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22. September 2016 – Ausgabe 40

 

Leserbrief zur Titelgeschichte „Das Märchen von der Gerechtigkeit“ von Uwe Jean Heuser

Vielen Dank für Ihren exzellenten Artikel!

Der Satz von Ihnen, der mich am nachdenklichsten machte: „Würden ale Menschen nur das tun, was ihnen am meisten einbringt, ohne Rücksicht auf andere, dann könnte kein Unternehmen überleben, keine Marktwirtschaft, auch keine Gesellschaft“.

Ihren Ausführungen zuvor, die sich im Grunde um das Thema „Motivation“ drehen, mochte ich zu gerne folgen. Dieser Satz nun, der das bis dahin gesagte verdichtet bringt m.E. auf den Punkt, warum wir als Menschheit nicht überleben werden.

Denn die, die in unserer Gesellschaft die meiste Macht haben, handeln aus einer Motivation heraus, die von Ihnen leider nicht betrachtet wird.

Dazu muss man sich die Frage stellen, wie man in einem Unternehmen Macht bekommt. Also Manager wird. Es fängt kein Mensch an der Spitze eines Unternehmens an. Jeder, der Karriere macht tut dies entweder ganz unten in einem Betrieb oder mindestens 2-3 Stufen unterhalb der Spitze. Um weiter nach oben zu kommen hilft es vielleicht zu einem winzigen Teil, wenn man sich so verhält, dass es gut für andere Kollegen oder Untergebene ist. Vielleicht zu einem etwas größeren Teil wenn man etwas Gutes für das Unternehmen tut. Am wichtigsten für den Aufstieg ist jedoch seinem Chef in den Arsch zu kriechen (sorry). Das wird mir jeder bestätigen, der in einem großen Betrieb arbeitet. Und das hat genau die Folgen, die Sie mit Ihrem oben zitierten Satz beschreiben. Denn bei Arschkriecherei (sorry) geht es natürlich um Macht und Dienen. Und nicht darum, sich anzustrengen Gut im Sinne der Gesellschaft zu handeln. In den Kreisen, in denen man sich bewegt, wenn man aufsteigen möchte (die in dem Moment „die Gesellschaft“ ausmachen) bringt ein solches Verhalten so gut wie nichts um dieses Ziel zu erreichen (das Aufsteigen).

Und dieser Mechanismus ist mit nichts aus unserem „System“ zu entfernen oder zu verbessern.

Erweitert man Ihre Definition von Motivation noch ein wenig wird man erkennen, dass es im Prinzip darum geht, ein höheres Ziel anzustreben. Also „Gut“ zu sein. Etwas Gutes zu tun. Das Motiviert. (ich empfehle das 10 minütige RSA Video zu dem Thema: https://m.youtube.com/watch?v=u6XAPnuFjJc)

Im Management ist dieses Ziel etwas verzerrt wieder zu treffen. Hier geht es darum „das Richtige“ zu tun. Dieses „Richtige“ wird von der Gesellschaft als das anerkannt, was am meisten Geld oder Profit einbringt. Für einen (idealen) Manager gibt es kein höheres Ziel. „Gutes“ gibt es in seiner Welt nicht.

Und dieses Ziel trifft natürlich am allermeiten für ihn persönlich zu. D.h. er ordnet dem Ziel noch mehr Geld zu verdienen alles unter. Dieses Ziel erreicht er durch Aufstieg und den erreicht er durch Arschkriechen (sorry again). Niemand steigt auf, weil er etwas Gutes für den Betrieb oder für irgendeinen Kollegen oder Untergebenen tut. Und erst recht nicht wenn er etwas Gutes für die Umwelt oder gar für die Menschheit tut.

Daher werden die (großen) Betriebe dieser Welt ausschließlich von Menschen geleitet, die nichts Gutes im Sinne haben. Und mir fehlt die Phantasie dafür, mir vorzustellen, wie das zu ändern wäre. Oder wie mit solchen Betrieben die Menschheit zu retten wäre.

Diese Wahrheiten anzusprechen und im Positiven zu verändern (und vielleicht ein besseres Wort für „Arschkriechen“ zu finden) tut not, um Ihren letzten Satz noch aufzugreifen. – Mirko Strick


Zum Thema „100 Ziele“:

Erschüttert bin ich als jahrzehntelanger Leser der Zeit und Osnabrücker, was Ihnen, besser:

wie w e n i g  Attraktives Ihnen zur westlichen Region des Teutoburger Landes, zum Osnabrücker Land, einfällt ,  n i c h t s, was Sie einem zukünftige Touristen für das Osnabrücker Land anbieten wollen. Nicht einmal der Name der Stadt ist erwähnt, geswchweige denn was diese Region auszeichnet ( das Land Widukinds, 9. nach Christi: das Ausgrabungsfeld bei Kalkriese, die Friedensstadt zum 30-jährigen Krieg),ganz abgesehen von der herrlichen Landschaft.

Ein Trauerspiel! Wen haben Sie überhaupt mit der Touristischen Analye Niedersachsens beauftragt? –  Roland Vogelhaupt


Leserbrief zur Titelgeschichte „Das Märchen von der Gerechtigkeit“ von Uwe Jean Heuser

Es waren Berichte von behinderten Studenten vor kurzem in einer Zeitschrift, die nach meiner Ansicht die Situation nicht richtig dargestellt haben.

Es mussten die Prof`s auf ihre Lehrfähigkeit geprüft werden, noch mehr auf ihren Willen, überhaupt mit Studenten ohne Vorauswahl zu sprechen.

Ich werfe, nicht allen, aber z.B. sehr profilierten Prof`s vor, nur mit denjenigen zu sprechen, von dennen sie erwarten dass es ihnen nützt.

Wenn ich Beispiele oder Namen bringe, so wäre das viel einsichtiger, als nur allgemeine Aussagen. Ich habe schlechte u. gute Beispiele. – Eva Cornelia Zeidler


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

Jens Jessen hat zwar Recht, nur leider gibt er sich damit auch schon zufrieden. Es stimmt: Die „deutsche Leitkultur“, von der die AfD redet, existiert nicht, und als Idee ist sie eine dumpfe Drohung auch gegen Deutsche. Aber: Warum dann bei dieser Gelegenheit nicht über eine bessere Leitkultur nachdenken? Ob „deutsch“, „europäisch“ oder „humanistisch“? Herr Jessen zitiert bloß „Verfassungs- und Gesetzestreue“. Aber das Grundgesetz ist keine Kultur. Kultur hat mit Überzeugungen zu tun, von denen man begeistert ist und für die man Andere begeistern kann (zum Beispiel Einwanderer oder schwankende AfD-Sympathisanten).

Diese Begeisterung für „unsere“ Werte, die Lust, für sie zu werben, vermisse ich aktuell in Deutschland und in diesem Artikel. Diskutieren Sie zum Beispiel mal mit einem gebildeten, orthodoxen Muslim (oder einem AfD-Sympathisanten) darüber, warum individuelle Freiheit so wichtig ist, dass sie auch zu sinkender Geburtenrate und Scheidungen führen darf! Ich sage Ihnen: das wird anstrengend! Und Grundwerte, die nur noch abstrakt in der „selbstverständlich“-Ecke verstauben, helfen dabei überhaupt nicht. Es reicht nicht, recht zu haben. Man muss diese Werte immer wieder abstauben. Gerade Jugendliche sollte man für sie begeistern. Zeigen, was diese Werte können. Sonst landen die jungen Menschen nämlich bei Anderen, die sich mehr Mühe geben in Sachen  Begeisterung: Zum Beispiel bei radikalen Moscheegemeinden oder rechtsextremen Jugendgruppen. – Doris Anselm


Leserbrief zur Titelgeschichte „Das Märchen von der Gerechtigkeit“ von Uwe Jean Heuser

Uwe Jean Heuser, der von Berufs wegen zumindest gelegentlich etwas von dem erfahren sollte, was in der ZEIT steht, behauptet, es wäre ein Rätsel, weshalb sich in der Bevölkerung „Unmut und Zorn über die angeblich ungerechten Verhältnisse“ ausbreitet.

Er wird erfahren haben, dass Piketty nachgewiesen hat, dass gegenwärtig dir Vermögensverteilung ähnlich ungleich ist wie in Frankreich vor der Französischen Revolution und in Europa vor dem Ersten Weltkrieg. Er wird wissen, dass Julia Friedrich in der ZEIT wiederholt darauf hingewiesen hat, wie ungerecht Karrieremöglichkeiten durch Erbschaften bestimmt werden.

Seine Argumente, diese Ungleichheit gebe es schon lange und es gehe nur um Glück. Und reine Leistungsgerechtigkeit wäre auch nicht schön, glaubt er sich gewiss selber nicht. Und allenfalls Winterkorn wird meinen, er hätte sein Geld zu Recht verdient und es sei nur Pech, dass der VW-Betrug aufgeflogen ist.

Eine Titelgeschichte auf diesem Niveau gehört nicht in die ZEIT. Oder werden Sie etwa von Ihren Inserenten gedrängt, so etwas zu schreiben? Dann sollten Sie denen klar machen, dass sie damit nur sich selbst schaden. ! – Walter Böhme


Leserbrief zu „Ob-la-di, Ob-la-da“ von Marc Brost et. al.

wir wissen doch alle, daß die Politik nach Mehrheiten guckt. Auch wenn es nicht in ihr politisches Konzept passt. Das ist auch der Grund, warum viele Bürger der Politik nicht mehr trauen. Stinksauer wäre noch untertrieben.

Unser Geschäftsmodell taugt nichts und das will keiner wahrhaben. Es muß erst noch schlimmeres passieren. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „You say Goodbye, and I say Hello“  von Bernd Ulrich

Es kann offensichtlich passieren was will: Sie lieben Angela Merkel ! Dagegen ist an sich nichts zu sagen, wenn es nicht zu einer absolut unkritischen Haltung gegenüber der Politik der Kanzlerin führen würde.

Eines der Lieblingsworte der Kanzlerin ist alternativlos. Für die Demokratie in Deutschland ist diese Einstellung verheerend, denn es gab und gibt immer Alternativen, u.a. auch in der Flüchtlingspolitik. Es bleibt daher rätselhaft, wie ein Verbleib der Angela Merkel die Demokratie stärken und fördern soll.

Genauso bleibt es im Nebel ,warum die Partei und der Westen von einer weiteren Amtszeit profitieren sollen. Es wurde gefälligst vergessen, dass der bedauerliche Zustand von Europa direkte Folge der Merkelschen Politik ist. Die Osteuropäischen Länder treten geschlossen gegen die deutsche Politik an, was nur noch teilweise gebremst wird vor der Furcht vor Russland. Der Brexit ist – wie Sie schreiben- von der mächtigsten Frau Europas nicht aufgehalten worden. Ganz im Gegenteil : die Flüchtlingspolitik hat den Brexit befeuert.

In der Innenpolitik gleichfalls ein Desaster: Die AfD wird alternativlos in die Landtage gepuscht und der Kanzlerin fällt nichts dazu ein. Selten hat die CDU ein  uneinheitlicheres Bild abgegeben als heute.

Leider muss man entgegen den Aussagen des Artikels festhalten, dass die Kanzlerin vielleicht vom Ende her denkt, aber bedauerlicherweise das Ende nicht kennt . Nun wird plötzlich von einer „Meisterin des Anfangs „ geschrieben. Etwas mehr Abstand und etwas weniger Anbetung hätte in diesem Fall gut getan. – Hans Dieter Wolf


Leserbrief zu „TTIPleite“ von Josef Joffe

Das typisch deutsche US-Bashing zu dem Freihandelsabkommen lässt schon fast vermuten, dass Joffe Recht hat. Nur möchte man sich doch gerne ein eigenes Urteil bilden. Es ist nachgerade unverständlich, weshalb ein evtl. Vertragsentwurf oder  Verhandlungsprotokolle nicht öffentlich gemacht werden. Selbst Bundestagsabgeordnete sollen angeblich nur Zutritt in einem abgesonderten  Raum erhalten. Diese Geheimnistuerei spricht   nicht für das Vertragswerk und macht   misstrauisch.. – Josef Vogt


Leserbrief zu „Er und wir“ von Peter Kümmel

Ein ehemaliger Fußballer, der durch seine Mitwirkung bei der FIFA, Korruption und Geldgier die schweizerische Bundesanwaltschaft dazu  brachte, gegen ihn zu ermitteln, hat es auf die Seite 1 der Zeit geschafft.

Was soll das ? Auf der meiner Meinung nach unnötigen Fußballseite ist er nochmals vertreten  und ihr Reporter fragt:“ Was wird nun aus dem Volk ohne Kaiser“ . Da hätten Sie gut den Artikel von Seite 1 unter seinen nackten Hintern  plazieren können.

Ich kann gut ohne diesen „Kaiser“ leben und auch ohne die ZEIT. –  Günther Graf v. Korff


Leserbrief zur Titelgeschichte „Das Märchen von der Gerechtigkeit“ von Uwe Jean Heuser

Der Beitrag von Ihrem Autor Uwe Jean Heuser überrascht mich. Die Philosophie seiner Untersuchungen sind mir völlig neu. Meine persönlichen Erfahrungen und auch mein eigenes Verhalten stehen dem völlig gegenüber.

Die Motivation war generationsübergreifend sozialer Aufstieg, das ein Leben der finanziellen Unabhängigkeit garantiert. Das war bei mir so und auch bei meinen Kindern.

Ich wohne in einem Gebiet, das fast ausschließlich von Menschen bewohnt wird, von denen ich das auch sagen kann. Wir kennen uns alle ganz gut. Ich kann Ihnen ziemlich sicher sagen, daß das auch für die Mitbewohner gilt.

Das ich Ihnen das überhaupt schreibe, ist eigentlich ein Fauxpas.  Dafür habe ich meine persönlichen Gründe. Die Politik wird zwar verfolgt, aber nicht mitgetragen. Vorsichtig formuliert. Deswegen kann ich nur raten, die Aussagen mancher Manager nicht zu ernst zunehmen.

Die Unternehmer, die hinreichend durch die Medien bekannt geworden sind, schotten sich von der Gesellschaft total ab und Ihre Häuser werden auch rund um die Uhr be- und überwacht. Die Polizei in unserem Ort ist fast nur mit Personenschutz beschäftigt. Dadurch werden automatisch andere Aufgaben vernachlässigt.

Die Gerechtigkeit ist in der Tat ein Märchen – das wird auch in 100 Jahren noch so sein. Und die Politiker wissen das auch. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

Der Autor verkennt, dass eine fremde Kultur und Lebensweise nicht für alle Menschen in Deutschland eine Bereicherung ist. Die Neubürger aus dem islamischen Kulturkreis werden den öffentlichen Raum mitbestimmen und auf Respekt ihrer Sitten und Gebräuche pochen-mit allen Konsequenzen für eine liberale Gesellschaft. Schaut man in die islamische Welt, so würde sicher kein Linksliberaler die dort vorherrschenden Werte als Vorbild für unsere Gesellschaft empfehlen. Gerade weil in traditionellen Gesellschaften (religiöse) Regeln und Verbote einen hohen Stellenwert haben und eher nicht liberal sind, führt der Respekt vor diesen Kulturen letztendlich zur Einschränkung unserer Freiheit. Eine liberale Gesellschaft funktioniert nur mit aufgeklärten Mitgliedern. – Dirk Gabriel


Leserbrief zu „Er sah alles kommen“ von Stefan Aust

Über den deutsch-amerikanischen Journalisten Konrad Heiden schrieb Herr Aust: In Deutschland war er nach dem Krieg fast vergessen. Mag sein. Meine persönliche Erinnerung ist eine andere. Bis 1961 sendete der Süddeutsche Rundfunk Stuttgart Woche für Woche die von Heiden selbst gesprochenen „Streiflichter aus Amerika“. Für den SR verfasste Heiden auch Berichte unter dem Titel „Vier Wochen Amerika“. Meine Mutter und ich ließen uns kaum eine dieser Radiosendungen entgehen. Heidens scharfsichtige Schilderungen des politischen und gesellschaftlichen Lebens gehörte zum Besten, was man damals bei uns über die USA erfahren konnte. – Prof. Dr. Wolfgang Hachtel


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

Gut, dass Herr Jessen diese Woche so einen gelungenen Text zur populistischen Logik der Völkischen geschrieben hat, der die seltsam plumpen „Ratschläge“ aus der ZEIT 38/16 ein wenig vergessen lässt. Ihm ist darin beizupflichten, dass sich die AfD programmatisch ganz auf dem Kurs des populistischen Nationalismus in Europa bewegt. Diesem Projekt, den Begriff eines „deutschen Volkes“ (wieder) an „die Kultur“ zu binden, kann man nicht mit einer Handvoll naiver politischer Tipps begegnen. Vielmehr braucht es im „Kampf um die Demokratie“, den die ZEIT selbst kürzlich eröffnete, eine entsprechende Kampfansage der liberalen Demokratinnen und Demokraten. – Paul Kindermann


Leserbrief zu „Ganz unten“ von Marcus Rohwetter

Wie kann man nur solchen Unsinn schreiben…? Ganz Deutschland besucht Hamburg jeden Tag…?

Der Tourismus ist wichtig für Hamburg. Etwa 18 Millionen Übernachtungsgäste zählt die Stadt pro Jahr. Hinzu kommen 86 Millionen Tagesbesucher, die meisten reisen aus den angrenzenden Bundesländern an, viele per Bahn. Sie gehen in Restaurants essen, kaufen sich Andenken, machen eine Rundfahrt auf der Alster oder besuchen ein Musical. – Jurgen Kleist


Leserbrief zur Titelgeschichte „Das Märchen von der Gerechtigkeit“ von Uwe Jean Heuser

In den Artikeln zur Gerechtigkeit wird der GINI-Koeffizient erwähnt mit derzeit gültigen 75% der Vermögensverteilung.

Wenn man pauschal den Koeffizienten angibt, so sind der Wert 0,64 vor Umverteilung und etwa 0,4 nach Umverteilung gültig; ein Koeffizient von 75% ist nicht gegeben, was ja auch die Debatte verschieft. Langfristig ist der GINI-KOeffizient bei 0,4, nach Verteilung, geblieben, was auch aussagefähig ist und nicht eine derartige Schieflage aufzeichnet, wie vor. (s. auch. Sachverständigenrat zur Begutachtung der ges. wirtschl. Lage, 2015), der auch eine Dramatisierung nicht anzeigt.

Ich bitte, bei diesen explosiven Themen mehr Exaktheit der Daten und bessere Recherche Ihrer Journalisten zu gewährleisten, was man bei einer derart renommierten Zeitung, wie Ihrer, erwarten darf. – Rene Schlesinger


Leserbrief zu „Populismus ist kein Schimpfwort“ ein Gespräch mit Frauke Petry

Petry irrt, wenn sie den Spruch vom Apfelbäumchen Luther zuschreibt. Der Begriff Weltuntergang gehört wohl kaum zum Sprachgebrauch des Reformators; und so taucht der absurde Satz auch erstmalig 1944 in einem kirchlichen Rundschreiben auf und wurde wie mancher Unsinn schnell populär. Die Römer bezeichneten die politisch relevante Volksmenge als populus. Petry verweist mit der fehlerhaft gebrauchten griechischen Endung unfreiwillig über den milden Vorwurf des Populismus hinaus auf das scharfe Verdikt der Demagogie. Genau das betreiben die Agitatoren der AfD, die mit ihren plakativen Parolen und diskriminierenden Programmen auf Stimmenfang gehen, die Wähler täuschen und das Volk zum Ressentiment verführen. Darf sich eine Partei als demokratisch und christlich definieren, die genau diese Anfälligkeit der Menge schamlos für ihre demagogischen Umtriebe missbraucht? – Alfred Schubert


Leserbrief zu „Es gibt nun mal Menschen, die Jutta heißen“ ein Gespräch mit Navid Kermani, geführt von Iris Radisch

Wenn bei Mosebach eine Frau Puritanerin  von der frischen, appetitlichen Sorte ist,(Buchbesprechung Greiner) ist Kermanis Jutta – trotz Bauch- zum Anbeißen.

Was die Kermanis so zusammenplotten, sind Bücher,  ist aber nicht Literatur;  weil sie jedoch Literatur wollen, und nicht bloß Bücher, schaffen sie sich Literaturbegriffe innerhalb ihrer  Grenzen. Kinder lösen Rubiks Zauberwürfel, indem sie die Farbfolien entfernen.  – Paul Zwirchmayr


Leserbrief zu „You say Goodbye, and I say Hello“  von Bernd Ulrich

„Vier Gründe, warum Angela Merkel noch einmal als Kanzlerkandidatin antreten muss“? Ich brauche nur einen Grund, weshalb sie antreten wird. Das mag auch nur „die gängige Annahme“ sein. Aber sie hat Wilhelm Busch auf ihrer Seite (z. B. mit seinem „Lob der Selbstkritik“ oder dem Gedicht „Wirklich er (sie) war unentbehrlich…“)  Und sie muss nicht mindestens vier Wunschbilder von der „postheroischen Politikerin“ aufbieten, um sie zu begründen. I say Goodbye, Mr. Ulrich, and Hello to Angie. – Eckhard Heumann


Leserbrief zu „Das gehört nicht ins Feuilleton“ von Anne-Kathrin Gerstlauer

Selten habe ich mich in einem Zeitungsartikel so wiedergefunden wie in Ihrem.

Das harte Leben eines Exil-Kölners, welches hauptsächlich auf Unverständnis trifft beschreiben Sie äußerst treffend.

Mit dem Karneval konnte ich auch nie etwas anfangen. Erst nach meinem Ortswechsel in das schöne Würzburg merkte ich dieses unsichtbare Band zwischen ,der schönsten Stadt der Welt’ und mir. Aber Sie vergessen §3 des Grundgesetzes: Et hätt noch immer jot jejange! In diesem Sinne, bis bald in Kölle…Kolja Lau


Leserbrief zu „Ein zeitgemäßer Faschist“ von Fred Turner

Mit Bestürzung habe ich gerade den Artikel „Ein zeitgemäßer Faschist“ in der Ausgabe vom 22.09. gelesen.

Was hat dieses tendenziöse Machwerk in ihrer sonst so seriösen Zeitung zu suchen? Von einem „Professor of Communication“ muss man sich hier ohne weitere Begründung darüber belehren lassen, dass die Ideen Donald Trumps „im Faschismus des 20. Jhdts.“ wurzelten und dass er „sogar schon vom Gift des Antisemitismus gekostet“ habe. „Ähnlich wie die europäischen Faschisten einer undurchsichtigen Clique jüdischer Bankiers die Schuld am Leid der Benachteiligten zuschoben, erklärt Trump, dass in Amerika das System manipuliert sei.“

 Man kann viele von Trumps Äußerungen und auch Teile seines politischen Programms mit Recht scharf kritisieren. Die Art und Weise aber, in der hier dem Kandidaten einer demokratischen Wahl die menschenverachtende faschistische Ideologie angetragen wird – insbesondere die „Fixierung auf den charismatischen Führer (!)“ – hat mit dem guten Geschmack wirklich nichts mehr gemein. Dass Trump sich seit dem Beginn seiner Kampagne dezidiert pro-israelisch gibt, den ihm persönlich bekannten Benjamin Netanjahu stets freundschaftlich mit „Bibi“ adressiert und die US-Botschaft als Zeichen der Unterstützung des israelischen Staates nach Jerusalem verlegen möchte, sei nur am Rande angemerkt.

Der Artikel von Professor Turner ist ein leuchtendes Beispiel für die Vermeidung politischer Auseinandersetzung zugunsten billiger Diffamierung – hier eines politischen Gegners, den man damit nur aufwertet. Der Politologe Jan-Werner Müller aus Princeton hat in seinem Essay über Populismus aufgezeigt, warum diese Strategie eine schlechte Strategie ist. Die Parallelen, die der Artikel von Professor Turner zwischen der Nutzung der Massenmedien durch die Faschisten und der Nutzung sozialer Medien durch Donald Trump aufzeigt, mag es geben. Die Faschisten waren aber nicht böse, weil sie Massenmedien nutzten, sondern sie waren böse, weil sie Faschisten waren. Einem Politiker auf dieser Grundlage – noch dazu in der heutigen Zeit – vorzuwerfen, er biedere sich seinen Wählern via Twitter an: Dazu braucht es keinen Stanford-Professor.  – Max Erdmann


Leserbrief zu „You say Goodbye, and I say Hello“  von Bernd Ulrich

Für Überraschungen ist Bernd Ulrich nicht mehr gut. Wenn es um Merkel geht, verliert er die kritische Distanz, redet ihre globalen Fehler klein und überhöht  ihre persönlichen Unzulänglichkeiten, die mangelnden Konzeptfähigkeit und die rhetorischen Ausrutscher, in unnachahmlicher Weise.

Ja,  er versteigt isch zu der Behauptung, die deutsche Kanzlerin sei „der Deckel auf dem heißen Topf“. Nein, das Gegenteil ist der Fall: Frau Merkel ist die Flamme, die den Topf  zum Überlaufen bringt. Nicht nur die schwäbische Hausfrau weiß, was da zu tun ist: den Kochtopf zur Seite, die Flamme aus!  In Klarsprache: Frau Merkel sucht sich ein anderes Land und das Volk eine andere Führung.

 (Wenn es Bernd Ulrich lieber auf Englisch mag: I say goodbye/ and you know why?/ Her policy is a big lie/ not good enough for another try!) –  Johannes Kettlack


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jesse

Jens Jessen, dessen Artikel zur ‚Leitkultur‘ ich gerade gelesen habe, wird mir hoffentlich diese ‚antiquierte‘ Anrede nachsehen!

Wenn die ‚ZEIT‘ hier ankommt, lese ich meist zuerst das Feuilleton (Kür) und dann die Politik (Pflicht). Und weil ‚Leitkultur‘ auch für mich ein Reizwort ist, war ich neugierig auf den Text von Jens Jessen. Nach der Lektüre dann allerdings auch so gereizt, dass ich eine kurze Rückmeldung geben will.
Jens Jessen hat völlig Recht, wenn er darlegt, dass dieser Begriff insbesondere von der AfD dazu benutzt wird, die Errungenschaften einer liberalen Gesellschaft in Frage zu stellen – und zwar auf eine Weise, die in letzter Konsequenz auf die Abschaffung einer offenen Gesellschaft zielt. Das müssen wir verhindern, aber darüber, wie das am besten gelingen könnte, muss unter Anhängern der offenen Gesellschaft weiter gestrittenen werden.

Auch wenn ich nicht jeden Satz unterschreiben würde, möchte ich mich in diesem Fall nachdrücklich auf die Seite von Anne Hähnig und Martin Machowecz stellen und der ‚ZEIT‘ zu journalistischem ‚Nachwuchs‘ gratulieren, der sich nicht scheut, auch im eigenen Haus heftige Diskussionen zu entfachen. Schon der erste Satz in Jens Jessens Text zeigt ja, wie nötig das ist. Es mag eine nette Pirouette im Feuilleton sein, den AfD-Wählern kollektiven Wahn zu unterstellen und die Thesen junger Kollegen unter „die merkwürdigsten Vorschläge“ und „sozialtherapeutische Vorschläge“ abzulegen. Als Teil einer kulturellen Parallelgesellschaft, die oft um sich selbst kreist, kann man sich das leisten, nicht aber als Bürger, der um das Selbstverständnis dieser Republik ringt.

