Miri auf Borneo.

Stephan Jonas, Magdeburg

 

Was mein Leben reicher macht

Melk, Österreich: Mit unserem Wohnwagen-Gespann suchen wir einen bestimmten Campingplatz. An einer Einmündung wissen wir nicht weiter. Überlegen, noch mal in die Karte schauen, Himmelsrichtung zu erahnen versuchen. Da hören wir hinter uns ein lautes Hupen. Im Wagen sitzt ein junger Mann von der Art, wie man sie von den eigenen Kindern fernhält. Meine Frau steigt aus, will sich entschuldigen, will erklären. Sie kommt zurück, er kurvt um uns herum, winkt uns, ihm zu folgen. Nach etlichen Kilometern kann ich ihm herzlich danken. Mit schlechtem Gewissen. »Keine vorschnellen Urteile mehr!«, denke ich im Stillen.

Peter Kania, Markdorf

 

Was mein Leben reicher macht

Im IC nach Hamburg: eine Schulklasse auf Abschlussfahrt und eine Gruppe gut gelaunter Rentner auf einem Wochenendausflug. Abwechselnd stimmen sie Lieder an und bejubeln sich dabei gegenseitig.

Daniel Huhn, Münster

 

Was mein Leben reicher macht

Ich hatte den Kindern im Religionsunterricht erzählt, dass ich am Wochenende zu einem Familienfest in meine Heimat Ostfriesland fahren würde. Nachmittags finde ich einen Brief in meiner Tasche: »Liebe Frau Steffens, viel Spaß in Ostfriesland, lass es Dir gut gehen und schreibe uns doch bitte eine Karte (natürlich handgeschrieben). Deine 4a.« Und allehabenunterschrieben!

Helga Steffens, Gehrden