Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs. In diesem Sinne lassen wir die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für unsere Lieblingsblogger wieder aufleben. „The Photodiarist“ erklärt ihr Blog als eine Dokumentation alltäglicher Momente. New York, die Stadt, in der die Fotografin lebt und arbeitet, beschert ihr viele solcher Augenblicke. Für uns sind allerdings die meisten Motive alles andere als alltäglich. Ob Spaziergänge morgens um sieben Uhr durch Manhatten Downtown oder Besuche bei Fashionweeks – „The Photodiarist“ zeigt mit ihren Fotos, dass sie einen Blick für Komposition und Überraschung hat. Außerdem scheint sie unweigerlich immer wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Die Fotografin will anonym bleiben, von ihr sind weder Name noch Gesicht bekannt. Man weiß bloß, dass sie zwischen 30 und 40 Jahren alt ist.
Was ist für Sie das vollkommene Blog? Garance Dorés Blog. Ich vergesse so gut wie nie, ihre Posts zu checken….Im Grunde liebe ich ihren Foto-Stil. Die Aufnahmen sind voller Licht. Ich liebe auch Lee Oliveiras Blog.
Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit jedem Blogger, der es liebt, das Alltägliche in schwarz-weiß zu fotografieren, zum Beispiel mit Alice Olive.
Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Bloggen, andere Blogs und Nachrichten lesen.
Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Fotografieren.
Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Sehr selten. So selten, dass mir solche Gelegenheiten gar nicht einfallen.
Ihr Lieblingsheld im Netz? Lustige Frage. Ich sag mal: David Nyanzi. Er ist wirklich ein hilfsbereiter Freund vieler Blogger. Außerdem hat er einen unglaublichen Stil.
Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Mein Vater.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Ich denke, man kann nur sehr schwer im Netz echte Bekanntschaften machen. Aber ich liebe die Loyalität vieler meiner Leser. Manche sind seit den Anfängen meines Blogs mit dabei. Das berührt mich sehr.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Ich mag Menschen, die sich selbst mögen und respektieren. Ich mag Menschen, die loyal, ehrlich und lieb sind.
Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Wenn’s einmal im Netz ist, ist es für immer im Netz.
Was stört Sie an Bloggern am meisten? Sehr wenig. Ich lebe und lasse leben in der Blogger-Welt. Menschen bloggen, um sich auszudrücken und im Grunde ist das eine tolle Sache. Wenn mir etwas nicht gefällt, dann verlasse ich einfach die Seite. Wenn ich aber etwas negatives sagen müsste, dann fällt mir immer wieder das Wörtchen „amazing“ ein. Unzählige Blogs werden mit „amazing“ kommentiert. Dabei ist es doch wirklich ein sehr banales Wort. Allerdings mache auch ich ab und an Gebrauch von diesem Wort. Ich bin also mitschuldig und kann mich nicht beschweren. Außerdem: „amazing“ ist mir natürlich viel lieber als ein böser Kommentar.
Was stört Sie an sich selbst am meisten? Mir fällt es sehr schwer, morgens früh aufzustehen. Das ist sehr schade, denn morgens ist die beste Zeit zum fotografieren.
Ihr glücklichster Moment als Blogger? Wann immer Menschen sich die Zeit nehmen, meine Posts zu kommentieren.
Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Die Tatsache, dass ich nach zwei Jahren immer noch regelmäßig blogge.
Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Ich wäre gern Modefotograf.
Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Machen Sie Witze? Ich bin sehr zufrieden, ich zu sein.
Ihre größte Extravaganz? Viele, viele, viele. Die letzte: Eine Chanel-Tasche. Die große 2.55.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Noch schläfrig und ein bisschen gestresst, weil so viel ansteht.
Ihr Motto? Go big or go home.
Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Fabian Sixtus Körner, Catrin Linderkamp, Cosima Bucarelli und Johanna Moers, Jill Adams, Siems Luckwaldt, Katja Hentschel, Katya Moorman, Julia Stelzner, Katharina Charpian, Thomas Knüwer, Marlene Sørensen und James Castle, Mary Scherpe, Juliane Duft und Anna Katharina Bender, Richard Gutjahr, Anna dello Russo, Peter Glaser, Frederik Frede und Jessica Weiß ausgefüllt