Wer keine glatzköpfige, sondern eine „struppige“ (das hat mir nun wirklich gefallen!) Republik will, muss die Mehrheit davon überzeugen. Demokratie ohne Volk geht nun mal nicht! Zuhören und Miteinander Reden muss sein, ergänzt durch das Anwenden rechtsstaatlicher Gewalt gegenüber allen, die Grundrechte verletzen oder das Gewaltmonopol des Staates missachten, seien es rechtsradikale Clans, Clans ‚mit Migrationshintergrund‘ oder Flüchtlinge.

Mir knirschen häufiger die Zähne, wenn Mitbürger mich nach meinen Erfahrungen in der Flüchtlingshilfe befragen und dabei alle ihre Bedenken ins Spiel bringen. Da unterscheidet sich dann oft der Grün-wählende Bekannte in seinen Formulierungen nicht vom AfD-Wähler. Aber Differenzierung wird nicht durch Schweigen, Schönreden oder Stigmatisieren erreicht.

Fragen und Sorgen von großen Wählergruppen müssen im gesellschaftlichen Diskurs einen Platz finden, das hat nichts mit „Entgegenkommen“ gegenüber der AfD zu tun. (Deutschlandtrend heute: 16% AfD, auch die Allensbach-Umfrage liefert Denkanstöße zur Bedeutung der ‚Leitkultur‘ für viele Mitbürger) Jens Jessen plädiert im Grunde polarisierend für ‚anything goes‘  – außer AfD und deren Wähler. Der Duktus des Textes bestätigt weitgehend das, was Anne Hähnig und Martin Machowecz  in ihren Thesen über den Umgang der Medien mit der AfD und ihren Wählern formulieren. Die beiden jungen Journalisten plädieren dagegen für genaues Hinsehen und Differenzierung. Das fördert den Realitätssinn, ist also auch ein gutes Mittel gegen potentiellen Wahn und dient so dem Erhalt einer offenen Gesellschaft! – Maria-Helmtrud Mauser


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen und „Ein zeitgemäßer Faschist“ von Fred Turner

Sei es TTIP, Merkel, rechter oder linker Populismus – „Information“ gibt es wenig, opportunistisches Geschreibsel aber viel. Ob nun Herr Joffe, wie üblich, das Hohelied auf seine amerikanischen Freunde singt, Fred Turner Herrn Trump zutreffend als Faschisten bezeichnet, dann aber nur mäanderndes Gerede als „Beleg“ anführt, was immer ich in der ZEIT lese, scheint massgeblich vom Gedanken geleitet „Was will die Zielgruppe jetzt lesen und wie vermeiden wir, uns festzulegen“, falls morgen anderes gewünscht wird. Solide Recherche, Fakten und erst dann eine, nun fundierte Meinung, das wäre mal schön. Stattdessen Lifestyle mit Politiksauce – schade. – Gerd Reese 


Leserbrief zur Titelgeschichte „Das Märchen von der Gerechtigkeit“ von Uwe Jean Heuser

Vor einigen Wochen hatten Sie bereits unter dem Titel „Wer unten ist, bleibt unten“ ein Interview mit Marcel Fratzscher abgedruckt. Auch dieser prangerte die wachsende Kluft von arm und reich zurecht an, obschon er mit der seit dem Jahre 2005 kaum vergrößerten Einkommensungleichheit von Ihren Redakteuren konfrontiert wurde. In dem jetzigen Bericht wird auf eben diese kaum wachsende Einkommensungleichheit erneut hingewiesen. Dies ist aber kein Beleg dafür, daß die Schere zwischen arm und reich nicht weiter auseinander klafft. Ich möchte Ihnen das gerne erläutern:

Dafür bediene ich mich der Einfachheit halber der Einkommensdaten aus Ihrer Berichtsserie. Dort verdient ein Single, der zur unteren Mittelschicht gehört max. € 1.378 netto, ein Single aus der oberen Mittelschicht max. € 4.305,00 ebenfalls netto. In einer Großstadt gehen hier jeden Monat € 600,00 für eine Wohnung und € 150,00 für Nebenkosten ab. Weitere Fixkosten entstehen für Telefon, Handyvertrag, Internetanschluß und Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsbetriebe, Hausrat- und Haftpflichtversicherung, Mitgliedsbeiträge für einen Verein oder Fitneßstudio. Das sind schnell noch einmal € 250,00 im Monat. Damit liegen wir bei € 1.000,00 jeden Monat. Dazu kommen Lebensmittel, Eintrittskarten für Kino oder andere Ereignisse, Gastronomiekosten, Kosten für Kleidung und eine kleine Rücklage für einen Urlaub. Am Ende ist der monatliche Verdienst der unteren Mittelschicht eines jeden Monats vollständig aufgebraucht. In der oberen Mittlschicht entstehen höhere Kosten z.B. für ein Auto anstatt für eine Monatskarte, eine größere Wohnung und diverse andere Annehmlichkeiten; also sagen wir € 1.500,00 im Monat extra. Die angenommenen Zusatzkosten liegen somit über dem, was in der unteren Mitelschicht überhaupt verdient wird. Trotzdem bleibt am Ende des Monates in der oberen Mittelschicht Geld übrig. In der hiesigen durch Ihre Einkommenszahlen gestützten Variante sind dies mtl. € 1.427,00. Im Jahr sind das dann € 17.124,00 und seit dem Jahr 2005, das Jahr seit dem man eine Steigerung der Einkommensungleichheit nicht mehr feststellen will, sogar € 188.364,00.

Im Zeitraum seit 2005 hat die obere Mitelschicht also gut € 200.000,00 incl. anfallender Zinsen an Vermögen zulegen können. Im gleichen Zeitraum ist in der unteren Mittelschicht kein Vermögen angewachsen.

Das Problem ist also: auch bei nicht wachsender Einkommensungleichheit wächst die Schere zwischen arm und reich längst aufgrund der bestehenden Verhältnisse Jahr für Jahr weiter auseinander. Die gesellschaftlichen Verhältnisse werden damit weiter manifestiert. Für den Vermögenszuwachs in den oberen Schichten zahlen die unteren Schichten Jahr für Jahr mit zu geringen Einkommen. Trotzdem mahnt die Industrie immer wieder, daß höhere Löhne eine Gefahr für die hiesige Wirtschaft darstellen und Arbeitsplätze gefährden würden. Alleine die Einführung des Mindestlohnes war nur gegen erheblichen Widerstand möglich; die spätere Entwicklung straft aber zum Glück die damaligen Mahner Lügen. Höhere Löhne sind auch keine Gefahr für Arbeitsplätze sondern stärken die Inlandsnachfrage, aber wer will das schon hören.

Das Trickle-down Prinzip ist und war ab ovo reine Phantasie. Richtig ist, daß es ein Trickle-up Prinzip gibt; nicht nur bei Bürgern sondern auch bei Staaten. Letzteres gehört hier aber nicht hin.

Ich gehöre nach Ihrer Definition zu dem reichen Zehntel der Bevölkerung; deshalb kann ich auch zur Beendigung des Trickle-up und zur tatsächlichen Einführung des Trickle-down folgende Forderungen aufstellen:

  • Jeder Arbeitnehmer, der Vollzeit tätig ist, muß auch ohne staatliche Hilfe ausreichend Einkommen erhalten, um seinen Unterhalt und den seiner evlt. vorhandenen Familie zu finanzieren sowie Vermögen aufzubauen. Der Mindestlohn muß also erheblich angehoben werden.
  • Ab einer bestimmten Einkommensgrenze sollte die Progression auf 100% steigen, d.h. jeder Mehrverdienst über z.B. 2.5 Mio. Euro pro anno ist als Einkommenssteuer abzuführen.
  • Die Vermögenssteuer wird wieder eingeführt. Auch diese Steuer unterliegt der Progression und sie steigt ab einem bestimmten Maximalvermögen gleichfalls auf 100%.
  • Der Verdienst eines Vorstandsvorsitzenden incl. aller Zulagen und Boni darf nicht höher als das 50fache des geringsten Verdienstes im Konzern betragen. Damit wird sichergestellt, daß – um es salopp zu formulieren – wenn der Chef gut verdient, auch die Mitarbeiter gut verdienen.

Deutschland ist leider bekannt für verkrustete soziale Strukturen – einmal Oberschicht, immer Oberschicht. Zu diesem Thema möchte ich mir an dieser Stelle aber weitere Ausführung sparen und Ihnen ersparen, denn die verkrusteten sozialen Strukturen stammen beileibe nicht nur aus der Einkommensverteilung sondern haben ihren Ursprung auch in anderen Bereichen z.B. aus dem Schul- und Bildungssystem. Das würde aber hier enrneut zu weit führen. Gelegenheit zu einem diesbezüglichen Leserbrief werde ich aber bestimmt noch bekommen. – Volker v. Moers


Leserbrief zu „TTIPleite“ von Josef Joffe

Der Kommentar von Herrn Joffe ist doch sehr vereinfachend. Wer wäre schon nicht für ein Freihandelsabkommen auf fairer Basis? Das Hauptargument der Gegner sind doch die privaten Schiedsgerichte ohne ein Revisionsrecht. Wenn Herr Joffe als Vision am Schluss sinkende Realeinkommen, teurere Produkte und einen Verarmungswettlauf sieht, könnte mit TTip auch eine andere Vision Wirklichkeit werden. Der deutsche Staat wird von amerikanischen Großkonzernen mit einer Welle von Klagen wegen Gewinneinbußen überzogen

– Klagen in der Summe in Milliardenhöhe. Widersprüche unmöglich.

Verurteilungen belasten den Bundesetat so stark, dass Einschränkungen auf vielen Gebieten notwendig sind. Und: der Staat traut sich nicht mehr, neue Gesetze etwa zum Umweltschutz oder zum Verbraucherschutz zu erlassen. weil er Prozesse fürchtet, die wiederum Geld kosten. Es leidet die Umwelt – es leidet die Gesundheit der Verbraucher, die Demokratie ist gelähmt.

Die Lösung wäre doch so einfach: die Amerikaner verzichten auf die privaten Schiedgerichte und erkennen internationale Handelsgerichte mit Vetorecht an. Ähnlich wie bei CETA.

Hält denn Herr Joffe alle Menschen, die gegen das derzeitige Konzept von TTip sind,  für dumm? – Josef Bossler


Leserbrief zur Rubrik „Der unnütze Vergleich“ „Wie viele Einwohner hat die Stadt Bautzen?“

Ihre Grafik bezüglich der Bautzener Menschen, indem Sie diese als Affen darstellen, ist so etwas von daneben, daß ich mich mit diesen Zeilen äußern muß. Wenn eine Zeitungsredaktion sich solcher verhöhnender Stilmittel gegen eigene deutsche Bürger bedient, kann es mit dem Intellekt der Schreibenden und der Verlegenden dieser Zeitung nicht weit her sein. Ich bin geneigt, Sie wegen Verhetzung von Volksgruppen anzuzeigen.

Schauen Sie doch bitte lieber auf die Verursacher dieser sog. FLÜCHTLINGSMISERE, die da wären USA und Nato, um nur einige zu nennen. Wer bombt denn ganze Länder zusammen?  Wer bitteschön, machte in den vergangenen Jahren Werbung in fernen Ländern in der Art, daß wir doch viel zu wenig Facharbeiter hier in unserem Land hätten. Da fällt mir ganz spontan Herr Gauck und Frau Merkel ein. Jetzt haben wir diese sog. Facharbeiter hier in unserem Land und das Benehmen dieser Fremden läßt leider keine gute Erziehung vermuten.

Sie sollten doch bitte Ihrem eigenen Anspruch gerecht werden, der da wäre, unabhängig und mit journalistischer Sorgfalt zu berichten.

In diesem Sinne, danke fürs Lesen und eventuell nehmen Sie ja noch etwas auf in Ihrer Redaktion von kritischen Menschen. – Birgit Bracke


Leserbrief zu „You say Goodbye, and I say Hello“  von Bernd Ulrich

Wenn man die Leistungen dieser Kanzlerin  etwas einfacher zusammenfasst, kommt man zu folgendem Ergebnis:

Frau Merkel hat mit einer einsamen Entscheidung und ohne Parlamentsbeteiligung den Atomausstieg verfügt und damit die deutschen AKW, die mit zu den sichersten der Welt gehören, vom Netz genommen und eine für die Verbraucher sehr teure Energiewende eingeleitet. Die Gefahr Deutschlands durch einen atomaren Unfall ist weiterhin gegeben z. B.

durch die unsicheren AKW in Belgien, von den französischen AKw entlang des Rheins ganz zu schweigen.

Die CDU-Vorsitzende Merkel hat durch die Sozialdemokratisierung der CDU diese ihres Markenkerns  beraubt und mit dazu beigetragen, daß die AfD sich so entwickeln konnte, wie die Landtagswahlen in 2016 gezeigt haben.

In der Flüchtlingspolitik hat sie ohne Parlamentsbeschluß den ungezügelten Zustrom von Flüchtlingen aus ganz anderen Kulturen ermöglicht. Mahnende Worte ihrer Parteikollegen hat sie mit unbeschreiblicher Sturheit ignoriert und ihrer Parole „Wir schaffen das“

nicht die entsprechenden Taten folgen lassen mit der weiteren Folge, daß sie nun im Kreis der europäischen Partner isoliert dasteht und auf das Wohlwollen eines Herrn Erdogan angewiesen ist.

Dass derzeit weniger Flüchtlinge kommen, liegt vor allem daran, daß die Balkanroute geschlossen wurde. Dies ist mitnichten Frau Merkel zuzuschreiben, die sich im Gegenteil stets so geäußert hat, daß nach ihrer Auffassung “ Zäune keine Lösung sind“. Somit trägt sie auch einen großen Anteil an der Spaltung der EU.

Sollte Frau Merkel nicht mehr für eine weitere Legislatur zur Verfügung stehen, wäre dies nicht besonders tragisch; die Republik wird an einem rot/rot/grünen Bündnis nicht zerbrechen, auch wenn Herr Scheuer/CSU vehement vor einem Linksruck in Deutschland warnt. – Martin Engelberg


Leserbrief zu „TTIPleite“ von Josef Joffe

Es war mir nicht möglich, herauszufinden was am 1.1.1880 abgelaufen ist. Zumindest in der Augsburger Allgemeinen, soweit wie ich dort Einblick genommen habe, habe ich keinen Hinweis gefunden. Es wäre sehr freundlich, wenn Sie den damaligen Ablauf, soweit wie er in ihrem Zusammenhang ein Rolle spielt, schildern würden.

Ein Zusammenhang zwischen dem Bismarckreich und dem Kriegsbeginn 1914 erscheint mir nicht haltbar. Bismarck hat, soweit wie er Einfluss hatte bis 1890, alles versucht um einen Ausgleich zwischen den europäischen Mächten herbeizuführen und um einen neuen Krieg zu verhindern. Und es sah so aus, als ob seine Politik aufgegangen wäre, wenn er weiter Einfluss gehabt hätte. Nach seinem Abtreten aber 1890 hat Wilhelm II. den Rückversicherungsvertrag mit St.Petersburg gekündigt und daraufhin ist es in 1894 zu einem Pakt zwischen Russland und Frankreich gekommen. Dieses Bündnis war aus französischer Sicht die Aussicht, in einem Revanchekrieg für 1870 Deutschland in einen 2 Frontenkrieg verwickeln zu können. So wie es dann 1914 auch abgelaufen ist.

TTip ist mit großen Erwartungen befrachtet worden. Wenn es demnächst scheitern sollte, ist es bedauerlich. Wenn es aber tatsächlich scheitern sollte, tragen mehrere die Verantwortung. In Demokratien  einen Vertrag in Geheimverhandlungen durchboxen zu wollen, ist abenteuerlich, vor allem wenn Misstrauen schon gesät war. Ihr Argument, das durch den weltoffenen Freihandel bislang hoffnungslos Arme profitiert haben, ist richtig. Richtig ist aber auch, das nicht alle profitiert haben. Und die Verlierer melden sich heute überall zu Wort.

Die USA : die Mittelschicht, die bislang der Verlierer ist, begeistert sich für Donald Trump. Er hat versprochen, das er die Arbeitsplätze aus Fernost wieder zurückholt.

Russland : Die Bevölkerung hofft, das Putin sie aus dem tiefen Loch, das sich nach dem Mauerfall aufgetan hatte, wieder herausholt.

Afrika : Der Westen ruiniert die Märkte mit subventionierten Lebensmittel und Waren. Heimische Produktion kann sich nicht entwickeln.

England : Durch Lohndumping ( für Brüssel unverzichtbar) haben Betroffene aus dem Bauche heraus für den Brexit gestimmt.

Europa : der harte Euro treibt schwächere Länder in den Bankrott. ( für Brüssel unverzichtbar)

Deutschland : in den östlichen Landesteilen treibt es die bislang Benachteiligten auf die Straße und in die AFD. Die Treuhand hatte ganze Landstriche entindustrialisiert.

Mit  einigem Mitgefühl kann man die Leute, die heute auf die Straße gehen und protestieren, nicht verurteilen. Schließlich geht im Westen die Spanne zwischen Reich und Arm immer weiter auf. Mit welchem Recht eigentlich? Die Politik wäre gut beraten, wenn sie diese Ungerechtigkeiten abbauen würde. Wenn nicht, wird die Politik abgebaut. So einfach ist das.

Und wenn alle wieder einigermaßen zufriedengestellt sind, haben alle auch wieder Spaß an Handelsabkommen. Wenn es aber nicht gelingt, dann sind die zukünftigen Aussichten so düster, wie Sie es beschrieben haben. – Reiner Püschel


 Leserbrief zu „Es gibt nun mal Menschen, die Jutta heißen“ ein Gespräch mit Navid Kermani, geführt von Iris Radisch

Ist es einfach nur ehrlich oder ziemlich unverschämt, wenn Sie, die Literaturkritikerin Iris Radisch, Navid Kermani Intelligenz bescheinigen und zugleich vorwerfen, dass er “mit sowas kommt”? Warum schreiben Sie nicht selbst? Warum antworten Sie Kermani nicht mit einem viel intelligenterem Buch, in dem die Figuren und ihr Erzähler nicht eingesperrt und langweilig sind? Frau Radisch, ich danke Ihnen für Ihre Ehrlichkeit, finde Ihre Bemerkungen aber absurd.

Wenn Kermanis Innenwelt Figuren wie Jutta in diese Konstellation führt, ist das seine Wirklichkeit und nicht meine oder Ihre. Sie müssen ja nicht weiterlesen. Ich lese Kermani zumindest lieber als das Alltagsgeorgel eines Karl Ove Knausgard. Aber ich lebe eben auch in der scheißdeutschen Provinz. Ganz normal und sehr glücklich. Und nach der Sturzflut, die meinen Ort zerstört hat, ist mir noch mehr bewusst, wie wunderschön das ganz normale Leben ist, über das Kermani schreibt. Und wie zerstörerisch manchmal artifizielle Prosa sein kann. Weit weg vom Leben und oft in der Großstadt angesiedelt. Aber ich lasse mich gerne von Ihrem Buch überraschen und überzeugen. Lesen werde ich es auf jeden Fall. – Martina Eirich


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

Den Artikel ‚Sprengstoff Leitkultur‘ von Jens Jessen habe ich mit großem Interesse und vor allem auch mit überwältigender Zustimmung gelesen. Denn endlich wird mal lückenlos hergeleitet, dass die Forderung nach einer Leitkultur sich im Kern nach innen richtet. Allein vermisst habe ich den expliziten Hinweis, dass es in Deutschland schon einmal eine Zeit gab, die von einer ‚Leitkultur‘ geprägt war, nämlich die von 1933 bis 1945. – Dieter Rogge


Leserbrief zu „Es gibt nun mal Menschen, die Jutta heißen“ ein Gespräch mit Navid Kermani, geführt von Iris Radisch

Die ZEIT (die ohnehin immer dicker wird) sollte eine Spalte einrichten, in der die Leser bekunden können, welcher Satz in der letzten ZEIT ihnen am besten gefallen hat. – Gäbe es diese Spalte schon, so würde ich sagen: er steht auf Seite 41. Wenn Iris Radisch Wurstfinger bemängelt, antwortet Navid Kermani: “Es tut mir leid, dass Sie in Ihrem Beruf Bücher lesen müssen, die Sie nicht interessieren. Das muss sehr ermüdend sein.” Das ist eine souveräne Antwort, ein großartiger, ein großmütiger Satz. Er hat mir sehr gefallen. – Marlies Buchholz


Leserbrief zu „Es gibt nun mal Menschen, die Jutta heißen“ ein Gespräch mit Navid Kermani, geführt von Iris Radisch

Das Interview von Iris Radisch mit dem Schriftsteller Navid Kermani mußte ich zweimal lesen, denn ich traute meinen Augen nicht.

Diese impertinenten, sich völlig fehl am Platze befindlichen Fragestellungen sowie persönlich zur Selbstdarstellung neigenden Äußerungen von Frau Radisch gehören sicher nicht in das professionelle Repertoire einer erfahrenen Literaturjournalistin , allenfalls in ein privates Gespräch unter „Freunden“, die gewohnt sind, zu streiten.

In der Zeitung, noch dazu in der sich selbst qualitativ höher darstellenden ZEIT jedoch läßt dieses  Interview nur Kopfschütteln zurück. Als Autor hätte ich das Interview abgebrochen, als Redakteur gar nicht erst in die Druckfahne gelassen.

Schulmeisterlich anmutend scheint Frau Radisch Herrn Kermani vorführen zu wollen, der sich in einer souveränen Ruhe und Geduld den Fragen stellte, ohne nicht doch durchblicken zu lassen, was denn dieses Autorenporträt soll. Man kann nicht alle Bücher mögen ,sollte aber als Literaturkritikerin die Professionalität besitzen ,trotz investigativer Fragen jeder Zeit die Person des Autors zu respektieren. – Suzanne Krenzer      


Leserbrief zu „Kampf um echte Männer“ von Kerstin Kohlenberg

Ich war sehr erstaunt, aber auch positiv überrascht, den Artikel von Kerstin Kohlenberg „Kampf um echte Männer“ zu lesen, vor allem weil ich kurz davor den in der gleichen Ausgabe erschienenen Artikel „Ein zeitgemäßer Faschist“ gelesen habe, bei dem Trump als das neue „Böse“ unserer Welt dargestellt wird.

Dass Trumps Ideen zum Teil rassistisch und einfach nur populistisch sind, ist unbestritten, dennoch ist mir bloßes Rumhacken an dem demokratisch gewählten Kandidaten einer demokratischen Partei, nicht nur zu einfach, sondern finde ich dies auch sehr gefährlich. Deshalb fand ich eine so detaillierte Beschreibung von Frau Kohlenberg, warum die Demokratische Parte eigentlich am Aufstieg Trumps einen großen Anteil hat, als sehr hilfreich zum differenzierten Verstehen des amerikanischen Wahlkampfs.

Aber noch viel wichtiger wäre es, welche Lehren wir für Deutschland daraus ziehen wollen oder können. Und das ist der wichtigste Punkt dieses Artikels: tauschen Sie die Demokratische Partei der USA gegen die Grünen Deutschlands(als Repräsentant der linksliberalen Politik) und Trump gegen die Afd(als Protestpartei der weißen Wählerschicht) aus und sie könnten den Artikel genau so nochmal drucken!

In den USA ist der Prozess der Entfremdung der beiden Schichten schon viel zu weit fortgeschritten, dass man diesen noch sanft zurück drehen könnte, in Deutschland sind wir noch nicht so weit, auch wenn er an Geschwindigkeit seit dem letzten Jahr zugenommen hat. Dennoch ist es noch möglich, wenn die Parteien, die sich eher links orientieren, aufhören, die Wähler der AfD zu beschimpfen(Gabriel als Pendant zu Clinton), denn so wird keiner der Beschimpften zurück kommen! Und die Fehler der Demokraten nicht wiederholen, in dem sie sich als Minderheitenvertreter sehen und nur auf die Probleme der Minderheiten(die es gewiss noch reichlich gibt) hinweisen und zwar mit einem erzieherischen Tonfall! Das mag zwar die liberalen Akademiker unter den Wählern ansprechen, entzweit die Gesellschaft aber zunehmend. Das Ergebnis? Siehe USA. – Alexander Grotov


Leserbrief zu „Die Allmacht der Grünen“ von Giovanni di Lorenzo

Ihr Artikel „Die Allmacht der Grünen“ in der aktuellen Zeit ist wirklich gelungen. So viel vorurteilsfreie Analyse wünschte ich mir viel mehr. Dann würde ich auch wieder häufiger mal die „Zeit“ kaufen, statt sie nur noch im Bahnhofskiosk anzublättern. So bleibe ich einstweilen vorzugsweise bei der „Jungen Freiheit“ (die nämlich vorurteilsfrei betrachtet gar nicht so schlimm rechts ist, sondern durchaus interessante Beiträge enthält, wenngleich natürlich mit einer bestimmten politischen und gesellschaftlichen Sichtweise). – Andreas Mehnert


Leserbrief zu „TTIPleite“ von Josef Joffe

In diesem Kommentar wurden alle Register der journalistischen Meinungsmanipulation gezogen: Verunglimpfung, Versprechung und Verharmlosung.

Zunächst wird das nebensächliche Chlorhühnchen aus einem komplexen Regelwerk als Beispiel angeführt, um  die Gegenposition lächerlich zu machen: „Das Chlorbad ist so giftig wie ein kräftiger Schluck aus dem Becken des Stadtbads.“

Dann werden die Mittelständler schützend vor die Großkonzerne gestellt. Klar profitieren auch sie von vereinheitlichten Normen. Aber wer stellt sich gegen solch vernünftige Bestimmungen? Allerdings kann kein seriöser Wirtschaftswissenschaftler den Mehrwert bemessen.

Und die Schiedsgerichte, da ist es doch wirklich egal, ob 130, 1300 oder ein paar mehr? Mir ist es egal wer sie erfunden hat. Ob Schiedsgericht, Fußballgericht oder Schiedsstelle. Sie haben auch durchaus ihre Berechtigung. Nur eines dürfen sie nicht: den ordentlichen Rechtsweg ausschließen

Denn hier geht es wirklich um das Fundament unseres Zusammenlebens. Der größte Fortschritt der Menschheit ist unser Rechtsstaat. Wenn schon die Politik heute nur noch der verlängerte Arm der wirtschaftlichen Interessensgruppen ist, soll wenigstens die Gerichtsbarkeit noch unabhängig bleiben. Dafür muss auch keine supranationale Gerichtsbarkeit mit ungeheurem Verwaltungsaufwand neu installiert werden. Die entsprechenden Gerichte sind jeweils in der EU und den USA vorhanden. Und ja, das birgt hohe Risiken (Atomausstieg). Aber das war schon immer das unternehmerische Risiko – welches in der Preiskalkulation enthalten ist.

