Lesezeichen
 

Die lieben Verwandten

Die Publikation der WarLogs des Afghanistan-Krieges durch WikiLeaks jährt sich in zwei Wochen zum ersten Mal. Das Beben im Juli 2010 war heftig. Und es sollte nicht das letzte bleiben. In kurzen Abständen veröffentlichte WikiLeaks auch noch die Kriegstagebücher aus dem Irak und die Botschaftsdepeschen weltweiter US-Vertretungen. Die politischen Folgen dauern bis heute an.

Auch das Ende des Journalismus, wie wir ihn kannten, schien beschlossene Sache. Doch die vorhergesehenen Großverschiebungen der Plattentektonik der Weltöffentlichkeit blieben aus. Vorerst. Stattdessen geht es seit Monaten um die Popfigur Julian Assange und seine Gerichtsprozesse, um unerfüllte Ankündigungen neuer Großleaks und neuer Plattformen wie OpenLeaks, die bis heute nicht aktiv sind. Auch zahlreiche neue Leakingportale sind entstanden. In der Schweiz, in Schweden, in Deutschland. Natürlich auch in den USA und im arabischen Raum. Die erhoffte oder befürchtete Wirkung jedoch blieb aus. Stattdessen machte die Onlineguerilla Anonymous von sich reden. Man konnte nach ersten Aktionen gegen Visa und Mastercard, die auf Druck der US-amerikanischen Regierung den Geldtransfer an WikiLeaks eingestellt hatten, den Eindruck gewinnen, bei Anonymous handele es sich um den bewaffneten Arm der Leakingszene.

Jetzt aber startete das Hackerkollektiv eine eigene Leakingplattform. Sensationellerweise heißt das Portal HackerLeaks und ist seit Kurzem im Netz erreichbar. Auf den Erfolg darf man gespannt sein. Ist doch HackerLeaks nicht der erste Versuch der Anonymous-Aktivisten ein Leakingportal zu starten. Vor Monaten ging bereits Anon-Leaks ans Netz und ward seit dem nicht mehr gehört.

Der Verdacht erhärtet sich, dass größere Verschiebungen in der Plattentektonik der Weltöffentlichkeit vorerst ausbleiben. Die digitale Revolutionen sind allem Anschein nach langsamer als sie von sich selbst behaupten. Unumkehrbar bleiben sie dennoch.

 

Das 12 Millionen Pfund Dilemma

Die einen sprechen von einer möglichen Fälschung. Die anderen von einer Falle. Viele aber von einem peinlichen Leak und einem Blick in einen unerwarteten Abgrund. In jedem Fall geht es um schlappe 12 Millionen Pfund. So hoch soll angeblich die Vertragsstrafe für WikiLeaks-Mitarbeiter sein, wenn sie Geheimnisse der Leakingplattform verraten. David Allen Green, Law-and-Poltics-Blogger beim Onlinemagazin New Statesman, veröffentlichte gestern ein Confidential Agreement das nach erstem Augenschein alle WikiLeaks-Mitarbeiter unterzeichnen mussten. Der Inhalt: Jede unautorisierte Weitergabe von WikiLeaks-Dokumenten wird mit der Zahlung einer Konventionalstrafe von 12 Millionen Pfund belegt. Was für jeden Julian-Assange-Mitstreiter der blanke Ruin sein dürfte. Die Begründung: Alle Dokumente sind Eigentum von WikiLeaks.

Das eigentliche Thema aber sind nicht die fragwürdige Vorgehensweise, der rüde Ton der Erklärung und der diskutable Besitzanspruch, sondern der Hinweis auf das zentrale Dilemma jeder Leaking-Plattform. Der Konflikt der geforderten Transparenz und der zwangsläufig praktizierten Intransparenz.

Um Informanten zu schützen, muss jede Leaking-Plattform mit einem gewissen Grad der Intransparenz arbeiten. Informationen über Whistleblower sind hochsensibel, ihre Aufdeckung können gravierende Folgen haben, wie der Fall Bradley Manning zeigt. Aber auch mögliche Hinweise auf Art und Umfang noch unveröffentlichter Dokumente oder Standorte von Servern und eingesetzter Technologien können die Arbeit der Leaking-Plattformen gefährden.

