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Proust-Fragebogen für Blogger (56)

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(c) nicest things

Was könnte thematisch besser zur immer besser werdenden Wetterlage passen als ein Blog, der sich einfach den schönen Dingen des Lebens widmet? Das nämlich tut Vera Dondelingers Blog nicest things. Mal sind es Wohnungsverschönerungsideen, die die 29-jährige teilt, mal Rezepte, mal einfach nur ästhetische Bilder, mal Bastelanleitungen: Hauptsache Dinge, die das Leben ein bißchen bunter und geschmackvoller machen. Oder einfach schön anzusehen sind. Vera Dondelinger, die in Heidelberg lebt und sich irgendwo zwischen Staatsexamen und mündlichen Prüfungen befindet, ist wohl das, was man früher als einen Schöngeist bezeichnet hätte. Dass sich auf nicest things auch Werbung versteckt ist schade, aber irgendwie verständlich. Das Gute ist: Die sehr offensichtlichen Anzeigen lassen sich ganz einfach ignorieren. Was dann bleibt sind Bilder, Ideen und Rezepte, die heiter bis glücklich stimmen.

Was ist für Sie der vollkommene Blog?

Unvollkommenheit finde ich viel spannender. Ist ein Blog zu perfekt, wird es austauschbar – Hochglanzmagazine und totredigierte Texte gibt es genug. Ich mag es, wenn Blogger spontan und eigenwillig sind. Und sich selbst nicht zu ernst nehmen. Bei der Rechtschreibung sollte die Eigenwilligkeit allerdings aufhören.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?

Bernard Black aus der Channel 4 Serie „Black Books“ bloggt leider nicht, sonst wäre er es.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Stöbern, forschen, meine Neugier ausleben und HTML-Blumen beim Wachsen zusehen.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Die Wörter „Bausubstanz“ und „Habitus“ verwenden. Mich an der Harmonie von Farbzusammenstellungen erfreuen. In der Dämmerung durchs Gründerzeitviertel spazieren und einen diskreten Blick in die beleuchteten Fenster werfen – natürlich nur um die Bausubstanz zu begutachten. Fotografieren. Essen.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?

Bei manchen Mails fängt das schon mit dem „Sehr geehrte/r…“ an. Ansonsten schweige ich lieber als zu lügen.

Ihr Lieblingsheld im Netz?

An dieser Frage grübele ich jetzt schon eine Viertelstunde. Tut mir leid, sowas habe ich nicht.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?

Mein Lieblingsmann. Er hat jetzt innerhalb von 8 Monaten 7 verschiedene Lampen an unseren bröseligen Altbaudecken für mich befestigt.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?

Anstand und Ehrlichkeit. Und bei einigen, dass man sie wegklicken kann.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?

Offenheit, Toleranz und die Fähigkeit zur Selbstironie.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten?

Ich bin dort ständig auf der Suche nach der verlorenen Zeit (Das Netz ist auch nur ein Werkzeug und so gut oder so schlecht wie diejenigen, die damit umgehen. Ich sehe die Probleme eher bei den Menschen, nicht beim Netz).

Was stört Sie an Bloggern am meisten?

Wenn alle wie die Lemminge unreflektiert das Gleiche tun, tragen oder essen. Und da nehme ich mich selbst manchmal nicht aus. Ansonsten – wenn mich etwas stört, halte ich mich davon fern. Das geht ja online zum Glück wunderbar.

Was stört Sie an sich selbst am meisten?

Dass ich mich häufig verzettele und Stunden für Dinge brauche, die andere in ein paar Minuten erledigen. Was mir übrigens auch wieder beim Ausfüllen dieses Fragebogens auffällt.

Ihr glücklichster Moment als Blogger?

Sehr gefreut habe ich mich über die ersten Veröffentlichungen meiner Fotos, zum Beispiel in „Landhaus Living“ oder als Cover zum Roman „Survive“ von Alex Morel. Ich kann es immer noch kaum glauben, dass ein Bild von meinen Babypranken nun bei so vielen Menschen im Regal steht. Meine Hände sind nämlich nicht einmal besonders schön.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?