Es ist bedauerlich, dass die nationalen Wälle überall aufgebaut werden. Unser Europa ist eine große Chance und Wert, dafür zu kämpfen. Aber nicht durch Kommentare, welche die Gegenmeinung verunglimpfen, anstatt sich sachlich damit auseinanderzusetzen. – Gerold Greiff


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

Herzlichen Dank für Ihre hervorragende Analyse. Ja, die NSAFD bekämpft auch mich „rotgrün versifftes, antiautoritär verzogenes 68er Kind“. Uns soll’s an den Kragen gehen, uns freiwillig kinderlosen, arbeitenden Akademikerinnen mit homosexuellen FreundINNEN und vegetarischer Kost auf dem Teller.

Statt sich den „besorgten Bürgern“ sozialtherapeutisch anzudienen, empfiehlt sich einmal mehr die Lektüre des zeitlosen Tucholskys…“Rosen auf den Weg gestreut“. – Jacqueline Gies


Leserbrief zu „Es gibt nun mal Menschen, die Jutta heißen“ ein Gespräch mit Navid Kermani, geführt von Iris Radisch

Schade, dass Iris Radisch offensichtlich so wenig Interesse an Navid Kermani und „Sozusagen Paris“ hat.Sie erwähnt u.a., sie „habe Probleme mit diesem sich so übereifrig selbst thematisierenden Erzählen“und fragt, ob der Autor „schon einmal so dämliches Zeug…von sich gegeben“ habe. Ich habe kein Interesse an der persönlichen Befindlichkeit von Frau Radisch!

Wie man durch ein klug geführtes Gespräch Irritationen ausräumen kann und letztendlich (wenn’s denn sein soll) offene Fragen klären kann,bewies am Freitag 23.9. Andreas Platthaus im Literaturhaus Frankfurt bei einem Gespräch mit Navid Kermani über „Sozusagen Paris“. – Helmut Haase


Leserbrief zu „Er und wir“ von Peter Kümmel

Als ich das Foto zu diesen Bericht sah dachte ich micht trifft der Schlag ! Was hat Ihren Bildredakteur geritten als er dieses Bild auswählte ? Schlimmer geht nimmer, geschmacklos ist noch milde ausgedrückt, ich bin entsetzt. Müssen jetzt in ‚Bild‘-Manier nackte Tatsachen in ihr Blatt ??? Der Niedergang Ihrer Zeitung fällt immer mehr ins Auge. Monotonie in der Berichterstattung in dem ein ganzes Buch mit einem Thema gefüllt wird – Flüchtlinge, Thema Liebe oder aktuelle Ausgabe zum Thema Gerechtigkeit….nicht gegen diese Themen, aber ist weniger nicht manchmal mehr? – Hagen Kühner


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

Für diesen Artikel reicht ein Wort um ihn angemessen zu bewerten: Brillant !!!! Der Verwendung einer höheren Anzahl Ausrufezeichen um dies zu untersreichen seien keine Grenzen gesetzt !! Mehr davon bitte !!! – Hagen Kühner


Leserbrief zu „Ein zeitgemäßer Faschist“ von Fred Turner

Man muß, wenn man über die Ausstellungspolitik des MoMA im 2. Weltkrieg schreibt, auch erwähnen, daß vor dem Kriegseintritt der USA eben dort noch 1940, der 2. Weltkrieg hatte ja schon begonnen, eine Ausstellung italienischer Kunst stattfand, die nur in Kooperation mit der Mussolini-Regierung zustande gekommen sein konnte. So gelangte damals auch Botticellis Geburt der Venus nach New York. Man könnte auch erwähnen, das der weltberühmte Architekt Phillip Johnson, einer der bedeutendsten Förderer des MoMA und selbst Ausstellungsmacher ebendort, in jener Zeit für die Zeitschrift ‚Social Justice’ des von Turner erwähnten und zutiefst antisemitischen Radiopredigers (und katholischen Priesters) Charles Coughlin unsägliche, die Nazis feiernde Berichte über den deutschen Überfall auf Polen im Jahre 1939 schrieb – als ‚embedded journalist‘, eingeladen von der deutschen Regierung. Und zugleich war damals Alfred Barr, der junge Direktor des Museums, eine der wichtigsten Helfer für alle vor den Nazis aus Deutschland nach Amerika geflohenen Künstler. Die Geschichte des MoMA in der  Kriegszeit muß noch geschrieben werden. – Prof. Gereon Sievernich


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

Vor 3 Jahren hatte ich Ihnen wegen des Artikels „Mehr Mätressen wagen“ dringlich empfohlen, sich bei der Bunte zu bewerben. Gut, dass Sie bei der Zeit geblieben sind.

Ich bin von Ihrem Artikel „Sprengstoff Leitkultur“ schlichtweg begeistert!! So klar habe ich noch nirgends die ganze Problematik der „Leitkultur“ aufgedröselt gelesen und meine eigene Zerrissenheit dabei verstanden.

Ich mag keine Tattoos, keine lauten Motorradfahrer, Raucher, Skinheads, Glaubensfanatiker jeglicher Couleur,  und noch viele weitere Spleens von dämlichen Leuten und bleibe gern in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, in dem wir wohl ähnliche Marotten pflegen, die wieder andere ablehnen, aber… wenn ich immer in dieser Kreis bliebe, wäre das Leben wahrscheinlich recht schnell ziemlich öde. Schließlich kenne ich auch z.B. einige nette Raucher.

Daher empfinde ich auch die obigen Lebensweisen letztlich als Bereicherung unseres Lebens und bin bereit, sie zu tolerieren, wenn denn niemand von diesen Menschen von mir verlangt, dass ich irgendeine davon übernehme.

Der Kölner Kabarettist  Jürgen Becker hat es unnachahmlich kurz auf den Punkt gebracht: Rheinland und Westfalen zusammen in NRW: „Es ist furchtbar, aber es geht“.

PS: Ihr Artikel „Das Exil der Robben“ ist einfach famos. – Michael Gschaider


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

Entgegen der Auffassung von Jessen gibt es eine deutsche Leitkultur, weil man mit Bestimmtheit sagen kann, was jedenfalls nicht dazu gehört, etwa: die Beschneidung von unter 14jährigen Jungen, das Schächten von Tieren bei vollem Bewusstsein, wenn auch von Behörden für Einzelfälle, schwer verständlich, erlaubt, jedoch von Deutschen allseits als Tierquälerei abgelehnt, das öffentliche Tragen des Nikab und der Burka, der ohne Nötigung nicht strafbare Brauch, Frauen  allgemein  als geringer wertig zu anzusehen und zu behandeln und von Beruf und öffentlichem Leben  auszuschließen,  die aggressive Intoleranz gegenüber  anderen Glaubensbekenntnissen, die nicht öffentliche  Verhandlung von Streitigkeiten nur vor einem Iman, der sicher bald zu vernehmende Ruf des Muezzins,  und last not least: Wie ist es mit im Orient geschlossenen Vielehen oder Kinderehen, die die Beteiligten in Deutschland weiter praktizieren wollen? Deren Unwirksamkeit ist bei der jetzigen Gesetzeslage  nicht selbstverständlich. – Josef Vogt


Leserbrief zu „Unsere gereizten Seelen“ von Richard David Precht

die Situation, die Sie beschreiben, wird noch einmal wahr werden, wenn wir alle in dieser Wohlfühlgesellschaft angekommen sind. Dann haben wir das Problem, wie sind wir zu begeistern. Heute schon dürfte nur die kleine vermögende Elite betroffen sein. Das Problem, das Martin Schulz heute plagt, ist etwa anderes. Er meint, es müssten alle froh und dankbar sein über das bisher erreichte. Diejenigen, die noch nicht im grenzenlosen Wohlstand angekommen sind ( ca. 90% der Bevölkerung), haben aber ganz reale Probleme, auf die die heutige Politik  keine Antworten hat.

England : Lohndumping durch Zuzug von Osteuropäern ( für Brüssel unverzichtbar) hat viele aus dem Bauche heraus für diesen Brexit stimmen lassen. Das der freie Personenverkehr mit Arbeitsaufnahme das Ziel sein muss, ist selbstverständlich. Aber als Vorbedingung auch bei großen Ungleichheiten? Einfach unverständlich.

USA : Die Mittelschicht als Verlierer stimmt heute für Donald Trump. Eine kleine vermögende Oberschicht verdient an der Verlagerung der Arbeitsplätze nach Fernost, während die bisherige Arbeiterschaft leer ausging. Welcher naive Politiker glaubt, damit in einer Demokratie, irgendwann gibt es wieder Wahlen, auf immer damit durchzukommen? Donald Trump verspricht, dies rückgängig zu machen.

Russland : Die Bevölkerung hofft, das Putin sie aus dem tiefen Loch, welches sich nach dem Fall der Mauer aufgetan hat, wieder herausholt.

Griechenland : Ein Rettungspaket jagt das andere aber Hilfe für die Bevölkerung bleibt aus.

Europa : Durch den harten unflexiblen Euro können viele Länder ihre Währungen nicht mehr anpassen. Die sozialen Spannungen nehmen  zu.

Euro-Krise : Die EZB treibt ihre Mitglieder in eine Schuldenfalle. Bei Null-Zinsen für Kredite ist derjenige, der Schulden  macht, der Gewinner. Derjenige, der spart, ist der Dumme. Diese Umkehrung wird noch zum Problem. Irgendwann kommt die Rechnung für den Bürger in Gestalt einer Währungsreform.

Flüchtlingskrise : Humanitäre Hilfe für Flüchtlinge ist selbstverständlich. Die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen erfordert: Wohnraum, Arbeitsplätze, Rückhalt in de Bevölkerung Und Bereitschaft auf der Seite der Flüchtlinge. Langsam wird allen bewusst, auf was für eine Arbeit man sich hier eingelassen hat. Schließlich handelt es sich hier um Personen mit einer anderen Religion, anderen Schrift, anderen Sprache und einer völlig anderen Mentalität in Bezug auf Geschlechter und Regierungsform. Die Fluchtbewegung aus Syrien heute  ist nur ein Vorgeschmack auf das was noch in viel größerem Maße kommt, da die Politik keine Lösungen anbietet.

Ukraine : Die Auseinandersetzung führt langsam in die Richtung einer Neubelebung des Kalten Krieges in Europa.

Syrien : Ganz Europa schaute dem Morden 4 Jahre lang ungerührt zu als ob es uns nichts anginge. Erst seitdem die Menschen sich auf die Flucht machen und hier anklopfen hat sich das geändert.

Islam :  Er befindet sich heute in seiner größten Krise seit 1000 Jahren. Er befindet sich heute dort, wo das Christentum vor 1000 Jahren war. Damals hat der Papst allen Kreuzrittern das ewige Leben versprochen, falls sie im Kampf gegen Muslime fallen sollten. Ud falls sie nicht kämpfen wollten, konnten sie das ewige Leben auch durch ein Geldspende erwerben. Die Situation heute ist dieselbe nur Seitenverkehrt. Heute ist das Christentum friedlich und der Islam aggressiv. Damals hatte sich das aggressive Christentum durchgesetzt. Wir wollen nicht hoffen, das diese Logik ( das Aggressive setzt sich durch) immer die gleiche bleibt.

Globale Erwärmung : Man hat nicht den Eindruck, das die Politik das Problem zu lösen imstande ist. Die Auswirkungen wird aber jeder zu spüren bekommen.

Welternährung : die wachsende Weltbevölkerung kann heute schon nicht ausreichend mit sauberem Wasser und ausreichend Nahrungsmitteln versorgt werden.

Kapitalismus : Seine Grenzen werden heute spürbar.

Afrika : ist ein Problemfeld ohne Anfang und ohne Ende. Mit subventionierten Lebensmitteln unterlaufen wir die dortige Produktion und verhindern Wohlstand.

Welthandel : einerseits ein Segen, schafft auf der anderen Seite große Verwerfungen die heute zu Problemen werden.

Dem Bürger wird inzwischen langsam bewusst, vor welchen Aufgaben die Gesellschaft steht. Dazu kommen :   Die Digitalisierung und Roboter werden unser Leben grundsätzlich verändern ( viele werden ihren Arbeitsplatz verlieren), der Versandhandel wird den Einzelhandel ablösen ( man schätzt das in Deutschland 40.000 Geschäfte schließen werden), in Deutschland wird das Rentenniveau ständig abgesenkt, bald werden auch bei uns  Rentner sich um einen Hilfs Job bemühen müssen um zu existieren ( wie in den USA). Die Energiewende ist eigentlich heute  schon gescheitert. Und die Atomendlagerung ist auch noch nicht gelöst. Die Weltpolitik ist nicht mehr fähig Kriege zu beheben und oder zu beenden ( Syrien, Ukraine). Der Konsens  zwischen West und Ost in 1990 ist beendet worden und durch nichts ersetzt worden.

Dies alles geschieht in einer Zeit, in der die Wissenschaft bisher nicht erreichte Höhe erklimmt und für alles eigentlich Lösungen im Überfluss angeboten werden. Die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis wird immer größer.

Das wir so großartiges erreicht hätten? Ich kann Martin Schulz nicht verstehen. Das Europa nach diesen beiden sinnlosen Kriegen zusammenfand war überfällig und nicht außergewöhnlich. Der 1. Weltkrieg war schon ein völlig unnötiger Revanchekrieg Frankreichs wegen 1870. (Den Frankreich ebenso begonnen hatte). Der 2. Weltkrieg war von Hitler ausgelöst und  sinnlos. Vor allem, es lagen ja noch schreckliche Erfahrungen aus dem 1. Weltkrieg vor. Man hätte es wissen müssen was man vorhatte. Vielen betroffenen Bürgern ist in den Kriegen damals  bewusst gewesen, das hier sinnlose Machtansprüche auf ihrem Rücken ausgetragen werden. Heute verblassen die Eindrücke von damals. Die Betroffenen damals sind größtenteils nicht mehr unter uns. Es gibt aber immer noch viele, die damals als Kinder Bombenhagel, Flucht und Vertreibung erlebt haben. Wenn diese auch nicht mehr da sind, ergibt sich das Problem, deren Erfahrungen vor dem Vergessen zu bewahren.

Als erstes müsste sich die Politik um die Lösung vorliegender Probleme kümmern. Dann wären wir ein Stück weiter. – Reiner Püschel


Leserbrief zu „Alles außer Universität“ von Jan-Martin Wiarda

Ihr Artikel  stellt Wissenschaft und Industriekarriere als exklusive Alternativen dar, als ob Wissenschaft nur an Universitäten betrieben würde. Ja, es gibt leider weite Kreise, die das so sehen, insbesondere im akademischen, öffentlich finanzierten Wissenschaftsbetrieb. Ich widerspreche vehement: Gute und spannende Wissenschaft kann auch in der Wirtschaft bzw. Industrie betrieben werden. Ich selbst habe alle meine wissenschaftlichen weitreichend anerkannten Arbeiten in der Industrie, d.h. zunächst bei der Bayer AG, und später in meiner eigenen Firma, durchgeführt. Daher möchte ich allen jungen Leuten, die vor der Wahl stehen, sich  die Universitätskarriere oder eine Stelle in der Wirtschaft zu entscheiden, ermutigen: Lassen Sie sich nicht einreden, dass eine Entscheidung für die Wirtschaft eine Entscheidung gegen die Wissenschaft ist. Sie können auch in der Wirtschaft glänzende wissenschaftliche Ideen und Ergebnisse erzielen! –  Prof. Dr. Andreas Klamt


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

Bindungskraft Leidkultur –  Niemand muss sich erst in die Jahre der entsetzlichen Kriege wie beispielsweise des 30-Jährigen zurück- denken, um zu erkennen, dass erlittenes Leid dieser Ausmaße eingebrannt bleibt in der Erinnerung der betroffenen wie beteiligten Menschen,Völker,Landstriche,Länder u. Staaten. Aus dem mörderischen Gegeneinander wurde oft ein annehmendes Erkennen des Andersseins, aus dem gemeinsam erlebten Chaos wuchs gewissermaßen-als Leidgewinn- Akzeptanz ,auch mal Freundschaft. Die ursprünglich erbitterten Gegner gewannen eine besondere Haltung zu Rück(sicht)name und Zuspruch, oft umschrieben mit den banalen Worten „ Nie wieder…“.  -So im kleinteiligen engen europäischen Lebens raum mit den elenden Erfahrungen aller Kriege bis annos 1939-45 und darüber hinaus. Für heute alles fromme Wünsche ? Leere Versprechen ? Naive Wahnvorstellungen ? Dass Konflikte immer wieder aufbrechen, mag an diversen Gegebenheiten weltweit liegen : von der kargen Beschaffenheit mancher Erdgegenden mit archaisch lebenden Kleingruppen, bis zur hochgerüsteten aggressiven Großgruppe im Kampf um Ressourcen, vom Verteilungskampf der Marktbeherrscher bis zum Kulturkampf und der Herrschsucht der Religionen. Das wird leider nur gemildert, kaum vermieden werden können. Gerade darum bleibt Kultur als Hilfsangebot unverzichtbar.

Der Begriff Kultur allerdings als sogen. fixierte Grösse für die Einheit eines Landes definiert, wie dies im Verständnis der AfD und manch anderer extremer Positionen dargestellt(erwünscht) wird,  mithin eine unverrück- bare, einheitliche „ Leitkultur“ im Sinne einer völkischen Grundstruktur- nach A.H. als Wesenszug des  sogen. Deutschtums, -hat nie bestanden. Besonders im Zentrum Europas hat die gegenseitige Einflussnahme, nicht nur durch ständige Grenzverschiebungen, stets in hohem Masse stattgefunden.  Sie war -beispielsweise-bei den Künsten oft auch staunend geachtet, sogar erwünscht und gern als Anregung angenommen wie verarbeitet. So z.B. in der Musikwelt des 17. u.18. Jhdts., wo die Mehrchörigkeit in den Werken Gabrielis u. Monteverdis in St. Marco zu Venedig die heimischen Musiker , -auch die „Bachen“ im Thüringischen,- stark beeindruckten wie anregten. Michelangelo,Dürer,Piranesi, damals im Bereich der Bild. Künste . Im 20.Jhdt. beispielsweise die Altmeister der Moderne Kurt Schwitters, Salvadore Dali, El-Lissitzky, oder Andy Warhol, Roy Lichtenstein, die Pioniere des Pop. Was sollte da jemals alleinige Leitkultur gewesen sein ?

Eher ein Schmelztiegel der Anregungen.  Gewiss : Gewohnheiten,Sitten, Traditionen bilden sich heraus, Brauchtum wie die „berühmte“ Maschsee-Regatta, das glanzvolle Festival in den Herrenhäuser Gärten zu Hannover . Aus all dem erwachsen Lebensnormen, letztlich Verfassung-u. Gesetzesvorlagen. Die sind entstanden in Jahrhunderten, hierzulande flexibel geblieben und bezeugen eine demokratische weltoffene Lebensweise mit hoher Gemeinschaftlichkeit und Gastfreundschaft.  Multikulturalismus , in diesem Zusammenhang positiv erlebt, muss keine Ängstlichkeit( wie seitens der rechten Gruppierungen drohend gezeichnet ) auslösen, zu angeblich importierter kultureller Überfremdung. oder gar noch schlimmer : zur Aufgabe des angeblich ureigenen kulturellen Besitzes. Kultureller Besitz bleibt Allgemeingut, allen weltweit zugänglich. Insofern ist der Begriff Kultur( Leitkultur ) missverständlich u. eingeengt benutzt worden. Gesetzestreue einzuhalten ist dagegen selbstverständlich.

Eine Duldung von Zwangs-wie Kinder-Ehen, die Entrechtung der Frauen, Ehrenmorde und die Scharia , abgeschottet in Parallelgesellschaften ,kann für uns in  Europa keine Option sein.  Sicher, auch Flüchtende aus bitterer Not bringen ihre Sitten u. Gewohnheiten mit, die hier – trotz unserer gelebten Offenheit u. Direktheit-z.Zt. nicht überall gern gesehen werden. So etwa das Tragen von Nikab oder Burka, die Vollverschleierung der Frau, oder die Abkasbelung in religiös-fanatischen Zirkeln, die Andersgläubige als Atheisten bekämpfen.  Da darf gefragt bleiben, was wir tolerieren wollen oder wo doch Grenzen gesetzt bleiben müssen. Eine Muslima in der schwarzen Burka als Klassenlehrerin im Deutschunterricht bleibt schwerlich denkbar. Was (er-) trägt eine gestandene Leid-Kultur, die wir Deutschen erlangt haben, diese Fähigkeit durchzustehen, zu  tolerieren, abzugeben, teilhabenzulassen, zu vergeben ? Ein über Jahrhunderte währender Lernprozess. Auch deshalb gibt es die grossartige wie selbstverständliche Willkommens-Haltung (-kultur ), wenn auch aus verständlichen Gründen graduell unterschiedlich in allen Bundesländern. Genau dies ist- neben den Versprechen der Geborgenheit und des Wohllebens- der Magnet der weltweiten Sehnsucht namens Germany.

Es muss wohl doch diese Besonderheit des freundlichen Empfangen sein :  Kommt, wir helfen Euch, hier könnt ihr unbehelligt leben. Multikulturalismus ist längst Realität bei uns, seit Jahrhunderten. Auch, wenn damals im Teutoburger Wald um die Freiheit gekämpft wurde, die römische Baukultur, das Lateinische, in der Folge die Romanik, liessen sich nicht aufhalten, bestimmten das leben unserer Vorfahren in hohem Maße mit. So wurden sie zu Symbolen der Verheißung u. hoher innovativer Präsens, wie beipielsweise die grandiose Basilika St. Michaelis zu Hildesheim. Wir haben gelernt, mit ständigen Veränderungen zu leben, gelassener, selbstsicherer, bewusster, haben vieles durchlitten. DAS ist unsere Kultur .  Die würde eine Rechtsaußenpartei ( ..armes Deutschland.. ) liebend gern wieder wandeln in eine reichsdeutsche Lenk-u.Leitfunktion , begleitet von strenger Marschmusik . Rassismus pur: schwarz(-haarige) raus, blond rein.  Alle Arbeitsplätze bitte vorrangig den Volksgenossen. Nein, – es gibt nun einmal junge Menschen , die Turday heißen oder Saeed, die in ihrer Heimat chancenlos bleiben, dahinvegetieren, ohne Ausbildungsmöglichkeiten, oder, schlimmer, durch Krieg und Zerstörung vertrieben werden.

Sie suchen verzweifelt ihre Zukunft woanders, sie kommen zu uns. Wer wollte es ihnen verdenken ?  Als ein 15-Jähriger im 18. Jhdt. sein deutsches Land verließ, um anderswo Chancen zu erhalten, war es nicht viel anders, da waren die Spuren der Zerstörungen des 30-jähriigen Krieges noch unübersehbar. Als Joh.Seb. Bach zu Fuß die 250 km von Ohrdruf in Thüringen nach Lüneburg lief, überwand er manche Grenzen. Er war froh, zum gerühmten Kantor Georg Böhm an St Johannes zu gelangen, um musikalisch Zukunft zu erlangen. So damals wie heute.  Besinnen und erfreuen wir uns dieser Tage der kulturellen Vielfalt, der wunderbaren Anregungen die die künftigen Neubürger uns mitbringen, schenken. Vergessen wir nicht und gedenken der eigenen Leidkultur, die möge uns weiterhin begleiten und leiten, offen und friedfertig zu bleiben,ohne andere zu bevormunden. – Prof. Hans Sasse


Leserbrief zur Titelgeschichte „Das Märchen von der Gerechtigkeit“ von Uwe Jean Heuser

Ich fand den Titel zu Gerechtigkeit sehr lesenswert. Nur das naive Hantieren mit Einkommens-Statistiken in manchen Artikeln ist ärgerlich. Selbst wenn es sich hierbei um inflationsbereinigte gehandelt haben sollte – es dürfte sich herumgesprochen haben, dass bei niedrigen Einkommen die Inflation viel mehr zuschlägt, weil die Teuerung bei Mieten, Lebensmitteln sehr hoch ist. Wer 50% seines Einkommens für Miete ausgibt, hat eben nicht den vom statistischen Bundesamt der Inflationsberechnung zugrunde gelegten kompletten Warenkorb, sondern einen sehr selektiven, er profitiert nicht davon, dass die Neuanschaffung eines Kühlschranks ‚billiger‘ ist, weil er leider seinen alten benutzen muss, bis der wirklich, wirklich den Geist aufgibt. Um einmal das Lebensgefühl der ‚unteren Mitte‘ in Deutschland zu illustrieren – Matthias Meindl


Leserbrief zu „You say Goodbye, and I say Hello“  von Bernd Ulrich

Merkel gehört natürlich schon in die Galerie der bedeutenden Nachkriegskanzler, zusammen mit Adenauer,  Brandt und Kohl. Was ihre Faszination ausmacht ist ihre Ehrlichkeit, Unvoreingenommenheit und Intelligenz im Umgang mit anderen Staatschefs und das Fehlen einer bemüht wirkenden Wiedergutmachungsmentalität  die ihre Vorgänger meistens zeigten. Für sie ist das Kapitel Nazi-Deutschland eine geschichtliche Hypothek der  Deutschen die diese langsam aber gründlich abzuarbeiten haben (durch die AfD verzögert sich das). Vor diesem  geschichtlichen Auftrag sehe ich ihre Reaktion von vor einem Jahr, als sie überraschend für viele Deutsche ihr  berühmtes „Wir schaffen das“ über die anschwellenden Flut der Flüchtlingsströme stellte.

Wie eine späte Reaktion  ihrerseits auf das noch nicht geschlossene Konto der deutschen Geschichte des 20.Jahrhunderts, wo im Namen  Deutschlands Völkermord und Eroberungskriege die Nachkommen der damaligen Generation immer noch  beschämen müssen. Vielleicht kann man ihr Wort von vor einem Jahr mit dem Kniefall Brandts in Warschau vergleichen.

Der symbolischen Wirkung von damals entspräche heute die politische Wirkung von Merkels  Aufforderung, die Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen. Beide Male gab es erbitterte Reaktionen -mit Hass unterlegt. Und wenn der Zusammenschluss der Europäer nach dem Grauen des zweiten Weltkrieges einen großen Fortschritt darstellt, muss heute unbedingt -den törichten Rückzug der Briten zum Trotz- dieses Projekt  von Merkel mit der bei ihr weiterhin vorhandenen politischen Energie forciert werden. – Klaus Reisdorf  


Leserbrief zu „Und Shilan musste sterben“ von Daniel Müller et. al.

Die juristische Definition ist unumgänglich, denn Motive von Straftaten gehören nun mal zum Prozessgeschehen. Im ethischen Sinn lässt sich die im dargestellten Zusammenhang gestellte Frage: „Wann ist ein Mord ein Ehrenmord?“ allerdings eindeutig beantworten: Nie!

