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Primal Scream

(c) Dorothea Fiedler

Vor 20 Jahren erschien „Screamadelica“ von Primal Scream – ein unerhörtes ALBUM: Indiepop trifft Rave, und das Ergebnis ist ein Meisterwerk. Jetzt gibt es eine neu abgemischte Jubiläumsausgabe

 

MIT

(c) Katharina Poblotzki

Als Tamer Özgönenc (Synthies), Edi Winarni (Gesang) und Felix Römer (Drums) tagsüber noch für das Abitur paukten, traten sie nachts schon in namhaften Londoner Clubs auf. Das ist inzwischen sieben Jahre her. Seitdem waren die drei Musiker mit ihrer Band MIT bereits in China, Japan und Indien. Für ihr zweites Album „Nanonotes“ haben sie mit dem Kraftwerk-Texter Emil Schult zusammengearbeitet. Ihre Songs folgen strengen künstlerischen Konzepten. Über das Besondere an der Mischung von deutschen Texten und neuer elektronischer Musik hat sich „Heiter bis Glücklich“ mit Tamer Özgönenc unterhalten, bevor MIT am 8. April mit „Nanonotes“ in Deutschland und der Schweiz auf Tournee gehen.

ZEITmagazin: Zuerst stolpert man über den Bandnamen: MIT. Wofür stehen die Buchstaben?
Tamer Özgönenc: Der Bandname war immer ein schwieriges Thema für uns, das wir gerne ignorieren wollten. Unsere einzige Prämisse war, dass der Name keine thematische Verknüpfung zu irgendwas herstellt, damit wir uns nicht festlegen müssen.

ZEITmagazin: In einem Ihrer Songs „Pudong“ heißt es „High Tech verpflichtet“. Wozu denn eigentlich?
Özgönenc: Wir waren vor anderthalb Jahren auf einer Tour in China. In Shanghai ist der Stadtteil Pudong das wirtschaftliche Zentrum der Stadt. Wir haben von den Hochhausplattformen hinunter geschaut und waren total fasziniert, dass wir in vier Tagen schon eine Entwicklung der Stadt sehen konnten. Das ging so wahnsinnig schnell. Der Stadtteil ist ungefähr so alt ist wie wir, 23 Jahre, also noch sehr frisch und sehr unfertig. Diese Faszination für utopische Hochhäuser und die Affinität zur Technik hat natürlich etwas mit uns zu tun.

ZEITmagazinEs heißt aber auch, dass Sie sich beim Songschreiben von Landschaften inspirieren lassen. Steht das nicht im Widerspruch zu den Wolkenkratzern?
Özgönenc: Nein gar nicht. Es wäre ja langweilig, wenn wir uns nur mit Wäldern oder nur mit Hochhäusern beschäftigen würden. Genau das Dazwischen macht den Spannungsbogen für uns aus.

ZEITmagazin: Und wie sieht die Landschaft für den idealen Song aus?
Özgönenc: Wir interessieren uns vor allem für graphische Landschaften. Übertragen auf die Musik könnte man das mit klaren Strukturen und Überlagerungen beschreiben. Unser Klangkonzept ist eher wie ein Gefühl. Edi und ich verstehen uns da fast nonverbal, weil wir uns schon so lange kennen und eine ähnliche musikalische Entwicklung durchgemacht haben. Was uns besonders beschäftigt, ist die Spannung zwischen einer Struktur, die die meisten Menschen als kahl und abgeklärt empfinden und der Kombination mit bildhaften Texten. Emotionalität in die Elektronische Musik zu bringen, ist für uns kein Widerspruch.

ZEITmagazin: Das zweite Album heißt, wie die Single, „Nanonotes“. Was ist denn das schon wieder?
Özgönenc: Emil Schult, mit dem wir das Album zusammen entwickelt haben, interessiert sich schon seit Jahren für die Möglichkeiten der Notation von zeitgenössischer elektronischer Musik. Wir haben uns dann gefragt, wie die kleinstmögliche Note aussehen könnte und in dem Zusammenhang ist auch das Wort Nanonote entstanden. Das hat uns weiter beschäftigt, so dass am Ende für uns alle klar war, dass das Album „Nanonotes“ heißen wird.

