Lesezeichen
 

Blättrig

s74-wiedergefunden

Ein Spaziergang im Berliner Tiergarten führte meine Frau und mich auch zum nahen Bundeskanzleramt. Auf einer Raseninsel vor dem Gitterzaun irritierte ein kleiner blauer Fleck im leuchtend frischen Grün. Neugierig ging ich näher und pickte ein zerknittertes »Ginkgo-Blatt« aus dem Gras. Aus blauem Papier, die Rückseite grün. »Na, das ist doch …!«, sagte ich verwundert zu meiner Frau, als ich auf der blauen Seite den Satz las: »Geburtsort ist Zufall«. Wir erinnerten uns an die Eröffnung der Schweizer Botschaft nebenan vor 13 Jahren, bei der die Züricher Künstlerin Pipilotti Rist im Eingang eine »Blattspendemaschine« installiert hatte, die Baum-Blätter aus Papier hervorbrachte. Auch wir hatten damals einige aufgesammelt, die aber im Laufe der Zeit »verweht« wurden. Nun hat uns der Wind offensichtlich – von wo auch immer – nach so vielen Jahren wieder ein Blatt zugespielt.

Klaus J. Rothbarth, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Auf der letzten Seite der ZEIT entdecke ich in der Baumrubrik einen Beitrag einer Freundin in Bad Godesberg. Schon viele Jahre leben wir in verschiedenen Städten. Beim Lesen durchschreite mit ihr die sonnendurchflutete Lindenallee, in der wir uns oft begegneten, als unsere Kinder dort den Kindergarten besuchten. Die Kleinen sind längst erwachsen, und das Laubdach der Allee ist sicher um einiges dichter geworden. In der folgenden Nacht träume ich meinen »Lindentraum« weiter – wir sind wieder junge Eltern. Beim Aufwachen am nächsten Morgen duften die Linden rund um unser Haus intensiver als sonst.

Beate M. Lehn, Dortmund

 

Vergackeiern: Mein Wort-Schatz

Beim Wortschatz »verkackeiern« in der ZEIT Nr. 26/14 liegt meiner Meinung nach ein Fehler vor. Das Wort heißt Vergackeiern und entstand, als die Hühner – noch frei laufend –, legten sie ein Ei, dieses mit lautem Gackern anzeigten. Es war aber nicht immer so, dass dann tatsächlich ein Ei zu finden war. Man fühlte sich getäuscht – vergackeiert.

Karl Günther Schultze, Düsseldorf

 

Was mein Leben reicher macht

Die Tagesmutter, die seit über zwei Jahren meine Tochter betreut. Ich (alleinerziehend, zwanzigjährig) habe mein Abitur mit 1,2 bestanden, ein Stipendium bekommen und beginne mein Studium besten Mutes. Das alles wäre ohne ihre Unterstützung nicht möglich gewesen.

Pauline Haber, Solingen

 

Langlebig

Bei einem Spaziergang in Münster-Roxel fanden mein Mann und ich an einem alten, liebevoll restaurierten Bauernhaus eine Tafel mit folgenden Zeilen:

Pflanz einen Baum,
und kannst Du auch nicht ahnen,
wer dereinst in seinem Schatten tanzt.
Bedenke, Mensch,
es haben Deine Ahnen,
eh’ sie Dich kannten,
auch für Dich gepflanzt.

Karin Reeck, Korntal-Münchingen bei Stuttgart

 

Groschen: Mein Wort-Schatz

Wird der gute, alte Groschen eigentlich ganz aus unserer Umgangssprache verschwinden oder nur noch als Groschenroman übrig bleiben? Ich fänd’s schade. Jedenfalls freue ich mich, gelegentlich ein Zehncentstück als Groschen bezeichnet zu hören. Eine Münze ohne Zahlenwert.

Christoph Müller-Luckwald, Bingen

 

Knollig

s74-strassenbild

Diesen Zettel fand ich an einem Auto, an dem ich vorher einen anderen Zettel hätte anbringen können. Ich habe den Fahrer aber mit einer mündlichen Verwarnung davonkommen lassen. Heiteres Beruferaten: WAS BIN ICH? …

… und den Handwerksburschen aus Düsseldorf vielen Dank für die Liebeserklärung!

Hedi Müller, Neuss