Lesezeichen
 

Was mein Leben reicher macht

Meine 81­jährige Oma anrufen und hören, was für tolle Ketten sie wieder gefädelt hat, obwohl sie sich bei einem Sturz beide Handgelen­ke gebrochen hat. Sie fragt mich, ob ich ihr online vielleicht noch dicke weiße Perlen für ein Armband mit passender Kette bestellen kann. Hoffentlich noch 100 000 Mal!
Corinna Michel, Marburg

 

Was mein Leben reicher macht

Westfalenstadion. Vor dem Spiel sammeln die Pfandsammler wieder Flaschen und Dosen ein. Wir ha­ben seit Jahren unseren Stamm­sammler Micha. Flaschen abgelie­fert, kurzes Gespräch über das Spiel. Dann wühlt er in seinem Wagen. Es gibt eine volle Flasche Bier für jeden von uns. Ein Ge­schenk, das von Herzen kommt.
Jonas Hagedorn, Dortmund

 

Kritzelei der Woche

Frühmorgens, auf dem Weg zur Arbeit, in Bahn und Bus, trifft man schon auf mun­tere Leute. Ihre modische Erscheinung weckt einen aus der eigenen Verschlafenheit – ein willkommener Tagesbeginn. Wenn man dann zeitig genug im Büro eintrifft, noch niemand anruft oder reinkommt, dann lässt sich das eben Gesehene in Ruhe aufkritzeln. Was für ein schöner Start in den Arbeitstag!
Dieter Kästner, Erfurt

 

Ein Gedicht! Klassische Lyrik

Min jong

(nach Johann Wolfgang von Goethe, »Mignon«)

Kennst du das Land, wo die Zitronen blün?
Kennst du das Laub, das Goldorangen ziert?
Kennst du den Himmel, seine Bläue und sein Glühn,
und jenen Wind, den man auf Lorbeerhöhen spürt?
Kennst du das Dach, den Saal und auch die Säulen?
Die Flut? Den Fels? Das Maultier, grau und schnöd?
Vielleicht das Marmorbild? Du, echt, es ist zum Heulen:
Nix kennst du, gar nix?
Mensch, Junge, bist du blöd!

Bettina Hoffmann-Günster, Westerburg­Wengenrot

 

Was mein Leben reicher macht

Eine Szene, die ich als Aushilfe auf dem Wochenmarkt erlebt habe: Eine alte Frau kauft ein Pfund Kar­toffeln, und ich frage wie üblich: »Haben Sie sonst noch einen Wunsch?« Da strahlt die alte Dame mich an und sagt begeistert: »Ja, noch viele! Ich hoffe, Sie auch.«

Jenny Sturm, Stuttgart

 

Was mein Leben reicher macht

Mit neun Jahren im Regen Kühe hüten, die nackten Füße in warmen Kuhfladen wärmen, Sehnsucht nach der Ferne. Heute im achten Lebensjahrzehnt, nach fünfzig Berufsjahren auf See und Tätig­keiten auf drei Kontinenten. An einem Sonntagmorgen joggen wir in der Gruppe bei minus vier Grad und klarem Himmel der aufgehen­den Sonne entgegen, mit Blick auf die Hügelkette des Odenwaldes.

Uwe Andresen, Worms

 

65 Jahre DIE ZEIT

In Berlin und Ingelheim war DIE ZEIT anlässlich ihrer Jubiläumsaktion „DIE ZEIT reist zu ihren Lesern“ bereits unterwegs. Doch es werden nicht nur Wünsche in der Bundesrepublik erfüllt, auch im Ausland ist DIE ZEIT aktiv:

Am Montag, dem 7. März, traf sich Italien-Korrespondentin Birgit Schönau mit dem ZEIT-Leser Christopher Genillard in Rom beim Mittagessen. Der „italophile“ ZEIT-Leser beschreibt das Treffen: „Ich werde am Brunnen vor dem Pantheon abgeholt, und der von Kaiser Hadrian vor fast 2000 Jahren erbaute Tempel ist jetzt unwichtig, denn ‚meine’ Korrespondentin wird mir Rede & Antwort stehen, und ich werde vieles über ihre Arbeit und ihre Person erfahren.“ Zum Essen in der römischen Osteria Armando tauschten sich die beiden über ihre italienischen Familien und Politik aus: „Mich interessiert die journalistische Arbeit im Detail und Frau Schönau gibt mir offene Antworten auf die vielen Fragen. Für die Diskussion der sehr komplexen italienischen Politik hätten wir viele Abende benötigt, und insofern beschränken wir uns auf einige aktuelle Themen: Dauerbrenner Berlusconi, Betrachtungen von Roberto Saviano, warum das Land sich für sein 150. Jubiläum nicht erwärmt, ein sich anbahnendes Flüchtlingsdrama. Armando verwöhnt uns. Die zwei Stunden sind im Gespräch viel zu schnell vorbei. Es gäbe noch so viel zu bereden.“

 

Wiedergefunden

Beim Aufräumen fiel mir kürzlich ein ku­rioses Schriftstück aus dem Jahr 1967 in die Hände: ein Ausweis (mit laufender Nummer), mit dem mir die Berechtigung erteilt wurde, zwei Filmprojektoren fest­gelegten Typs zu bedienen, gültig für genau drei Jahre, versehen mit Unterschrift des Direktors und Siegel der Landesbildstel­le Rheinland, einer Unterbeörde des Landschaftsverban­des Rheinland. Ein Beleg für die Re­gulierungswut der Deutschen? Oder der Berechtigungs­nachweis einer Sub­behörde? Oder Be­tätigungsfeld eines ansonsten nicht einsetzbaren Beamten? Wie dem auch sei: Wie man sieht, habe ich als Junglehrer keine Gelegenheit ausgelassen, um meine Qualifikation zu erweitern.

Ekkehard A. E. Schmidt, Bergisch Gladbach