Und wenn Herr Kizilhan als Experte sagt, „dass Religion dabei keine so große Rolle spiele, eher die sehr traditionelle patriarchalische Struktur, die antiquitierte Vorstellung von Ehre …“, dann ist das erstens ziemlich vage und zweitens nur die halbe Wahrheit. Zum Anliegen der Religionen, nützliche Vorschläge für mitmenschliches Verhalten zu machen, gehört eben auch die Aufgabe, schädliche Strukturen als solche zu benennen und zu deren Überwindung beizutragen. Auch und gerade dann, wenn die in archaischen Zeiten mal Instrumente zum Zusammenhalt von Clans gewesen sind. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

Leitkultur! Das Wort missfällt mir schon.  Warum will er nicht verstehen, daß verschiedene Kulturen auf unserem Globus zu Hause sind. Jedes Land hat eine eigene Kultur. Die einen mehr die anderen weniger.  Das zeigt sich schon in der Politik. Und das ist das eigentliche Dilemma, warum die Politiker sich so schwer tun. Ich erkenne kein Konzept wie das geändert werden kann. Wir glauben, wer unser Geschäftsmodell nicht folgen will, der ist unser Feind.  Nichts auf der Welt ist alternativlos. Der Westen nimmt für sich in Anspruch den Stein des Weisen gefunden zu haben. Damit fängt der Zirkus an. Von den circa 190 Staaten auf unserem Erdball werden vielleicht nur 20% demokratisch geführt.  Ich verstehe natürlich was Jens Jessen, den ich übrigens sehr schätze, mit seinem Beitrag sagen will.  Bleiben wir in unserem Land.  In einer Sache möchte ich ihm doch widersprechen.  Womit die Bürger die meisten Probleme haben, ist doch die Tatsache, das wir überfallartig mit Menschen zu tun haben, die fast alle aus Staaten kommen, die durchweg ihre Religion auch als Staatsaufgabe sehen.

Der Terror hat das Fass zum überlaufen gebracht.  Das zu ändern, können die muslimischen Bürger nur selbst tun. Ich habe noch nicht vernehmen können, daß sich die Vereine der Muslime und andere religiöse Anführer offen zur Demokratie bekennt haben. Auch der Bürger, der schon zig Jahre in unserem Land lebt, hat das nicht gezeigt – von wenigen Ausnahmen abgesehen. Ich habe erlebt, wie Erdogan, als er in Köln in der Sportarena auftrat, von seinen Bürgern wie ein König empfangen wurde. Und das waren alles Muslime, die schon 30, 40 Jahre in Deutschland leben.  Die Mär von der Politik, daß sich diese Muslime gut integriert haben, ärgert viele Menschen.

Und die Medien haben ihren Teil auch dazu beigetragen. Hier leben wollen aber ansonsten kein Interesse an unserer politischen „Kultur“ zeigen, wird jeden Staat schwächen und auch zu Verwerfungen führen, wie wir es jetzt erleben. Für mich ist es kein Wunder, daß die AfD von Jahr zu Jahr immer mehr Zulauf bekommt.  Trotz einiger dummen Sprüche. Das interessiert die Bürger kaum.

Ich bin weder links noch rechts, vielleicht eher konservativ. Aber im Grunde bin ich ein Vernunftsmensch.  Aber dazu braucht man einen gesunden Menschenverstand. Das scheint vielen Politiker verloren gegangen zu sein.  Am Wochenende fliege ich nach München zum Oktoberfest.  Das ist auch eine Einrichtung , die es nur in Bayern sprich Deutschland gibt. In Bayern gehen die Uhren ohnehin ganz anders als im übrigen Deutschland. Und das ist auch gut so.  – Gunter Knauer 


Leserbrief zu „Schafft die Vorträge ab!“ von Daniel Hornuff

In seinem Artikel „Schafft die Vorträge ab!“ fordert Daniel Hornuff, auf wissenschaftlichen Tagungen und Kongressen die Präsentationen arrivierter Wissenschaftler zu stoppen und stattdessen vorwiegend noch nicht publizierte, neue Erkenntnisse vorzutragen, zu diskutieren und dem wissenschaftlichen Nachwuchs Foren zu schaffen.

Der Gedanke des griechischen Symposions ist für kreative Geister zweifellos verlockend, aber jede/r, dem/r schon einmal noch unpubliziertes, wertvolles Gedankengut gestohlen wurde, das er/sie dann in Publikationen von anderen wiederfinden musste, wird sehr skeptisch auf Hornuffs Vorschlag reagieren und ihn als illusorisch bezeichnen müssen. Das Urheberrecht schützt eben nur publiziertes Material. Einen offenen, freigebigen Umgang mit den eigenen Ideen kann sich gerade der noch nicht arrivierte wissenschaftliche Nachwuchs wohl kaum leisten, dessen Ideen ohnehin sehr oft von anderen, die Zugang dazu haben, ausgeschlachtet werden.

Einige Kongresse organisieren übrigens seit langem schon dezidierte Doktorandenforen, in denen die jungen Wissenschaftler ihre Konzepte vorstellen und diskutieren können.

Hornuff zeichnet aber auch ein einseitig negatives Bild von Vorträgen als egozentrische Selbstinszenierungen, die angeblich Zitation und Nachahmung als Unterwerfungsrituale einfordern. Kongresse sind Informationsforen zum Stand der Wissenschaft und als solche gerade für den Nachwuchs wichtige Orientierungshilfen. Vorträge als akademische Darstellungen ausgewählter Themen auf dem Niveau der aktuellen Diskurse sind auch in der Lehre unverzichtbar zur Orientierung der Studierenden in einer kaum überschaubaren Fülle von Publikationen unterschiedlichster Qualität. Dass das die alternativen Lernmethoden nicht optimal ersetzen können, und diese auch nicht in allen Bereichen einer akademischen Ausbildung optimal funktionieren, zeigen u.a. die Abschlussstatistiken von Kursen digitaler Bildungsangebote. – Prof. Dr. Susanne Vill


Leserbrief zu „Es gibt nun mal Menschen, die Jutta heißen“ ein Gespräch mit Navid Kermani, geführt von Iris Radisch

Gern möchte ich den Totalverriss,  mit dem I. Radisch dem Schreiber N. Kermani attakiert,  als subversiven Versuch   mißverstehen (?),  Herrn Kermani in die Reihe der möglichen Bundespräsidentenkandidaten einzuschreiben.

Nichts wäre in unserer stürmischen Zeit trefflicher:  denn  N. Kermani hat einen von keinem anderen Prätendenten   einholbaren Vorzug:  Er lebt, denkt, schreibt gleichermaßen beglückend im europäischen wie islamischen Lebens-   und Kulturkreis. –  Günter Vogel


Leserbrief zu „You say Goodbye, and I say Hello“  von Bernd Ulrich

Nachdem Tina Hildebrandt und Miriam Lau in der vorherigen ZEIT resumiert haben: ”In der CDU wird über Merkels Ende spekuliert. Jetzt hat die Kanzlerin entschieden, zu kämpfen“ fühlt sich Bernd Ulrich aufgerufen, anhand von vier Gründen darzulegen, dass „Angela Merkel noch einmal als Kanzlerkandidatin antreten muss.“  Nanu, Frau Merkel auf einmal „alternativlos“?

Die Begründungen von Bernd Ulrich sind für mich nicht überzeugend. Vielleicht sollte man sich in diesem Zusammenhang der Lebenserfahrung erinnern, dass auch große Leute nach einer gewissen Zeit „ihr Pulver verschossen haben“  und sich auch bei ihnen im Laufe der Zeit „Leichen im Keller ansammeln“, die den Nachfolgern manche Sorge bereiten. Man fragt sich, warum ausgerechnet Angela Merkel in diesem aufreibenden Amt eine Ausnahme machen sollte?

Wir sollten ihr danken, dass sie zwölf Jahre lang die Mühen des Amtes auf sich genommen hat und ihr eine geruhsamere Zukunft wünschen. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin wird sich auch in ihrem Falle finden. – Klaus Grieshaber


Leserbrief zu „Er und wir“ von Peter Kümmel

Sie beschreiben dieses leichte, flockige Franzeln: den Fußballer, den Schauspieler, den Show-Spieler. Unglückseligerweise hat sich Beckenbauer aber durchaus auch auf anderen Terrains getummelt, und die sind nicht harmlos. Dass er Willy Brandt einst ein „nationales Unglück“ nannte: Stand so einem so etwas zu?? – Angelika Boese


Leserbrief zu „Ein zeitgemäßer Faschist“ von Fred Turner

Die andauernde sinnlose Diskussion im Blätterwald über die beiden Kandidaten  beruht auf einem völlig fehlenden Kenntnis der US-Verfassungswirklichkeit! Deutschland ist keine echte Demokratie! Die Gewaltentrennung zwischen Bundstag und Regierung gibt es in der BRD noch nicht. Wenn Frau Merkel Geld oder ein Gesetz haben will, hetzt die gesamte SPD-Fraktion sofort eifrig los  und apportiert schwanzwedelnd, glücklich über die gewährte Gnade.

In den USA ist es genau umgekehrt! Jeder US-Präsident wird selbst von seiner eigenen Partei  im Kongress über das ETAT-Recht negativ kontrolliert und ausgebremst.  Daher blieb Obamas Drohung zu Assads Giftgas-Verbrechen eine ohnmächtige Geste! Daher bieb Obama 8 Jahre lang ein wirkungsloser Präsident! Daher belog Busch damals Volk und Parament – nur so bekam er seinen Irak-Krieg genehmigt! Denn der US-Prasident ist lediglich die Gallionsfigur des US-Staatsschiffes;  nicht die bestimmt den Kurs sondern der Kapitän Kongress! Daher ist es für die Welt völlig unwichtig, wer in den nächsten 4 Jahren den Hausmeisterdienst im „Weißen Haus“ versehen darf.  Um einen Ex zu immitiern – merkt euch: „It´s the Congress – you stupids!“. – Jochen Blankenburg


Leserbrief zu „Er sah alles kommen“ von Stefan Aust

Konrad Heidens seherische Fähigkeiten inEhren – aber die daran geknüpften Schlußfolgerungen sind Geschichtsklitterung. Denn Hitlers NSDAP war eine Lachnummer, 1929 gerade mal 12 Abgeordnete im Reichstag. Das wäre so geblieben!

Es brauchte den Idioten Brüning, Reichskanzler ab 1929, der mit einer Wahnsinnspolitik des Kaputtsparens 6 Millionen Werktätige, mit Ehefrauen und Kindern, dem Verhungern auslieferte. Sozialstaat gab es noch nicht!

Die griffen nach dem Strohhalm Hitler – der sich für sie zunächst als rettender Weihnachtsmann erwies, weil er sie fütterte. Ohne Brüning hätte es nie einen Reichskanzler Hitler gegeben! – Jochen Blankenburg


Leserbrief zur Titelgeschichte „Das Märchen von der Gerechtigkeit“ von Uwe Jean Heuser

Zu den allgemein anerkannten „Wahrheiten“ in unserer Gesellschaft gehört die Formel: Erfolg ist gut. Und ein Kriterium, um Erfolg zu messen, ist Geldvermögen bzw. materieller Reichtum. Kombiniert mit dem materialistischen Postulat „Leistung muss sich lohnen“ ergibt sich daraus im Umkehrschluss, dass Vermögen auf einer gute Leistung basiet. Also sind reiche Menschen bessere Leistungserbringer und können sich damit legitimieren.

Leistung ist aber nicht im moralischen Sinn gut oder schlecht und damit erstrebensWert , sondern im wirtschaftlichen Sinne ein Prozessergebnis. Und der Prozess ist die Verteilung des knappen Gutes Gesamtvermögen. Wer sich besonders erfolgreich in der Aneignung von Teilmengen des Gesamtvermögens hervortut , erbringt im gesellschaftlichen Wertekanon der Marktwirtschaft eine gute Leistung und verdient damit Anerkennung bzw. diese Leistung rechtfertigt die Verteilungsungerechtigkeit.

Und dies, ohne die Grundlagen, den Prozess und das Ergebnis moralisch zu hinterfragen und auf Leistungsgerechtigkeit zu prüfen. Solange die wirtschaftlichen Grundwerte nicht auf Teilhabe und soziale Gerechtigkeit hinterfragt werden, wird sich auch an der Verteilungsungerechtigkeit nichts ändern. Und die Unzufriedenheit wird mit zunehmender Kenntnis von Prozessimmanenten Ungerechtigkeiten durch die Privilegierten und Nutznießer des Systems zunehmen, unabhängig von statistischen Werten. – Hans Henri Süthoff


Leserbrief zu „TTIPleite“ von Josef Joffe

Der Aberglaube vom wohlstandsfördernden freien Welthandel beruft sich auf Ricardos Theorem vom komparativen Nutzen. Vor genau 200 Jahren für die Armutsgesellschaft erdacht, als Güter noch knapp, und die Bedürfnisse unendlich schienen, ist diese Idee nicht nur überholt sondern in das Gegenteil umgeschlagen (so auch Krugman / Stiglitz!)

Heute haben solche Theoreme aus der Jungsteinzeit der Ökonomie keine – oder wie in diesem Fall – sogar die entgegengesetzte negative Wirkung: Ricardos Theorem ist die entscheidende Ursache für die nicht mehr zu behebende Arbeitslosigkeit der durchrationalisierten, hochmodernen Industrienationen!

Die hochentwickelten Industrie-Nationen wie BRD, USA, Japan sind in der Wohlstandsgesellschaft angekommen. Sie sind in der Lage, jedes beliebige von Menschen herstellbare Gut in unendlichen Mengen zu produzieren. Güter sind in der EU nicht mehr knapp sondern in unbegrenzter Fülle zu jeder Zeit verfügbar! Ozeantransporte sind heute überflüssige Umwelt-

und Klimabeschädigung!!!

In unseren Wohlstandsgesellschaften ist Wachstum nicht mehr möglich, weil die oberen 50 % der Privaten Haushalte alles haben! Ihre Bedürfnisse sind erfüllt! Sie betreiben nur noch Ersatzkonsum! Sie sparen nicht mehr gezielt sondern legen ihr überflüssiges Einkommen zurück, weil sie keine sinnvolle Verwendung dafür sehen. Und die unteren 50 % haben zu wenig Einkommen um Nachfrage zu generieren! Daher fortan Inflation objektiv unmöglich! Von nun an herrscht in Japan, BRD und USA Deflation!

1970 hatte die BRD 11 Mio. ha Wald, und „Le Waldsterben“ wurde in Frankreich als Lehnwort eingeführt! 2010 hatte die BRD 12 Mio. ha Wald! Eine Million ha Agrarland wurde aufgeforstet, weil auf Grund der Überschussproduktion nicht mehr nutzbringend zu bestellen! 30 % der besten Hanglagen der Weinberge an Mosel, Saar und Ruwer verwildern! Sie werden nicht mehr bewirtschaftet!

TTIP nötig? Gab es wirklich bisher keinen Handel über den Atlantik?

Selbstverständlich sind Nafta, TTP und TTIP nur ein US-amerikanischer Versuch, die o.a. beschriebene überschießende Produktionsflut, in den USA konkurrenzlos mit 11 Millionen illegalen rechtlosen südamerikanischen 1-US-$-Löhnern erzeugt, in den zahlungsfähigen Teil des Weltmarktes zu kippen. 5 Jahre später gibt es in Europa nur noch Nischen-Landwirtschaft und Rest-Winzer, plus Agrarwüste und explodierender Erwerbslosigkeit!

Wer TTIP begrüßt, will die europäische Landwirtschaft, die ohnehin in ihrer Überproduktion ertrinkt (Milchozean!) vernichten helfen!

Beispiel Bangladesh. Könnte heute auf dem ökonomischen Niveau von Südkorea sein! Wenn nicht die unbegrenzte Ausbeutung der dortigen Werksklaven durch die westlichen Handelskonzerne das Land in eine Armutsgesellschaft einbetoniert hätte, während gleichzeitig die ebenso unfähige wie gleichgültige Oberkaste der westlichen Politiker 25 Millionen Arbeitsplätze der EU verkommen ließ. In die Bewertung müssen beide Folgen gegeneinander aufgewogen werden: Nationaler Güterpreisgewinn gegen nationale neue Arbeitslosigkeitskosten!

Resümee: Unbeschränkter Welthandel erzeug Armut in beiden beteiligten National Ökonomien!

Trump, Le Pen – und jetzt auch Clinton – sind keine Hellseher. Sie nehmen nur alle die von den Nobel Ökonomen wie Stiglitz und Krugman aufgezeigten o.a. Irrtümer ernst: Welthandel wie bisher ja, aber ohne die kriminellen Anschläge von Nafta, TTP, TTIP! Und: Welthandel protektionistisch beschränkt, wenn eigene Arbeitsplätze durch marktschädigende Dumping- und marktwidrige staatlich Subventionsmethoden in Asien oder Afrika gefährdet werden!

Ebenso erstaunlich wie hoch bedauerlich, dass die naiven Stammtisch-Ökonomen der TTIP-Bejubler diese Zusammenhänge nicht begreifen können, obwohl das Schicksal von Europas Textil- und heute der Stahlindustrie jedem vor Augen liegen.

Der Aberglaube vom nutzreichen (wenn konditionslosen und sklavennutzenden) Welthandel ist 200 Jahre alt. Ebenso das dazu gehörige Erfolgsrezept: Beggar Thy Neighbour – ruiniere deinen Nachbarn. Die Grundlage für TTIP ist fast ebenso alt: Lassalle: Das eherne Lohngesetz: Der Werktätigen braucht nur so nur so viel, dass er von seinem Lohn knapp überleben –  und weiterhin schuften kannn!

Das ist die Welt, die Herr Joffe herbeirufen will!!! – Jochen Blankenburg


Leserbrief zu „Nur ganz kurz“

ein Portrait von alleinerziehenden Müttern scheint dem heutigen journalistischen Zeitgeist zu entsprechen:   Frau Janette Neumann – mit 30 Jahren 4-fache Mutter – hat ihre Kinder im Alter von 16, 18, 19 und 21 Jahren zur Welt gebracht.   Mit Ihren gesundheitlichen Problemen und ohne Ausbildung wird sie mit vier Kindern wohl kaum eine Arbeitsstelle finden.   Unser dicht gewebtes soziales Netz ermöglicht ihr aber ein  – wenn auch bescheidenes – Auskommen mit der staatlich garantierten sozialen Unterstützung.   Welche Ünterstützung erhält Frau Neumann vom Vater – oder von den Vätern – ihrer vier Kinder? Oder stiehlt dieser – stehlen diese – sich klammheimlich aus der Verantwortung.   Die Titelunterschrift passt genau: Deutschland, was denkst du?   – Ludwig Repp


Leserbrief zu „Kampf um echte Männer“ von Kerstin Kohlenberg

Ich habe verstanden Frau Kohlenberg. Dieser Artikel ist die Quintessenz vieler Worte und Erklärungsversuche des amerikanischen Wahlkampfes für externe Interessierte.. Eine solche knappe aber umfassende Analyse komplizierter Zusammenhänge ist auch in der „Zeit“ sehr selten.  Vilen Dank! – Ludwig Lehner


Leserbrief zu „Die Allmacht der Grünen“ von Giovanni di Lorenzo

Dieser Artikel betont zurecht die Verantwortung der Grünen für das Erstarken rechtspopulistischer Bewegungen in unserem Land.

Ausschlaggebend hierfür ist aber nicht allein die fast schon manische Überbetonung der Political Correctness, sondern auch die massive intellektuelle Missachtung breiter Bevölkerungsschichten durch maßgebliche Politiker/innen. Hierdurch entsteht oftmals der Eindruck, dass von dieser politischen Seite viele Bürger nur noch als unmündig eingestuft werden.

Immerhin übt Deutschland aufgrund seiner wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Stellung und Ausprägung eine äußerrst starke Anziehungskraft auf Millionen von Menschen weltweit aus, was die Zuwanderungsrate des vergangenen Jahres belegt hat.

Anstatt der Bevölkerung ein realstisches Bild von dieser Entwicklung und der damit für sie verbundenen Anforderungen zu vermitteln, versucht man von Seiten der Grünen durch Aussagen, wie „Deutschland wird durch diese Entwicklung toleranter, bunter, weltoffener, man freue sich über die eintretende Veränderung des Landes, etc.“ die Bevölkerung zu täuschen.

Rationale Kritik an der Politik der Grünen wird aus Vereinfachungsgründen umgehend in die rechte Ecke gestellt.

Es wird allerdings nicht versucht zu erklären, wodurch sich diese angeblich so positiven Effekte ergeben sollen, wenn man berücksichtigt, dass die Mehrzahl der Zuwanderer aus zum Teil noch vormodernen, antisäkularen und intoleranten Gesellschaften, mit Zusatzsatzproblemen, wie z. B. der Kinderehe, kommen, und es sich zu einem nicht geringen Teil um noch zu beschulende Minderjährige handelt.

Mit solchen Ausführungen versuchen die Grünen, unsere Gesellschaft als rückständig, von der Welt abgeschottet und von Selbstängsten geprägt darzustellen, die deshalb dringend massiver, externer Impulse zur Weiterentwicklung bedürfe.

Diese Pseudoargumentationen der Grünen werden aber von einer deutlichen Zahl dihrer Wählerschaft nicht mehr akzeptiert, was die aktuellen Wahlergebnisse belegen. Bedauerlicherweise führt diese Entwicklung nicht zur erforderichen Selbstkritik, sondern ausschließlich zur Schuldzuweisung an andere Parteien.  – Helmut Stadermann


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

Sprengstoff, Gefahr, Gift, Bedrohung, gewaltige Sprengkraft, Brutalität; Allmächtiger, darf es nicht eine Nummer kleiner sein ?  Ist die AfD so bedeutend und furchteinflößend, dass sie so beschrieben werden muss ? Das ist eine enorme Überhöhung, wie sie jetzt ja vielfach betrieben wird. Eine enorme Sprengkraft hat der Begriff Leitkultur? Kann doch nicht so gefährlich sein, wenn der Verfasser meint, dass es sie gar nicht gibt. Richtig, in der Realität ist vieles verloren gegangen, es gibt keine Tischsitten mehr, niemand steht auf, man wird geduzt, es gibt keine Damen mehr, für den Verfasser sowieso antiquiert. Also, wovon werden wir noch  in unserer schönen neuen Lebenswelt bedroht ? Die Folgerung daraus ist, dass man einer Realität nichts entgegen setzen kann, nichts ist mehr Ideologie, nichts kann mehr verworfen werden, schicksalsergeben. Und was durch Gesetze verboten ist, muss man auch nicht anmahnen, es ist ja verboten. Aber Zwangsehen, Entrechtung der Frau, Ehrenmorde und Kinderehen sind in Deutschland eben nicht in der Realität ausgeschlossen, und die Ahndung durch Gerichte stößt durchaus auf Unverständnis. Bleibt also nur der gesetzliche Rahmen als einziger Wert in unserer Gesellschaft, damit die Menschen nicht über einander herfallen, der allerkleinste gemeinsame Nenner; weitere Gemeinsamkeiten zu beschreiben ist schon eine Bedrohung jedes einzelnen Deutschen und der Einwanderer. Wozu dann noch Integration ?  Das ist ja geradezu der Gegenentwurf zur beschriebenen und erwünschten Realität !   – Heinz Gutzeit


Leserbrief zu „Und Shilan musste sterben“ von Daniel Müller et. al.

Ich habe Ihren Artikel  mit großer Betroffenheit gelesen. Da ich eine Woche vorher an  einer Fortbildung für Psychotherapeuten zum Thema „Psychotherapie mit Flüchtlingen“ teilgenommen hatte, konnte ich mich auch persönlich mit dem jesidischen Referenten Herrn PD Dr. Tagay von der Uni Duisburg – Essen über das Jesidentum unterhalten. Dabei sprach er auch von Ausgrenzung und Gewalt innerhalb der Glaubensgemeinschaft, vorallem gegen Frauen und Mädchen, auch nach Vergewaltigungen.

Er wies aber auch daraufhin, daß das Oberhaupt der Religion, Baba Sheikh, vor ca. 2 Jahren eine erfreuliche und einschneidende Änderung der Einstellung gegenüber Frauen und Mädchen verkündet hat, indem er jesidische Kinder und Frauen, die in Händen des so genannten „Islamischen Staates“ Gewalt erfahren haben,  ausdrücklich segnet und betone, nicht die Opfer haben ihre „Ehre verloren“, sondern ausschließlich die Täter!

Wahrscheinlich werden die archaischen Strukturen der Jesiden einige Zeit Widerstand gegen diese sicherlich auch unter dem Druck der existenziellen Bedrohung  mit entstandene Öffnung gegenüber westlichen – christlichen Einstellungen zum Thema Ehre – Familie – Mann und Frau leisten.

Vielleicht brauchen die Jesiden, zumindest in der deutschen Diaspora mit evtl. konstruktiver Signalwirkung an andere Jesidengruppen, doch deutliche weniger als drei Generationen wie Sie in ihrem Dossier andeuten, um die Gleichberechtigung von Frauen und Kindern mit Männern so weit zu entwickeln,  daß sie perspektivisch auch mehrheitlich in unserer deutschen Gesellschaft integrierbar werden und nicht auch in eine Parallelgesellschaft abtauchen.

Den Frauen und Kindern wäre es zu wünschen.  Möglichweise bin ich da zu optimistisch. Ich bin jedoch der Meinung, daß das statement des Baba Sheikh in Ihr Dossier und zum Thema dazugehört (hätte)!  – Udo Wolf  


Leserbrief zu „Wer hat das Geld“ und „Reich sind immer die anderen“ von Kolja Rudzio

In der Abteilung Wirtschaft machen Sie sich in der Abteilung „Wirtschaft“ ausgiebig Gedanken über die Einkommens- und Besitzverhältnisse in Deutschland. Dabei ergehen Sie sich über die falschen Vorstellungen der Mittelschicht, was denn mittlere Mittel- und obere Mittelschicht ist und wie falsch die Selbsteinschätzung der Mittelschicht im Vergleich zur Statistik sei.

Sie geben die Abgrenzungen zwischen den Schichten auf den Euro genau an, alles in „netto“, nur verkneifen Sie sich die Definition, was denn „netto“ genau sein soll: mit oder ohne gesetzlicher Krankenversicherung, mit oder ohne privater Krankenversicherung, mit oder ohne Pflegeversicherung, mit oder ohne gesetzliche Rentenversicherung, mit oder ohne private Rentenversicherung, mit oder ohne Arbeitslosenversicherung, mit oder ohne Steuerhinterziehung, mit oder ohne Einkommen aus Schwarzarbeit, mit oder ohne Abschreibungsmodelle, mit oder ohne „kreative“ Steuerberater, und mit oder ohne Verbrauch von vorhandenen Vermögenswerten?

Wie soll ich meine möglicherweise falsche Eigeneinschätzung überprüfen, wenn Sie nicht mal so einen elementare Begriff brauchbar klären – abgesehen davon, dass Sie statt „reich“ und „arm“ besser Begriffe wie „statistisch reich“ und „statistisch arm“ verwenden sollten, wenn Sie die Bedeutung so weit von der allgemein verwendeten Bedeutung der Begriffe entfernt verwenden? Oder bestimmen jetzt die Statistiker die allgemeine Bedeutung der Worte in der deutschen Sprache?  –  Volker Thomaszik


Leserbrief zu „Die Allmacht der Grünen“ von Giovanni di Lorenzo

Manchmal ist es viel aufschlussreicher, sich den Hintergrund des Autors erschließen zu können. Zu diesem Hintergrund gehört z.B. ein Leitartikel von G. die Lorenzo wenige Tage vor der letzten Bundestagswahl. Dort warnte er eindringlich vor den Steuererhöhungen, die die Grünen bei einem Wahlsieg durchsetzen wollen. Wenige Tage zuvor hatte seine eigene Redaktion noch den Grünen bescheinigt, dass lediglich 10 % der deutschen Steuerzahler/innen bei einem grünen Wahlsieg mit höheren Steuern zu rechnen hätten. Da wusste der aufmerksame Leser sofort, für wen Herr Lorenzo gerade Partei ergriff! Es war der blanke Egoismus, der damals die Tasten zum Anschlag brachte.

