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Was mein Leben reicher macht

Ich komme von der Arbeit nach Hause und höre Gitarrenklänge. Meine beiden Söhne haben Se­mesterferien, sind zu Hause, spielen Take Five von Dave Brubeck, der eine den Rhythmus, der andere die Melodie. Ich setze mich zu ihnen, lasse mich von dem Drive der Mu­sik mitreißen und denke daran, wie ich meinen Söhnen vor einigen Jahren die ersten Akkorde beige­bracht habe. Und jetzt haben mich beide bei Weitem überflügelt.

Klaus Rindermann, Duisburg

 

Eine kleine Weltreise…

… aus traurigem Anlass« unternimmt Sabine Kröner, 55: Im ver­gangenen Jahr ist ihr Mann in den Freitod gegangen, jetzt will sie durch neue Eindrücke Abstand gewinnen. Von Buenos Aires aus ist sie per Schiff in die Südsee gefahren, über Australien, Indone­sien, Malaysia, Myanmar, Indien und durch den Sueskanal geht es dann weiter bis nach Venedig. Der Bericht aus Fidschi und Neu­kaledonien entstand vor dem Erdbeben in Japan.

Balu Fidschi! Seemeile um Seemeile nähert sich unser Schiff der Wiege der Ethnologie. Ich beschließe, Savusavu im Alleingang zu erkunden. Schließlich bin ich gelernte Ethnologin. Freundliche Menschen heißen mich willkom­men, winken mir zu, wollen wissen, woher ich komme. In einem als Kirche gekennzeichneten Gebäude darf ich am Gottesdienst teilnehmen. Immer steiler führt der Weg bergan. Durchgeschwitzt bis in die Haarspitzen, muss ich bei 30 Grad Hitze und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit zu früh resignieren und kehre um. Plötzlich steht eine junge Frau vor mir und bietet mir auf Deutsch einen Ausflug im Aus­legerkanu an. Susan lebt hier mit ihrer Familie seit zwölf Jahren und gehört dem örtlichen Ruderclub an. Wir pad­deln durch die Lagune, bis ein Regenschauer uns zur Rück­kehr zwingt. In der »Vereinsgaststätte« finden wir Zuflucht und führen Fachgespräche, denn Susan ist auch Ethnolo­gin. Einige Männer beginnen auf der Gitarre zu spielen, nicht für Touristen, nur weil sie das immer tun. Sie stellen eine große Schale mit Kava auf den Tisch. In einer Kale­basse wird mir ein Probeschluck überreicht. Sieht aus wie Schlamm und schmeckt auch so. Von der angeblich dro­genartigen Wirkung spüre ich glücklicherweise nichts. Schweren Herzens muss ich am Abend Abschied nehmen und auf mein schwimmendes Hotel zurückkehren, denn es möchte ablegen. Auf der Ile des Pins, einem winzigen Ei­land in Neukaledonien und ehemals französische Strafkolonie, genieße ich einen Badetag an schneeweißen Traum­stränden mit Fototapetenmotiven. Suhle mich im Wasser, das mit seinen 28 Grad allerdings nicht wirklich Abküh­lung verschafft.

Sabine Kröer, zzt. Neukaledonien

 

Lieber Hans Bender,

ich denke oft an Sie, den klugen Dichter und Anthologisten: Jedes halbe Jahr nehme ich Ihre Prosa­ Sammlung Worte, Bilder, Menschen heraus und lese mich fest. Einen Vierzeiler von Ihnen kenne ich auswendig: »Irgendetwas will in dir / wie in deiner Jugend keimen. / Deine Wörter, deine Zeilen / wollen wie von selbst sich reimen.« Mit Ihnen bin ich erwachsen geworden und habe die Schulzeit üerstanden. Im kommenden Sommer werden Sie 92 Jahre alt. Alles Gute!

Anton Stephan Reyntjes, Recklinghausen

 

Was mein Leben reicher macht

Diese eine Lehrerin, Frau Kulke, die trotz 10jähriger Anstellung an dieser Schule,  die Schüler keinesfalls nur als solche sieht. Auf manchmal berührendste Weise sieht sie einfach den Menschen mit all seinen Fehlern und Schwächen dahinter – und schätzt ihn trotz allem noch immer. Denn für sie zählt in erster Linie der Mensch trotz Unvollkommenheit; denn das macht ihn in ihren Augen liebenswürdig. Immer ist sie für alle da, tritt selbst in den Hintergrund und auch lange nach Schulschluss nimmt sie sich Zeit; macht manchmal andere Probleme zu ihren. Und manchmal, in seinen persönlich schwächsten Momenten! reicht sie einem mit einem herzlichen Lächeln die Hand und richtet einen wieder auf. Sie sieht das, was andere übersehen…

Kimberley, 18 Jahre, Böhl-Iggelheim

 

Was mein Leben reicher macht

Der U­-Bahn ­Fahrer mit dem knall­roten Irokesenhaarschnitt. Auf je­der seiner Fahrten schnappt er sich das Mikrofon und macht eine per­sönliche Ansage. Mir zaubert das jedes Mal ein Lächeln auf die Lippen und ganz viel Fröhlichkeit in den Tag.

