(c) Magnus Pettersson
„Buchstaben sind Freunde.“ Der Blog von Nella Beljan versöhnt mit grauen November-Tagen. Nirgends lässt es sich besser seufzen, lauschen, wippen, schmunzeln. Abends auf dem Sofa.
Beljan, promovierte Literaturwissenschaftlerin und freischaffende Journalistin, schreibt über Kunst und Kultur, kindlichen Schabernack, die Liebe und ihre singenden Helden. Besonders schön: die Text-Bild-Ton-Kompositionen am „Stillen Sonntag“ – mit Liedern, die zur Endlosschleife zwingen. Ach, Buchstaben sind Freunde. Noten auch!
Was ist für Sie das vollkommene Blog?
Eines, das mich unterhält, informiert und visuell stimuliert. Mit begehrlichen Fotos und Texten ohne Redundanzen oder Rechtschreibfehler. Eine korrekte Zeichensetzung ist ebenfalls nett. Schön ist, wenn jemand all dies beherrscht und trotzdem nicht nur über Politik schreibt.
Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?
Mit Daniel von Das Kotzende Einhorn. Weil er schlau ist und lustig schreibt. Allerdings bin ich lustiger. Harrharr.
Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Prokrastinieren natürlich. Früher war ich süchtig nach Tumblrn (Foto-Blogs). Derzeit komme ich aber kaum dazu, meinen Rechner anzuschmeißen, da ist es nur der halbe Spaß. Auf dem Smartphone ganz weit oben: Nachrichten lesen. Und bei besonders schlimmen News vergleiche ich die Berichterstattung obsessiv miteinander. So etwa, als im letzten Dezember die indische Studentin vergewaltigt und gefoltert wurde oder Oscar Pistorius im Februar seine Freundin erschoss. Ganz verblüffend war, wie reißerisch sogar FAZ online berichtete. Ich träume dann von einer Karriere als Leser-Kommentar-Schreiberin.
Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Den Familienfrühstückstisch symmetrisch decken. Oder abends auf dem Heimweg in fremde, beleuchtete Wohnungen spannen und mir die Einrichtung angucken. Peinlich, wenn einen die Bewohner dabei erwischen.
Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?
Stets und mit voller Überzeugung bei unangemessenen Fragen.
Ihr Lieblingsheld im Netz?
Selbstverständlich Edward Snowden
Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?
Mein kleiner Sohn. Mit welchem Eifer und welcher großen Schalkhaftigkeit er die Welt entdeckt, es ist die wahre Freude!
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?
Anstand und Präzision
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?
Humor, Höflichkeit, ein gutes Gedächtnis, Verantwortungsbewusstsein, Loyalität
Was mögen Sie im Netz am wenigsten?
Die anonymen Pöbler. Und dass Leute, die nicht schreiben können, sich im Netz dazu ermutigt fühlen. Bitte hört auf damit! Ich verspreche ja auch, weiterhin keine Fotos zu machen – weil ich dahingehend völlig talentfrei bin.
Was stört Sie an Bloggern am meisten?
Outfit of the Day Fotos. Finde ich ultrapeinlich. Auch ganz schlimm: Leute, die sich selbst zu ernst nehmen und von Events „berichten“, ohne zu berichten. Am Ende erfährt man dann nur, dass es ganz toll war und was es am Buffet gab. Bei so etwas schäme ich mich fremd.
Was stört Sie an sich selbst am meisten?
Dass ich meist diplomatisch gegenüber Leuten bleibe, die sich daneben benehmen.
Ihr glücklichster Moment als Blogger?
Das Lob von… och. Das kann ich nicht schreiben, da kriege ich rote Bäckchen vor Stolz.
Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?
Meine eigene Begeisterung kann anstecken.
Über welches Talent würden Sie gern verfügen?
Einfach mal die Klappe zu halten (auch, wenn ich nervös bin) und stattdessen ein Back-up von meinem Rechner zu machen.
Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?
Als Jacob und Nathan von haw-lin. Dann würde ich den ganzen Tag Sekt trinken, attraktive, leicht oder gar nicht bekleidete Menschen auf meinem Bildschirm haben und Pullis zugeschickt bekommen von Labels, die hoffen, dass ich deren Bilder in mein Moodboard-Blog einbaue.
Ihre größte Extravaganz?
Mein Kind.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
„Aj, Caramba!“
Ihr Motto?
„Always look on the bright side of life“, gesungen und gepfiffen.