Aktuell ist es nicht anders. Der Glauben an die „Erziehbarkeit des Menschen“ gehört für den Chefredakteur zu den „Exzessen der Grünen“. Moderne Werbestrategien sind meist Ausdruck dieses überaus effektiven Glaubens der Unternehmen an die Erziehbarkeit des Menschen. artikulieren.

Die mit Werbung voll gestopfte ZEIT wäre demnach ein purer Exzess des Irrglaubens an die Erziehbarkeit des Menschen. Wer im Glashaus sitzt…… sollte vor genauer nachdenken. – Dietmar Jäkel


Leserbrief zu „Die Allmacht der Grünen“ von Giovanni di Lorenzo

Das Gegenteil ist richtig. Nicht die Grünen haben vor einigen Jahrzehnten bewirkt, dass der Wind des Zeitgeistes sich drehte und das öffentliche Bewusstsein  sich änderte. Die damals jungen Sprecher der späteren grünen Bewegung waren schon   in den 1960ger Jahren sensibel genug zu spüren, dass sich ein  gesellschaftlicher Wandel ankündigt, besetzten die neuen Themen und befanden sich damit an die Spitze der Emanzipationsbewegung.  Die erste Nachkriegsgeneration lehnte sich gegen die Dominanz  alter Männer auf, die noch vor dem 1. Weltkrieg sozialisiert wurden.  Als die „Grenzen des Wachstums“ , der  Klimawandel und die Gefährlichkeit der Kernkraftwerke  von den etablierten Parteien sowie ihren publizistischen und akademischen Verbündeten noch geleugnet   wurden, trieben sie die öffentliche Diskussion darüber voran.

 Zur Zeit lassen sich  außer der CSU alle Parteien des Bundestages von  der progressiven Welle tragen; ob aus Einsicht oder aus Opportunismus, ist schwer zu beurteilen. Trotzdem treibt der, der  auf einer Welle reitet,  sie nicht  voran. Inzwischen kommt es aber darauf an, wer zuerst richtig reagiert, wenn nicht mehr abgeleugnet werden  kann, dass  die Welle des scheinbar immerwährenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritts am Strand der Globalisierung ausläuft.  Dabei gilt Ludwig Ehrhards „Wohlstand für alle“ schon lange nicht mehr.   Der nächsten Generation wird es nicht mehr besser gehen als den Eltern – hoffentlich bleiben die von der Verschlechterung der Zukunftschancen  Betroffenen   vernünftig. – Armin Steinmüller


Leserbrief zu „Reich sind immer die Anderen“ von Kolja Rudzio

Der Artikel von Kolja Rudzio zum Thema ´gefühlter Reichtum – tatsächlicher Reichtum´ suggeriert, dass wenn sich die Besserverdienenden ihres Status´ als ebensolche bewusst wären, sie wahrscheinlich eine andere Meinung zum Thema Umverteilung hätten. Das mag ja stimmen, ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie nur 10% der Bevölkerung ausmachen. Insofern änderte das Bewusstsein um das reale eigene reich-sein oder weniger reich-sein nichts an dem deutlich mehrheitlichen Grundempfinden, dass an der Verteilung der Reichtums dringend etwas verändert werden müsste.

Dem beschriebenen Phänomen der falschen Selbsteinschätzung steht ein anderes Phänomen gegenüber. Immer wenn es um Steuererhöhungen oder Abschaffung von Privilegien für Besserverdienende geht, ist der Aufschrei groß, da alle Angst haben, es könnte sie treffen (obwohl sich doch gemäß des Artikels die Reichen gar nicht als reich empfinden). Dabei würde man tatsächlich 90% direkt oder indirekt entlasten, wenn man die 10% Reichen etwas mehr in die Pflicht nähme. – Andreas Schneider


Leserbrief zu „You say Goodbye, and I say Hello“  von Bernd Ulrich

Sie scheinen bis heute nicht begreifen zu wollen, dass sich Deutsche Bürger nicht damit zufrieden geben wenn man Ihnen mitteilt, dass ja nun weit weniger Menschen nach Deutschland strömen als dies noch 2015 der Fall war. Denn mit weniger löst man keine Probleme, es geht um einen Kurswechsel in der Zuwanderungspolitik, welche sich an Dimensionen und Rahmenbedingungen des Jahres 2016 orientiert. Ist Ihnen entgangen, dass die Afghanische Bevölkerung sich jedes Jahr um 1 Mio vergrößert. Ist Ihnen entgangen dass viele Länder in Afrika Geburtenraten von 5,5 Kindern pro Frau haben. Die Deutschen, inklusive der vielen Zuwanderer sehen es nicht als Ihre Aufgabe an, diese Menschen in Form einer nicht enden wollenden Willkommenskultur in den teuersten Sozialstaat der Welt einzuladen, da dieser daran scheitern kann.

Es geht darum, dass die Bürger das Vertrauen in die Bürgerlichen Parteien und die Zusagen & Handlungsfähig- & Handlungsbereitschaft der Bundesrepublik Deutschlands verloren haben. Eine Kanzlerin die Mehrfach öffentlich sagt dass man Grenzen nicht sichern kann, die FRONTEX Einsätze mit weniger als 100 Grenzschützern als Erfolg verkauft und die sich monatelang nur um das wohl von angeblichen Schutzsuchenden kümmert ist für viele Menschen ganz einfach nicht mehr die richtige Chefin. Um 500 Soldaten nach Afghanistan zu schicken benötigt es eines Beschlusses der Volksvertreter. Für die Zuwanderung von massiv ungebildeten und kulturell & religiös komplett fremden Menschen reicht nur die Entscheidung einer Frau und eines Staatsministers. Und bitte glauben Sie mir von was ich hier rede, denn Sie haben im Gegensatz zu mir garantiert keinen Afghanen in Ihrem Haus beherbergt. Sie sind vermutlich purer Flüchtlingstheoretiker der nur theoretisch von den konkreten Auswirkungen betroffen sein will und ist.

Ich kann zum Wohle Deutschland diesem Weg nicht mehr folgen und ich musste in der Pressestunde live miterleben wie sie die Signale der Wähler nicht verstehen. Sie sollten hier mehr auf Ihre Diskussionspartner und deren Wertungen hören. Mit allen Menschen, Studienkollegen und ausländischen Freunden mit denen ich rede ist es die Ablehnung der Flüchtlings- & damit Zukunftspolitik von Angela Merkel welcher man nicht mehr folgen kann.  Mittlerweile ist die AFD obwohl inhaltlich absolut nicht wählbar die einzige Alternative, da innerhalb der CDU/CSU keine Alternative mehr vorhanden. Es weiß doch mittlerweile jedes Kinde, dass die Zugewinne der AFD nicht ob ihres Personals & Inhaltes sondern aufgrund der Ablehnung der ehemaligen & künftigen Flüchtlingspolitik der CDU/CSU begründet liegt. Deutschland ist in Europa anscheinend das einzige Land, welches es nicht schafft Grenzen zu sichern und Zuwanderung zu begrenzen. Die USA schaffen es trotz Verfassung lediglich 15.000 Syrer aufzunehmen, die Briten; die Polen alle Länder schotten sich ab und da wundert man sich dass die Hauptlast auf Deutschland liegen bleibt und dass dies die Wähler nicht mehr wollen.

Der Weg möglichst wenig Flüchtlinge aufzunehmen ist, auch wenn Sie es nicht verstehen wollen, der beste Weg, denn ich hatte 2 Patenkinder. Ich habe Sie nicht aufgenommen, nicht integriert, nicht für 200.000 EUR großgezogen. Ich habe vor Ort diesen Menschen geholfen. Stellen Sie nicht die Zuwanderung nach Deutschland als die einzige Möglichkeit dar Menschen helfen zu können. Es ist die teuerste und die ineffizienteste, denn mit den Kosten die Deutschland letztes Jahr ausgab hätte man 20 !!!!! Millionen Menschen und nicht nur 1 Million durch Schlepper um die halbe Welt verschobenen Menschen geholfen werden können.   – Dipl. Kfm. J. Müller


Leserbrief zu „Ein Tag im Leben von…Nigar Yanik“ von Johannes Gernert

Da besteht der (typische?) achtstündige Arbeitstag einer gut ausgebildeten und vermutlich auch gut bezahlten Mitarbeiterin der BAMF-Außenstelle Dortmund, die Geflüchtete befragen soll, also aus zwei Befragungen von 90 bzw. 45 Minuten Dauer, zwei Stunden Vorbereitung darauf, dem Transport von Formularen zwischen den Stockwerken und einem Nachmittag, bestehend aus mehr oder weniger sinnfreien Kollegengesprächen? Und das trotz einer „Schlange von Asylbewerbern“ vor der Eingangshalle?

Was wollen Sie mit diesem Bericht eigentlich sagen? „Wir schaffen das“?

 Was würden wohl die zahlreichen Antragsteller dazu sagen, die schon seit vielen Monaten auf eine Entscheidung warten, aber Ihren Bericht mangels Sprachkenntnis nicht verstehen können? „Die schaffen das“?

 Was soll ich dem von mir betreuten Flüchtling sagen, der fünfzehn Monate auf die Anerkennung als Flüchtling gewartet hat, und dessen Schicksalsgenossen immer noch warten? „Wir schaffen das“? – Gerhard Haupt


Leserbrief zu „You say Goodbye, and I say Hello“  von Bernd Ulrich

„Vier Gründe, warum Angela Merkel nochmal als Kanzlerkandidatin antreten muss“? Bei der ZEIT weiß man aber schon, dass die deutsche Bevölkerung gerade einen beispiellosen Absturz im Ansehen und Vertrauen einer amtierenden Kanzlerin erlebt, oder? So wie Frau Merkel derzeit in der Zustimmung abstürzt und mit ihr die CDU bei Landtagswahlen, so hätte die ZEIT es analysieren müssen. Neben der auch noch nicht da gewesenen Zerrissenheit in der Union, die unser Land schwer behindert, zeigen sich mal wieder die großen Schwächen von Merkel: meist Entscheidungsunfähigkeit (z. B. zu Beginn der Griechenland-Krise), aber plötzlich Hauruck-Entscheidungen, die sich nicht gezielt umsetzen lassen (z. B. Energiewende oder ungesteuerte Aufnahme von Flüchtlingen). Ob Merkel wieder als Kandidatin antritt, muss man schon der CDU überlassen. Am Ende entscheiden dann die Wähler im September 2017. Liebe ZEIT-Redaktion: OB Merkel wieder antritt oder nicht und ob die Union weiterregiert oder nicht – beides wird trotz der dramatischen Sätze der ZEIT nicht zum Untergang unseres Landes führen. Es führt höchstens dazu, dass man am Wahlabend 2017 bei der ZEIT erkennen muss, jahrelang aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Halten Sie den Ball flach! – André Maßmann


Leserbrief zu „Er und wir“ von Peter Kümmel

Und die Fallhöhe des Franz Beckenbauer, dereinst denkmalgeschützte Lichtgestalt weit über nationale (Sport)Grenzen hinaus, könnte indes kaum größer, der Weg zum gemeinen Schattenmann kaum länger sein.

Woraufhin sich wohl nicht nur dem deutschen Fußball-Michel alleweil die Frage stellt, was die lebende Legende, den einmaligen Europa- und doppelten Weltmeister, dazu bewogen hat, ein unbezahlbares Renommee und Image wie das seine mit irdisch-schnöder Begehrlichkeit nach (noch) mehr monetären Mitteln aufs Spiel zu setzen.

So gilt denn auch für einen Kaiser, was für uns alle gilt: „Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen.“

(William Faulkner, amerik. Schriftsteller) – Matthias Bartsch  


Leserbrief zu „You say Goodbye, and I say Hello“  von Bernd Ulrich

um nur einen Grund zu nennen , warum Frau Merkel sofort gehen muß.  Die Eurokrise ist keine Haushalts- sondern eine Leistungsbilanzdefizitkrise.  Für das Jahr 2017 plant die Bundesregierung ein Importdefizitziel von 317 Milliarden Euro.  Importdefizitziele lassen sich nur dadurch erreichen, dass die Bürger ständig dazu aufgefordert werden ihre Gürtel enger zu schnallen.

Die Nettoreallöhne sind in den letzten 20 Jahren nicht mehr gestiegen. Was um so schlimmer ist, da die Einkommen der Spitzenverdiener erheblich gewachsen sind sind sie am unteren Ende sehr stark geschrumpft.  Durch Importdefizite entstehen zusätzliche Geldvermögen im Inland die sehr ungleich verteilt sind.  Die die den Gürtel enger geschnallt haben werden niemals einen Nutzen aus dem Importdefizit ziehen können.  Denn die derzeit gültigen Maastrichtkriterien lassen höhere Staatsschulden nicht zu.

Ein Verzicht auf Infrastrukturinvestionen, … senkt die Nettolohnzuwachsraten der Zukunft weiter.  Bleibt also nur die Spitzensteuersätze zu erhöhen. Also eine Vorsorge der Bundeskanzlerin hinsichtlich der demografischen Entwicklung zu treffen, damit die entstandenen Geldvermögen aus den Importdefiziten z.B. für höhere Rentenzahlungen an Armutsrentner genutzt werden können. Dazu gibt es keine Überlegungen noch Forderungen aus den Bundestag.  Stattdessen werden die Rentenerwartungen der Arbeitnehmer ständig weiter gekürzt.

Das ist ein politischer Riesenskandal.  Gruppenbezogene Menschenfeindlich und die Verachtung der Armen,  wie sie regelmäßig von Politikern und in den Medien geäußert werden  nützen denen ungemein, die vom Importverzicht durch enorme Geldvermögenzuwächse profitieren.  Nicht nur mit den Griechen die angeblich deutsches Steuergeld verprassen wird von den tatsächlichen Zusammenhängen abgelenkt.  Dazu gehört auch das Gerede vom Staat der das Geld zum Fenster rausschmeißt. Man kann nicht von jedem erwarten, dass er in der Schule so grundlegende Dinge wie den Wirtschaftskreislauf verstanden hat.  Alle Ausgaben des Staates werden wieder zu Einnahmen seiner Bürger.

Diese Einnahmen aufgrund von Staatsausgaben werden wieder zu Ausgaben usw.  Investionsverweigerung des Staates führt zu geringeren Einkommenszuwächsen. seiner Bürger.  Wenn Juncker ein Investitionsprogramm von 630 Milliarden Euro ankündigt, vergessen die Medien regelmäßig darüber zu berichten, das private Investitionen ein bißchen Quersubventioniert werden sollen. Das soll bei einer gleich bleibenden gesamtwirtschaftlichen Nachfrage dann die Unternehmen dazu bringen 630 Milliarden Euro zusätzlich zu investieren.

Das ist leeres Gerede.  Die Freihandelsabkommen TTIP und Ceta geben den Unternehmen mehr Macht. Die diese dafür ausnutzen sollen niedrigere Löhne zu zahlen. Das ist der Zusammenhang zu 85% der deutschen Ökonomen die behaupten Lohnsenkungen schaffen neue Arbeitsplätze.  Durch Lohnsenkungen entstehen keine neuen Arbeitsplätze, sondern es fallen Arbeitsplätze weg weil durch die Lohnsenkungen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage sinkt.  – Rolf Hantke 


Leserbrief zu „Es gibt nun mal Menschen, die Jutta heißen“ ein Gespräch mit Navid Kermani, geführt von Iris Radisch

Iris mag Jutta nicht.

Navid Kermanis Buch scheint nicht gelungen zusein. Kermani ist vielleicht doch eher ein herausragendender Journalist und Essayist als ein großer Romancier. Nur: Warum wird ein Verriss mit drei Fotos geschmückt? Warum wird einem – offenbar – mittelmässigen Roman eine ganze Zeitzeite eingeräumt? Das sieht nach Justinbieberisierung eines Intellektuellen aus, nach kostenloser Reklame für die Bundespräsidenten-Wahl („besser schlechte Publicity als keine“).

Verblüffender jedoch ist ris Radischs Hass auf die gebildeten Zeitlesergutmenschen, von denen Navid Kermanis Roman erzählt. Der Journalistin sind Provinzler, die eine idealistische Vergangenheit haben, sich aber nun um „Verkehrsampeln und verbessertes Schulessen“ bemühen, viel fremder als der deutsch-iranische Orientalist. Nur: Ist nicht die Unfähigkeit, sich mit dem wirklich Fremden, und nicht nur mit dem schicken Fremden, auseinanderzusetzen, echte Spiessigkeit und Provinzialität? – Philipp Henneke


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

Jens Jessens entschiedene Verteidigung des Multikulturalismus , den selbst die Bundeskanzlerin schon 2010 für „absolut gescheitert“ erklärte, ist weltfremd. Eine Nation, die nicht um ihre kulturelle Indentität ringt, gibt sich auf. Nicht nur in Frankreich und Großbritannien hat man das begriffen, dort wäre der Begriff der „Leitkultur“ kein ideologischer Kampfbegriff, gegen den der Autor wortgewaltig zu Felde zieht.

Seine Verharmlosung der Parallelgesellschaften als quais natürlicher Bestandteil einer Gesellschaft ist bemerkenswert. Dass die vormodernen , antisäkularen Gesellschafts- und Kulturvorstellungen weiter Teile des Islam mit der deutschen Verfassung kaum vereinbar sind und der (Voll-) Schleier dafür als Symbol gelten kann, will der Autor nicht wahrhaben. Schon die Integration der letzten 50 Jahre in Deutschland ist keine Erfolgsgeschichte, nur propagiert Jessen den Transkulturalismus. Es ist genau  dieser liberalistische Kulturrelativismus des everything goes, der immer mehr Menschen verärgert und abstößt  sie in die Arme der AfD treibt. Feuilletonredakteure leben in einem Elfenbeinturm, weit weg von der sozialen Wirklichkeit der Bevölkerung. – Stefan Kaisers


Leserbrief zu „Ob-la-di, Ob-la-da“ von Marc Brost et. al.

Der Artikel fördert eine erschreckende Erkenntnis zutage: Merkel steht „im Wahlkampf ohne plausible Koalitionsperspektive da“. Dennoch bin ich wie Bernd Ulrich der Meinung: Angela Merkel muss noch einmal als Kanzlerkandidatin antreten – und laut aktuellem Deutschlandtrend wünscht sich dies auch ein Großteil der Bevölkerung.

Um eine realistische Machtoption für Merkel zu erhalten, muss meiner Meinung nach die immer mal wieder unverbindlich ins Spiel gebrachte Loslösung der CDU von der CSU vollzogen und von Bürgern wie auch Medien lautstärker und vehementer eingefordert werden. Diese Trennung würde die Position von 45% der Deutschen stärken, die Merkel als Kanzlerin direkt wählen würden, hätten sie die Möglichkeit dazu.

Denn nur bei Aufgabe der Verbrüderung von CDU und CSU gäbe es eine realistische Chance auf einen Machterhalt Merkels in einem schwarz-grünen Bündnis, das sich laut aktuellem Deutschlandtrend die knappe Mehrheit aller Deutschen wünscht. Zudem würde die Auflösung des CDU-CSU-Bündnisses die Demokratie stärken.

Die häufig beklagte fehlende Opposition rechts der Mitte bekäme wieder eine demokratische Stimme, die bundesweit – und nicht nur in Bayern – nebst der AfD eine wählbare Alternative zu Merkels liberalglobaler Politik wäre. Ohne Angst vor faulen Kompromissen könnte der Wähler bei Aufstellung eines eigenen Spitzenkandidaten der CSU das wählen, was er bekommen möchte: eine liberale schwarz-grüne Merkel-Politik, eine konservativ-nationale Seehofer-Politik oder eine sozialdemokratische Gabriel-Politik. – Daniela Schmidt


Leserbrief zu  „Die unsichtbare Wand“ von Roman Pletter

als studierter Stadt- und Regionalplaner und Professor für Stadterneuerung an der Universität Kassel beobachte ich die Ungleichheit in Städten und die dahinter liegenden Zusammenhänge und Erklärungen seit Jahren. Insbesondere im Zusammenhang mit der seit einigen Jahren beobachtbaren Verteuerung von Wohnraum in Metropolen und Großstädten richtet sich auch zunehmend das Auge einer breiteren Öffentlichkeit auf Phänomene der Stadtentwicklung. Leider ist allerdings die Berichterstattung in den Medien darüber häufig von Unkenntnis, polemischer Zuspitzung und sehr verkürzten Erklärungen geprägt, was ich sehr bedauere. Als Wissenschaftler gelingt es nur schwer, für eine andere Berichterstattung zu werben oder selbst eine breitere Öffentlichkeit mit den Hintergründen zu erreichen.

 Umso mehr hat es mich gefreut, Ihren Artikel in der ZEIT zu lesen. Ich möchte Ihnen zu diesem Bericht gratulieren. Ich möchte Ihnen überdies mitteilen, dass ich noch nie eine derart gelungene Kombination aus Aufklärung über Hintergründe, klar verständlicher und aufgrund der gelungenen Porträtierung zweier politischer Akteure sogar ein Stück mitreißender journalistischer Aufbereitung gelesen habe. Es freut mich sehr, dass der nicht alltägliche Rahmen, den die ZEIT für solche Beiträge gibt – man braucht wie gesehen schon etwa eine Zeitungsseite für einen sinnvollen Bericht zu diesem Thema, eine Tagesaktualität ist vermutlich selten hinzubekommen und man muss erst einmal einen Journalisten haben, der die betreffenden Recherchen machen darf und dann gelungen aufbereiten kann -, hier zu einem derart wichtigen Artikel geführt hat. Insbesondere hat mich neben der kritischen Hinterfragung der Zusammenhänge der Flüchtlingsunterbringung, die ja einen wichtigen Anlass für den Artikel darstellen, vor allem die zwanglose und dennoch komplexe Darstellung gefreut, die die verteilten Rollen und immer wieder auch begrenzten Einflussmöglichkeiten von Politik, Verwaltung, Stadtplanung und Zivilgesellschaft sehr zutreffend mit einbezogen haben.

Auch die Bezugnahme auf das in den USA noch viel schärfer zu beobachtende Phänomen des exclusionary zoning und die Tücken des Baurechts sind sehr wichtig in diesem Zusammenhang. Ihnen ist es auch gelungen deutlich zu machen, dass das Baurecht keineswegs ein Drangsalierungsinstrument einer böswilligen Verwaltung darstellt, sondern vielfältigen Einflüssen bei seiner Setzung unterworfen und Instrumentalisierungen durch gesellschaftliche Gruppen zugänglich ist.

Stadtplanerinnen und Stadtplaner versuchen heutzutage u.a. wegen der dargestellten Zusammenhänge, sich für eine soziale Mischung in Stadtteilen einzusetzen, auch wenn das keine Patentlösung für sozialräumliche Probleme darstellt und man ja wenigstens kleinräumig gerne unter seinesgleichen wohnt. Dass ein solches Unterfangen nicht einfach ist, wird aus Ihrem Artikel ebenfalls sehr gut deutlich, doch dass man dabei nicht nachlassen sollte ebenso. – Prof. Dr.-Ing. Uwe Altrock


Leserbrief zu „Ganz unten“ von Marcus Rohwetter

In dem Artikel heißt es unter anderem:

…rollt der Zug über die Kennedybrücke, die die Binnen- von der Außenalster trennt,…

Meines Wissen verlaufen die Gleise nördlich der Lombardsbrücke, wenn sie nicht sogar zu dieser gehören. Die Kennedybrücke verläuft parallel mit Fahrbahn und Fußweg für den Individualverkehr. – Matthias Tschernitsch


Leserbrief zu „Populismus ist kein Schimpfwort“ ein Gespräch mit Frauke Petry

Mit Vergnügen und Interesse lese ich jede Woche Ihr Ressort Glauben & Zweifeln. In Nr. 40 haben Sie zwei besonders lesenswerte Interviews veröffentlicht. Allerdings musste ich bei Frauke Petrys Antworten stutzen: sie erklärte das Wort Populismus anhand einer etwas holprigen Etymologie. Dabei wies sie auf den Ursprung populos hin. Die scheinbar griechische Endung an einem lateinischen Wortstamm ließ mich recherchieren: tatsächlich heißt es populus, allerdings erscheint die von Frau Petry genannte Form als Akkusativ Plural – ob sie den gemeint hat, wage ich allerdings zu bezweifeln. Im Sinne der Fairness nehme ich an, dass der kleine Unterschied durch einen Tippfehler zustande gekommen ist. Andernfalls könnte man Frau Petry unterstellen, dass sie durch eine Art Scheingräzismus größere Legitimität erlangen wollte. Oder etwa, dass sie eigentlich an den demos dachte. Irritierenderweise scheint populus im Lateinischen auch Pappel zu bedeuten. Möglicherweise ein Hinweis auf Bäume, an die das durch Populismus beeinflußte Volk seltsame Früchte hängen wird? Hoffentlich bleibt es bei einem Tippfehler. – Lukas Gallach


Leserbrief zu „Reich sind immer die Anderen“ von Kolja Rudzio

Wer in Deutschland als Single  mehr als 2.600 € netto im Monat verdient, der gehört zur oberen Mittelschicht und ab 3.100€ netto gehört er zu den 10% der Reichsten, lese ich in der ZEIT. Also stimmt es.

Aber stimmt es auch dann noch, wenn man diesen Single mit seinen Altersgenossen vergleicht?

Jedes Einkommen verändert sich doch mit den Lebensjahren. Mit 16 oder 19, oft bis 25 hat man als Auszubildender oder Student ein Einkommen unter der Armutsgrenze. Danach  im Alter von 30 bis 60 im mittleren oder oberen Bereich (Mit Ausnahme der Erziehungspause und der Arbeitslosigkeit). Mit der Rente dann reduziert es sich dramatisch. Daher weiß der sehr gut verdienende 60jährige Single mit netto über 3.100€ schon jetzt, dass er nicht mehr lange zu den Reichsten in Deutschland gehören wird.

Aus diesem Grund sind vergleichende Aussagen aus einer Statistik, die nicht nach Altersgruppen differenziert, problematisch.(Fast)Jeder gehört im Laufe seines Lebens zu den Armen der Statistik. Sogar der künftige Millionenerbe.

Das Gleiche gilt für den Wohlstand. Wer ein Vermögen von mehr als 468.000€ hat, der gehört zu den Reichen in Deutschland, lese ich und fühle mich reich. Aber auch das stimmt vielleicht nicht mehr, wenn man nach dem Alter differenziert. Jeder Student, jeder Lehrling fängt mit einem Vermögen von Null Euro an und nicht wenige enden kurz vor der Rente mit einem abgezahlten Einfamilienhaus und einem kleinen Erbe von den Eltern.

