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Was mein Leben reicher macht

Parkplatz bei Lidl. Ein älteres Paar kommt mir entgegen: »Gehört Ihnen das rote Auto da?« – »Ja,« sage ich, »warum?« Darauf der Mann, auf gut schwäbisch: »Wisset Se, i bin ä bissle dagege gefahre!« Die Stoßstange ist eingedellt, die linke Schlussleuchte zersplittert. Ich beruhige die beiden. Es ist ja keine Person zu Schaden gekommen, und ihre Versicherung wird einspringen. Wir tauschen die Adressen aus. Beim Verabschieden sagt der Mann: »Ich danke Ihnen auch schön, weil sie et geschimpft haben!« Als ich antworte: »Ich danke Ihnen auch, Sie hätten ja einfach davonfahren können«, meint er treuherzig: »Ha neu, des hätten mir et gemacht! Es waret ja au so viele Leut da!«

Karin Klopfer, Dürnau (Göppingen)

 

Internationale Küche

Auf der Speisekarte eines Restaurants im Nordosten Mallorcas entdeckte ich ein Gericht namens Wirre Eier. Etwas verdutzt suchte ich die englische Übersetzung und fand Disorderly Eggs. Erst als ich auf die französische Fassung Oeufs brouillés stieß, wurde mir klar, dass es sich um Rühreier handeln musste.

Irene Steels-Wilsing, Brüssel

 

Was mein Leben reicher macht

Als ich nach ein paar Tagen zu Besuch bei meinem Bruder laut über die Abreise nachdenke, sagt Thomas: »Du kannst bleiben, solange du willst.« Und ich weiß genau, dass er es so meint.

Anne Schumann, Mainz

 

Die Moritat 2012

(Nach Bertolt Brecht, »Die Moritat von Mackie Messer«)

Der Finanzhai zeigt die Zähne
Die Euro-Krise schert ihn nicht
Angie Merkel spannt den Schirm auf
Doch die Rettung sieht man nicht.

Stahlgrau sind des Haifischs Augen
Sieht er Staaten nah am Grab
Und die Rating-Agenturen
Werten noch mehr Länder ab.

An ’nem trüben schwarzen Freitag
Ist die nächste Bank am End
Der Direktor sammelt Boni
Der am meisten Geld verbrennt.

Zapatero ist verschwunden
Berlusconi, Sarkozy
In Berlin sitzt Angie Merkel
Und sagt: Mich erwischt ihr nie!

In Athen das große Feuer
Sieben Länder schon in Not
Von der Troika Daumenschrauben
Sind sie alle arg bedroht.

Und die Griechen sind im Dunkeln
Und die Deutschen sind im Licht
Und man hört auf die im Lichte
Die im Dunkeln hört man nicht.

Claus Peter Poppe, Quakenbrück

 

Bottschamber: Mein Wort-Schatz

Unsere Enkelin entwächst den Windeln, und so kommt bei uns der Bottschamber wieder zu Ehren. Früher durfte er als pot de chambre oder schlicht als Nachttopf auch bei Erwachsenen in keinem Schlafzimmer fehlen. Man benutzte das Wort ohne Hintergedanken. Despektierlich allerdings war der Gebrauch des Begriffs im Zusammenhang mit auffälligen Kopfbedeckungen vornehmer Damen…

Dieter Walker, Mannheim

 

Was mein Leben reicher macht

Mit Kribbeln im Bauch in Pöhl den ersten Triathlon meines Lebens in Angriff zu nehmen. 750 Meter schwimmen und sich mit viel Wasser im Bauch gerade noch an Land zu retten, bei prasselndem Gewitterregen 20 Kilometer weit mit dem Rennrad alle Vorsicht zu vergessen, um dann mit wackligen Knien fünf Kilometer zu rennen. Für alles wenig mehr als anderthalb Stunden zu brauchen und als ältester Teilnehmer in der Altersklasse der über 65-Jährigen auch noch zu gewinnen.

Lutz Behrens, Plauen

 

Was mein Leben reicher macht

Ich komme spät nach Hause. Mein Sohn, 11 Jahre, schläft schon. Auf meinem Kopfkissen finde ich einen Zettel von ihm: »Liebe Mama, ich wünsche Dir eine gute Nacht, träum etwas Schönes, 19 Küsse, ich hab Dich lieb«.

Martina Homeier, Braunschweig

 

Zeitsprung

 

Im Juni 1992, also vor genau 20 Jahren, fuhr ich mit meinen Kindern Luise, Julia und Moritz in den Urlaub nach Otterndorf an der Elbmündung. Wir wohnten auf dem Bauernhof der Familie Johannsen. Es war ein Paradies, vor allem für die Kinder. Als Heu gemacht wurde und dabei ein Gewitter aufzog, bat mich der Bauer Uli, auch noch einen Traktor mit zwei Hängern zu fahren,um alles rechtzeitig und trocken in die Scheune zu bekommen. Ich sagte natürlich Ja, und wir schafften es vor dem Regen. Die Kinder tobten derweil in der Scheune im Heu. Gleich am ersten Tag hatte ich meine Brieftasche mit 800 Mark Urlaubsgeld und allen Papieren verloren! Schon eine Stunde später wurde alles auf der Polizei abgegeben, nicht ein Pfennig fehlte. Die Otterndorfer sind seither für mich die ehrlichsten Leute der Welt. Kürzlich waren wir wieder dort und haben an der Zufahrt zum Bauernhof das Bild von 1992 wiederholt. Zu den drei Kindern von damals hat sich nun noch Franz gesellt. Und den Leuten auf dem Hof geht es gut.

Rudolf Heym, Ingersleben, Thüringen

 

Internationale Küche

In einem schönen Restaurant in Girona, Katalonien, Spanien, wurde »mutwillige Ravioli Schweinefleisch Fußcreme mostassa« angeboten. Die Ravioli waren aber ungefährlich. Es handelte sich bloß um Nudeln, die mit Schweinefuß gefüllt waren und mit Senfsauce serviert wurden. Auf die Anwendung der Fußcreme haben wir verzichtet.

Doris und Alois Geyer, Klosterneuburg, Österreich