Um eine glaubwürdige Auswahl, ein nachvollziehbares Timing der Publikation und vor allem eine breite Veröffentlichung von Whistleblowerdokumenten zu ermöglichen – unabhängig von der Lukrativität ihrer Publikation oder der Gefälligkeit bestimmten Partnern gegenüber – wäre ein transparentes, nachvollziehbares Entscheidungsverfahren der Macher einer Leakingplattform wichtig. Idealerweise könnte ein solches Entscheidungsverfahren von einem pluralen Gremium durchgeführt werden. Was jedoch in der Praxis kaum realisierbar scheint. Wie sollte sich ein solches Gremium zusammensetzen? Etwa Vertreter von Zeitungen und Medienhäusern? Oder Funktionäre des Presserats? Noch besser wären vielleicht Emmissäre unterschiedlicher staatlicher Stellen in Kombination mit Deligierten der Kirchen, Krankenkassen und Gewerkschaften. Cablegate und die War-Logs hätte es nie gegeben. Eine Lösung ist also nicht in Sicht. Und wie schwierig allein die Aufrechterhaltung einer intakten Infrastruktur ist, demonstriert das Beispiel WikiLeaks. Der Upload liegt seit Monaten brach. Trotz aller Erfolge.

Dieses autoritär wirkende Dokument verweist auf eine strenge Hierarchie und ein Business das ziemlich humorfrei funktioniert. Äußerer Druck erzeugt inneren Druck. Es belegt aber vielleicht auch, mit welch harten Bandagen man in den Ring steigen muss, wenn man sich auf der Weltbühne behaupten will.

Update: Im Guardian wird gerade die Echtheit des Dokuments bestätigt.

 

Das letzte Lebenszeichen? WikiLeaks und die Guantànamo-Files

Totgesagte leben länger. Angeblich. WikiLeaks jedenfalls hat sich mit einem Lebenszeichen der heftigeren Art zurückgemeldet. Die gerade veröffentlichten Guantànamo-Dokumente sind jedenfalls der berühmte Paukenschlag, mit dem nicht mehr jeder Beobachter der Szene gerechnet hatte. Die Wucht der Veröffentlichung reicht zwar nicht an die Beben heran, die die War-Logs und die US-Botschaftsdepeschen auslösten, aber sie treffen die amerikanische Administration empfindlich. Unschuldige und Kinder sollen im Militärgefängnis gesessen haben. Mit Wissen der Militärs. Der Druck auf Präsident Obama, sein Wahlversprechen, die Schließung Guantànamos doch noch zu halten, wird wieder wachsen. Und das ist wichtig. Sehr wichtig. Und es ist ein Verdienst von WikiLeaks. Auch wenn WikiLeaks offenbar nicht ganz Herr der Lage war in den letzten Tagen. Denn die Veröffentlichung der Guantànamo-Dokumente durch die New York Times und den Guardian war nicht geplant. Jedenfalls beschuldigte WikiLeaks Daniel Domscheit-Berg, den WikiLeaks-Dissidenten und OpenLeaks-Gründer, gestern via Twitter, unbefugterweise Dokumente an die New York Times weitergegeben zu haben.

Aber trotz aller Unfreiwilligkeit, mit der WikiLeaks und Partner jetzt mit ihren Auswertungen der Dokumente an die Öffentlichkeit gehen mussten: WikiLeaks ist wieder in den Medien. Weltweit. Die Washington Post berichtet in ihren Auswertungen über die Strategien der Strategen des 11. September, der Guardian mahnt zur Skepsis und verweist darauf, dass viele Verhörergebnisse unter folterartigen Bedingungen entstanden sind, dass ein Verdächtiger auch schon mal für den britischen MI6 gearbeitet hatte und dass es nur eines verdammt schlechten Timings bedurfte, um schon mal als Terrorverdächtiger in Guantànamo zu landen. The Australian erklärt uns mal ganz nebenbei, dass al-Qaida eigentlich auch einen nuklearen Höllensturm zu entfesseln gedachte. Die New York Times beschäftigt sich mit den Konjunkturverläufen des Terrors nach den Attacken vom 11. September 2001. Alle sind sie wieder da. Und profitieren mit Seite-Eins-Geschichten von der Existenz der Leaking-Plattform.

