Das Londoner Magazin Dazed and Confused erobert heute einen Tag lang Londons über-hipen Osten. Ein Tag voller Gigs Vorträge, Filmvor-stellungen, Digitalen Pionieren sowie Kunst. Von der New Yorker Electro-Folk Band Gang Gang Dance über Darkstar, DJs und noch mehr, verspricht uns Dazed Live, Shoreditch in ein wahres Schlaraffenland der subversiven Denker zu verwandeln
Bauhaus ist der Luxus der Reduktion, wie es Mies van der Rohe so treffend mit den Worten „Weniger ist mehr“ umschrieben hat – das ist es letztlich doch, was jeder heute mit dem Bauhaus verbindet. Dabei ging es den Bauhäuslern darum, das alltägliche Leben der Menschen durch neues Design, Architektur und praktische Produkte und sogar Stadtplanung zu verbessern. Ab April öffnet die Stiftung Bauhaus Dessau wieder die Bauhauswerkstätten mit vier verschiedenen Kursen für Jugendliche ab 12 Jahren. Und ja, da dürfen auch die Eltern mit basteln, ohne sich zu blamieren. Denn schon Levi Strauss bezeichnete das Basteln als „wildes Denken“. Wie das genau mit den Werkstätten funktioniert, erklärt Jutta Stein von der Stiftung Bauhaus Dessau.
ZEITmagazin: Warum passen das Bauhaus und Kinder gut zusammen? Jutta Stein: Das Bauhaus ist Experiment und Spiel. Spielerisch sind auch viele der Produkte des Bauhauses, die man freilich weniger damit verbindet als Wagenfeldlampen und Flachdacharchitektur. Die Meister spielten offenbar selbst gern: Lyonel Feiningers Spielzeugfiguren, Peter Kelers bunte Wiege , Heinz Schwerins Holzautos, Alma Buschers Klötzchenspiel (Bauhaus brachte auch eine neue Auffassung von Pädagogik: Es sollte Spaß machen.
ZEITmagazin: Sie bieten Kurse für Fotografie, Möbel, Lampen, Schmuck, Typografie, Architektur. Was schaffe ich denn so an einem Wochenende bei Ihnen zu bauen? Eher eine kleine Skulptur oder etwa den Entwurf für mein Häuschen im Walter Gropius Stil? Stein: Beides ist möglich – in der ersten Werkstatt vielleicht eher die Skulptur, in der vierten eher der Raumentwurf.
ZEITmagazin: Die Bauhauswerkstätten sind eine Zusammenarbeit mit der IKEA Stiftung. Ist IKEA so etwas wie das Bauhaus unserer Zeit? Stein: Das Bauhaus hat gewissermaßen die (gestalterische) Moderne gestartet, auf der IKEA heute fußt. Und gern zitiert man dabei ja auch einen Ausspruch des zweiten Bauhausdirektors, Hannes Meyer: „Volksbedarf statt Luxusbedarf“. Dennoch ist das Bauhaus viel mehr als seine Produkte.
ZEITmagazin: Zu den Werkstätten gibt es einen Vorkurs. Was lernen wir hier von dem Bauhausmeister Johannes Itten? Stein: Um es mit Beuys zu sagen: Die Idee, dass jeder Mensch ein Künstler, jede Gestaltung Kunst ist. Ittens Herangehensweise hatte viel mit Unmittelbarkeit und Gefühl zu tun – und das wollen wir auch in unseren Vorkursen vermitteln: die Augen zu öffnen, Materialien zu erspüren, die Eigenschaften eines Stoffs zu ertasten.
ZEITmagazin: Welche Produkte des Bauhaus begeistern uns bis heute ? Stein: Die Wagenfeldlampe etwa, die ist heute in unzähligen Lizenz- (und Nichtlizenz-) Nachbauten erhältlich.
