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Was mein Leben reicher macht

Meine liebe Nachbarin Frau S., die mir nicht nur allwöchentlich ihre ZEIT zur Nachlese überlässt, sondern mir auch von Zeit zu Zeit ihr Haus und manchmal sogar ihr Herz öffnet.

Michaela Rosenstock, Gütersloh

 

Was mein Leben reicher macht

Es ist Juli, Sauerkirschenzeit. Ich stehe mit meinen beiden Kindern in der Küche. Wir machen Sauerkirschmarmelade ein. Die Große entkernt die selbst geernteten Kirschen, der Kleine schaut neugierig zu, ich koche die Gläser aus. Es spritzt der Saft, überall gibt es kleine rote Flecken, aber wir drei sind überglücklich.

Brigitte Helwig, Nürnberg

 

Internationale Küche

Teneriffa 1973. Auf der Speisekarte ihres Hotels begegnet meinen Eltern der Posten »Muscheln auf Matrosenbluse«. Kein Verfall der Tischsitten, sondern, wie sich nach einem Blick in den französischen Teil der Karte herausstellt, die aus dem Ruder gelaufene Übersetzung von »Moules à la marinière«. Seitdem ist der Ausdruck in unserer Familie sprichwörtlich geworden für jede Art von nicht artgerechtem Zusammentreffen von Lebensmitteln mit Textilien.

Petra Trinkaus, Köln

 

Was mein Leben reicher macht

Nach einem langen, ausgefüllten Arbeitstag im strömenden Regen am Maschsee entlang nach Hause zu radeln. Und irgendwie froh zu sein. Weil sich das Leben gerade in die richtige Richtung dreht. Und der Sinn wieder da ist, nach dem ich so lange gesucht habe!

Karin Berkhoff, Hannover

 

Was mein Leben reicher macht

Das schwarze Huhn unseres Nachbarn. Jeden Tag laufen seine Hühner pickend durch unseren Garten. Aber das schöne Schwarze läuft zielstrebig hinter eine Buchs-Hecke und legt ein Ei ins Nest aus welkem Laub: jeden Tag, bei jedem Wetter pünktlich zwischen elf und zwölf Uhr.

Heidrun Weismann-Kahl, Chemnitz

 

Sommergewitter

(frei nach Heinz Erhardt und Ludwig Uhland »Das Unwetter«)

Vater und Mutter, Handtasche und Kind
im dunklen Auto versammelt sind. –

’s ist Mittwoch. Da hört man von ferne
ein leises Grollen. Mond und Sterne
und auch die Berge hüllen sich ein,
einzelne Blitze leuchten fein.

Und es sitzt hellwach – im dunklen Gefährt
die Familie mit Tasche, die Stimmung gärt.

Das Gewitter kommt näher mit Donnerschlag –
und noch fünf Minuten bis Donnerstag!

Es heult der Sturm, es schwankt schon das Zelt,
der Regen prasselt, unter geht die Welt!
Und im dunklen Auto – man weiß es schon –
sind Eltern, Tasche, Tochter und Sohn.

Ein furchtbarer Krach! Die Mutter schreit:
»Der Blitz, er schlägt ein! Nun ist es so weit!« –
Sie sieht schon vor sich wie das Zelt verglimmt,
doch nach zig Gewittern: Es hat nie gestimmt.

Alle Camper begaben sich längst zur Ruh,
Familie F. hockt da, tut kein Auge zu.

Gudrun Thesing, Mechernich
Kindheitserinnerungen an die Campingurlaube in den sechziger Jahren. Und passend zum diesjährigen Sommerwetter

 

Was mein Leben reicher macht

Die Urlaubsreiseeinladung meines nicht übermäßig kinderlieben Mannes an meine Nichte Fabienne, 12, und meinen Neffen Jan, 8. In Kürze werden wir unser Haus gegen ein Wohnmobil eintauschen, in dem wir dann leben und reisen wollen. Dann möchte er diesen beiden aufgeweckten und wohlerzogenen Kindern einen Teil unserer schönen Welt zeigen.

Monika Anz-Gro, Straubenhardt

 

Die Kritzelei der Woche

Meine Kritzelei begann dadurch, dass mir eine Freundin einen blauen Punkt auf die Rückseite meines Kollegblocks geklebt hat. Ich zeichnete darum eine Blume und schließlich eine ganze Fantasielandschaft. Die Kritzelei entstand hauptsächlich während meiner Spanisch- und Freistunden.

Alina Hilfer, Peine

 

Was mein Leben reicher macht

22 Uhr, meine wunderschöne sechsjährige Tochter schläft, die Sonne scheint noch im hellen Norden, bei unserem Sommerhaus in Südostnorwegen. Ein Glas Wein aus dem Burgenland gehört dazu. Mir fehlt nichts in der ganzen Welt.

Pål Veiden, Isesjø, Norwegen