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Proust-Fragebogen für Blogger (14)

(c) PR

Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs. In diesem Sinne lassen wir die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für unsere Lieblingsblogger wieder aufleben. Im Gegensatz zu vielen Style-Blogs ist Nahtlos! nicht nur eine Plattform für Trends, sondern hält uns außerdem mit aktuellen Ausstellungen, Musik,  Beauty-Tipps und ein bisschen Society auf dem Laufenden. Ein Klick also und der stilbewusste Mensch ist informiert. Siems Luckwaldt, 33, ist eine Hälfte des Nahtlos-Duos.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Jedes Blog, für dessen Macher die Themen die Stars sind – und nicht sie selbst. Bescheidene excellence, die richtige Portion weirdness und immer mal ein Augenzwinkern – das inspiriert mich. P.S.: Eitelkeit ist eben NICHT the New Black.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit der Eigensinnigkeit von Margaret Cho. Mit dem Fleiß und der Energie von Jessica Weiß von Les Mads. Mit dem Engagement von Lady Bunny. Mit der Weisheit von Paul Krugman. Mit der stilvollen Entspannung von Freunde von Freunden.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Lernen. Experimentieren. Lesen. Kommunizieren. Entdecken. Nach YouTube-Schätzen graben.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Lernen. Experimentieren. Lesen. Kommunizieren. Entdecken. Singen. Gute US-Serien „studieren”.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Aus Höflichkeit und immer dann, wenn es einfach zu einfach wäre, eine (wahre) Gemeinheit zu formulieren und billig nachzutreten.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Jeff Jarvis. Und Dr. Horrible von Dr Horrible’s Sing Along Blog.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Meine Mutter und alle Entrepreneure, die sich nicht unterkriegen lassen. Vor allem in Deutschland. Hmm … da wären auch noch Comedienne Kathy Griffin, Diane von Fürstenberg und Cher. Ja, ich glaube das sind die Wichtigsten.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Nahbarkeit, Humor, Ehrlichkeit (klingt paradox, I know), Interessen-Vielfalt, schlüpfrige Profilfotos auf Facebook.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Nahbarkeit, Humor, Ehrlichkeit (klingt das jetzt weniger paradox?), Interessenvielfalt, einen Mode-Stil, der sagt „I like it, no matter what you think“.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Seinen Sog.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Dass immer noch viele denken, das Wort „Blogger” wäre eine Berufsbezeichnung, wo es eigentlich nur ein Medienformat mit gewissen Ausdrucks-Eigenheiten beschreibt. Und, dass (leider) immer mehr Leute hoffen, Blogger seien Germany‘s Next Superstars. If you‘re in it for the fame, well, good luck to you …

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Dass ich auf diese Frage beinahe „Meine Ungeduld” geantwortet hätte. Wie ungefähr zehn Millionen Fragebogen-Ausfüller vor mir. Dabei sind mein Tatendrang und ich längst gute Freunde. Ab und an kommt mein Leben bloß nicht hinterher …

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Wenn ich faszinierende Persönlichkeiten treffen oder gar mit ihnen zusammenarbeiten darf. Und: Wenn eine Geschichte, wenn ein Blogpost richtig schön „rund“ ist.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Dass ich seit über 13 Jahren journalistisch arbeiten kann – und sich daran auch mit Nahtlos! nichts geändert hat.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Ich würde gern malen können. Oder wenigstens etwas zeichnen. O.k., wenn ich das Haus vom Nikolaus weniger krakelig hinbekommen würde, das wäre toll.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Als Leo Babauta von ZenHabits.

Ihre größte Extravaganz? Bestmögliches technisches Equipment. Und meine Fantasie.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Übermüdet vom nächtlichen Fragebogen-Ausfüllen.