Darum meine Bitte: Gebt mir eine Statistik zu Einkommen und Vermögen, die nach Altersgruppen differenziert. Und dann, erst dann lasst uns darüber reden, ab welchem Einkommen und Vermögen in Deutschland der Reichtum beginnt. – Anke Winter


Leserbrief zu „Reich sind immer die Anderen“ von Kolja Rudzio

Laut einer Studie der deutschen Bundesbank gehört man ab einem Vermögen von 486.000 Euro, Haus, Auto und Lebensversicherung mit eingerechnet, zu den obersten 10% der Bevölkerung und ist damit per Definition reich. Das würde dann erklären warum die Menschen gegen Ihr eigenes Interesse „Reichensteuern“ ablehnen, und damit den wirklich Reichen in die Hände spielen.

Denn die obersten 10% besitzen über (zumindest) 10 Billionen Euro, wenn man die „reichsten“ 10% der Bevölkerung mit 486.000 multipliziert kommt man auf nur 3.9 Billionen Euro. Wo sind also die restlichen 6 Billionen ?

Erraten, bei den wirklich Reichen. Ein ganz normaler Superreicher mit einer Milliarde Vermögen, im Vergleich zu Kalibern wie Hr. Ortega von Inditex ein Armutschkerl, besitzt soviel wie 2058 durchschnittlich Reiche. Und die jetzt aber wirklich Reichen, Hr. Ortega zum Beispiel, könnte mit seinem Vermögen eine ganze Stadt Reicher gründen, 138.000 Durchschnittsreiche bräuchte es um auf sein Vermögen zu kommen. Und das sind die offiziellen Zahlen, sollte es bei wirklich Vermögenden die Tendenz geben, Einkommen und Besitz zu verschleiern, eventuell mittels Steueroasen, dann würden die echten Zahlen nochmals ganz anders aussehen. Wenn wir also von Reichtum sprechen sollten wir nicht den Häuslbesitzer von nebenan meinen sondern die wirklich Vermögenden. Nicht die 10% der Bevölkerung die sich etwas besser durchs Leben schlagen als die Normalverdiener. Sondern das oberste Prozent, wenn nicht das oberste Zehntel Prozent, dort liegen die großen Vermögen und dort ist auch die Erwerbsarbeit selten die Haupteinkommensquelle.

Wenn wir alle Vermögenszuwächse so besteuern wie die durch Erwerbsarbeit erzielten, wenn die Sozialabgaben nicht nur durch Arbeit bestritten werden, dann könnte man die Steuersätze & Sozialabgaben auf Arbeit halbieren. Und wenn dann sogar echte Vermögenssteuern wie eine höhere Grundsteuer oder Erbschaftssteuer eingeführt würden, bei Freigrenzen von 500.000 Euro die alle statistisch Reichen der Bundesbank ausnehmen würden, dann, ja, dann würde sich Arbeit wirklich wieder lohnen. Es wäre keine Neidgesellschaft, die Reichsten müssten nur denselben Prozentsatz von ihren Einkommen abführen wie der arbeitende Rest der Bevölkerung. Und es wäre eine zukunftssichere Gesellschaft, Pensionen, Sozialsysteme und Bildung wären finanziert und gesichert. Warum um alles in Welt machen wir das also nicht ?? – Chris Veber


Leserbrief zu „Weltmeister im Entkommen“ von Stefan Willeke

Sie sagen: „Das Denkmal Franz steht da, und es bleibt da stehen.“ Ich höre aus dem Satz ein Bedauern heraus, und Sie reihen sich so mit Ihrem Kollegen Peter Kümmel (das großformatige Bild auf Seite 20 ist ja entlarvend genug) in den Chor der Medien ein, die jetzt in einer Art Scherbengericht ihre Chance wittern, den Kaiser vom Thron zu stoßen.

Wie kommt es eigentlich, dass sich gerade in der Demokratie ein so guter Nährboden findet für Häme, Neid und Missgunst? Wieso empfinden bei uns so viele Mitbürger klammheimliche Freude, wenn eine Lichtgestalt früher oder später vom Sockel gezerrt wird? Können wir Normalbürger auf Dauer nicht ertragen, dass andere sich aufgrund ihrer Fähigkeiten Ruhm und Dank verdienen?

Die Geschichte kennt hierzu abstoßende Beispiele schon aus dem alten Athen, der Mutter der Demokratie. Als der mächtige Perserkönig Darius die Unterwerfung der Stadt forderte, rettete der Feldherr Miltiades ihr mit dem Sieg von Marathon (490 v. Chr.) die Freiheit. Kurz danach – nach einem militärischen Misserfolg – wurde er in Athen „unter dem Vorwand, das Volk ‚getäuscht‘ zu haben, zu einer enormen Geldbuße verurteilt“

(Bengtson), die sein Sohn beibringen musste, nachdem der Sieger von Marathon krank im Gefängnis gestorben war. Und als die Perser zehn Jahre nach Marathon ganz Griechenland aus Rache erobern wollten, war es der Weitsicht und Genialität des Atheners Themistokles geschuldet, dass in der Seeschlacht von Salamis die Freiheit der Hellenen erneut erfolgreich verteidigt wurde. Der Held wurde wenig später verbannt, in Abwesenheit wegen Landesverrats zum Tode verurteilt und starb schließlich im persischen Asyl. So viel zur Dankbarkeit in der attischen Demokratie.

Bei uns ist man sich einig, dass das „Sommermärchen 2006“ im Wesentlichen das Verdienst von Franz Beckenbauer ist. Die Fußball-WM im Jahr 2006 hat Deutschland gutgetan – im Ausland wie im Inland. Die Welt erlebte mit Staunen ein unverkrampftes, sympathisches Deutschland, das sich und die Nationalfarben offen und selbstbewusst präsentierte. Der Macher wurde gefeiert und bewundert. Das soll jetzt nicht mehr sein?

Es mag ja zutreffen, dass die Fußball-WM 2006 nur nach Deutschland kam, weil Bestechungsgelder geflossen sind. Aber das geschah offensichtlich auch danach und davor. Durfte Beckenbauer da nicht „mitspielen“? Sollte er stattdessen mit moralischem Rigorismus versuchen, die UEFA in die Knie zu zwingen? Wie weltfremd!

Neuerdings kreidet man ihm an, er habe die Öffentlichkeit getäuscht, weil er vom DFB 5,5 Millionen Euro Werbeeinnahmen einbehalten hat, ohne sie als sein Honorar zu deklarieren. Wenn ich seinen rastlosen und nachhaltigen Einsatz für sein Land mit dem vergleiche, wofür Nationalspieler ihr Geld bekommen, dann gönne ich diesen Betrag Beckenbauer von ganzem Herzen. Er hat ihn verdient.

Kein Mensch ist vollkommen. Auch eine Lichtgestalt wie Beckenbauer nicht. Aber eine gesunde Demokratie braucht Lichtgestalten. Sie sollten gepflegt, nicht demontiert werden. –  Heinz Dieter Mück


Leserbrief zu „Es gibt nun mal Menschen, die Jutta heißen“ ein Gespräch mit Navid Kermani, geführt von Iris Radisch

Wenn Navid Kermani in Ihrem Interview von „einer scheißdeutschen Provinz“ spricht, disqualifiziert ihn das als Bundespräsidentschaftskandidat und alle, die ihn dafür halten. – Christopher Hagen


Leserbrief zu „Er und wir“ von Peter Kümmel

FEin Kommentar auf dem Titelblatt und dann noch eine ganze Seite der kostbaren ZEIT werden nur ganz bedeutenden Personen zuteil. Ich habe mich zunächst gefragt, was das Nacktfoto zu bedeuten habe; dann fiel mir das Märchen: ”Des Kaisers (Königs) neue Kleider” ein. Als glühender Bewunderer des Fußballers Beckenbauer habe ich ihn als öffentliche Figur stets für die Karikatur seiner selbst gehalten. Von wegen Idol! Spätestens als Olli Dietrich den wahren Franz so grandios verkörpert hat, hätten seinen Bewunderern die Augen aufgehen müssen. Olli gib die 5,5 Millionen raus! – Sven Herfurth


Leserbrief zu „TTIPleite“ von Josef Joffe

Bei CETA geht es genausowenig wie bei TTIP um Freihandel; der findet längst statt. Die Zölle sind minimal; technische Standards ließen sich weiter ohne die jetzt geplanten Handelsabkommen angleichen. Nein, bei CETA und TTIP (und verhandelt wird auch schon TISA) geht es eindeutig darum, dass Großkonzerne auf beiden Seiten des Atlantiks von Grundprinzipien eines aufgeklärten Rechtsstaats entbunden werden sprich sie schaffen sich mit Hilfe hochdotierter Anwälte ihre eigene Gerichtsbarkeit. Sämtliche Regeln um die jahrhundertelang in Europa gerungen wurden – Gleichheit vor dem Gesetz, Öffentlichkeit der Verfahren, Verbot von Sondergerichten – sollen hier im Namen einer fragwürdigen Wachstumserwartung geschliffen werden. Und das einzige Argument von Herrn Joffe für die Schiedsgerichte entbehrt wirklich völlig jeglicher Logik ! („Schiedsgerichte? Die Deutschen haben sie erfunden und 130 abgeschlossen“.) Aus dieser Sicht könnte man genausogut sagen: Autos ? Die Deutschen haben sie erfunden und bauen seitdem Millionen von Dreckschleudern – was kümmert uns die Umwelt. Und der größte Skandal bei diesen Abkommen ist, dass sie „vorläufig“ in Kraft treten sollen, obwohl zahlreiche Parlamente der EU-Länder noch gar nicht zugestimmt haben. Es bleibt nur noch die Hoffnung, dass das Bundesverfassungsgericht dem einen Riegel vorschiebt – entsprechende Klagen laufen bekanntlich; eine Entscheidung soll noch im Oktober 2016 erfolgen. – Thomas Geiger


Leserbrief zu „TTIPleite“ von Josef Joffe

Wie kann ein kluger Mensch wie Herr Joffe nur so oberflächlich und pauschal über ein Wievieltausenseitenwerk urteilen?

Daß es z.B. 130 Schiedsgerichte bereits gibt, heißt das es kann so weitergehen?

Den KritikerInnen geht es um Details zu Tausenden, die ein solches Projekt schließlich ausmachen. Ist das so unverständlich, so unklug?

„Märchenhaftes Wachstum“ haben die zwei Globalisierungen gebracht und es ist kein Märchen, wenn die Ungerechtigkeiten von Umverteilung unverholen an Fahrt gewinnen. Daraus müssen wir lernen.

Als „Einwärtskrümmung“ – raffinierter Ausdruck – könnte man auch innehalten und Nachdenken bezeichnen. Fehler korrigieren oder vermeiden soweit überschaubar, das ist die Devise der KritikerInnen Herr Joffe, Ihre Terminologie impliziert, man wolle das Kind mit dem Bade ausschütten. Innehalten, offenlegen, die Verantwortung mitnehmen, nicht nur den Geldbeutel.

Übrigens, Schrauben und Anschlüsse angleichen geht evtl. auch ohne TITPP –  Charlotte Bossinger


Leserbrief zu „Es gibt nun mal Menschen, die Jutta heißen“ ein Gespräch mit Navid Kermani, geführt von Iris Radisch

Herrlich – das Interview mit Navid Kermani; habe ich mit Genuss gelesen.  Frau Radisch hat ihm fragetechnisch ordentlich zugesetzt, um ihn aus der Reserve zu locken. Aber – Kermani hat gut gekontert. Nur macht er aus meiner Sicht einen gedanklichen Fehler. Wenn er betont, die deutsche Normalität literarisch abbzubilden, die offensichtlich international so geschätzt wird, dann muss ich sein neuestes Werk nicht lesen. Dann reicht es völlig aus, wenn ich morgens beim Bäcker meine Landsemmeln kaufe, mich mit Freunden treffe, öffentliche Termine wahrnehme etc. Hierbei tauche ich in vollem Umfang in die deutsche Normalität ein. Frau Radisch hat völlig recht mit ihrer Feststellung „wie mache ich aus uninteressanten Verhältnissen interessante Literatur“? Nun denn – vielleicht intentiert  Karmani  den hehren literarischen  Anspruch an seine Leserschaft „Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr“. – Hagen Treutmann


Leserbrief zu „Kampf um echte Männer“ von Kerstin Kohlenberg

Ihr Artikel ist haarsträubend frauenfeindlich. Sie beklagen, die Verlier nach 9/11 seine Männer gewesen, die ihre Arbeitsplätze verloren hätten. Das ist bedauerlich, liegt aber vermutlich an der noch viel bedauerlicheren Tatsache, dass die (Finanz-)welt mit ihren Führungsetagen seit Jahrtausenden fest in Männerhand ist. Eine Lösung könnte die Quote sein, damit ließe sich diese Jobverlustungerechtigkeit doch umgehend ausgleichen.

Dann beklagen Sie, dass es überwiegend Männer träfe,  den abgebauten Jobs immer weiter nachreisen zu müssen. Die Frauen etwa nicht? Womöglich weil sie das gar nicht können, weil bei ihnen die Doppellast von Familienunterhalt sichern plus Kinderbetreuung liegt? Weil sie sich uneitel auch mit niedrigeren schlechtbezahlten  Beschäftigungen abgeben, wenn es dem Wohl der Familie dient?

Sie haben schon in hochwertigen Medien erfahren,  dass Bezahlung und Aufstiegschancen auch im Westen eine extreme Geschlechterdiskriminierung ablichten, die nicht auf Kosten der männlichen Arbeitnehmer geht?

Leider finden sich in Ihren Ausgaben regelmäßig Skizzen mit Gegenüberstellungen der ach so privilegierten Akademikerin und dem armen kleinen Arbeiter.

Des Weiteren messen Sie weiterhin in der gleichen sexistischer Weise beide Präsidentschaftskandidaten –ganz mainstreammäßig und  traditionsbewusst- mit zweierlei Maß. Der Millionär, mit dem goldenen Löffel geboren, mehrere Unternehmen erfolglos gegen die Wand gefahren wird von Ihnen nicht halb so sehr als Establishment dargestellt wie die weibliche Kandidatin, deren kleinste Fehler riesengroß aufgeblasen werde. Er kann sich alles erlauben, Rassismus, Sexismus, Verfassungsfeindlichkeit, Volksverhetzung, öffentliche Aufrufe zu Gewalt gegen Andersdenkende (!),  sie keinen Bruchteil davon.

Ihre Doppelmoral und Verdrehung der Fakten ist zynisch und unglaublich. Ich frage mich, was sich die Entscheidungsträger Ihrer Redaktion dabei denken und welche Klientel so ein Umgang ansprechen soll. – Silke Prangemeier


Leserbrief zu „Wer hat das Geld“ und „Reich sind immer die anderen“ von Kolja Rudzio

Mit großem Interesse habe ich auch diesen Artikel von Ihnen studiert. Ihre Beiträge sind immer sehr gut.

Eine Frage dazu: wie genau wird das „Netto“-Einkommen ermittelt. Ich lese:

„Brutto“ minus Steuern und Sozialabgaben.

Wie ist es mit der Krankenversicherung, deren Beitragshöhe ja bis zu einem gewissen Grad selbst gesteuert werden kann? Werden diese Kosten bei der Ermittlung des Netto-Einkommens berücksichtgt? Oder nur Steuern/Soli und Rentenversicherung/Arbeitslosenversicherung, also Pflichtabgaben bei Angestellten.

Eine Unfallversicherung ist keine Pflicht.

Selbständige müssen ja keine Sozialabgaben zahlen. In irgendeiner Weise werden sie aber auch Altersvorsorge betreiben. Eine Krankenversicherung jedoch ist seit einigen Jahren Pflicht für alle. Früher war das nicht so.

Würden Sie bitte noch Näheres zu dem Begriff „NETTO-Einkommen“ berichten? Dann könnten Ihre Leser in Ruhe nachrechnen, ob sie nun reich sind oder nicht. Viele überweisen ihre Krankenkassenbeiträge selbst, müßten diese Kosten also vom Gehalt, welches auf dem Konto erscheint, noch abziehen. – Barbara Merckel


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

Obwohl man jedes Argument und jeden Gedanken als richtig erachten kann, ist der Artikel zur Gänze dann gänzlich falsch. Die Gesamtheit des Gesagten verlangt nach einer Ergänzung zum Ungesagten. Dies dann auch mit bedacht, verfehlt der Artikel das Thema. Mitnichten kann man der Sache rational und rein sachlich beikommen. Denn es geht um Befindlichkeiten. Befindlichkeit richtet sich aber nicht gegen jemanden oder stützt die Ansichten anderer, sondern ist bestenfalls eine Selbstverortung in der Gemeinschaft. Und selbstverständlich gibt es in jeder  Gemeinschaft eine Leitkultur, die eben immer die Dominanz des Üblichen ist, und immer natürlich auch im steten Wandel.

Die Frage ist, wie schnell? Wandel oder Umbruch? Verständig und rational mag man dies beschreiben, messen, bewerten, relativieren – allein steuern lässt sich Befindlichkeit nicht. Die „ausdifferenzierte“ Gesellschaft darf man gern auch als Überindividualisierte Gesellschaft ohne Gemeinsinn begreifen, es sei denn, es gäbe einen solchen, der sich nicht in Normvorgaben, Regeln, Gesetzen und idealisiertem Ethos erschöpft.

Befindlichkeit ist etwas gänzlich anderes, als es „erlaubt“ oder „verboten“, als es Norm und Abweichung auszudrücken vermögen.  Man möge sich zwei Badestrände vorstellen, mit und ohne Badebekleidung. In beiden wird Abweichung und Normbruch milde toleriert. Eben jeder nach seiner Fasson. Aber wenn eine sichtbare Dominanz und Zuordnung nicht mehr erkennbar wäre, dürfte die Stimmung kippen.

Dann wäre nicht mehr Toleranz gefragt,  es würde das eigene Refugium vermisst werden, beider Erstnutzergruppen würden sich regelrecht vertrieben fühlen. Aus der eigenen Wahl (samt Toleranz)  wäre eine erzwungene Duldung ohne Rückzugsmöglichkeit geworden.
Befindlichkeit ist Zugehörigkeit. Die  Bereitschaft, sich dem Nichteigenen und Fremden interessiert und respektvoll zu öffnen, setzt allerdings voraus, sich notfalls in den Schutz des Eigenen zurückziehen zu können.

Diese Bereitschaft sollte nicht mit einem Verzicht gleichgesetzt werden. Die von Herrn Jessen beschriebenen „Importe“ sind geradezu Beispiele dafür. Übernahme als Anverwandlung in einem generationenübergreifenden Zeitraum. Fehlte dieser Zeitrahmen, war das immer mit Widerstand und gewaltsamer Gegenwehr verbunden.  Befindlichkeit ist eben eine schwer beschreibbare Einheit von Recht, Gewissen, Identität und gemeinschaftlicher Übereinkunft. Wer glaubt, dies ganz rational sortieren und gewichten zu können, trennt eben nur und eint nicht. Und versteht auch nicht. – Franz Wanner


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

Da hat einer  Einer  seitenlang Angst vor AFD-Leitkultur und findet bei allem, selbst beim größten Unfug,  nur eines: Angst und Bedrohung. Was ihn aber nicht davon abhält, selbstgefällig seine eigene „Leitkultur“  zu formulieren und als einzige vorstellbar, a la Merkel  alternativlos, zu finden. Hierzu führt er eine Reihe bedeutender Kronzeugen auf: Intellektuelle, Schwule, emanzipierte Frauen, Sozialdemokraten,  Grüne, Linke, Porzelanbürger und Vornehmtuer, Schweinshaxenverabscheuer ect.ect…wir alle sind es…

Die Bibel hat den Pharisäer nicht erfunden, nur beschrieben. Zu allen Zeiten hat er im Menschen gesteckt und kann bei Bedarf natürlich hervor geholt werden. Aber warum so primitiv? – Herbert Blöchl


Leserbrief zu „You say Goodbye, and I say Hello“  von Bernd Ulrich

Ihren Artikel You Say Goodbye, and I Say Hello finde ich in der Analyse brillant und in den Schlüssen bezwingend. Viel Dank für Ihre Arbeit. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „TTIPleite“ von Josef Joffe

Mag ja sein dass Sie Recht haben mit Ihrem “ Zeitgeist” Artikel, aber können Sie erklären, warum das alles hinter verschlossenen Türen, sogar ohne die Parlamente, beraten und beschlossen wird?

Ich soll etwas toll finden was mir völlig unbekannt ist, und dessen Folgen ich nicht im geringsten verstehen kann? Wäre es nicht mal an der Zeit, dass “Die Zeit” darüber einen aufklärenden Artikel bringt?

Auch unser toller Wirtschaftsminister ist einmal dafür, andermal dagegen, zu beidem hat er keine vernünftige Erklärung.

Politiker brauchen sich nicht wundern, dass Ihnen Ihre Anhänger zu Parteien abwandern, die etwas einfach erklären, wenn vielleicht auch zu einfach oder falsch, aber trotzdem der Meinung sind, dass das besser ist als gar nichts. – Manfred Schroth


Leserbrief zu „9.27 Uhr: Erster Fall. Sie guckt neutral“ von Johannes Gernert

Erlauben Sie mir, mich Ihnen kurz vorzustellen, damit Sie wissen, woher die Kritik kommt. Jahrgang 1934, Zeitleser, seitdem ich sie bezahlen kann (1962), habilitiert für Innere Medizin, Kliniksleiter (pens), 20 Jahre Chefredakteur einer kleinen, von der Bundesärztekammer getragenen Zeitschrift. Da sie sich an Ärzte richtet, auf knappe, klare Information ausgelegt, keine Unterhaltung wie „Die Bunte“.

Das, worüber Sie berichten, ist hochinteressant. Es ist  ja eine gewaltige Verantwortung, die diese Entscheider zu tragen haben. Interessiert mich unter diesem Aspekt, dass die Frau Yaniks einen taubengrauen Schreibtisch hat und mit einer Thermoskanne in den Dienst geht?  Ich wüsste gerne, aus welchem Milieu / Elternhaus die Frau kommt. Was sie in der Vorbereitungszeit gelernt hat, erfährt man nicht, immerhin von wem.. Dass Kay eine schwarze Brille und ein ärmelloses Hemd trägt, ist für mich eine ungemein wertvolle Information. Wie schade, dass ich nichts über seine Frisur erfahre! Wie interessant ist da doch die Information, dass sie ein Gouda-Brot ist. Weshalb keine Salami?

Haben Sie in Ihrer Ausbildung gelernt, alle diese unnötigen Details als „human touch“ in Ihre Artikel zu bringen? Findet Ihr Chefredakteur das gut? Oder bin ich durch meinen ehemaligen Beruf verdorben?

Obwohl ich als Pensionär viel Zeit habe, möchte ich beim Zeitungslesen informiert und nicht mit unwichtigen Dingen unterhalten werden. – Prof. Dr. D.Höffler


 Leserbrief zu „Sein letzter großer Auftritt“ von Wolfgang Lechner

Aus einer Berliner Hoteliers –Bäcker-und Köchesippe stammend bin ich nur ein bescheidener Hobbykoch,trotzdem hat es mich sehr berührt,dass zu Ehren des verstorbenen Wolfram Siebeck die Starköche der Republik bei seiner Witwe auf Burg Mahlberg seiner Lieblingsrezepte nachgekocht haben.In Zeiten der Fastfood und der Geschmacksverstärker war er so etwas wie der Reich-Ranicki der Kochkunst – Dieter Manegold


Leserbrief zu verschiedenen Artikeln

Habe die Zeit  aus dem Altpapier gerettet. Ein Lesespaß, der sich gelohnt hat.

Aber der Reihe nach:

Gleich auf Seite 2/3 zwei Songs von meiner Lieblingsband, den Beatles. Ob-la-di, Ob-la-da und Hello Goodbye. Die sind zwar beide vom doofen McCartney, aber egal. Ein guter Start.

Seite 12: Ein Ehepaar aus Franken, das sich per Post um Strafgefangene kümmert. Eine sinnvolle Tätigkeit für alle Makler. Wurde auch Zeit !

Fußball (S.20) Vielen Dank, daß der restliche Sport unerwähnt bleibt. Ist eh scheißlangweilig. Das ikonenhafte Bild von Franz, Pele et.al. anno dunnemals nackig in der Cosmosdusche, ist zwar bekannt, wird aber immer wieder gerne angeschaut.

Aber schlechte Nachrichten für alle Anwälte, deren Arbeit bald von Algorithmen erledigt werden wird. Ein schöner Schock für meine Nachbarin; die ist Anwältin. Muß ihr gleich den Artikel zeigen. (S.72)

Dann dann das Zeit Magazin. Stefanie Moshammer. Die junge, gutaussehende Österreicherin bekommt in Las Vegas Besuch von einem Psychopathen, nachdem sie eine Nacht im Knast verbracht hat (wuuhaaaa ! Gängsta Bitch ! ).

Zum Glück passiert ihr nichts und zur Belohnung werden ihre Schnappschüsse abgedruckt; von ihrem doofen Freund trennt sie sich auch, aber erst  als sie wieder in der Heimat ist. Wenn das nicht der Durchbruch ist !

Dazu das unlösbare „um die Ecke gedacht“. Das schwierigste Rätsel der Welt. Ach nee, ist ja die Zeit.

Irgendwo zwischendrin das Impressum: Chefredakteur Giovanni di Lorenzo ? Ist das nicht der Typ aus dem Fernsehen ?

Textchefin: Anna von Münchhausen ? Weder verwandt noch verschwägert mit…..sie wissen schon…..oder ein Pseudonym

S. 71 Selbstverzwergung ! Was ein schönes Wort. Zehnmal besser als „Widerfahrnis“ vom ollen Kirchhoff. Hoffentlich gewinnt der keinen Literaturpreis mehr und setzt sich endlich zur Ruhe, der alte Langweiler.

Ich fasse zusammen: Die Zeit, ein Lesespaß mit Genuß. Immer wieder gerne, aus dem Papiercontainer. – Alexander Schilz


Leserbrief zu “ Die Lüge vom kostenlosen Tierwohl “ von Petra Pinzler

Der Artikel vom 22.September beschreibt die Problematik sehr sachlich. Allerdings sind hier einige Tatbestände zu sehr „ political correct“ und zaghaft ausgedrückt und formuliert.  Der Deutsche Tierschutzbund ist nicht nur aus der „ Initiative Tierwohl“ ausgestiegen, weil die Zahlungsmoral  der Einzahler schlecht ist, sondern in erster Linie deshalb, weil keine Perspektive  für wirkliche Verbesserungen sichtbar wurde. Auch nach langwierigen Verhandlungen wollte man nicht über die gesetzlich vorgegebenen Mindestanforderungen gehen und diese Mindestanforderungen auch noch honoriert bekommen. Man muss sich das ungefähr so vorstellen, als ob jeder Verkehrsteilnehmer bei Einhaltung der Straßenverkehrsordnung am Ende des Jahres Bonuszahlungen erhalten würde. Eine absurde Einstellung! Damit wurde eine neue Möglichkeit der Subventionierung von Tierhaltung durch die Hintertür initiiert. Und schlimmer noch , der Verbraucher, der in gutem Glauben für „mehr Tierwohl“ auch mehr Geld an der Ladentheke bereit ist zu zahlen, wird hinter das Licht geführt.

