(c) Steffen Böttcher
Vor fünf Jahren hängte der heute 43-jährige Steffen Böttcher seine Karriere als Grafik-Designer in Hamburg an den Nagel, und zog aufs Land, um sich voll und ganz Fotografie und Familie widmen zu können. Er ist der Autor zweier Bildbände über Indien und Vietnam sowie des Buchs „Abenteuer Fotografie“. Darüber hinaus organisiert Böttcher Workshops und arbeitet als Hochzeitsfotograf. Auf seinem Blog Der Stilpirat findet man neben Geschichten aus Böttchers Leben mutige und zugleich verzaubernde Fotos von Mode, Hochzeiten und Aktmodellen.
Was ist für Sie der vollkommene Blog?
Hui, Vollkommenheit? Der vollkommene Blog ist möglicherweise ebenso langweilig wie der „vollkommene Mensch“. In der Vollkommenheit fehlt Reibung. Ich würde mich langweilen. Ich mag inspirierende, subjektive und kurzweilige Blogs. Ein guter Blog sollte mir regelmäßig Impulse geben. Ich liebe Fotografien und deshalb sollte ich auf ihm eine Menge davon finden. Ein guter Blog kommt ohne gestalterischen Firlafanz aus. Ich bleibe eher bei Blogs mit reduzierten und aufgeräumten Designs hängen.
Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?
Mit mir selbst :-) Ich habe Gott sei Dank noch keinen Blog gefunden, bei dem ich dachte: Toll, der ist ja wie ich! Ich schaue gern bei Amy & Pink vorbei. Die Inhalte dort haben nichts mit mir zu tun und genau das schätze ich.
Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Inspirationen sammeln. Ganz gleich ob auf Blogs, Instagram, Pinterest oder Facebook.
Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Fotografieren. Ich kann mich auf nichts anderes länger konzentrieren.
Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?
Bei Online-Interviews.
Ihr Lieblingsheld im Netz?
Sascha Lobo. Schon allein deshalb, weil ich für diese Antwort in meinem Umfeld jede Menge hochgezogene Augenbrauen ernte. Lobo beobachtet hervorragend und schreibt sehr treffsicher und spitzzüngig. Ich bin nicht mit jeder Verlautbarung einverstanden, aber genau das ist es, was ihn ausmacht.
Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?
Jeder, der über seine Grenzen geht und damit anderen Mut macht, ist mein Lieblingsheld.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?
Authentizität. Das Internet schafft unendliche Möglichkeiten, sich als Superheld darzustellen. Ein schwacher Charakter hat es da nicht leicht.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?
Authentizität. Ich mache da keine Unterschiede. Im „echten Leben“ ist es zwar weitaus schwieriger, sich als Superheld darzustellen, dafür umso lustiger anzusehen, wenn die eigene Reflektion ausbleibt.
Was mögen Sie im Netz am wenigsten?
Trolle. Typen, die sich in der Anonymität verstecken, um ihren Hass auf die eigene verkorkste Existenz in den Kommentarfeeds auszuleben.
Was stört Sie an Bloggern am meisten?
Mich hat nichts zu stören. Bloggen ist keine Disziplin, die irgendwelchen Regeln unterworfen ist. Jeder Blogger erkennt irgendwann für sich, was gut oder schlecht für ihn ist.
Was stört Sie an sich selbst am meisten?
Meine Ungeduld. Ich werde wahnsinnig, wenn Dinge zu langsam laufen und muss mich immer wieder selbst disziplinieren, nicht die Fassung zu verlieren.
Ihr glücklichster Moment als Blogger?
Ich habe neulich eine Follower-Tour quer durch Deutschland gemacht – eine Woche lang. Ich wollte dabei einfach mal die Gesichter hinter den Avataren kennen lernen und die Leute besuchen, die mich auf dem Blog regelmäßig besuchen. Auf Grund der knappen Zeit haben sich dann Gruppen zusammengetan, um mich zu treffen. Als ich dann plötzlich vor 50 „likes“ stand und aus jedem „like“ ein strahlendes Gesicht wurde, hatte ich echt Pipi in den Augen.
Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?
Mein Blog gibt mir die Freiheit, Dinge tun zu können, die ich ohne meine Verbreitung wahrscheinlich nicht hätte tun können. Dafür bin ich echt dankbar.
Über welches Talent würden Sie gern verfügen?
Mich einfach irgendwo hinsetzen zu können und nichts zu tun. Darin bin ich komplett talentfrei.
Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?
Als irgendein berühmter Reise-Blogger. Welcher ist mir egal!
Ihre größte Extravaganz?
Meine handgenähten, italienischen, weißen Kroko-Lederschuhe. Ich habe sie im Ausverkauf für einen Bruchteil des Preises erworben, weil ich der allerletzte Kunde des Schuhgeschäftes war. Ich weiß, es war falsch…
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Ich bin glücklich.
Ihr Motto?
Life is about saying „YES!“
Zuletzt füllten Strick-Experte Lutz Staacke, „Texterella“ Susanne Ackstaller, Reiseblogger Johannes Klause, Mode- und Lifestylebeobachterin Sandra Olyslager, Porträtfotografin Smilla Dankert, Orientalistikprofessorin Johanna Pink, Kolumnist Maximilian Buddenbohm, Ninia „LaGrande“ Binias, Konsumkritikerin Isabel Bogdan und Schöngeist Vera Dondelinger unseren Proust-Fragebogen für Blogger aus.