Die Artikel sprechen vom Terror, von der schwer kalkulierbaren Größe al-Qaida, von der kompromittierten amerikanischen Regierung, und immer auch von WikiLeaks. Die Leaking-Plattform hat es wieder in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit geschafft. Trotz defekter Leaking-Infrastruktur (denn der Uploadmechanismus liegt seit Monaten brach), trotz vielfacher Abgesänge, trotz wachsender Konkurrenz. Und sie hat demonstriert, wie wichtig das Leaken kritischer Dokumente ist. Denn jetzt besteht zum Beispiel wieder Hoffnung, dass die amerikanische Administration Guantànamo doch noch schließen wird und in absehbarer Zeit gezwungen ist, diesen finsteren Teil ihrer Geschichte juristisch aufzuarbeiten.

Die Bedeutung des Leakens jedenfalls ist ein weiteres Mal sichtbar geworden. Bleibt zu hoffen, dass es nicht der letzte Coup war.

 

Thronfolger, Kronprinzen und Selbstversorger

Die Spekulationen reißen nicht ab. Das Verhältnis zu WikiLeaks-Gründer Julian Assange ist ruiniert und seit Wochen kursieren Gerüchte, der britische Guardian und die New York Times könnten zukünftig mit der neuen Leakingplattform OpenLeaks.org zusammenarbeiten. Guardian Chefredakteur Alan Rusbridger bestätigte nun in einem längeren Interview mit der amerikanischen Nachrichtenseite The Cultline aus dem Yahoo News-Universum, dass man eine Kooperation mit dem Portal des WikiLeaks-Dissidenten Daniel Domscheid-Berg prüfe:

But Rusbridger did confirm that The Guardian has been in talks about a possible collaboration with OpenLeaks, a newer document-leaking platform launched in December by high-ranking WikiLeaks defector Daniel Domscheit-Berg.

Aber ebenso wie die New York Times scheint auch der Guardian ein eigenes Onlineangebot für Whistleblower zu erwägen. In den letzten Monaten sind bereits mehrere Leakingportale größerer Medienhäuser im Netz gestartet. In Deutschland bietet die WAZ-Gruppe mit derwesten-recherche.org ein eigenes Portal, in Schweden startete sogar der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit RadioLeaks.se ein im Hörfunk einmaliges Angebot, auch der amerikanische Fernsehsender MSNBC ist mit Open Channel seit einigen Wochen online und Al Jazeeras Transparency Unit sorgte erst Ende Januar mit der Veröffentlichung der geheimen Palestine Papers für Furore.

Einen Überblick über zahlreiche neue Leakingplattformen gibt es hier. Das Ganze ist übrigens ein Work-in-Progress. Ergänzungen sind natürlich willkommen.

 

Die Familie des Diktators

Die Lage in Libyen eskaliert. Der seit Jahrzehnten herrschenden Diktator Muammar al-Gadahfi verliert die Kontrolle. In Tripolis und anderswo brennen Regierungsgebäude. Einer der vielen Söhne des Diktators droht im Staatsfernsehen mit einem Kampf bis zum letzten Mann.

Der britische Guardian hat nun zahlreiche Depeschen zusammengestellt, die einen Einblick in die Diktatorenfamilie Gadahfi geben. Wer nach Abgründen sucht, ist hier richtig. Allen sei noch mal in Erinnerung gebracht, dass die EU-Staaten noch vor Tagen mit dem libyschen Staat über die sogenannte Flüchtlingsproblematik verhandelten. Man hatte dem Herrscher weitere Millionen bereit stellen wollen. Ihr Verwendungszweck: Das Wegfischen von afrikanischen Flüchtlingen auf ihrem Seeweg nach Europa.

Heute Abend wurden offenbar Demonstranten aus Flugzeugen beschossen. Die Europäische Union diskutierte gleichzeitig Sanktionen. Eine Entscheidung gab es nicht.

 

Kurz und klein (2): Beleidigte, Gefürchtete, Verhörte, Zaudernde

+++Beleidigte+++

Die Liebe war intensiv, aber schon damals nicht ohne Probleme. Jetzt ist sie erloschen und die Verschmähten schmähen einander.