Spätestens nach der Veröffentlichung in der Fernsehsendung „Panorama“ von tierschutzrelevanten Zuständen in Betrieben  führender Funktionäre der Bauernverbände, muss einem klar werden, dass mit freiwilligen Vereinbarungen in der Lebensmittelerzeugung nichts erreicht werden kann. Wir benötigen eine eindeutige staatliche Kennzeichnung, nicht nur über die Herkunft der Tiere , sondern auch über deren Lebensumstände. Diese staatliche Kennzeichnung muss bindend und  für jeden Verbraucher klar ersichtlich sein. Eine Zuwiderhandlung oder Unterlaufen der Vorgaben ist  als betrügerische Straftat zu werten  und  zu sanktionieren.

Wir müssen endlich zurück zu einer Einstellung, die in den letzten Jahren verloren gegangen ist, wir müssen zurück zur Anständigkeit! Diese Anständigkeit muss die Gesellschaft, wenn nötig, auch per Gesetz einfordern und wir müssen den Tieren endlich die Würde zurück geben und sie in ihren ohnehin kurzen Leben so halten , dass sie frei von Leiden und Schäden sind. Das ist kein Luxus, und geht auch nicht mit „good will“, das ist eine gesetzliche Verpflichtung, die es einzuhalten gilt. – Dr.med. vet. Claudia Preuß-Ueberschär


Leserbrief zu „Schafft die Vorträge ab!“ von Daniel Hornuff

Das hat gesessen. Ihr Autor beschreibt die Welt der Professoren in unseren Hochschulen. Mein Sohn ist daran fast verzweifelt. Das hätte auch mein Sohn schreiben können. Keiner wagt sich das zu ändern.  Die Arroganz dieser Herren, es sind fast nur Herren, kennen keine Grenzen. Mein Sohn hat die Sachen gepackt und ist nach Holland abgehauen. Ihr Autor sollte sich die Universität in Maastrich mal anschauen. –  Gunter Knauer


Leserbrief zu „You say Goodbye, and I say Hello“  von Bernd Ulrich

Herr Ulrich wird jetzt wohl ganz direkt (indirekt ja sowieso) vom Kanzleramt bezahlt. Er konnte nicht einmal akzeptieren, dass H. Weimer mit all seinen Aussagen den Nagel auf den Kopf getroffen hat, insbesondere dass 82% der Bevölkerung GEGEN Merkels Flüchtlingspolitik ist. Seine ständigen Unterbrechungen dann, wenn er etwas nicht hören will, nerven und behinderten in erster Linie H. Weimer, der gegen den Rest der als Gutmenschen verkleideten, von Merkel wahrscheinlich auch bezahlten, Riege antreten musste. Die Zeit sollte sich schämen, solch einen Vertreter ins Fernsehen zu schicken.  – Dieter Schäfer


Leserbrief zu „Es gibt nun mal Menschen, die Jutta heißen“ ein Gespräch mit Navid Kermani, geführt von Iris Radisch

Nach der Lektüre Ihres Interviews mit Navid Kermani (NK) über seinen neuen Roman „Sozusagen Paris“, den ich noch nicht gelesen habe – und wohl auch nicht lesen werde – , bin ich – in mancherlei Hinsicht und im wahrsten Sinn des Wortes – enttäuscht.

Ich kannte bisher nur Sachbücher/Essays von NK. Die habe ich mit Interesse gelesen, was auch heißt, dass ich daraufhin einige der Bücher gelesen habe, auf die er sich bezieht. Das ist ein großes Lob meinerseits, ein Lob, das ich auch Ihnen nach der Lektüre Ihrer Camus-Biographie unbedingt aussprechen wollte, weil ich durch Ihre Darstellung ein viel gründlicheres Verständnis für das Werk von Camus vermittelt bekam und viele seiner Bücher daraufhin noch einmal gelesen habe! Am Ende habe ich mich nicht getraut, Ihnen das zu schreiben, weil das den Eindruck hätte erwecken können, dass ich kompetent genug wäre, Ihnen ein solches Lob auszusprechen. Für meine folgenden Gedanken scheint es mir nun aber richtig, Ihnen meine seit vielen Jahren bestehende Bewunderung für Ihre Arbeit ausgesprochen zu haben.

Wieso enttäuscht? Herr K kommt in diesem Interview für mich sehr überheblich und ungemein von sich selbst überzeugt rüber, wenn er auf Ihre Fragen einen immer wieder belehrenden, gönnerhaften oder persönlich beleidigenden Ton anschlägt:

Belehrend: „Das macht ja die neuzeitliche Literatur aus, dass sie sich ständig selbst reflektiert. (…)“ – Tatsächlich?

Gönnerhaft: „Es tut mir leid, wenn Sie in Ihrem Beruf Bücher lesen müssen, die Sie nicht interessieren. Das muss sehr ermüdend sein.“ – Ist er aufgestanden und hat Ihnen behutsam über den Kopf gestreichelt?

Persönlich beleidigend: „Die großen Figuren, die Sie vor Augen haben, die dann die ganz klugen Dinge sagen über die Liebe und das Leben, das sind Figuren, wie man sie sich als kleines Mädchen wünscht. (…)“ – Der männliche und altersweise NK kennt sich eben auch unheimlich gut in der Seele kleiner Mädchen aus. Unglaublich! Erst dachte ich, ich hätte mich verlesen.

Weshalb noch enttäuscht? Nachdem Sie die oberlehrerhaften und oft genug blasiert-beleidigenden Entgegnungen des Herrn K höflich und ohne Verlust Ihrer Standards überstanden haben, stellen Sie gegen Ende die entscheidende Grundsatzfrage: „Wie schreibt man über die Mittelmäßigkeit des Mittelstandes? Wie macht man aus uninteressanten Verhältnissen interessante Literatur?“ Die Antwort von Herrn K lässt mich vermuten, dass er den Auftrag erhalten hat, die Drehbücher für die nächsten 100 Folgen der Lindenstraße zu schreiben, von denen es dann heißen wird: „Navid Kermani hat uns 100 weitere, wunderbare Folgen der Lindenstraße in seiner ganz eigenen Art, tiefgründig und witzig, wie das ganz normale Leben in einer scheißdeutschen Provinz nun einmal ist, beschert!“

Ich danke Ihnen für dieses aufklärende Gespräch mit dem intelligenten Schriftsteller NK, der vielleicht doch besser Bundespräsident der von ihm so geliebten Provinzen der BRD werden sollte. Oder nicht? – Rüdiger Brinkmann


Leserbrief zur Titelgeschichte „Das Märchen von der Gerechtigkeit“ von Uwe Jean Heuser

Ich möchte die ZEIT dafür loben, dass sie nach einer Flüchtlings-Euphorie-Phase in der zweiten Jahreshälfte 2015 zu einer nüchtern-realistischen Berichterstattung zurückgefunden haben. Auch ihre Beiträge in der Themenausgabe „Gerechtigkeit“ waren wieder herausragend. So kann man die Titelgeschichte  extrem verkürzend dahingehend zusammenfassen, dass angeblich herausragende, elitäre Leistungen wohl eher nur knapp überdurchschnittliche, zufällig enorm erfolgreiche Handlungen sind. Und dass deshalb eine Gesellschaft aus Gründen des Zusammenhalts und des Gesamterfolges gut daran tut, die materielle Ausstattung seiner Mitglieder nicht zu weit auseinanderdriften zu lassen.

Nun gehört Deutschland zweifellos zu den Ländern, die einerseits nicht zuletzt durch ein kostenfreies, egalitäres und trotzdem qualitätshaltiges öffentliches Bildungssystem noch eine relative Homogenität der Gesellschaft aufweist und andererseits auch die Schwächsten der Gesellschaft nicht ins Bodenlose fallen lässt. Gerade diese Mischung macht Deutschland, das steht im Einklang mit ihren Ausführungen zur Gerechtigkeit, offensichtlich stark. Andere starke und erstarkende Länder wie die USA oder China gehen bekanntlich einen ganz anderen Weg, von „schwachen“ Ländern gar nicht zu reden.

Ist es einem Menschen zu verdenken, wenn er – als Zuwanderer in allen Ländern der Welt auf der untersten sozialen Stufe landend – Aufnahme in dem Land sucht, das ihm Teilhabe an diesem sozialen System bietet? Ob das Paradies aus der Nähe noch so schön ist, wie es aus der Ferne geglitzert hat, steht da schon auf einem anderen Blatt. Und wenige Jahre mit  Zuwanderungszahlen wie 2015 reichen, um die beschriebenen Sozialsysteme zusammenbrechen zu lassen. Selbst wenn beide Amtskirchen in Deutschland gesagt hätten: „Wir schaffen das allein“ und ihr gesamtes Vermögen der Flüchtlingskrise geopfert hätten (Bedarf über 20 Milliarden € Kosten pro Jahr), wären sie spätestens nach 5 Jahren mittellos.

So unbequem diese Wahrheit auch sein mag: Entweder Deutschland schafft wie die USA (fast) jedes Recht auf Sozialhilfe und ärztliche Betreuung ab, oder man sorgt für geregelte sprich begrenzte Zuwanderung (und weitgehend geschlossene Grenzen). Sprüche wie „wir schaffen das“ oder „Deutschland ist ein starkes Land“ sind mir auch deshalb suspekt, weil sie in einer unseligen Tradition deutscher Überheblichkeit stehen, die dem deutschen Volk eine Sonderrolle in der Geschichte zuweisen will. Wir können weder die Weltherrschaft erringen noch die ganze Welt retten. Wir können auch nicht annähernd weltweit Fluchtursachen beseitigen oder alle Flüchtlinge aufnehmen. Dazu reicht ein Blick auf die Weltkarte oder ein Studium von Statistiken.  Bitte, liebe deutsche Mitbürger, lasst in der Flüchtlingsfrage endlich bei aller Hilfsbereitschaft etwas mehr Bescheidenheit, deutlich mehr französischen Rationalismus, mehr britischen Pragmatismus und weniger deutsche Ideologie und moralinsaure Hegemonie walten. Europa, die Welt und unsere Nachkommen werden uns dankbar sein. Und nehmt bitte zur Kenntnis, dass nicht alle Zuwanderer, die schon da sind, in dieses „Paradies“ integriert werden wollen. – Benno Blessenohl


Leserbrief zu „Wer hat das Geld“ und „Reich sind immer die anderen“ von Kolja Rudzio

In seinem Artikel ‚reich sind immer die anderen‘ behauptet Herr Rudzio, die Armen fühlten sich immer reicher und die Reichen ärmer, als sie sind. Dies begründet er damit, dass die Armen ihr Selbstwertgefühl steigern wollen, indem sie sich vorspielen, reicher zu sein. Eine typisch überhebliche Einschätzung. Vielleicht sind es gerade die Armen, welche durch das Erleben eines Alltags mit wenigen Mitteln das, was sie haben zu schätzen wissen und damit auch das, was sie mehr haben als wirklich Arme in beispielsweise fragilen Kontexten. Reiche hingegen sehen oft nur das noch mehr, das sie sich (noch) nicht leisten können, das teurere Auto, den passenden Beamer. Schade, dass die Nähe zu nicht materiellen Gütern häufig so dargestellt wird, als würde man sich belügen, um in eine Gesellschaft zu passen. – Julia Tietjens


 Leserbrief zu „Wer hat das Geld“ und „Reich sind immer die anderen“ von Kolja Rudzio

Wenn der Paniklevel aus Abstiegssorgen durch die Flüchtlingsbewegung mit der Zeit der Wiedervereinigung vergleichbar ist, stellen sich ganz andere Fragen. Geht es wirklich um Aktionen gegen Flüchtlinge oder sind es „nur“ die großen Zahlen aus der Flüchtlingsbewegung, die Angst machen? Es lohnt sich, da genau hinzusehen. Es zeigt sich dann auch, dass es falsch ist, der AfD falsche Themen wegzunehmen und Begrenzungen zu fordern. Das ist zu einfach und nimmt nicht wirklich Ängste. Es wäre richtig, konsequent nach Mittel und Wegen zu suchen, die Angst zu nehmen, die durch den Zustrom vieler Menschen mit Bedarf an Arbeitsplätzen verursacht sind. Statt zu sagen, „wir schaffen das“ hätte es heißen müssen: „allen wird es besser gehen!“! – Dipl. Kfm. Johannes Barth


Leserbrief zu „TTIPleite“ von Josef Joffe

„Ginge es um die Fakten, würde Deutschland für, nicht gegen TTIP auf die Straße gehen.“, schreibt Josef Joffe in seiner Kolumne. Ja, welche Fakten denn? Es gibt keine einzige seriöse Studie, die einen nennenswerten Anstieg des Wohlstandes für alle Bürger begründen kann. Auch die Studien vom ifo-Institut und von Bertelsmann, die von der CDU gern als „Beweis“ für den angeblichen Goldrausch benutzt werden, den uns die Handelsabkommen bescheren sollen, sind längst wiederlegt. Selbst die Mittelstandsverbände wie der BVMW lehnen TTIP ab! Warum also will uns Joffe weiterhin weismachen, dass ohne TTIP gewissermaßen der Weltuntergang droht? Ist es einfach nur Gewohnheitsdenken, weil wir als Exportweltmeister bisher immer vom Welthandel profitiert haben? Dabei wird jedoch immer gern folgendes verdrängt: Exportüberschuss auf der einen Seite bedeutet Außenhandelsdefizit auf der anderen Seite, gleichbedeutend mit Schulden bei unseren Handelspartnern. Es entsteht eine Blase, die irgendwann platzen wird: Wohlstand auf Pump!

Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich bin kein Feind des weltweiten Handels und auch kein Feind der Globalisierung. Solange der Handel weltweit fair und die Spielregeln transparent sind. Der Handel hat dann allerdings nicht mehr nur Vorteile für uns. Das konnten u.a. die beiden Weltbankökonomen Branko Milanovic und Christoph Lakner in einer umfangreichen Studie zeigen. Kollegen von Joffe haben darüber berichtet. Er sollte vielleicht öfters mal die eigene Zeitung lesen. Die Weltwirtschaft ist kein Perpetuum mobile. Es gibt kein Wachstum für alle ohne Zusatzkosten bzw. Verluste an andere Stelle. Besonders profitieren überall die, die sowieso schon zu den Gewinnern gehören: „Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen.“ Wichtiger als TTIP ist daher die Klärung der Gerechtigkeitsfrage. Der Kapitalismus besitzt keine eingebaute Automatik dafür, dass es uns immer bessergeht. Josef Joffe sollte vielleicht mal überlegen, ob seine alten Denkgewohnheiten nicht in die Mottenkiste gehören…   ;-) – Volkmar Heitmann


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

Sie bringen es auf den Punkt. NPD, AfD und das von diesen Parteien vertretene, national-„sozialistische“ Gedankengut, gefährden uns alle.

Was denn nun das „Deutsche“ oder eine „Leit-Kultur“ überhaupt sein soll, hat Käutner in seiner Verfilmung von „Des Teufels General“ (Zuckmayer) Curd Jürgens (General Harras) in einer ergreifenden Rede an einen jungen Wehrmachtsoffizier sagen lassen. Dieser war ob der Probleme mit seinem Arier-Nachweis verzweifelt.

Die „Völkermühle Europas“:

„Harras entgegnet ihm wütend:

Na, und was wissen Sie denn über die Seitensprünge der Frau Ururgroßmutter? Die hat doch sicher keinen Ariernachweis verlangt.

Und er gibt ihm zu bedenken:

… was kann da nicht alles vorgekommen sein in einer alten Familie. Vom Rhein – noch dazu. Vom Rhein. Von der großen Völkermühle. Von der Kelter Europas!

Nach diesem Vergleich mit dem Weinbau fährt Harras ruhiger fort:

Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor – seit Christi Geburt. Da war ein römischer Feldhauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. 

Und dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. – Und dann kam ein griechischer Arzt dazu, oder ein keltischer Legionär, ein Graubündner Landsknecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein desertierter Kosak, ein Schwarzwälder Flözer, ein wandernder Müllerbursch vom Elsaß, ein dicker Schiffer aus Holland, ein Magyar, ein Pandur, ein Offizier aus Wien, ein französischer Schauspieler, ein böhmischer Musikant – das hat alles am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt – und – und der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald, und – ach was, schau im Lexikon nach. 

Es waren die Besten, mein Lieber! Die Besten der Welt! Und warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben. Vermischt – wie die Wasser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen, lebendigen Strom zusammenrinnen. Vom Rhein – das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. Das ist Rasse. Seien Sie stolz darauf, Hartmann – und hängen Sie die Papiere Ihrer Großmutter in den Abtritt. Prost.“  (Wikipedia)

Wir alle sind eine unglaubliche Mischung aus Kulturen aller Provenienz. Darauf können wir stolz sein und darauf begründet sich unsere pluralistische, rechtsstaatliche Gesellschaft. – Dr. Lukowski


Leserbrief zur Titelgeschichte „Das Märchen von der Gerechtigkeit“ von Uwe Jean Heuser

Es ist immer die Rede von den Abgehängten, die Angst haben und sich soundso fühlen ( was evtl. keinen realen Wert besitzt, da Statistiken etwas anderes sagen ). Ich halte unser Schulsystem schon für eine grundlegende Fehlerziehung und mitverantwortlich für diese fatalen gesellschaftlichen Entwicklungen. Wer eingepasst ist, ist ein guter Schüler, wer nicht passt ist defizitär und ist vielleicht noch ausreichend oder mangelhaft. Da ist es egal, ob jemand ein toller Schweinebauer wäre, erstmal steht er jahrelang mit Gleichaltrigen in Konkurrenz um etwas, wobei er permanent verliert. Vielleicht liegt das Gefühl der unangemessenen Minderwertigkeit auch in solchen Einteilungsverfahren begründet. Man fühlt sich nicht erst mit der Volljährigkeit zweitklassig. Hinzu kommt die permante Befeuerung durch kommerzielle Medien, auch im bürgerlichen Allgemeinraum inform von Werbeplakaten, die ständig Glück mit Konsum verwechseln und dies nachhaltig implizieren. Ich sehe da einen sehr deutlichen Zusammenhang zu dem Hass auf die Eliten und die Globalisierung. Dumme Hauptschüler – liberale Gymnasiasten. In München Ammersee gibt es eine demokratische Schule, die soll jetzt geschlossen werden, da sie wohl nicht dem Lehrplan entspricht – wie kann es nur sein, dass es überhaupt etwas anderes als demokratische Schulen in unserer Demokratie gibt! – Barbara Rahn


Leserbrief zu „Ich bleib dann mal da“ von Nina Piatscheck

Ich selbst habe mich nach einem ersten Bachelor und rund vier Jahren Berufsalltag noch einmal zu einem komplett neuen Studienfach entschlossen und komme nun ins 5.Semester. Die Zeit seit dem Studienbeginn ist anstrengend und auch finanziell ist es häufig schwierig, dennoch würde ich mich jederzeit wieder zu diesem Schritt entschließen! Ich kann nur jedem raten, sehr genau in sich hinein zu hören und vielleicht, ebenso wie ich, einen Workshop zur Findung von beruflichen Perspektiven zu machen und den Schritt zu wagen. Die innere Zufriedenheit   gibt mir immer wieder das Gefühl, richtig gehandelt zu haben. Ein Dank auch an meine Eltern, die mich finanziell unterstützen!
Sandra Krüger, glücklich im Zweitstudium an der FU Berlin – Sandra Krueger


Leserbrief zu „TTIPleite“ von Josef Joffe

In seiner Zeitgeistkolumne beklagt der Autor die aus seiner Sicht irrationalen Proteste gegen TTIP: Obwohl das keimtötende Chlorbad der US-Chlorhühnchen nur so giftig sei wie ein „kräftiger Schluck aus dem Becken des Stadtbads“ steht TTIP auf der Kippe – und die Welt angeblich vor einem Rollback bei der Globalisierung ähnlich dem, der am Ende des 19. Jahrhunderts begann und in den ersten Weltrkrieg mündete.

Herr Joffe, ich frage mich ernstlich : geht’s nicht eine Nummer kleiner, muss gleich das Ende der Welt an die Wand gemalt werden, nur weil ein undurchsichtig verhandeltes Abkommen ohne erkennbare Wachstumsimpulse vielleicht nicht zustande kommt? Die EU hat doch selbst die manipulierten Wachstumsprognosen, welche am Anfang in die Welt gesetzt wurden, still und heimlich kassiert, der Kommissar, der sie in die Welt setzte, ist nicht mehr im Amt.

Es ist diese Keule der Alternativlosigkeit und der Arroganz einer neoliberalen Elite, welche nicht mehr zieht und die Bürger in Scharen zu rechten und linken Populisten treiben.

Und was das Chlorhühnchen betrifft: wenn es so harmlos ist, warum weigern sich dann EU und Lobbies einer Kennzeichnungspflicht zuzustimmen? Der Bürger soll doch dann bitteschön selbst entscheiden, ob er ab und zu mal ein Schluck aus dem Schwimmbecken trinken möchte oder nicht. – Dr. Dirk Kerber


Leserbrief zu „Einfach mal ignorieren!“ Interview mit Christina aus der Au

Darin ist die evangelische Kirche ja geübt. Offensichtlich hat sie Luthers Antisemitismus (er empfiehlt, die Synagogen anzustecken, die Häuser der Juden zu zerstören, ihnen alle Barschaft zu nehmen und ihre Lehre zu verbieten), seine Frauenfeindlichkeit und seine Haltung gegenüber behinderten Kindern (die er als seelenloses Fleisch bezeichnete, das ersäuft werden sollte) einfach mal vergessen. – Margot Neuser


Lassen Sie mich bitte vorweg schicken, dass DIE ZEIT für mich eine der intelligentesten und
ausgewogensten Zeitungen in diesem Lande ist. Daher hat mich dieser Kommentar aus der Feder des
Herausgebers so schockiert. Die dort getroffenen Aussagen sind nach meiner Meinung
undifferenziert, unterstellend und teilweise schlicht falsch.

Den Menschen, die sich gegen TTIP und Co. zur Wehr setzen, vorzuwerfen sie wollten die Welt oder
gar Deutschland abschotten empfinde ich als gehalt- und niveaulose Rhetorik, die man eher in
anderen Blättern  erwarten würde. Zu unterstellen oder in Kontext zu stellen, man wolle „Mauern
hochziehen“ ist eine unglaubliche und nicht nachvollziehbare Unterstellung. Wie kommen Sie
darauf?

Von den Befürworten des Freihandels, wie auch von Ihnen, wird gerne angeführt, dass seit 1990 die
Armut halbiert wurde. Das bedeutet zunächst, dass wir noch immer rund eine Milliarde Menschen in
extremer Armut haben. Dieses trotz unermesslichem Reichtum auf der andern Seite. Bei dem
Argument der Armutshalbierung wird gerne unterschlagen, dass alleine die Volksrepublik China in
den letzten Jahrzehnten fast 800 Mio. Menschen aus der extremen Armut geführt hat. Ein Land
welches sich übrigens wenig durch freien Handel, als vielmehr durch Protektionismus auszeichnet.
Hinzu kommt nochmal ein starker Armutsrückgang in Indien. Ob dies dem Freihandel zu verdanken
ist?

Sie schreiben, dass gerade der Mittelstand durch diese Abkommen gewinnen wird. Womit
begründen Sie diese Aussage? Es werden in diesem Zusammenhang immer nur diejenigen
mittelständischen Unternehmen genannt, die weltweit aktiv sind und eher Konzernen gleichen. Nicht
umsonst ist der Widerstand aus dem Bereich der KMUs enorm und dort sorgt TTIP und Co. für
Unruhe und Verunsicherung. Ich selbst bin Geschäftsführer eines KMU mit 35 Mitarbeitern und
entschiedener Gegner solcher Art von Freihandelsabkommen.
Niemand hat etwas dagegen, technische Standards nach oben hin anzupassen, wenn  es dabei hilft
zu vereinfachen. Doch warum kann das nicht durch technischer Normungsstellen und
Vereinbarungen geschehen? Braucht es dafür ein Freihandelsabkommen mit so weitreichenden
Konsequenzen?

Was wir brauchen sind keine weiteren Freihandelsabkommen, sondern globale Werteabkommen.
Abkommen in denen sich starke Partner wie die USA und die EU zusammenschließen, um das Wohl
und die Entwicklung der Menschheit langfristig zu sichern!

Wohin haben uns denn der Freihandel und der damit verbundene Neoliberalismus geführt? Wir
haben gigantische Flüchtlingsströme, die Welt ist überzogen mit Terror, nationalistische Tendenzen
nehmen rasend und in gefährlichem Ausmaß zu, die Wohlstandsschere klafft immer weiter
auseinander und wenn wir nicht ganz schnell die Klimaveränderung stoppen, wird es richtig
ungemütlich auf diesem Planeten.

Anstatt weiter auf Wachstum um jeden Preis zu setzen, den nachweislich unser Planet nicht mehr
verkraftet (Erdüberlastungstag war dieses Jahr bereits am 08. August), sollten internationalen
Abkommen verbindlich die Probleme dieser Erde lösen.

Des Weiteren schreiben Sie, dass die Deutschen für TTIP auf die Straße gehen müssten, wenn es um
die Fakten geht. Hier bin ich wirklich sprachlos, denn überzeugt, Sie kennen die Fakten. Ich gehe
davon aus, dass Sie hier vor allem vom Wachstum sprechen. Unabhängig davon, dass wir das
Wachstumsmodel hinter uns lassen müssen, wird TTIP uns kaum oder nur in homöopathischen
Dosierungen  Wachstum sichern. Sie kennen die Studien.  Die in den wohlwollenden Studien
prognostizierten Wachstumsraten sind schlicht lächerlich, was selbst von Herrn Karel de Gucht vor
laufender Kamera eingeräumt werden musste. Stellen wir die kritischen Studien daneben, dann ist
schnell fraglich, ob durch TTIP oder auch CETA nicht gar Negativeffekte für die Volkswirtschaften und
damit einhergehend für die Menschen geschaffen werden. Keiner kann wirklich voraussagen, was die
Abkommen bringen. Die katastrophalen Folgen des NAFTA Abkommens, brauche ich nicht weiter
aufzuführen.

Ganz zum Schluss möchte ich noch fragen, ob Sie es ernst meinen, wenn Sie vom
Verarmungswettlauf wie nach 1918 sprechen? Ich kann es mir einfach nicht vorstellen! Warum
wecken Sie solche Assoziationen und stellen diesen Kontext her? Angst machen mit der üblen alten
Zeit? Heute werden ganz ohne TTIP jährlich Waren und Dienstleistungen im Wert von rund einer
Billionen Euro zwischen den USA und dem Euroraum ausgetauscht. Daran wird sich nichts ändern,
mit oder ohne TTIP. – Stefan Maier


Leserbrief zu „Es gibt nun mal Menschen, die Jutta heißen“ ein Gespräch mit Navid Kermani, geführt von Iris Radisch

Wenn ich Herrn Kermani richtig verstehe, glaubt er , dass heutzutage in der Literatur u.a. der Furz zu kurz kommt, was natürlich auch für den von Herrn Kermani erwähnten Marcel Proust gilt.  Als alter Proust-Leser kann ich diese Einschätzung nur bestätigen; wobei ja gerade dieser Autor mit seiner delikaten Digestion doch geradewegs dazu bestimmt gewesen wäre, etliches zum Thema beizutragen–. Doch seit Rabelais sind nun mal die Zeiten des literarischen Furzes als Objekt des Erzählens vorbei -hélas!– Herr Kermani sollte jedenfalls am Thema dranbleiben, etwa indem er zukünftig seiner Jutta einen Otto zugesellt, damit die dann ggfs. im Duett… – Jürgen Wißner


Leserbrief zu „Ungleichheit? Ihnen doch egal“ von Kolja Rudzio

bzgl. Ihres Artikels: „Ungleichheit? Ihnen doch egal“, Die Zeit vom 22.09.2016, möchte Ihnen folgendes ergänzen:

Natürlich hat die wirtschaftliche Ungleichheit, auf die sich leider allzu einseitig beziehen, bzgl. der Einkommen bei uns in den letzten zehn Jahren zugenommen, für bezahlbaren Wohnraum in den Städten sogar dramatisch, das ist auch eine Form der Ausgrenzung.

