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Was mein Leben reicher macht

Heute 51 Jahre alt werden und beim Aufwachen spüren, dass du neben mir liegst. Das ist das allergrößte Geschenk zu meinem Geburtstag, die ganzen letzten 19 Jahre schon!
Christoph Hensel, Sindelfingen

 

Liebe Andrea Berg,

seit fast fünfzig Jahren gehören Beethoven, Bach und Mozart zu meiner Unterhaltungsmusik. Für Schlager habe ich mich seit meiner Jugend nicht mehr interessiert. Bis ich einen Fernsehabend bei meiner Schwester verbrachte und ein Konzert mit Ihnen sah. Ich war begeistert! Und jetzt frage ich mich, warum Ihre Art von Musik so herabgewertet wird. Jede Oper hat doch auch ihre trivialen Liebe-Herz-Schmerz-Texte!

Ursel Balleck, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Unsere Tochter Marie, die vor fünf Jahren fast vier Monate zu früh auf die Welt kam, mit unbändigem LEBENSWILLEN die unzähligen Komplikationen meisterte und heute voller Andacht und Anteilnahme in Beethovens 5. und 6. versinkt, die einzelnen Instrumente heraushört und benennt und feststellt, dass der Beginn des letzten Satzes aus der Fünften ein bisschen wie „ABC, die Katze lief im Schnee klingt“.

Tamiko und Stanislaw Jakubiec, Karlsruhe

 

Das regt mich auf!

Das Frühjahr steht vor der Tür. Und damit der Start in eine neue Motorradsaison. Allerorten wird wieder geunkt über die »Organspender«. Und da sehe ich dieses Plakat eines Telekommunikationsunternehmens: »Du sollst nicht langsam sein!« In Kombination mit dem abgebildeten Biker suggeriert das: »Sei schnell wie der hier!« Psychologisch und soziologisch geschult, ahne ich, bei wie vielen Menschen das Plakat unterschwellig Vorurteile gegenüer dem Motorrad verstärken wird. Ich mutmaße: in größerem Umfang, als es der Firma Unitymedia neue Kunden zutreibt. Als leidenschaftliche Sozia und Mutter einer motorradfahrenden Tochter, die ihre Hormone auf dem »Bock« Gott sei Dank unter Kontrolle hat, kann ich nur sagen: Voll daneben!

Romea Hallfahrt, Holzwickede

 

Was mein Leben reicher macht

Mein alter, zahnloser Kater, wie er jeden Morgen zur Verandatür hereinschaut und auf sein Matschfutter wartet. Seine nächtlichen Streifzüge lässt er sich nicht nehmen.

Elisabeth Weber-Strobel, Heidenheim

 

Was mein Leben reicher macht

Ein Wochenende in Berlin. In der U-Bahn sitzt uns ein junger Mann gegenüber. In der sonst so anonymen Atmosphäre tauschen wir Blicke und Lächeln aus. Als wir aussteigen müssen, fragt er, ob er uns etwas schenken darf: eine CD mit Klaviermusik. Und er weist uns auf sein Konzert am 6. April hin. Immer wenn ich die Musik höre, wird mir warm ums Herz, und ich denke an die nette Begegnung in der U-Bahn. Vielleicht gibt es ein Wiedersehen in der Philharmonie!

Ulrike Pook, Göttingen

 

Kritzelei der Woche

Eigentlich ist das gar keine Kritzelei, sondern eine Art Therapie, die zwei Zwecke erfüllt: Zum einen kann ich mich so besser auf das konzentrieren, was die Lehrer so erzählen, zum anderen – das ist der leider viel häufigere Fall – kann ich jene besser ausblenden. Was habe ich nicht alles beim Malen dieses Bildes gelernt – beziehungsweise nicht gelernt: Weimarer Republik, die Quantensprünge, Entwicklungshilfe in Sri Lanka, Irrungen, Wirrungen. Nur der Matheunterricht ist anders. Da haben wir hier am Rheingau-Gymnasium in Berlin-Friedenau eine Lehrerin, vor der alle Angst haben. Sie ist klein und berlinert ungemein, aber dafür ist sie umso mitreißender.

Sandra Grittke, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Nach langer, entbehrungsreicher Zeit voller Selbstzweifel, fachlicher und technischer Herausforderungen, familiärer und beruflicher Opfer liegt sie endlich fertig und mit »magna cum laude« bewertet vor mir: meine Doktorarbeit! Allen aktuellen Diskussionen zum Trotz: Ich bin glücklich, zufrieden und stolz! Und mein Leben ist um eine Erfahrung reicher.

Katja Bethke-Prange, Kiel

 

Ein Gedicht! Klassische Lyrik

Leistungskurs Deutsch vor dem Auftritt
(nach Johann Wolfgang Goethe, Iphigenie auf Tauris, 1. Auftritt)

Herein in diese Hallen, LK D – ler,
Der alten, heil’gen, Bildungsstätte AKG,
Wie in der Honig stilles Heiligtum,
Tritt doch jetzt ein mit schauderndem Gefühl,
Als wenn du sie zum ersten Mal beträtest,
Und es gewöhnt sich nicht dein Geist hierher.
So manches Jahr hielt fest dich hier verborgen
Ein hoher Wille, dem du dich musst’ ergeben;
Auch jetzt scheint alles dir so fremd.
Denn ach dich trennet die Klausur vom Leben,
Und vor dem leeren Blatt verweilst du sinnend,
Das Land der Freiheit mit der Seele suchend …

Doris Honig, Roth