So muss man die mittlerweile erkaltete Beziehung zwischen Wikileaks und den ehedem exklusiv berichtenden Medien New York Times und The Guardian beschreiben. Bill Keller, Chefredakteur der New York Times hatte erst vor wenigen Tagen in einem längeren Essay mit Wikileaks-Gründer Assange abgerechnet. Der Guardian brachte am Wochenende den Netzkritiker Evgeny Morozov in Stellung, um die Bedeutung von Wikileaks zu relativieren. Auch Ian Katz, Deputy Editor des Guardian, breitete am Samstag seine Version der beendeten Kooperation aus. Sensationeller Weise verwies er ausführlich auf die Bedeutung der journalistische Kompetenz des Guardian und seiner Partner, ohne die die publizistischen Erdstöße des letzten Jahres nicht denkbar gewesen wären. In ihrem Artikel Übernachtet und unrasiert beschreibt ZEIT-Autorin Khue Pham übrigens ausführlich, wie die Redakteure der ehemals exklusiven Medienpartner nun in Büchern ihre Versionen der Wikileaks-Saga erzählen.

Weiter„Kurz und klein (2): Beleidigte, Gefürchtete, Verhörte, Zaudernde“

 

Neue Medienlandschaft

Wenn die Geschichte der Gegenwart geschrieben sein wird, wird in eine Zeit vor und in eine Zeit nach Wikileaks unterschieden werden. Dieser Ausspruch Assanges ist zwar wenig bescheiden, dazu auch noch ziemlich voreilig, aber vermutlich nicht komplett falsch. Das sagt Clay Shirky, einer der namhaftesten Netz- und Journalismusforscher. Aktuell arbeitet Shirky am Berkman Centre for Internet and Society.

In seinem Artikel für den britischen Guardian (WikiLeaks has created a new media landscape) stellt Shirky eines unzweideutig fest, Wikileaks ist nicht einfach nur ein neuer Akteur in der Medienlandschaft. Wikileaks hat die Medienlandschaft grundsätzlich verändert. Shirky beschreibt Wikileaks unter anderem als erste transnationale Medienorganisation, die, anders als zum Beispiel die BBC, die zwar international präsent ist, aber ihre Zentrale in London hat, ihr Zentralen im Netz hat. Eine enorme Veränderung mit Konsequenzen. Dem Wikileaks-Konzept kommt aus Shirkys Sicht zudem eine Schlüsselfunktion in modernen Demokratien zu. So, wie die Beziehungen von Privatheit und Sicherheit oder Gleichheit und Freiheit durch Spannung gekennzeichnet sind,  so ist auch das Verhältnis des Bürgers zu seinem Staat durch Spannung gekennzeichnet. Auf der einen Seite der Staat, der in bestimmten Bereichen das Recht auf Geheimnisse beansprucht, auf der anderen Seite der Bürger, der das Recht besitzt, zu erfahren, was der Staat und seine Repräsentanten tun. Durch die Digitalisierung und die Verbreitung des Wikileaks-Konzepts verschiebt nach Shirky das Gewicht hin zu den Bürgern.

WikiLeaks has created a new media landscape, eine Leseempfehlung fürs Wochenende.

 

Opfer oder Täter?

Totale Transparenz und ihre Folgen. Julian Assange ist Opfer eines Leakings geworden. Wie das Wired-Blog Threat Level berichtet, wurden Teile der Ermittlungsakten zu den Vergewaltigungsvorwürfen gegen Wikileaks-Gründer Julian Assange anonym im Netz veröffentlicht. Unter anderem enthalten die Unterlagen Zeugenaussagen und Fotos möglicher Beweisstücke. Die Unterlagen waren dem britischen Guardian bereits im Dezember 2010 zugespielt worden. Der Guardian hatte daraufhin zusammenfassend berichtet, allerdings ohne die Unterlagen zu veröffentlichen. Assange äußerte sich bisher nicht zu der Veröffentlichung.

 

Daten sind Revolutionäre

Es ist ein evolutionärer Sprung. Aus den Ökonischen des Netzes, in denen Nerds, Wissenschaftler und einige versprengte Journalisten versuchten, der Öffentlichkeit jahrelang klar zu machen, dass es sich beim Datenjournalismus nicht um eine neuartige Form der Datenpoesie oder lyrischen Code-Exegese handelt, hat sich der Datenjournalismus innerhalb eines Jahres auf die Titelseiten der Weltpresse katapultiert. Zwar wurde er dort nicht immer explizit thematisiert. Aber ohne die Konzepte des Datenjournalismus, ohne die rechnergestützte systematische Auswertung maschinenlesbarer Daten und ihre anschließende Darstellung in Infografiken, wären die journalistischen Großgeschichten über die Afghanistan-Protokolle, die Iraq-Logs oder die US-Botschaftsdepeschen nicht möglich gewesen.