Die Gehälter der DAX-Vorstände, aber auch einiger Profisportler, vor allem Fußballer der umsatzstärksten Vereine sind enorm: Was eine(r) dieser „Kaste“ in einem Jahr verdient, schafft der Arbeiter, der beispielsweise auch im Fussballstadion ein Stehplatz bezieht, in seinem ganzen langen Arbeitsleben nicht!

Viele größere Firmen haben beispielsweise ihre Reinigungs- und Küchenkräfte in nicht-tarifgebundene Unterfirmen ausgesondert, Zeitarbeitsfirmen bieten ebenfalls Arbeit gegen weniger Lohn an, so dass all diese Betroffenen entsprechend einer zweiten oder dritten Beschäftigung noch nachgehen müssen. Wie viele Minderjährigen leben in Deutschland jenseits der Armutsgrenze? laut Statistik 2 Millionen! Wie viele Alleinerziehende können ihren Kindern weder ausreichend Zeit und Freizeitangebote anbieten?

Viele ohne regelmäßiges, selbst verdientes Einkommen werden in den Statistiken gar nicht mehr erfasst, haben sich von diesen Systemen schon längst verabschiedet und leben von der Unterstützung ihrer Angehörigen, weil der Staat allenfalls noch Sozialhilfe oder nichts anbietet. Wer nicht mehr arbeitet, krank ist und seinen Rentenantrag nicht rechtzeitig stellt kann gar keine EU-Rente mehr erhalten, herangezogen wird das Einkommen der fünf Jahre unmittelbar zuvor.

Zusammenfassend ist schon die wirtschaftliche Ungleichheit in der Gesellschaft leider ziemlich enorm, aber mindestens genauso entscheidend ist die Frage nach einer geistig-kulturellen Identität.

Bei letzterem setzt die AfD an, vor einiger Zeit hatte Die Zeit ein Interview mit ihrem „Chefideologen“ Hr. Höcke abgedruckt: Die „Original-Hetze“, nachzulesen in „Mein Kampf“ hat er in diesem Interview in die Gegenwart transformiert und entsprechende Feindbilder „kreiert“. Da scheint es kein Zufall zu sein, wenn Ihre abgedruckte Umfrage in Ihrer aktuellen Ausgabe ergibt, dass 18% der AfD-Wähler „unter bestimmten Umständen eine Diktatur befürworten würden“ oder wenn „Frontal 21“ PEGIDA und AfD-Wähler interviewt, die sich Putin für Deutschland wünschen.

Die Frage der Identität geht über die sogenannte Flüchtlingskrise weithinaus: Ähnlich wie die britische Brexit-Wahl schon gezeigt hat: Nicht so wenige Menschen kommen mit dem rasanten Tempo unserer Zeit nicht klar: den technischen Fortschritt bewältigen, immer informiert zu sein und zu verstehen, dass „das Fremde eben jetzt doch so nah“, dass „andere Lebensentwürfe“ auch ihre Berechtigung haben, dass tatsächlich Schwulsein oder Lesbischsein „normal“ sind, dass es tatsächlich genetische Varianten, also natürliche Varianten in der Geschlechtsentwicklung gibt („Mann kann sich als Frau fühlen und umgekehrt“). Kurzum, dass es für die eigene Unzulänglichkeit des Verstehens oder genauer: der Aufklärung keinen Sündenbock mehr geben kann, sondern nur die eigene Verantwortung und damit das eigene Denken und Engagement.

Genau da setzte schon nach dem ersten Weltkrieg die NSDAP an und jetzt eben die AfD, die sicherlich nicht – wie Sie es leider in Ihrem Vergleich getan haben – eine CDU-Variation der 1960er Jahre darstellt. Die AfD ist rückwärst gerichtet, nationalistisch und EU-feindlich. Doch die unselige Glorifizierung der Nationalstaaten mag einerseits verführerisch sein, aber stellt – wie wir wissen – nicht nur keine Lösung dar, sondern hat unsere Vorfahren in die Katastrophe geführt.

Wenn man in einem Tag rund um die Welt fliegen kann, dann kommen eben auch andere aus der Welt zu einem und damit neue Ideen, andere Kulturen und andere Lebensvorstellungen. Der aufgeklärte Mensch kann dies als Bereicherung sehen und kommt mit den dazugekommenen „Fremden“ ins Gespräch ohne selbst in eine Identitätskrise zu kommen, sondern erkennt mit der Zeit auch viele Gemeinsamkeiten und in der Vielfalt eine Chance, selbst seinen Horizont zu erweitern und Gedanken zu integrieren.

Genau dies wird jedoch in der Öffentlichkeit viel zu wenig hervorgehoben, gerade auch von den Politikern, angefangen von Fr. Merkel, leider kaum kommuniziert. Stattdessen schüren die geistigen Brandstifter wie Herr Seehofer das „nationalistische und revanchistische Feuer“ ohne selbst jedoch eine positive Identität anbieten zu können. Das „Sich-stark-Fühlen“ in der Abwertung des anderen ohne selbst zu wissen, wer oder was man ist, kann man ebenfalls in der NS-Ideologie nachlesen.

Diese jetzige Identitätskrise dieser Menschen erinnert natürlich an die 1930er Jahre, damals wurde die Identität mit aller Gewalt vorgegeben: Wer nicht auf Linie war erhielt Berufsverbot, wurde ausgegrenzt und nach der psychischen Vernichtung folgte dann die physische.

Bücherverbrennung, Verbot von entsprechenden kritischen / satirischen Zeitungen u. Kabarett, Ausstellungen wie „entartete Kunst“ zeigen wie brutal-ernst es den NS-Ideologen mit der Identitätsstiftung für ihre „Volksdeutschen“ war und wer Volksdeutscher war bestimmten sie selbst.

Noch einmal zusammenfassend verläuft die „entscheidende Grenze“ in unserer Gesellschaft, auf unserem Kontinent und vermutlich auch in der übrigen Welt wohl vor allem zwischen aufgeklärten und nicht-aufgeklärten Mitmenschen. Wer die Aufklärung ernst nimmt versucht entsprechend zu handeln, das haben die ersten Aufklärer in Europa schon vorgemacht, allen voran Spinoza, von dem auch Goethe immer sein Buch über die Ethik dabei hatte. Die Betonung liegt auf „wohl vor allem“, eine Behauptung, die entsprechend belegt werden müsste oder – was sich meiner Erkenntnis entzieht – vielleicht schon untersucht worden ist.

Es gibt also wirklich keinen Grund, die AfD zu unterschätzen oder mit simplen Vergleichen zu verharmlosen; dieser Fehler wurde in unserer Geschichte bereits fataler Weise schon begangen. – Dr. med. Marcus Feldmann


Leserbrief zu „You say Goodbye, and I say Hello“  von Bernd Ulrich

Es ist nicht nachvollziehbar, dass „Die Zeit“ immer wieder Angela Merkel als Ikone bejubelt. Diesmal ist es der sonst erfreulich sachlich-nüchterne Bernd Ulrich, der gleich vier Gründe zu sehen vorgibt, dass die Kanzlerin noch einmal antreten müsste. Vergessen ist, dass Frau Merkel mit einem absurden Argument eine Energiewende durchgesetzt hat und sich auf eine Rettung des Euro eingelassen hat, für die Stromverbraucher jährlich 20 Milliarden Euro bezahlen, und sich auf eine Rettung des Euro eingelassen hat, die Rentner und Sparer in die Armut treibt. Vergessen auch, dass sie aus purem Eigeninteresse in der Türkeipolitik einen abenteuerlichen Wechsel vorgenommen hat. Erstaunlich ist vor allem, wie Merkel in der Flüchtlingsfrage ihr gegen deutsches und EU-Recht verstoßendes Fehlverhalten ein humanitäres Mäntelchen umgehängt hat. Ein CDU-Freund, der nicht genannt sein will, hat der Kanzlerin als sie die Grenze wie ein Scheunentor öffnete, um Flüchlinge unkontrolliert einreisen zu lassen, unterstellt, dass sie auf den Friedensnobelpreis spekuliert habe. Die Rechnung ist nicht aufgegangen. Zudem fehlte ihr für die Mißachtung von Recht und Gesetz jegliche Legitimation, so dass die „demokratische Hygiene“ kein Argument für ihre Wiederwahl sein kann. Auch der Hinweis auf die internationale Lage ist erstaunlich: Die Kanzlerin spaltet Europa, gilt als Scharfmacherin in der Ukraine-Krise und hat nicht einmal ansatzweise einen positiven Beitrag zum Syrienkonflikt beigetragen. In der CDU hat sie viele Gegner, die wie die CSU denken, aber öffentlich schweigen, weil sie 2017 wiedergewählt werden wollen. Angela Merkel sollte einsehen, dass ihre Zeit als Kanzlerin im Interesse Deutschlands zu Ende gegen muß. – Theobald Groß


Leserbrief zur Titelgeschichte „Das Märchen von der Gerechtigkeit“ von Uwe Jean Heuser

Allein dieses Thema finde ich sehr interessant und fühlte mich angesprochen. Und ja, wir gehören zu den Besserverdienenden.

Aber: Mittlerweile haben unsere 4 Kinder ihre Studienzeit mit Erfolg abgeschlossen und stehen auf eigenen Füßen. Ich erinnere mich aber sehr genau daran, dass es auch lange Strecken gab, auf denen wir jeden Cent umdrehen mussten und Anschaffungen (150 €) geschoben haben. Deswegen ist für mich die Definition reich und besserverdienend eine andere als die Ihre. Nur vom Vermögen in € betrachtet, stellt es nicht dar, welche Wirtschaftskraft so eine Person hat. Es muss berücksichtigt werden, wieviele Familienanghörige damit versorgt werden müsssen.

Andererseits – meine Kinder verbuche ich eindeutig auf meiner Vermögensseite………………:):):) – Ingrid Lange


Leserbrief zu „Die Allmacht der Grünen“ von Giovanni di Lorenzo

„Was soll das?“ war mein erster Gedanke, gefolgt von „Wer schreibt denn sowas und warum?“ Es hat mich irritiert und verärgert, was ich da in der ZEIT lesen musste von einem doch eigentlich für klug gehaltenen Kopf. Wollte er nur zeigen, dass er Zusammenhänge herstellen konnte zwischen Dingen, die sonst nur wenige erkannten, oder läutet das den Paradigmenwechsel ein vom seriös durchdachten Journalismus zum Unsinn in wohl geformten Sätzen? Hier wird der Eindruck vermittelt, dass Freiheit, Menschenrechte, Selbstbestimmung, Toleranz, respekt- und würdevoller Umgang, also ALLES was die Grundlage offener moderner demokratischer Gesellschaften sind, vorübergehende Erscheinungen sind, Vorstellungen einer Gruppe von Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, unsere Köpfe damit zu erobern. Ein Zeitphänomen, das nun langsam zum Auslaufmodell wird. Das kann nicht Ihr Ernst sein, denn all diese Werte sind nicht „Erfindungen“ einer politischen Gruppe, sondern grundlegende Basis jeder menschenwürdigen Gesellschaft und sollten in unser aller Köpfe genau deshalb sein. Sie sind so alt wie die Menschen mit ihrer Sehnsucht nach Aufklärung, Selbstbestimmung und Glück.

Bestimmte Gruppen der Gesellschaft haben seit Jahrhunderten zunehmend erfolgreich versucht sie durchzusetzen. Die hier dargestellten Zusammenhänge werden der Bedeutung unserer geistigen Grundlagen nicht gerecht und die Schlussfolgerung der grünen Hegemonie wirkt lächerlich. Das alles ist nicht verhandelbar und lässt auch keinen Raum für solch intolerantes menschenverachtendes Gedankengut. Es wird hoffentlich nie die Köpfe von Studenten, Künstlern, Journalisten, Lehrern usw erobern, oder wollen Sie mit Ihrem Artikel dazu ermutigen? Sie sollten eine solche Gedankenwelt nicht verständnisvoll erklären, sondern als das bezeichnen, was es ist: Einfalt, Dummheit und Ignoranz. – Irmfried Lauinger


Leserbrief zu „Er und wir“ von Peter Kümmel

Mit dem Foto zum Artikel „Er und wir“ über Franz Beckenbauer haben Sie ja einen echten Hit gelandet, mit dem Sie mal eben von Ihrem Niveau herunter in die Tiefen der Boulevardpresse abtauchen. Muss das sein?

Nacktfotos aus der Fussballer-Duschkabine braucht es nun wirklich nicht, und der Artikel wird dadurch auch nicht informativer. – Anna-Barbara Geck


Leserbrief zur Rubrik „Ansage“

„Na was ist los im Internet?“ Garantiert nicht was Sie denken.

Als ich den Titel der Zeit zum Entdecken gesehen habe, habe ich mich sehr gefreut (das ist eine Untertreibung). Aber als ich dann die Memes gelesen habe, war ich dann doch sehr enttäuscht. Denn Memes sind heute mehr als nur Macros.

Und ehrlich, wir leben in Deutschland und nicht ein Deutsche-Bahn Meme? Und was ist mit Bielefeld? Das checkt ja sogar meine Oma. (╯°□°)╯︵ ┻━┻

Wenn Sie dem Zeit-Leser erklären wollen, was Memes sind, dann reicht es nicht wenn Sie erzählen, dass Sie sich gerne auf dubiosen Seiten herumtreiben, sondern Sie müssen dem Leser auch etwas an die Hand geben das er kennt!

Eben Bielefeld wäre da das perfekte Beispiel. Oder „Letztes Jahr war mehr Lametta“. Halt eben Dinge die Otto Normalverbaucher kennt.

Aber wahrscheinlich sind Sie genauso wie Ihr Kollege auch: Festgefahren in Ihren alten guten Zeiten, wo Memes noch Macros waren und die Pizza noch komplett belegt war, keine Ahnung was die Jugend von heute und schon gar nicht, die Memes von heute machen.

Natürlich ist das alles verzeihbar, Sie sind ja nun schon etwas älter, und da geht mal schnell alles an einem vorbei. Also möchte ich Sie doch bitten in Zukunft vorher ein wenig zu recherchieren, und zum Beispiel ein wenig Fachliteratur lesen (Makes a Meme Instead von Linda Börzsei ist ein guter Anfang).

Memes sind mittlerweile so viel mehr als blosse Macros! Die Jugend von Heute – Frederike Zurlutter


Leserbrief zur Titelgeschichte „Das Märchen von der Gerechtigkeit“ von Uwe Jean Heuser

Nicht die “Gesellschaft [hat] ihre Versprechen gebrochen”, sondern deren einflussreiche Teile, die sog. Eliten und Entscheider. Das sind zum einen Spitzenmanager, -politiker, -journalisten und -gewerkschafter sowie Multimillionäre und Milliardäre. Zum anderen sind es aber auch Parlamentarier und die mittlere Funktionärsebene der etablierten Parteien, die aus dem Auge verloren haben, dass Art. 21 GG lediglich eine Mitwirkung der Parteien bei der politischen Willensbildung des Volkes postuliert, und die Wahl-Bürger – nicht selten auch die Parteibasis – als nicht qualifiziert für politisch bedeutsame Entscheidungen ansehen und entsprechend behandeln. Im Zusammenspiel mit der verlorenen, für den demokratischen Prozess aber so wichtigen streitigen kontroversen Auseinandersetzung (s. S. 1 u. 2, ”Die Allmacht der Grünen” und “Ob-la-die Ob-la-da”) gefährdet dies unsere Demokratie. – Holger Gundlach


Leserbrief zu „Es gibt nun mal Menschen, die Jutta heißen“ ein Gespräch mit Navid Kermani, geführt von Iris Radisch

Spannend zu lesen in Nr.40:  Das Interview bei Kermani!

Mit dem Autor diesmal ganz und gar nicht zufrieden zu sein, kann ich gut nachfühlen, obwohl ich dieses neue literarische Erzeugnis noch nicht kannte! (Ich werde es nun auch nicht kennen lernen wollen!) Es gab frühere „Machwerke“ von ihm, die mich total abgestoßen haben.

Unbestritten sind dagegen andere – so wie die Preisrede in der Paulskirche.

Ich freue mich über die Art und Weise, wie Frau Radisch den Autor diesmal abkanzelte – wo er erwartet hatte, „sich zurücklehnen“ zu können, um Lob einzuheimsen. Höflich, aber unnachgiebig!  Ähnliches muß sich vor Jahren schon einmal abgespielt haben,

als G.Grass‘ „Ein weites Feld“ erschienen war. Dieses Buch, ein endlos-Roman, der Theodor Fontane in die Abwicklungsphase der 90er Jahre hinein-zudrapieren versucht, ist mir seit einem Jahr (!) eine leidige Lektüre, durch die ich mich durchfresse.  Ich hatte damals DIE ZEIT nicht gelesen – erst seit 3 Jahren bin ich Abonnent – daher wäre ich sehr dankbar, wenn mir jene Rezension von Frau Radisch zugänglich gemacht werden könnte.  E-mail-Übermittlung genügte! – Dr. Rüdiger Brendel


Leserbrief zu „Sprengstoff Leitkultur“ von Jens Jessen

“Leitkultur” – ein junger Begriff, nicht einmal noch 2o Jahre alt. So jung – oder so alt – wie die gesellschaftliche Wahrnehmung einer kulturellen Bedrohung, die auf der Immigrations-Schiene auf Mitteleuropa zukommt. Es ist völlig richtig, dass etwa eine „deutsche Leitkultur“ nicht in einem wissenschaftlichen Sinne definitionsfähig ist, ja nicht einmal in einem literarischen Sinne sich ohne weiteres positiv beschreibbar erschließt. Jens Jessen hat soweit also recht. Er ist nur auf eines nicht eingegangen, dass es nämlich den Anspruch auf eine Etablierung einer solchen Leitkultur ganz anderer Provenienz gibt. Man ist es schon überdrüssig, dazu einmal mehr auf den Islam und seine deklarierte, totalitäre  Expansionstendenz zu verweisen. Im Kontrast dazu lässt sich so etwas wie „Leitkultur“ aber sehr wohl erfassen, wenn auch im Prinzip zunächst nur negativ definiert. Als  soziokulturelles Milieu hatte das alles schon vorher Bestand, als komplementäre Alternative ist es in unseren Tagen ins Bewusstsein gerückt. – Dr. Alfred Franz


Leserbrief zu „You say Goodbye, and I say Hello“  von Bernd Ulrich

Herr Ulrich hat sich diesmal selbst übertroffen in der Glorifizierung von Frau Merkel. Wird der Westen tatsächlich zugrunde gehen, wenn sie uns nicht mit einer unendlichen Kanzlerschaft beglückt? Gibt es in ihrer Redaktion eigentlich einen Kontrollmechanismus für diese Form der politischen Propaganda?

 Ich führe weitere 4 Gründe für eine erneute Kandidatur an:

Für weitere Waffenlieferungen auf die arabische Halbinsel, für die Fortsetzung einer ausbeuterischen Wirtschaftspolitik in Afrika, für ein Exempel der Alternativlosigkeit und die Förderung eines präsidialen Machtsystems ohne zu viele lästige parlamentarische Abstimmungen in Grundsatzfragen, für die Stärkung rechter Tendenzen und den Austritt weiterer Länder aus der EU. – Christian Voll


Leserbrief zu „Zweierbündnisse sind vorbei“ von Mathias Geis und Miriam Lau

Die Projektion des Begriffes Ökologie auf die ausschließlich menschliche Ebene ist – zumal für einen Grünen – angesichts des aktuell stattfindenden sechsten Erdhistorischen Massensterbens von Arten (zuletzt vor 65 Millionen Jahren) eine erstaunliche verbale Entgleisung. – Christian Voll


Leserbrief zu „Kampf um echte Männer“ von Kerstin Kohlenberg

Ihr Artikel ist in seinen überzeugend begründeten Aussagen ein Tsunami. Vielen Dank für diese Anregung!

Inhaltlich sehe ich Berührungspunkte in der gleichen Ausgabe der ZEIT zu

Die Allmacht der Grünen, Giovanni Di Lorenzo („Exzesse der Grünwerdung Deutschlands“, „“Überhöhung der Political Correctness“)

und zu Ungleichheit? Ihnen doch egal, Kolja Rudzio (AfD-Sympathisanten sind mit ihrer ökonomischen Lage zufrieden).

Der inhaltliche Diskurs in einer Demokratie sollte nur durch die geltende Gesetzeslage eingeschränkt werden, das aber konsequent.

Viele, besonders diejenigen, die sich auf der richtigen, der Seite der Guten wähnen, halten offensichtliche andere Meinungen nicht aus.

Man setzt seine Position als absolut, reagiert mit Abwertungen und Ausgrenzung (abgehängt, ängstlich, schlicht zu dumm, sich mit der komplexen Welt rational auseinanderzusetzen) statt mit Auseinandersetzung. Ihnen ist es offenbar nicht möglich, zu akzeptieren, dass es unterschiedliche Interessen gibt und auch unterschiedliche Vorstellungen vom anzustrebenden Ziel.

Das macht mir mehr Sorgen als Positionen, die ich persönlich für „spinnert“ halte. – Reiner Felkel


Leserbrief zu „Nach oben gehangelt“ von Mark Schieritz

Ihr Artikel reizt zu vielen Widersprüchen. So z.B. der Satz: Dennoch könnte es der Menschheit erstmals in ihrer Geschichte gelingen, die Armut zu besiegen. Das ist schon deshalb ein Problem, weil es noch Milliarden von Armen (Tendenz steigend!)  gibt, die alle nur durch einen Raubbau an der Umwelt ernährt werden können. China ist da ein schönes Beispiel!   Das ist aber nicht mein eigentlicher Einspruch. Sie sollten auch der Frage nachgehen, was Armut ist. Für einen Ökonomen ist Armut, wenn man wenig Geld hat. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Für mich ist Armut  z.B. auch Unzufriedenheit mit dem Schicksal! Den Gleichmut sein ökonomisches  Schicksal zu ertragen, dem man chancenlos ausgeliefert ist, sollte man nicht unter  wirtschaftlicher Armut definieren.  Es ist m.E. menschliche Größe, die viele s.g. Arme haben.   Und in genau diese Richtung (und nur in diese Richtung!!!) muß  sich die Menschheit nach oben hangeln!!!!   – Klaus Riediger  


Leserbrief zu „Es gibt nun mal Menschen, die Jutta heißen“ ein Gespräch mit Navid Kermani, geführt von Iris Radisch

Schon ziemlich immer gibt es Menschen, die Anna heißen. Wieviele berühmte, will ich nicht nachzählen. Bloß: ich lernte Anna kennen als Namen für die „Knattel“. So hieß kein höherer Mensch. Dann kam Anna Freud in Mode…Und plötzlich annate es wie wild in den Intellektuellengärten. Oh, Jutta! Ich kenne da  eine warmherzige Person, also :-) . Meinen eigenen Vornamen kommentiere ich mit „Jahrgang 42“ + Rufstimme meiner Großmutter –  also problematisch. Namen gewanden sich in Emotionen: Milieu blöd, Jutta blöd…  Wobei die Vorstädte viele warmherzige patente Juttas produzieren (kann ich mir gut als meine Altenpflegerin vorstellen). „Mein Proust“ hat mir geholfen, das Triviale als Quell kräftiger Emotionen und Anker von Kultur zu begreifen und damit den Begriff Kultur erträglicher gemacht. A propos: Die Kulturszene ist so gut möbliert wie nur was, inclusive Exclusivität. Danke, Herr Kermani, für die Sicht von Außen! – Irmhild Gierth


 Leserbrief zu „Viel gemacht, nix gebracht“ von Peter Dausend

Frau Nahles als linke Politikerin zu bezeichnen halte ich für absurd. Mit ihrer Politik hat sie sicher nicht die sozial Benachteiligten im Blick, sondern eher wohl die gutverdienende Mittelschicht. Frau Nahles mag die meisten Wahlversprechen eingelöst zu haben. Entscheidend ist aber die Frage, wie wurden sie umgesetzt.

Die Rente mit 63 trifft eine sehr enge Gruppe von Arbeitnehmern.  Die durchschnittliche Rente nach 45 Rentenjahre beträgt für Männer  1013 Euro. Frauen muss eine Hinterbliebenenrente mit durchschnittlich 762 Euro pro Monat reichen. Zu einem heiteren Rentendasein reichen diese Beträge nicht aus. Es werden wohl eher  die Rentner mit einem überdurchschnittlichen Alterseinkommen sein, die eine vorgezogene Rente in Anspruch nehmen können.

Auch die Mütterrente wird nicht gerade an Bedürftige verteilt. Sie eine bessere Anerkennung von Erziehungszeiten für Kinder, die vor 1992 geboren wurden. Das klingt doch erst einmal gut. Leider wird bei Rentnerinnen, deren Rente durch eine Grundsicherung aufgestockt wird, der Betrag der Mütterrente wieder abgezogen. Also ein Nullsummenspiel für den Personenkreis, der es am nötigsten braucht. Hinzu kommt, dass es aus der Rentenversicherung gezahlt wird. Offensichtlich ist die Ministerin der Ansicht, dass Kindererziehung keine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, sondern nur von Arbeitnehmern geleistet werden muss.

Die Leiharbeit auf 18 Monate zu begrenzen ist auch nicht der große Wurf. Die meisten Leiharbeiter unterschreiben einen Arbeitsvertrag der besagt, dass das Arbeitsverhältnis endet, wenn der Kunde die Arbeitskraft nicht mehr benötigt. Nach meiner Erfahrung dauert das meistens keine 18 Monate. Viele Unternehmen haben mittlerweile „Billigtöchter“. Die Mitarbeiter haben dort keinen Tarifvertrag und andere Gehälter, Arbeitszeiten und Gewinnbeteiligungen als das Stammpersonal. Das ist fast so gut wie Leiharbeit für die Unternehmen.  Für Frau Nahles ist es vollkommen ok, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter in unterschiedliche Betriebe aufteilen und ungleich bezahlen. Wenn aber Gewerkschaften unterschiedliche Tarifverträge aushandeln wollen ist das böse, es schadet den Unternehmen.

Der nächste Plan ist wohl mit Herrn Schäuble zusammen die Betriebsrente auszubauen. Das ist ein wunderbares Geschenk an die Versicherungswirtschaft. Statt Steuergelder in die privaten Unternehmen zu stecken, kann man auch einfach die bestehende gesetzliche Rentenversicherung ausbauen. Aber da macht sie weiter wo Herr Schröder aufgehört hat. – Andrea Zech