Wenn ein Filmemacher und ein weltweit erfolgreicher Fotograf sich über großformatige Kunst unterhalten, entsteht dabei ein „Long Shot Close Up“. Neben einem Interview mit Andreas Gursky dokumentiert Filmemacher Jan Schmidt-Garre die Reise von Gurskys aufwendig installierten Fotomachwerk „Hamm, Bergwerk Ost“ vom Entstehungsort bis in die Privatsammlung des Oligarchen Victor Pinchuk, einem der reichsten Männer der Ukraine
Oktopus im Meer? Schwimmt zu tief, sieht man nicht. Oktopus im Essen? Wird schnell hart, schmeckt nach nichts. Und Oktopus am Stuhl? Ist bequem und sieht schön aus. Entworfen hat das Modell der spanische Künstler Máximo Riera. Es ist das erste aus der Reihe „The Animal Chair“ und soll symbolisieren, dass Mensch und Tier gleichberechtigt sind. Als nächstes geplant sind außerdem noch ein Wal, ein Löwe, ein Käfer, ein Rhinozeros und ein Walross. Wir sind gespannt!
Credit: Beate Sonnerberg
Dennis Hopper, Wim Wenders, Helmut Newton – waren schon hier zu Gast. Nun lädt Kaffeehaus-Inhaber Gerald Uhlig-Romero auch alle anderen dazu ein, mit ihm den 15. Geburtstag des Kaffeehauses und der Galerie Einstein Unter den Linden zu feiern. Uhlig-Romero ist selbst vielfältiger Lebenskünstler: Mit dem Café Einstein hat sich der Schauspieler, Regisseur, Bildende Künstler und Manager selbst den perfekten Aufenthaltsort geschaffen – eine, wie er sagt, „Kombination aller Sinne“.
ZEITmagazin: Herr Uhlig-Romero, sind Sie ein Flaneur? Gerald Uhlig-Romero: Ich bin ein ganz großer Genießer und eigentlich ein Müßiggänger. Ich schätze dieses durch die Zeitung flanieren, die Gedanken laufen lassen oder das reine Beobachten der anderen, das mich zum Sehflanieren einlädt. Da kommen mir die besten Ideen. Ich bin mein idealer Kaffeehaus-Gast.
ZEITmagazin: Erinnern Sie sich noch an den Tag, als sie das Café Einstein eröffneten? Uhlig-Romero: Daran erinnere ich mich ganz genau! Um 14.30 Uhr am 21. März 1996 habe ich den Schlüssel umgedreht. Und dann fing es gleich an mit dem Hereinströmen. Ich habe wahrscheinlich zu früh aufgeschlossen, denn das Kassensystem funktionierte noch nicht. Also bekamen die ersten Gäste, die das Einstein betraten, ihren Kaffe spendiert.
ZEITmagazin: Wenn Sie mal nicht in Berlin Kaffee trinken… Uhlig-Romero: … dann geh ich gar nicht Kaffee trinken. Ich finde es gibt auf der ganzen Welt nur 12 Kaffeehäuser, die ein besonderes Prädikat verdienen. Das Café Tortoni in Buenos Aires, ein perfektes Café, über 100 Jahre alt. Da spürt man die Atome von Lebenszeit, die Gäste und die Geschichte, dann das Hawelka in Wien und natürlich auch das Deux Magots in Paris. Das sind Kaffeehäuser, die durch die Menschen, die sie besucht haben, geadelt sind.
ZEITmagazin: Welche persönliche Begegnung der letzen 15 Jahre hier im Café Einstein werden Sie nie vergessen? Uhlig-Romero: Eine essentielle Begegnung war ein Abendessensgespräch mit der Nobelpreisträgerin Linda Buck, die das System der Geruchsnerven entschlüsselt hat. Ich habe viele Jahre unter den skurrilsten Symptomen gelitten und sie war die Allererste, die mir gesagt hat, ich solle doch mal meine Enzymtätigkeit prüfen lassen. Alles was sie sagte, hat gestimmt. Eine etwas lustigere war die Begegnung mit Dennis Hopper, der mir eines Tages sagte, „Weißt du Gerald, Euer Wienerschnitzel ist einfach besser als die meisten Filme, in denen ich gespielt habe.“
ZEITmagazin: Zur Geburtstagsfeier des Café Einstein haben Sie auch eine kubanische Band eingeladen. Eine persönliche Vorliebe? Gibt es eine besondere Verbindung zu der Band „Adonis y sus Amigos“? Uhlig-Romero: Es ist eine kleine Hommage an meine Frau Mara. Sie hat mir vor fünf Jahren am 21. März 2006 eine ihrer Nieren gespendet. Mara liebt kubanische Musik und Salsa und ein gelungenes Fest hat schließlich damit zu tun, dass Menschen tanzen. Adonis war übrigens auch schon bei der Ausstellung „Neulich in Havanna“ von Donata und Wim Wenders bei uns zu Gast.