Ganz egoistisch: Dass ich nun viel besser weiß, was ich gut kann und worin ich ganz schlecht bin, was ich mag und was ich in meinem Leben tun will. Ich weiß zwar noch nicht wie, aber das „was“ ist ja schon einmal ein guter Anfang.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen?

Abgesehen von der Fähigkeit, Lampen aufzuhängen, wünsche ich mir vor allem ein besseres Zeitmanagement.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?

Da die meisten Blogger ja doch nur ein gefiltertes Bild von sich preisgeben, ist mir die Frage zu heikel. Am Ende werde ich mit einer Persönlichkeitsstörung wiedergeboren, von der ich nichts wusste.

Ihre größte Extravaganz?

Der Ästhetik der Dinge den Vorrang über ihre Funktionalität zu geben. Den ganzen Tag in Jogginghose zu verbringen. Und nein, das schließt sich nicht gegenseitig aus.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

konzentriert

Ihr Motto?

Leben und leben lassen – jeder versteht die Welt nach dem, was er erlebt.

Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Cosima Bucarelli, Johanna Moers, Jill AdamsSiems LuckwaldtKatja HentschelKatya MoormanJulia StelznerKatharina CharpianThomas KnüwerMarlene Sørensen und James CastleMary ScherpeJuliane Duft und Anna Katharina BenderRichard GutjahrAnna dello RussoPeter GlaserFrederik Frede  Jessica Weiß, Stefan Mesch und Daniel Decker beantwortet.

 

Katharina Grosse Edition

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Katharina Grosse gestaltet vor allem Räume, die in Farb- und Leuchtkraft überwältigen. Jetzt kann man sich ein Stück der Grosse’schen Farbwelt auch an die Wand hängen. Mit ihrer auf zehn Stück limitierten Edition, die gerade im Distanz Verlag erschienen ist: leuchtende Acryl-Farben auf aneinandergeschraubten Distanz-Büchern

 

Peter Langer Ausstellung South Beach

 

 

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Seit fast sechs Jahren fotografiert Peter Langer Photography unsere Stilkolumne, bei den Lead Awards wurde er für die Serie mit Gold ausgezeichnet. Ab heute gibt es seine Bilder in Berlin im Rahmen einer Ausstellung zu sehen: „South Beach“ wird vom 25. August bis 08. Juni in der Galerie für moderne Fotografie Kirsten Hermann in der Schröderstr. 13 gezeigt. Wer während der ersten Frühlingstage noch nicht genug von der Sonne bekommen hat kann hier aufholen.

 

 

 

 

 

Muss-man-sehen

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Der Fotograf Axel Hoedt nahm für uns so schöne wie unheimliche Fastnachtskostüme auf. Jetzt sind die Fotos in einem Bildband erschienen (»Einmal im Jahr«, Steidl)

(c) Steidl Verlag
 

Luxus-Traum

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Jeden Tag Hummer. Ein Teller von John Derian, der buntes Porzellan, bolivianische Teppiche und marokkanische Kissen in seinen zwei Läden in New York verkauft.

(c) John Derian company
 

Größte Neuentdeckung

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Frühling: Man muss endlich nicht mehr ständig Ingwertee trinken und kann draußen Vergissmeinnicht pflücken.

(c) Mauritius images

 

modisches Neuland

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Die neue „Achtung„, Modezeitschrift unseres Stylisten Markus Ebner, liegt am Kiosk. Zu sehen sind Udo Kier und die Reeperbahn nachts um halb eins.

(c) Achtung Zeitschrift für Mode

 

Kuchenkunst

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Eine Cremetorte mit Paisley-Muster ist gar kein Problem für Madame Miammiam in Köln (Antwerpener Straße).

(c) Madame Miammiam

 

Blickfänger

Heiter_SEZANE-Django-rouge_SCplusV2Sie trägt rote Pumps, er schickt Blumen ins Büro. Alte Tricks, die immer noch funktionieren. Trotz #aufschrei (Schuhe von Sézane).