Ihr Motto? „Be who you are and say what you feel, because those who mind don’t matter and those who matter don’t mind.” (Dr. Seuss)

Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Katja HentschelKatya MoormanJulia StelznerKatharina CharpianThomas KnüwerMarlene Sørensen und James CastleMary ScherpeJuliane Duft und Anna Katharina BenderRichard GutjahrAnna dello RussoPeter GlaserFrederik Frede und Jessica Weiß ausgefüllt

 

Papier-Skulpturen

(c) Anna-Wili Highfield

(c) Anna-Wili Highfield

Vielleicht sind die PAPIER-SKULPTUREN von Anna-Wili Highfield deshalb so filigran gearbeitet, weil sie die Tochter eines Puppenspielers ist

 

The Art of Pop Video

(c) Lady Gaga, Telephone (c) Universal

Zoot Woman, We won’t break (c) Michael Kren, Mirjam Baker

Pet Shop Boys, Go West (c) EMI

Das Kölner Museum für angewandte Kunst lehrt uns in der Ausstellung „The Art of Pop Video“ die Geschichte des Musikvideos. Das gibt es in der Form zum Ersten mal und beinhaltet sowohl Film und Fotografie als auch Malerei und Performance. Ganz viel Sehen und Hören, von Alt bis Neu, noch bis zum 3.Juli

 

Maira Kalman

(c) Maira Kalman, Annual Misery Day Parade, cover illustration for The New Yorker, 2001, gouache and pencil on paper. Courtesy of the artist

(c) Maira Kalman, Self-Portrait (with Pete), 2004-5, gouache on paper. Courtesy of the artist

(c) Maria Kalman, Man Dances on Salt, 2007, gouache on paper. Collection of Tom and Claire O’Connor

Noch bis zum 31. Juli sind im Jewish Museum in New York die Zeichnungen der Illustratorin Maira Kalman zu sehen.

 

Jiří Georg Dokoupil

(c) Dokoupil, Blue orange on gold Eruption 2010

(c) Dokoupil, Eruption Flowers 2010

(c) Dokoupil, First Eruption Bouquet 2010

Klingt nach einem Kinderspiel: Dokoupil lässt gefärbte Seifenblasen auf einer Leinwand platzen. Daraus entstehen Bilder, die an Fantasyfiguren erinnern, großen Feuerwerken ähneln oder vielleicht einfach Gefühle und Gedanken eines überdrehten Künstlers zum Ausdruck bringen. Noch bis 15. Mai in der Münchener Galerie Karl Pfefferle

 

Brandt Brauer Frick


Eine sehr ausgefallene Bleistift – Animation von Danae Diaz and Patricia Luna zu Brandt Brauer Frick`s neuem Titel. Das Trio spielt elektronisch anmutende Klänge ausschließlich mit selbst eingespielten klassischen Instrumenten ein und ist bald mit einem ganzen Ensemble auf ihrer Tournee zu sehen

 

Jim Avignon

me and the establishment, (c) Jim Avignon

Bilder aus den Jahren 1994 bis 1996 © Christine Neder

"2 ways to hell" (1999), © Christine Neder

Reaktion auf die Schnelllebigkeit. Massenproduktion. Inspirationsquelle Alltagsleben. Der deutsche Künstler Jim Avignon lebt die Pop-Art wie kein anderer und das schon seit über zehn Jahren. Für sein Ausstellungsprojekt „me & the establishment“ kommt er in seine alte Heimat Berlin zurück, wo in den frühen 90ern seine Karriere begann. Bis zum 29. Mai sind seine Arbeiten im Haus am Lützowplatz zu sehen.

ZEITmagazin: Zu fast jedem Bild gibt es eine Entstehungsgeschichte und die meisten Figuren existieren auch im realen Leben. Wen sehen wir auf ihrem Ausstellungsplakat?
Jim Avignon: Die verschiedenen Typen stehen für bestimmte Charaktere. Sie dienen eher der Unterhaltung. Die Schlaftablette im Anzug erklärt sich schon fast von selbst. Diese Figur steht für eine schnarchige Lebensunlust. Das kleine Teufelchen ist ein lustiger, etwas kalkulierender Typ, der auf seinen Vorteil bedacht ist. Ursprünglich war die pinke Figur ein Mikrofonmann, der seine Meinung in die Welt hinaus posaunt. Der Hase steht für eine etwas naivere Seite. Einige von diesen Figuren gibt es schon ganz lange, beispielsweise den Mikrophonmann. Der ist entstanden, als ich ein Logo für eine Charitysache entwerfen sollte und in der Bilderfamilie geblieben. Einmal entwickelt, taucht er immer wieder auf.