ZEITmagazin: Was erwartet uns noch als Besucher in der Ausstellung „15 Jahre Café Einstein unter den Linden“? Uhlig-Romero: EinKunstwerk, das aufgeteilt ist in zwei: Zum einen sehen Sie eine 30 Meter lange Wand, (fast unsere ganze Galerie) auf der 15 Meditationen in unterschiedlichen Farbvariationen zu sehen sein werden. Auf jeder steht ein Gedanke, der entweder mit dem Einstein zu tun hat oder ein philosophischer Gedanke, der mit dem Leben und dem Dasein zu tun hat. Zum anderen bekommt jeder Besucher ein gestaltetes Kunstwerk in die Hand, in dem er der Geschichte des Einstein nachflanieren kann – nämlich unsere Jubiläumszeitung.
Die Studentinnen Anna Katharina Bender, 22, und Juliane Duft, 23, haben ihrem Blog einen Namen verpasst, der etwas altmodisch klingt. „Reigen“ heißt er, eigentlich ein Begriff für einen Tanz, der seit dem 19. Jahrhundert ausgestorben ist; eine Gruppe bildet dabei einen Kreis und hebt die Beine im Rhythmus der Musik. Ein „Reigen“, das ist also eine Versammlung, die die Laune hebt und die Sinne belebt – und damit eindeutig der richtige Name für Annas und Julianes Blog. Dort handelt es sich auch um eine Versammlung, und zwar eine von Fundstücken aus Mode, Fotografie und Kunst, die lebensversüßende Wirkung haben. Anna und Juliane nennen diese Dinge „eye candy“: Ein seltenes Foto von Frida Kahlo auf einer Dachterrasse in Manhattan kann das sein oder Accessoires wie Kissen mit psychedelischen Mustern. Oder eine Handtasche, die so himmelblau ist, dass einem fast schwindelig wird. Das ästhetische Gespür der beiden Bloggerinnen könnte übrigens auch mit ihren Studienfächern zu tun haben: Anna studiert in Berlin Kunstgeschichte, Juliane in Mainz Filmwissenschaften.
Was ist für Sie der vollkommene Blog? Juliane: Das kommt sehr auf die Art des Blogs an. Generell mag ich es, wenn ein Blog nicht zu stark auf einen Themenbereich begrenzt, formal wie inhaltlich relativ sachlich und professionell ist und man trotzdem eine Persönlichkeit durchschimmern sehen kann. Anna: Der vollkommene Blog ist mir noch nicht begegnet.
Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Juliane: Schwierige Frage, da ich nur wenig Blogs lese. Am meisten natürlich mit meiner Mitstreiterin Anna und vielleicht noch den Jungs von Haw-lin, auch wenn sie etwas ganz anderes machen. Anna: Jeder Blogger ist unterschiedlich, daher kann ich mich mit niemandem wirklich identifizieren.
Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Juliane: Bilder suchen und sammeln, Trailer oder Musikvideos schauen und Rezensionen jeglicher Art lesen. Anna: Meine liebsten Online-Shops und Blogs zu durchforsten.
Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Juliane: Musik hören, Filme schauen, Lesen, Kochen, Reisen und Fahrrad fahren. Anna: Museen, Flohmärkte und Cafés besuchen.
Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Juliane: Vielleicht bei dieser hier. Nein, wir publizieren nur Wahrheiten. Ist doch klar. Anna: Wenn es um meine Größe geht.
Ihr Lieblingsheld im Netz? Juliane: Julian Assange, wo wir schon wieder beim schwierigen Thema Wahrheit wären. Anna: Ganz klar Tavi, die den Blog thestylerookie.com betreibt.
Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Juliane: Ich lasse jetzt ganz dreist mal alle Menschenrechtler etc. außen vor: Mein Freund, meine Familie, meine Freunde und vielleicht Sofia Coppola. Anna: Auch wenn das wahrscheinlich die Antwort von 90 Prozent der Befragten ist: meine Eltern.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Juliane: Eigentlich nicht andere als im echten Leben, aber vielleicht besonders Wortwitz, eine gute Schreibe, nicht alles zu ernst zu nehmen und auch im Netz sich selbst treu zu bleiben. Anna: Ihre Kreativität und die Vielfalt an Meinungen.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Juliane: Ehrlichkeit gegenüber anderen und sich selbst, Humor und Weltoffenheit. Anna: Klugheit, Charme und Witz.
Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Juliane: Dass man sich so schnell darin verliert und es einen deshalb oft von der Erledigung von Dingen abhält… Anna: Zu viel Werbung und anonyme Kommentare.
Was stört Sie an Bloggern am meisten? Juliane: Wie Jessie von LesMads stören mich fehlende Quellenangaben oft sehr – also allgemein eine gewisse Unprofessionalität, teilweise auch eine komische Art von starker Ich-Bezogenheit. Aber man kann sich ja aussuchen, was man liest. Anna: Blogger, die sich selbst im Spiegel fotografieren und dabei eine Schnute ziehen.
Was stört Sie an sich selbst am meisten? Juliane: Meine Zerstreutheit, meine mangelnde Selbstdisziplin und dass ich mir manchmal zu viele Gedanken mache. Anna: Neben einigen anderen Dingen meine Sehschwäche.
Ihr glücklichster Moment als Blogger? Juliane: Als ich eine sehr nette E-mail von dem Art Director einer tollen deutschen Kunstzeitschrift in unserem Postfach entdeckt habe. Anna: Wir im ZEITmagazin, gleich zweimal!
Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Juliane: Meine Ideen in einer guten Form festzuhalten, aber auch unseren Stil auf Reigen beizubehalten und generell mit dem Bloggen durchzuhalten. Anna: Die Freiheit zu besitzen, zu bloggen, was mir Freude macht.
Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Juliane: Richtig gut Klavier spielen zu können. Anna: Ich würde nur zu gerne die Kunst des Zeichnens beherrschen.
Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Juliane: Wenn es denn sein muss: Vielleicht als einer, der für eine tolle kulturelle Einrichtung bloggt. Anna: Hanneli Mustaparta wäre nicht schlecht.
Ihre größte Extravaganz? Juliane: Oft lange zu schlafen, beim Essen nicht zu sparen, zu viele Bücher und Parfums zu besitzen sowie innerhalb einer Bürogemeinschaft einen eigenen Arbeitsplatz zu besitzen. Daran zu glauben, dass immer alles gut werden wird. Anna: Mein Balkon.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Juliane: Entspannt. Anna: Etwas verwirrt von all den Fragen.
Ihr Motto? Juliane: „Sapere aude“ („Wage zu wissen!“, Red.) und „What goes around comes around“. Anna: „Having two or three people in love with you is like money in the bank.“ (Jenny Holzer)
Ab morgen ist Veronica Bailey mit „Modern Myths“ in der Galerie Bernheimer in München zu sehen.
Apollo schreibt jetzt Poesie auf lachsfarbenem Papier. Ares, der Gott des Krieges, ist auf fast jeder Seite, doch wo hat Athena sich mit ihren Weisheiten versteckt? Und Hephaestus, der Gott des Feuers und der Schmiede, wird so schnell keine Ruhe finden. Griechische Mythologie klingt heute weniger nach Göttlichem als vielmehr nach Zahlen. Schuldenbeträgen nämlich. Nur in der Kunst bleiben die Griechen noch Helden. Fotografin Veronica Bailey hat den heimatlosen Göttern ein neues Element gegeben: Das Papier. In den Zeitungen werden täglich die Heldensagen des Olymp gedruckt. „Modern Myths“ nennt Bailey ihre Fotografien, auf denen sie die Nachrichten des Götterboten Hermes gefaltet und gedreht hat, bis der Inhalt ganz verschwindet und nur das Ikonenhafte durch die geknickten Zeilen dringt.