Sarah Kniep, Hannover

 

Was mein Leben reicher macht

Die 5jährige Freundin meiner schokosüßen 4jährigen Tochter fragte sie gestern (freudig davon ausgehend, die Frage würde mit einem Ja beantwortet werden), ob sie auch gerne so helle Haut hätte wie sie. In banger Erwartung drehte ich die Musik leiser um den (Miss)erfolg meiner Erziehung nicht zu verpassen, da sagt meine Tochter plötzlich laut und selbstbewusst: „das ist EGAL“. Kinder wie sie werden unsere Zukunft gestalten und darauf bin ich sehr stolz.

Susanne Weber, Bremen

 

Ein Gedicht! Klassische Lyrik

Die Ägypter sind frei,
wer konnte das ahnen,
Armee und Polizei,
sie wechseln die Fahnen.
Despoten, sollt wissen,
es nützt euch kein Schießen
mit Pulver und Blei –
Ganz Arabien sei frei!

Tut Tunis, was es will,
– die Welt ist beglücket –
hält Lybien nicht still,
vom Führer erdrücket.
Volkswunsch und – begehren
kann niemand verwehren,
es bleibet dabei:
Ganz Arabien sei frei!

– nach „Die Gedanken sind frei“, Hoffmann von Fallersleben

Heiko C. Luislampe

 

65 Jahre DIE ZEIT

Während die letzten Besuchswünsche ausgewählt werden, gehen die ersten ZEIT-Mitarbeiter im Rahmen der Jubiläumsaktion „DIE ZEIT reist zu ihren Lesern“ bereits auf Reisen. Am 3. März, machte sich Wirtschafsredakteurin Anna Marohn auf den Weg nach Ingelheim. Studienrat Christian Just hatte sie zur Diskussion an das Sebastian-Münster-Gymnasium eingeladen.

An dem Tag, an dem in vielen Regionen „Weiberfasnacht“ gefeiert wurde, waren auch in Ingelheim die Narren los: Zwischen grünen Männchen, Nonne und Bäuerin sprach Anna Marohn in der Schulbibliothek über ihren Werdegang, ihren Arbeitsalltag bei der ZEIT, und stellte sich den Fragen der Schüler: Wie frei ist journalistische Arbeit wirklich? Was hat die Regierung in der Wirtschaftskrise richtig und was falsch gemacht? Die Themen reichten von China, über die Zukunft des Journalismus, das Layout der ZEIT und die Konkurrenz der Wochenzeitung, bis hin zu persönlichen Fragen an die Redakteurin, z. B. über ihre Diplomarbeit („Guttenberg-Test“).

Die Begeisterung nach dem Besuch war groß: „Es ist schön, dass man die Möglichkeit bekommt über eine direkte Diskussion etwas über Zeitung und den Journalistenalltag generell zu erfahren“, so die Oberstufenschülerin Marie Heinrichs. „Ein interessantes und aufschlussreiches Gespräch, das uns die Möglichkeit gegeben hat, einen groben Einblick in den Beruf eines ZEIT-Journalisten zu gewinnen. Kompetent, begeisternd, interessant.“, bestätigte Oberstufenschüler Tim Wilhelmi im Video, das bei dem Besuch entstanden ist.


 

Zeitsprung

Im Mai 1988 haben meine Frau und ich einige Wanderungen in der Toskana unternommen. Unter anderem von Strada nach Greve in Chianti. Im Mai 2007 haben wir diese Tour zum größten Teil wiederholt. Beim Castello di Colognole oberhalb von Greve waren inzwischen Zypressen angepflanzt worden und in weniger als zwanzig Jahren zu beachtlicher Höhe gewachsen. Für uns war das eine Verschönerung der Landschaft. O bella Toscana!

Albert Iven, Kaufbeuren

 

Was mein Leben reicher macht

Ein wunderbares Vor-Geburtstags- Geschenk meines sechzehnjährigen Neffen. An einem ganz normalen Werktagmorgen schickt er mir diese SMS: »Hallo Claudia! Ich sitz in der Schule und warte, dass es losgeht. Und weil ich mich so sehr auf deinen Geburtstag freu, schick ich jetzt mal beste Grüße! Bis bald!«
Claudia Heckhausen, Waldkirch