ZEITmagazin: Das klingt schon so, als wäre MIT eine Gruppe Nerds?
Özgönenc: Nein, eigentlich gar nicht. Wir sind sehr ambitioniert und leidenschaftlich, aber wir beschäftigen uns auch mit ganz vielen anderen Dingen. Zumindest sind wir keine Techniknerds. Oft kommen Leute nach Konzerten auf uns zu und wollen ganz genau wissen, wie wir Sachen technisch umsetzen. Die Frage würde ich mir gar nicht stellen, wenn mir etwas besonders gut gefällt. Wir interessieren uns weniger für die Technik, als dafür, was dabei herauskommt.

ZEITmagazin: Die Texte sind auf deutsch, das Publikum lebt aber auch in Indien, Japan und China. Welche Rolle spielt die Sprache für die Songs?
Özgönenc: Wir hatten immer schon deutsche Texte. Als wir angefangen haben, Konzerte zu geben, vor fünf bis sechs Jahren, war der Markt noch ganz anders. In Deutschland hat sich damals niemand für unsere Musik interessiert und diese Parties, auf denen um Mitternacht ein Musikact spielt, gab es nur im Ausland. Wir haben uns zwar gewundert, dass die Leute dort unsere Texte so annehmen, dadurch haben wir aber auch eine gewisse Sensibilität entwickelt. Wenn wir in China oder Indien spielen, dann versteht das Publikum die Sprache als eine weitere Klangebene der Musik. Wir legen dieselben Effekte auf die Stimme wie auf die Instrumente, damit beides leichter ineinander greifen kann.

ZEITmagazin: Wenn man versucht MIT einzuordnen, dann stößt man auf das Etikett Synthie Punk…
Özgönenc: Das Wort mag ich nicht mal wiederholen. Als wir angefangen haben, mit 15, 16, haben wir uns total für Post Punk und Wave Musik interessiert. Damals spielten auch noch die Posen und parolenartigen Texte eine Rolle. Aber im Zuge der Entwicklung ist uns wichtig geworden, dass wir moderne elektronische Musik machen. Elektronische Musik ist ja eine noch sehr junge Kunst.

ZEITmagazin: Betrachten Sie sich heute noch als Punker oder eher als Klangkünstler?
Özgönenc: Das eine schließt das andere ja nicht aus.

Die Fragen stellten Peggy Kiesow und Undine Zimmer

 

Lykke Li – Get some

Wer mit 24 schon die Welt gesehen hat, in Los Angeles, New York, Lissabon und Stockholm Zuhause ist, darf gerne so tun, als hätte sie das Leben schon gelebt. Frech und provokant klingt Lyyke Lis aktuelle Single „Get some“, handelt aber eigentlich von Liebe und Zerbrechlichkeit, so die dunkelste Popdiva, die Schweden zur Zeit zu bieten hat

 

The Late Call


Unsere Leserin Julia aus Karlsruhe hat uns geschrieben:

„Das Album von The Late Call macht glücklich, weil es Singer-Songwriter in fröhlichem Frühlingsgewandt bietet und den Tag beschwingt. Hör-Tipp: Fribourg.
P.S.: Der Mensch ist übrigens gar kein Schwede, sondern tut nur so. Er kommt aus Deutschland,  klingt aber schwedisch und das ist ja ein gutes Qualitätsmerkmal.“

Gefällt uns gut, Dankeschön!

 

Das heitere Zitat

„Es war in Berlin, der Ort hieß The Hospital. Die Getränke wurden in medizinischen Instrumenten gereicht.“

NICK RHODES, Keyboarder der Band Duran Duran, in einem Interview des Magazins „Love“ auf die Frage nach der dekadentesten Nacht seines Lebens.
Es geht um das Berlin der achtziger Jahre

 

Das heitere Zitat

„Moses Pelham hat so viel aus seinen Fehlern gelernt, dass er darüber nachdenkt, noch ein paar zu machen“

Der Musiker MOSES PELHAM über sich selbst via Twitter

 

Kat Frankie

Ist sie schön? Ist sie skurril? Ein Wort beschreibt die australische Sängerin und Wahlberlinerin Kat Frankie am besten: Eigenwillig! Selbst im Irokesenschnitt tritt sie auch mal neben einer blonden „Heidi“ im Dirndl auf. Immer dabei hat sie ihre Gitarre und ihre Stimme. Alles andere ist nur Dekoration. Will man Vergleiche ziehen, könnte man Spuren von PJ Harvey, Sarak K und Feist in ihren Liedern finden. Wie hypnotisiert lauscht man Emotion und Leidenschaft in ihren vertonten Geschichten: „It´s so lonely on the top … Better not to look down“