(c) Sézane

 

Gallery Weekend Berlin 2013

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(c) Valie Export, Courtesy Charim Galerie Wien, Galerie ZAK | BRANICKA, Berlin

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(c) Paul McDevitt, Courtesy Sommer & Kohl, Berlin

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(c) Maria Lassnig, Courtesy Capitain Petzel, Berlin

Es ist wieder soweit: Von 26. – 28. April öffnen 51 Berliner Gallerien ihre Pforten für alle Kunstliebhaber. In 66 Ausstellungen wird ein umfassender Überblick der aktuellen Strömungen des Kunstmarkts gezeigt. Von der Moderne bis zur jüngsten Gegenwart ist für jeden etwas dabei. Um nichts zu verpassen, empfiehlt es sich eine Route zu planen. Auf der Webseite des Gallery Weekends kann man sich einen übersichtlichen Plan aller teilnehmenden Gallerien herunterladen. Für alle, die es lieber neumodisch wollen: Es gibt sogar eine Gallery-Weekend-App.

Hier ein paar empfehlenswerte Auszüge aus dem Programm:

Zak | Branicka – VALIE EXPORT: Das besondere Augenmerk der Ausstellung „Bilder der Berührung“ liegt auf den Arbeiten der Künstlerin, in denen Berührung und Implikationen von Berührung in verschiedenen Medien, darunter Installation, Zeichnung, Fotografie, Video und archiviertes Material, Ausdruck finden. Als eine Schlüsselfigur der zeitgenössischen Kunst seit den sechziger Jahren hat VALIE EXPORT eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Performance-Kunst, Feminismus und Aktionskunst sowie konzeptueller Fotografie und Film gespielt.

Johnen Galerie – Hans-Peter Feldmann: In „Kunstausstellung“ stellen Bilder und Objekte aus verschiedensten Quellen, vor allem aus der Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts den Schwerpunkt dar. Feldmann knüpft immer wieder an die Geschichte der Bildproduktion in ihrer ganzen kulturellen Breite an, von der Hochkunst über handwerkliche Massenproduktion, von Kinderbüchern bis hin zu Fotografie und Postkarten. Mit oftmals humorvollen Eingriffen gelingt es ihm, das Bildmaterial in einen aktuellen Kontext zu stellen.

Capitain Petzel – Maria Lassnig: Die Österreicherin befasst sich in Malerei und Zeichnung seit dem Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit in den 1940er Jahren fast ausschließlich mit dem Thema der Visualisierung von inneren Körperempfindungen. Maria Lassnig, 1919 geboren, hat mit ihrem Werk große internationale Aufmerksamkeit erlangt, insbesondere durch ihre Teilnahmen an der Biennnale von Venedig 1980, der documenta 1982 und der documenta 1997. Bei Capitain Petzel werden überwiegend direkt aus dem Atelier der Künstlerin stammende Malereien und Zeichnungen gezeigt.

Carlier | Gebauer – Michel François: In der Einzelausstellung von Michel François „Proof of Evidence“ werden neue Objekte wie in einer Asservatenkammer inszeniert und der Ausstellungraum wird zum Schauplatz. Unabhängig vom Medium oder Material werden bei François Objekte zu Skulpturen, aus denen er Inspiration für seine Fotografien, Videos, Installationen, Performances und kuratorischen Projekte zieht. Kirsi Mikkola / Jessica Rankin: Neben den Arbeiten von Michel François sind im Projektraum Arbeiten von Jessica Rankin und im Showroom Werke von Kirsi Mikkola zu sehen.

Sommer & Kohl – Paul McDevitt: Der Ausstellungstitel „A Life Without Shame“ bezieht sich auf Adam Smiths wegweisenden Text über den globalen Kapitalismus, der in der schottischen Stadt Kirkcaldy entstand. In den letzten Jahren von der Rezession stark betroffen, fotografierte McDevitt dort unter anderem die Schaufenster der leerstehenden Geschäfte. Aus diesen Fotografien entstand eine neue Gruppe von Gemälden, die in der Ausstellung zu sehen sind. Zu sehen ist auch eine zweite Werkgruppe bestehend aus Zeichnungen der fortlaufenden Serie „Notes to Self“.

Gallery Weekend Berlin
Freitag, 26. April, von 18-21 Uhr
Samstag, 27. und Sonntag, 28. April 2013, von 11-19 Uhr
http://www.gallery-weekend-berlin.de