Ein Hemdsärmel auf dem Essteller, ein Reißverschluss in der Suppen-schüssel? Nein, hier ist nicht etwa versehentlich jemand in den Ton-topf gefallen. Vielmehr handelt es sich um ein Kunstprojekt der niederländischen Designerin Marianne van Ooij. Ihr Set „Dressed for Dinner“ symbolisiert, dass es beim Essen nicht nur um die Nahrungs-aufnahme allein, sondern auch um all die Gedanken geht, die wir uns über die richtige Kleidung dafür machen. Noch bis Ende Februar ist das Geschirr im Museum of Arts and Design in New York ausgestellt, ab dem Frühling kann man es hier erwerben
Die Galerie Lumas in Berlin zeigt bis zum 22. März die Ausstellung „Neugierig auf die Welt“ von Robert Lebeck.
Geboren wurde Lebeck 1929 in Berlin, er war lange Zeit als Fotoreporter für den Stern auf Reisen. Als einer der ersten hat er Anfang 1969 in Russland fotografiert, in Afrika war er zur richtigen Zeit am richtigen Ort, als dem belgischen König Baudouin 1960 im Kongo der Degen geklaut wurde. Er hat Legenden wie Romy Schneider, Maria Callas und Billy Wilder portraitiert. Ende der 1990er beendete Lebeck seine Karriere als Foto-Korrespondent. Danach portraitierte er seine Heimatstadt Berlin in einer Foto-Serie, die unter dem Titel „Preußisch Blau“ ebenfalls in der Galerie Lumas in Berlin zu sehen ist. Im März und April wird „Neugierig auf die Welt“ auch in Köln und Düsseldorf zu sehen sein.
ZEITmagazin: Herr Lebeck, Sie waren als Fotoreporter Jahrzehnte lang auf der ganzen Welt unterwegs. Gibt es eine Ecke auf dieser Erde, die Sie immer mal besuchen wollten, wohin Sie es aber nie geschafft haben? Robert Lebeck: Ich war noch nie in Bhutan und Nepal.
ZEITmagazin: Das Motto dieser Ausstellung ist „Neugierig auf Welt“. Worauf sind Sie heute noch neugierig? Lebeck: Auf die beiden Länder Usbekistan und Kashmir. In Usbekistan wurden alle meine Filme beschlagnahmt, deswegen zieht es mich immer noch dorthin.
ZEITmagazin: In der Galerie Lumas präsentieren Sie Tableaus, auf denen von Ihnen beschriftete Dias zu sehen sind. Was erzählen diese Notizen über den Fotografen Robert Lebeck? Lebeck: Über den Fotografen erzählen sie weniger. Es sind rein sachliche Notizen, die mir die Zuordnung der Bilder retrospektiv erleichtert. Leider habe ich aber nur einen Teil meiner Dias beschriftet.
ZEITmagazin: Eines der großformatigen Bilder zeigt Jugendliche, die in New York in einem Baum klettern an einem Ufer. Warum haben Sie dieses Motiv der Serie „Unverschämtes Glück“ zugeordnet? Lebeck: Ich war ab 1966 der erste Stern-Reporter mit festem Sitz außerhalb von Europa. Es war ein großes Privileg, in New York zu arbeiten. Jeden Tag bin ich zum Büro auf die andere Seite des Parks gegangen. So entstand dieses Bild 1967 an einem heißen Sommertag. Das Buch, das wir zu meinem 75. Geburtstag gemacht haben trägt übrigens den selben Titel.
ZEITmagazin: Wären Sie nachdem Sie das Bild aufgenommen hatten auch gerne in den Baum geklettert? Lebeck: Ich bin tatsächlich mit der Kamera in der Hand auf den Baum geklettert – und runtergefallen…. Die Kamera habe ich beim Sturz in die Luft gehalten und sie ist zum Glück nicht nass geworden.
ZEITmagazin: Ein weiteres Tableau in der Ausstellung zeigt Portrait-aufnahmen berühmter Persönlichkeiten und Politiker. Wem würden Sie in diesen Tagen mit der Kamera auflauern, wenn Sie noch als Fotoreporter arbeiten würden? Lebeck: Ich habe nie Prominenten aufgelauert und würde das auch jetzt nicht tun. Ich hatte meistens einfach unverschämtes Glück. Persönlichkeiten die ich heute noch gerne fotografieren würde, wären zum Beispiel Andreas Gursky, Jonathan Meese oder Neo Rauch. Vor allem auch Künstler in China faszinieren mich, die immer noch stark unter der Zensur leiden