Aber fangen wir erstmal mit dem Ende an. „Manchmal reden die Leute darüber, dass das Internet den Journalismus abschaffen wird.“ schreibt Simon Rogers in seinem aktuellen Resümee auf dem Data Blog des Guardian. „Die Wikileaks-Story war eine Kombination von beidem: traditionelle journalistische Kompetenzen und die Möglichkeiten der Technologie. Ein Gespann um erstaunliche Geschichte zu erzählen. In Zukunft wird Datenjournalismus vielleicht nicht mehr so überraschend und neu sein. Jetzt aber ist er es. Denn die Welt hat sich verändert und es waren die Daten, die sie verändert haben.“

Auch wenn die Grafiken und Karten bereits bekannt sind, die Simon Rogers noch einmal zusammengestellt hat, sind manche Darstellungen weiterhin erschütternd. Hier findet man eine Übersicht weiterer Infografiken des Guardian. Besonders empfehlenswert ist eine ausführliche Beschäftigung mit den Karten. Denn nach ihrer Ansicht ist eines klar: Daten sind der Treibstoff der Revolutionen im 21. Jahrhundert – zumindest im Journalismus.

P.S.: Umfassend informiert übrigens auch das Open Data Blog von Lorenz Matzat auf ZEIT ONLINE über die aktuellen Entwicklungen des Datenjournalismus.

 

Nichts bis gar nichts

Bradley Manning ist für viele US-Amerikaner schon jetzt des Hochverrats schuldig. Ganz gleich, ob irgendein ein Gericht der Welt ihm bisher etwas Derartiges nachgewiesen hat oder nicht. Für die US-Regierung aber war der Gefreite Bradley Manning nicht nur ein Verdächtiger, er war auch eine der letzten großen Hoffnungen im juristischen Kampf gegen Wikileaks und Julian Assange. Bis heute. Denn wie Guardian und NBC berichten, müssen die Ermittlungsbehörden mittlerweile einräumen, dass es keine Beweise für eine direkte Verbindung zwischen Manning und Assange gibt.

Diese direkte Verbindung hätte ein juristischer Ansatzpunkt sein können. Hätte Assange Mannings Daten, wenn er denn der vermeintliche Whistleblower sein sollte, persönlich entgegen genommen, hätte sich vielleicht eine Anklage konstruieren lassen, die Assange vorwirft, er habe Manning verleitet, aufgefordert, eventuell sogar genötigt oder gezwungen, die Daten herauszugeben. Bis zur Spionage ist es dann nicht mehr weit. Doch nichts dergleichen lässt sich nachweisen.

Zuletzt hatte die US-Regierung den Druck auf den Obergefreiten Manning in der Untersuchungshaft erhöht. Unter anderem soll er als Insasse derart überwacht worden sein, wie üblicherweise nur Suizid gefährdete Insassen überwacht werden. Die US-Sektion von Amnesty International hatte zwischenzeitlich Protest eingelegt.

In den zurückliegenden Wochen hatte die US-Regierung auch zahlreiche weitere Anstrengungen unternommen, um eine Anklage gegen Assange zu konstruieren beziehungsweise den Druck auf Wikileaks zu verstärken. So hatte sie unter anderem erwogen den Espionage Act, ein Gesetz von 1917, zu nutzen. Sie nötigte diverse Firmen ihre Geschäftsbeziehungen zu Wikileaks zu kappen. Sie zwang Twitter und vermutlich zahlreiche andere Betreiber von Social Networks und anderen Onlinediensten, persönliche Daten von tatsächlichen oder vermeintlichen Wikileaks-Machern herauszugeben. Das Ergebnis ist gleich null. Anders gesagt, es gibt bis heute keine konkreten Vorwürfe. Keine juristisch verwertbaren Beweise für Spionageaktivitäten. Keine Anklage. Nichts. Genauer: Gar nichts. Aber das Stochern im Nebel wird weitergehen. So viel scheint sicher.