ZEITmagazin: Sie haben in den 90er Jahren als Künstler angefangen, wobei ihre Arbeiten sehr geprägt sind von der Schnelllebigkeit, dem Lebensgefühl der Generation Techno. Wie haben sich dieses Lebensgefühl und damit einhergehend ihre Arbeiten in den letzten Jahren verändert?
Avignon: Im mathematischen Sinne hat sich mein Leben und das der Clubkultur gekreuzt, ist dann aber doch wieder in andere Richtungen gegangen. Die Schnelllebigkeit ist also nicht nur auf den Clubkontext reduziert. Ich würde auch gerne das Schnelllebige durch das schnelle Arbeitende ersetzten. Ich reagiere gerne mit meiner Kunst auf Sachen, die gerade erst passiert sind oder bin in der Lage, relativ schnell auf Sachen zu reagieren. Das wird oft verwechselt mit „Dem ist egal was er macht. Der malt ein paar Striche und dann wirft er es wieder weg.“ Das ist definitiv nicht der Fall. Ich habe versucht mit dem was ich mache, mein Umwelt zu portraitieren und kommentieren und meine Bilder als Kommunikationsmedium zu nutzen.

ZEITmagazin: Das tägliche Leben hat die interessantesten Geschichten zu bieten. Sie finden ihre Bildinhalte in den Menschen, die Sie auf der Straße sehen und anschließend in ihren Bildern wieder auftauchen lassen. Warum erinnern ihre gemalten Figuren so oft an Tiere? Man trifft ständig auf Gesichter mit Katzenmündern, Hasenohren oder Vogelschnäbel.
Avignon: Das ist in der Kunstgeschichte nicht selten, dass es Fusionen aus Tieren und Menschen gibt. 1994 hatte ich eine Ausstellung in einem Club, die sich ein bisschen über das „easy going“ der Clubwelt lustig gemacht hat. Da habe ich das erste Mal mit diesem Element gearbeitet und die Niedlichkeit, die in den Tierbildern drin steckt, in einen anderen Kontext übergeführt. Die niedlichen Tierchen machen und sagen plötzlich böse Dinge. Das ist natürlich auch als Spiegel der Realität zu verstehen. Gerade in der Clubszene hast du ein ähnliches Ausblenden von bestimmten Wirklichkeitsebenen wie in der Niedlichkeitswelt. Es sollte auch auf das Aufkommen der Hello Kitty-Welle in den 90ern reagieren.

ZEITmagazin: Wie würden Sie sich selber als Figur in einem ihrer Werke darstellen?
Avignon: Ich komme nicht wirklich im Sinne eines Selbstportraits vor, aber da viele Bilder auf Selbsterlebtes zurückzuführen sind und auch viele Bilder meine Meinung und Stimmung widerspiegeln, bin ich trotzdem irgendwie mit drin. Es gab einmal eine Platte von mir „A Friendly Dog In A Unfriendly World“. Das war ein musikalisches Selbstportrait. Ich habe mich als freundlichen Hund charakterisiert, der versucht der Welt gegenüber freundlich zu bleiben aber feststellt, dass die Welt überhaupt nicht freundlich ist.

ZEITmagazin: Ist es für einen Künstler nicht abwertend, wenn man seine Kunst als „Cheap Art“ bezeichnet?
Avignon: Im Gegenteil. Ich habe das im offensiven Sinne genutzt. Ich sehe mich als ewige Ein-Mann-Avantgarde gegen den Kunstmarkt. Ich habe einen eigenen Verkaufsmechanismus entwickelt, indem ich viel produziere, billig verkaufe und dadurch eine andere Zielgruppe anspreche. Beispielsweise einen Studenten, der sich persönlich angesprochen fühlt, wenn er mein Bild sieht. Dieser Zielgruppe möchte ich die Möglichkeit geben, ein Bild für 100 Euro zu kaufen. Meine Kunst ist in erster Linie Ausdruck und Kommunikation. Erst viel später sehe ich darin einen Anlagewert. Da der Fokus heutzutage so stark auf dem Kunstmarkt liegt, liest man über jeden Künstler zuerst, wie schnell er eine Messe ausverkauft hat.

ZEITmagazin: Sie sind ein Mensch, der gerne teilt. Sie haben nichts gegen die Vervielfältigung ihrer CD’s und verkaufen ihre Bilder zu Preisen, zu denen sie sich fast jeder leisten kann. Teilen Sie sich auch ihren Wohnraum?
Avignon: Das ist eine interessante Frage. Tatsächlich habe ich in meiner Wohnung in Brooklyn fast immer Leute zu Gast. Ich würde mich als sehr sozialen Typen bezeichnen. Allerdings bin ich durchaus sensibel, wenn es anfängt ausgenutzt zu werden.

ZEITmagazin: Ihr Ausstellungsprojekt im Haus am Lützowplatz ist ein Projekt von Freunden, mit Freunden und für Freunde. Freunde scheinen Ihnen sehr wichtig zu sein. Haben Sie auch schon welche verloren durch ihren Erfolg?
Avignon: Auch eine interessante Frage. Ich habe weniger durch meinen Erfolg als durch den Umstand, dass ich mit dem Erfolg nicht umgehen konnte, Freunde verloren. Ich war in den 90er Jahren eine Zeit lang sehr populär, so dass fast jeden Tag ein Fernsehteam mein Studio besucht hat. Es hatten sehr viele Agenturen sehr viele hoch bezahlte Jobs für mich und ich auf einmal hundertmal so viel Geld wie alle meine Freunde. Ich habe das als Ungleichgewicht empfunden und wusste gar nicht, wie ich damit umgehen soll.

ZEITmagazin: Sie sind am Vorbereiten, Planen und Aufhängen ihrer Ausstellung, wie ich sehe. Darf ich schon ein paar Bilder machen?
Avignon: Ja, aber Sie sind sich im Klaren, dass es danach vielleicht wieder ganz anders aussieht zur Ausstellungseröffnung.

Die Fragen stellte Christine Neder

 

Jason Polan

(c) Jason Polan

(c) Jason Polan

(c) Jason Polan

Der Künstler Jason Polan arbeitet an einer Hommage an die Einwohner New Yorks: Er will jeden von ihnen zeichnen. Unter freiem Himmel macht er das, 14 000 Zeichnungen hat er in den vergangenen Jahren schon angefertigt. Stars wie Strokes-Sänger Julian Casablancas ebenso wie etwa Sicherheitsbeamte des Museums of Modern Art. Natürlich wird Polans Plan zwangsläufig daran scheitern, dass es zu viele New Yorker gibt. Allein die Idee zählt. Und weil sie so wunderbar ist, will Jason Polan jeden daran teilhaben lassen. Also stellt er einige seiner Zeichnungen ins Netz – zu sehen auf seinem Blog „Every Person in New York“. Wenn man die Zeichnungen anschaut, eine nach der anderen, ergibt sich das Bild einer Stadt, die den Szene-Galeristen genau so braucht wie den Clochard im Park, um großartig zu sein. Übrigens: Wer sich derzeit in New York aufhält, kann sich natürlich auch von Jason Polan zeichnen lassen – man muss nur eine Mail an art@jasonpolan.com schreiben. Er wird dann einen Treffpunkt an einer Straßenecke vorschlagen und einen New Yorker mehr in seinem Portfolio haben.                                                                                                 Philipp Wurm

 

Henri Cartier-Bresson in Zürich

Henri Cartier-Bresson, Sonntag an den Ufern der Marne, Frankreich, 1938, © Henri Cartier-Bresson/Magnum Photos

Henri Cartier-Bresson, Sevilla, Spanien, 1933, © Henri Cartier-Bresson/Magnum Photos

Henri Cartier-Bresson, Place de l'Europe, Gare Saint-Lazare, Paris, 1932, © Henri Cartier-Bresson/Magnum Photos

Auf den ersten Blick als Schnappschuss abgetan, erkennt man bald, dass Henri Cartier-Bresson seine Bilder nicht einfach entstehen ließ. Mit seinem einzigartigen Gespür für den entscheidenden Augenblick und dem Sinn für Komposition erkannte er die Dringlichkeit eines Bildes in seinem Moment. Berühmt für seinen Perfektionismus in Licht, Bildaufbau und -ausschnitt prägte der Magnum-Mitbegründer Henri Cartier-Bresson die Geschichte des Bildjournalismus. Seine Reisen führten ihn zunächst durch Europa, als erster westlicher Fotoreporter später auch nach Indien, China und in die Sowjetunion.
Noch bis zum 24. Juni 2011 zeigt das Züricher Museum für Gestaltung eine Retrospektive, die nicht nur Fotografie, sondern auch Filme Cartier-Bressons zeigt. Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Rahmenprogramm wie Führungen, Workshops und Konzerten.